Ein Abszess ist eine umschriebene Entzündung, bei der sich Eiter vom umliegenden Gewebe abkapselt. Abszesse können sich im Halsbereich aus verschiedenen Veränderungen entwickeln und müssen behandelt werden.
Die Entzündung wird beim Abszess meist durch das Bakterium Staphylococcus aureus, seltener durch andere Bakterien oder Pilze verursacht. Abszesse entstehen häufig ohne erkennbaren Grund. Oftmals werden die Krankheitserreger über die Blutbahn gestreut und kapseln sich ab. Sie können sich am Hals aber auch aus Weichteilentzündungen oder aus Lymphknotenveränderungen entwickeln. Eine geschwächte Abwehrlage begünstigt die Abszessentstehung.
Durch dicht unterhalb der Haut liegende Abszesse und Furunkel ist der Bereich gerötet, überwärmt, geschwollen und schmerzhaft beziehungsweise berührungsempfindlich. Zusätzlich besteht eine Funktionseinschränkung, beispielsweise eine Bewegungseinschränkung in Kopf und Hals.
Die Entzündung kann auf Gewebe in der Nähe übertreten. Die Strukturen, z.B. Knochen, Muskulatur oder Nerven, können dadurch unwiederbringlich geschädigt werden. Im schlimmsten Fall kann der Abszess zu einem Übertreten der Infektion auf das Blut, einer so genannten Sepsis, führen, die nicht selten tödlich endet. Auch kann sich der Abszess in den Brustraum ausbreiten und dort zu gefährlichen Auswirkungen führen, beispielsweise einer Mittelfell-Entzündung mit Herz-Kreislauf-Problematiken. Ebenfalls kann sich Fieber entwickeln, und es kann zum Bewusstseinsverlust kommen.
Abszesse bilden gelegentlich eine Verbindung aus der Haut heraus in die Außenwelt oder in eine vorbestehende Körperhöhle hinein. Eine solche Fistel (Verbindungskanal) kann dauerhaft vorhanden sein.
Zunächst erfolgt eine Befragung des Patienten (Anamnese) sowie die körperliche Untersuchung. Oberflächliche Abszesse sind meist ohne besondere Verfahren erkennbar. Abszesse in der Tiefe werden durch bildgebende Verfahren wie Ultraschall oder Computertomographie (CT) diagnostiziert.
Abszesse haben in der Regel sehr charakteristische Anzeichen, besonders wenn sie an der Körperoberfläche liegen. Sie können unter Umständen mit anderen entzündlichen Veränderungen verwechselt werden.
Antibiotika oder andere Medikamente erreichen durch die Abkapselung und den konzentrierten Eiter oft nicht die erforderliche Konzentration im Abszess. Auch das Einstechen mit einer Kanüle mit Herausziehen des Eiters bringt meist wenig Erfolg. Die Eröffnung der Entzündungskapsel ist die wirkungsvollste Therapie.
Für die Operation des Abszesses wird eine Vollnarkose oder eine örtliche Betäubung vorgenommen.
Es erfolgt ein größerer Schnitt, meist in Querrichtung am Hals, zur Abszesshöhle hin. Durch die Öffnung kann der Eiter austreten. Nicht mehr intakte Gewebebereiche werden herausgenommen, um das Risiko für eine neue Ausbildung der Entzündung gering zu halten. Der Schnitt wird offen gelassen, weil hierdurch weiterhin Eiter ausfließen kann. Das Einführen eines Drainagesystems kann ebenso wie das gezielte Einlegen von Antibiotikumträgern, z.B. Plättchen, Schwämmen oder Ketten, die Abheilung unterstützen. Oftmals wird ein Antibiotikum auch als Infusion oder zum Schlucken gegeben.
Falls sich der Abszess aus dem Bereich neben dem Schlund entwickelt hat, muss eventuell eine Spaltung an dieser Stelle erfolgen. Auch kann manchmal eine Entfernung der Mandeln (Tonsillektomie) notwendig sein. Des Weiteren können es Komplikationen notwendig machen, dass eine Änderung oder Erweiterung der Operation vorgenommen werden muss.
