Sofern sich eine Hallux-valgus-Fehlstellung konservativ (ohne OP) therapieren lässt, ist dies das bevorzugte Mittel zum Zweck. Gerade ältere Patienten, bei denen sich die Fehlstellung des Gelenks im Bereich der großen Zehe versteift hat, kommen häufig um eine Operation nicht herum. Dies gilt besonders bei einer extrem ausgeprägten Fehlstellung sowie den damit einhergehenden Schmerzen. Um die Fehlstellung zu korrigieren und somit eine deutliche Schmerzlinderung für die Patienten zu erreichen, können bei einer Hallux-valgus-OP verschiedene Operationstechniken zum Einsatz kommen.
Eine ausgeprägte Fehlstellung beim Hallux valgus schränkt die Lebensqualität der meist weiblichen Patienten stark ein. Starke Schmerzen gehen häufig mit einer ausgeprägten Gehbehinderung einher. Diese Leiden und Einschränkungen sind gleichzeitig das Hauptargument, welches für einen derartigen operativen Eingriff spricht. Geht es lediglich darum, dass die Patienten ihre Hallux-valgus-Fehlstellung, die ihnen keine nennenswerten Schmerzen bereitet, auf Basis von kosmetischen Gründen operieren lassen möchten, wird kaum ein Arzt dieser Korrektur im Bereich des Vorderfußes zustimmen.
Mittlerweile gibt es rund 200 verschiedene Operationsverfahren, um gegen eine Hallux-valgus-Fehlstellung anzugehen. Dabei sind es zum Teil kleine Details, die ein Verfahren von einem anderen unterscheiden. Welche Operationsmethode die beste Wahl für den Patienten darstellt, gilt es zusammen mit dem zuständigen Arzt zu entscheiden. Eine Operation ist bei älteren Patienten im Übrigen nicht nur aufgrund der bereits genannten Gründe sinnvoll.
Vielmehr geht ein Hallux valgus für Senioren mit einem höheren Sturzrisiko einher. Hierbei gilt es zu bedenken, dass sich viele Senioren von einem Sturz mit Verletzungsfolge wesentlich schlechter als junge Menschen oder gar nicht erholen. Daher ist es wichtig, dass die Sturzgefahr durch eine entsprechende Operation minimiert werden kann. Zusammengefasst verfolgt eine Hallux-valgus-OP grundsätzlich die folgenden Ziele:
Welche Operationsmethode die beste ist, hängt davon ab, wie stark die Hallux-valgus-Fehlstellung vorangeschritten ist. Natürlich ist es das erklärte Ziel der zuständigen Ärzte, dafür zu sorgen, dass die Fehlstellung nicht nur korrigiert wird. Vielmehr soll der Zeh beweglich bleiben und die ihm angedachte Last tragen können, die sich im Rahmen der Hallux-valgus-Fehlstellung zuvor ungünstig auf die kleinen Zehen verlagert hat.
Dies ist jedoch nicht immer möglich. Gerade bei älteren Patienten kann das Gelenk so stark in Mitleidenschaft gezogen worden sein, dass die Versteifung des großen Zehs die einzige Möglichkeit darstellt. Eine gelenkerhaltende Operationsweise ist in diesen Fällen nicht umsetzbar. Vielmehr wird das Großzehengrundgelenk entfernt. Anschließend werden die gelenkbildenden Knochen versteift. Dieser Eingriff ist als Arthrodese bekannt. Wenngleich es somit nicht zu einer Funktionswiederherstellung der großen Zehe kommt, können die Betroffenen zumindest von ihren Schmerzen befreit werden.
Sofern eine Korrektur der Hallux-valgus-Fehlstellung ohne eine Versteifung möglich ist, muss nicht nur das Grundgelenk des großen Zehs gerichtet werden. Vielmehr muss die Operation mehrere Strukturen bearbeiten, damit die Großzehe dauerhaft in der korrekten Position verharrt. Schließlich wurden auch die Sehnen und die Gelenkkapsel durch die Fehlstellung in Mitleidenschaft gezogen. Damit die umliegenden Strukturen das frisch gerichtete Gelenk nicht wieder in eine physiologisch ungünstige Position zwingen, aus welcher der große Zeh gerade erst befreit wurde, sind sie ebenso zu richten.
