Eine Hammerzehe (Digitus malleus) ist eine Zehenfehlstellung, bei der das vorderste Glied einer Zehe wie ein Hammer stark nach unten gebeugt ist. Die Ursache ist sehr oft ein schlecht geeignetes und enges Schuhwerk. Häufig ist deshalb eine Hammerzehe mit anderen Fußverformungen vergesellschaftet, beispielsweise dem Hallux valgus und dem Spreizfuß. Meistens tritt eine Hammerzehe an der zweiten oder dritten Zehe des Fußes auf. Der Hammerzehe ähnlich ist die Krallenzehe (Digitus flexus), bei der das Mittel- und Endglied der Zehe nach unten gerichtet sind und das Grundglied nach oben steht. Die Folge einer Hammerzehe oder einer Krallenzehe können schmerzhafte Druckstellen beziehungsweise Hühneraugen sein. Auch wenn versucht werden kann, die Hammerzehe oder Krallenzehe mit guten Schuhen, Einlagen oder Übungen in den Griff zu bekommen, so kann dennoch eine Operation manchmal unumgänglich sein.
Es gibt viele mögliche Ursachen für eine Hammerzehe oder eine Krallenzehe, doch am häufigsten hat die Verformung etwas mit zu engen und ungünstig geformten Schuhen zu tun. Weil gerade auch hochhackige Schuhe zu einem vermehrten Druck auf den Zehenbereich führen, sind Hammerzehen bei Frauen häufig. Die Zehen werden nach und nach in die Form des Schuhs gepresst. Im Großzehenbereich kommt es oft zum charakteristischen Hallux valgus, und an den anderen Zehen besteht die Tendenz zu einer Hammer- oder Krallenverformung. Hinzu kommt, dass durch das Schuhwerk die Fußmuskeln nicht richtig trainiert werden. Die Zehen-Beugemuskeln ziehen sich zusammen und verstärken die Fehlstellung der Zehen.
Bereits bestehende Fußformveränderungen wie z. B. der Spreizfuß tragen vielfach ihren Teil dazu bei, dass ein Hammerzeh sich entwickelt. Außerdem kann genetisch eine Veranlagung zu Krallen- oder Hammerzehen bestehen.
In manchen Fällen liegen andere, spezielle Ursachen für eine Hammer- oder Krallenzehe vor, beispielsweise:
Sowohl die Hammerzehe (Digitus malleus) als auch die Krallenzehe (Digitus flexus) ist zunächst einmal durch charakteristische Verformungen gekennzeichnet. Sie kann im Prinzip jede Zehe betreffen, typisch ist diese Veränderung an der zweiten oder der dritten (mittleren) Zehe. An den Großzehen tritt eine krallen- oder hammerartige Formabweichung sehr selten auf, dort ist eher der Hallux valgus häufig (Großzehenballen ragt hervor, Großzehe selbst ist zu den anderen Zehen geneigt).
Sowohl Krallen- als auch Hammerzehen können nicht nur unschön aussehen, sondern auch zu weiteren Beschwerden führen. Druckstellen entwickeln sich, teils kommt es zu Hühneraugen, die auch schmerzen können. Schmerzhaft kann es für den Patienten beim Gehen und Stehen werden. Die Verformung der Zehen nimmt allmählich zu. Bei einer noch nicht so weit fortgeschrittenen Veränderung kann die Zehe meist wieder in die richtige Lage gerückt werden (flexible Hammerzehe). Im späteren Stadium ist es möglich, dass die Zehe nicht mehr in die Ursprungsposition bewegt werden kann (fixierte Hammerzehe). In einigen Fällen geht die Verformung so weit, dass Zehen übereinander statt nebeneinander liegen. Sogar eine Ausrenkung (Luxation) des Zehengrundgelenks ist in vereinzelten Fällen möglich.
Die Diagnose der Hammerzehe oder Krallenzehe geschieht bereits durch den Anblick. Der Orthopäde befragt aber auch den Patienten hinsichtlich möglicher Ursachen und anderer Erkrankungen (Anamnese). Dann erfolgt die körperliche Untersuchung. Nicht nur die Verformungen mit veränderter Gelenkstellung, sondern auch Druckstellen und andere Fußveränderungen werden beurteilt. Röntgenbilder stützen die Diagnose und ermöglichen eine genauere Beurteilung. Röntgenaufnahmen sind zudem auch vorteilhaft, wenn eine Operation geplant werden soll.
Die Diagnose der Hammerzehe ist in der Regel sehr eindeutig. Der Arzt muss aber die verschiedenen möglichen Ursachen voneinander differenzieren. Meist sind schlechte Schuhe verantwortlich, aber beispielsweise sollte der Orthopäde auch neurologische (nervliche) Ursachen ausschließen.
Die Behandlung der Hammer- oder Krallenzehe geschieht zunächst einmal nichtchirurgisch (konservativ). Da die Erkrankung meist dennoch allmählich fortschreitet, kann langfristig oft nur mit einer Operation Abhilfe geschaffen werden. Jedoch sollte anfangs normalerweise mit einer konservativen Therapie versucht werden, die Einflussfaktoren abzustellen und die Verschlechterung aufzuhalten.