Bei der Operation kann es unter anderem zu Blutungen, Nachblutungen und Narbenbildungen kommen. Durch Verletzung verschiedener Nerven im Bereich der Operation kann es zu Taubheitsgefühl, Lähmungserscheinungen oder weiteren Ausfällen an verschiedenen Stellen kommen, was vorübergehend, aber manchmal auch dauerhaft bestehen kann. Weitere Strukturen in der Nähe des Abszesses können in Mitleidenschaft gezogen werden. Es tritt selten auf, dass sich Wundheilungsstörungen ausbilden oder eine neuerliche Infektion entsteht. Allergische Reaktionen können des Weiteren in verschiedener Ausprägung vorkommen.
Insbesondere wenn eine Mandeloperation vorgenommen wird, kann es zu Blutungen und Nachblutungen aus dem Operationsgebiet kommen. Es ist dabei nicht auszuschließen, dass auch noch nach mehreren Tagen eine so starke Blutung auftritt, dass sie in einer Notoperation gestoppt werden muss, um großen Blutverlust und Verstopfung der Atemwege zu verhindern. Ebenso kann es zu Geschmacksstörungen, Schluckproblemen oder Sprechbehinderungen kommen.
Hinweis: Dieser Abschnitt kann nur einen kurzen Abriss über die gängigsten Risiken, Nebenwirkungen und Komplikationen geben und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Das Gespräch mit dem Arzt kann hierdurch nicht ersetzt werden.
Ist der Abszess einmal gespalten, so klingen die Beschwerden in der Regel rasch ab. Das komplette Abheilen nimmt jedoch meist mehrere Wochen in Anspruch. In dieser Zeit sind häufige Kontrolluntersuchungen durch den Arzt erforderlich.
Sehr selten kann die Entzündung durch den Eingriff nicht eingedämmt werden. Nicht auszuschließen, aber sehr unwahrscheinlich ist auch ein Wiederauftreten des Abszesses. Eine zweite Operation zur Abszesseröffnung kann unter Umständen notwendig sein.
Gegebenenfalls müssen Medikamente, die die Blutgerinnung herabsetzen, beispielsweise Marcumar® oder Aspirin®, weggelassen werden. Dies wird mit dem behandelnden Arzt besprochen.
Eine Tetanus-Impfung sollte bei einem Abszess durchgeführt werden, falls kein ausreichender Schutz mehr besteht.
Erfolgt die Operation unter ambulanten Bedingungen, so muss sich der Patient abholen lassen und darf innerhalb eines Tages keine Autos oder Maschinen bedienen. Ebenso sollten wichtige Entscheidungen vertagt werden.
Weil in der ersten Zeit noch viel Wundsekret ausfließt, sollte der Verband oft gewechselt werden. Zur Unterstützung der Heilung kann die Wunde ausgeduscht werden.
An den zwei Tagen nach einer Mandeloperation darf der Patient nur flüssige oder weiche Nahrung zu sich nehmen. Nahrungsmittel, die das Operationsgebiet reizen können, z. B. Kaffee, Alkohol, saures Obst oder sehr würziges Essen, sollten gemieden werden. Ebenso sollte auf Rauchen verzichtet werden. Für zwei Wochen sollte keine zu starke körperliche Betätigung ausgeübt werden, z. B. muss bei Kindern der Sportunterricht ausfallen. Es sollte nur mäßig warm geduscht werden. Auf heiße Bäder, Sonnenbäder oder Saunabesuche muss verzichtet werden. Impfungen dürfen bei Kindern nicht vor Ablauf von sechs Wochen nach der Operation vorgenommen werden.
Eine Erhöhung der Körpertemperatur kann auf schwerwiegende Komplikationen hindeuten. Tritt dies auf oder ergeben sich andere Beschwerden, so sollte rasch der Arzt benachrichtigt werden. Insbesondere nach Mandelentfernung sollte auch auf Blutungen geachtet werden, da diese auch nach Tagen noch so heftig sein können, dass sie durch Blutverlust und Verlegung der Atemwege sehr gefährlich sind. Bei kleinen Kindern sollte regelmäßig direkt geschaut werden, ob keine Blutung vorhanden ist.
aktualisiert am 16.11.2023