Hauptsächlich sind es zunächst die einfachen Maßnahmen, die zur Behandlung der Hammerzehe vorgenommen werden. Sie sind vor allem dann erfolgversprechend, wenn der Zeh zumindest passiv noch in die richtige Lage gerückt werden kann.
Der Fuß sollte entlastet werden. Insbesondere sollten weite, fußfreundlich geformte Schuhe getragen werden. Einlagen oder Polsterungen sowie geeignete Verbände und Schienungen können ebenfalls die Situation verbessern. Häufiges Barfußlaufen kann dabei helfen, das Fortschreiten der Zehenveränderungen aufzuhalten. Gleiches gilt für Krankengymnastik, die speziell auf die Zehen beziehungsweise die Fußmuskulatur ausgerichtet ist.
Hühneraugen und Druckschwielen können mit Hilfe einer Fußpflege reduziert werden. Diese Erscheinungen können allerdings rasch wiederkommen, wenn nicht auf die Entlastung der Füße geachtet wird.
Mehrere Operationsmethoden kommen bei Krallen- oder Hammerzehen in Frage. Sie werden je nach dem Befund und den Symptomen gewählt, aber auch das Patientenalter spielt eine Rolle. Sinn der Operation ist es, die Formveränderung zu beheben und gegebenenfalls die Belastung zu reduzieren. Dies kann durch Verkürzung der Knochen gelingen, weil dann auch der Zug durch die Sehnen nicht mehr so stark ins Gewicht fällt.
Ist die Zehenveränderung noch flexibel, so kann eine Operation an den beteiligten Sehnen ohne eigentliche Gelenkkorrektur genügen. Die Sehnen werden umgelenkt, so dass sich eine günstigere Zugwirkung ergibt und der Zeh eine bessere Position einnimmt.
Eine übliche Operation bei Hammerzehen ist der Eingriff nach Hohmann. Diese beinhaltet eine Verkürzung des Knochens. Üblicherweise wird das Köpfchen des Zehenmittelglieds entfernt. Dazu muss erst die Strecksehne durchtrennt werden, sie wird danach wieder vernäht. Bisweilen muss ein Draht eingesetzt werden, der über die Haut hinausragt und nach einigen Wochen entfernt werden kann.
Bei noch flexiblen Hammerzehen oder Krallenzehen mit zusätzlichen Schmerzen im Mittelfuß kommt die OP nach Weil (Weil-Osteotomie) in Frage. Dabei wird das Mittelfußköpfchen in sohlenparalleler Richtung abgetrennt, etwas nach hinten verschoben und wieder am Rest des Knochens befestigt. Dies geschieht mit einer Art Schraube, die im Fuß verbleiben kann.
Nach der Operation wird der Fuß hochgelagert, um die Schwellung zu vermindern. Je nach Methode kann der Fuß meist nach zwei bis vier Wochen allmählich wieder belastet werden. Es kann das Tragen eines Vorfuß-Entlastungsschuhs oder eines Pflasterverbands notwendig sein.
Wie lange man nach der Operation krankgeschrieben wird, hängt von der beruftlichen Tätigkeit des Patienten ab. Patienten, die einen Bürojob haben, können nach zwei Wochen wieder arbeiten gehen. Patienten, die in ihrem Beruf lange stehen müssen (Verkäufer/Verkäuferinnen), werden vier Wochen lang krankgeschrieben.
Natürlich varriert die Krankschreibung vom Heilungsverlauf und der individuellen Situation. Abhängig von der Arbeit und der Situation kann die Arbeitseingliederung stufenweise erfolgen. Dabei wird die Zahl der Stunden, die man pro Tag arbeiten darf, nach und nach erhöht.
Die Wunde heilt zwei Wochen nach der Operation ab. 10 bis 14 Tage nach der OP werden die Fäden gezogen. Nach ungefähr drei Wochen ist Fuß voll belastbar. Leichte sportliche Betätigung ist frühestens vier Wochen nach der Operation möglich. Auf Joggen und Wanderungen muss sechs Wochen lang verzichtet werden.
Mit der einfachen (konservativen) Behandlung kann eine Besserung erreicht werden, oftmals können die Beschwerden aber nicht auf Dauer beseitigt werden. Die Zehenveränderung kann sich nach und nach verstärken. Unter Umständen muss eine Operation erfolgen, damit die Verschlechterung aufgehalten werden kann. Die Prognose der Operation ist im Allgemeinen gut, und auch die Gefahr von Komplikationen ist gering. In aller Regel zeigt sich nach der OP ein zufriedenstellendes Ergebnis. Patienten müssen allerdings auch im Nachhinein darauf achten, kein unvorteilhaftes Schuhwerk zu tragen und einer erneuten Hammerzehe vorzubeugen.
aktualisiert am 13.01.2020