Damit Platz ist, um den Knochen umzustellen, was in der Fachsprache als Osteotomie bezeichnet wird, muss die Gelenkkapsel im Bereich der Innenseite gerafft werden. Darüber hinaus wird der Verlauf der Sehnen angepasst. Eventuell kann eine Verlängerung oder Verkürzung einzelner Sehnen erforderlich werden. Zusätzlich zu der Durchtrennung und der anschließenden Knochenkorrektur im Rahmen der Osteotomie müssen die Bänder im Rahmen der Operation ebenso bearbeitet werden. Schließlich kann nur so sichergestellt werden, dass der Zeh im Anschluss an den Eingriff funktionsfähig ist.
Da der Zehen- sowie der Mittelfußknochen bei einer Hallux-valgus-Operation häufig durchtrennt werden müssen, kommen kleine Schienen, Metallschrauben und/oder Drähte zum Einsatz, bis der Zeh in seiner neuen Position komplett ausgeheilt ist. Ebenso gibt es inzwischen eine Reihe von minimal-invasiven Operationsverfahren für eine Hallux-valgus-Fehlstellung, die ohne Schrauben auskommen. Diese Verfahren sind allerdings nicht für alle Patienten geeignet.
Wie bereits angesprochen, gibt es Hunderte von Operationsverfahren, die bei Hallux valgus zum Einsatz kommen können. Besonders gebräuchlich sind die folgenden Verfahren, die zum Teil nach ihren Erfindern benannt wurden:
Nur der zuständige Arzt kann eine Entscheidung hinsichtlich des am besten geeigneten Verfahrens fällen kann. Bei der Exostosenabmeißelung wird nur die Knochenwulst abgetragen. Dieses Verfahren kommt in der Praxis selten zum Einsatz und ist ohnehin nur bei einem geringen Ausmaß dieser Fehlstellung zu empfehlen.
Die sogenannte Base-Wedge-OP ist für schwere Fehlstellungen vorgesehen, deren Ausmaß sich auf einen Winkel von mehr als 50 Grad beläuft. Um eine Korrektur der Fehlstellung zu ermöglichen, muss der Knochen im Bereich der Basis des ersten Mittelfußknochens durchtrennt und anschließend neu ausgerichtet werden.
Damit diese Neuausrichtung möglich ist, wird ein kleiner Keil aus dem Knochen entnommen. Während die Ferse sofort nach der OP belastet werden kann, müssen die Patienten nach der OP einen Vorfußentlastungsschuh tragen. Bis zu sechs Wochen lang wird so sichergestellt, dass der Vorfuß nur teilweise belastet wird.
Bei der Operation nach Chevron oder Austin handelt es sich um ein Verfahren, welches für eine mittelschwere bis schwere Form der Hallux-valgus-Fehlstellung geeignet ist. Allerdings eignet sich dieses Operationsverfahren nicht, wenn die Patienten im Bereich des Gelenks von mehr als einer mäßigen Arthrose betroffen sind. Bei dieser OP wird ein Teil vom Knochenwulst abgetragen. Eine Sehnenverlagerung erfolgt zur Korrektur der Fehlstellung neben der Knochenumstellung. Drei bis vier Wochen lang müssen die Patienten anschließend einen Entlastungsschuh tragen. Die ambulante Durchführung dieser Operation ist genauso möglich wie die stationäre Durchführung.
Bei dem Operationsverfahren nach McBride handelt es sich um eine Weichteil-OP. Besonders bei jüngeren Patienten kommt diese Methode oft zum Einsatz. Allerdings setzt dies voraus, dass sich die Hallux-valgus-Fehlstellung noch passiv ausgleichen lässt. Ein versteiftes Gelenk kann auf diesem Weg nicht mehr operiert werden. Auch bei dieser Operation meißelt der zuständige Arzt den Knochenvorsprung ab. Zudem werden die Muskeln der einzelnen Zehen sowie die Kapsel verlagert und gestrafft. Zur Nachbehandlung muss der Fuß hochgelagert und gekühlt werden. Nach sechs Wochen sind die Patienten arbeitsfähig. Zusätzlich werden den Patienten Mittel verabreicht, welche die Entstehung einer Thrombose verhindern sollen.
Die Keller-Bandes-Operation eignet sich für ältere Patienten mit Hallux valgus, die von einer ausgeprägten Fehlstellung betroffen sind. Selbst wenn die Arthrose recht weit vorangeschritten ist, kann dieses Operationsverfahren noch zum Einsatz kommen. Bei dieser Operation wird der große Zeh verkürzt, sodass der zweite Zeh im Anschluss an die Operation länger ist als die Großzehe. Dies ist optisch wenig ansprechend.
Zudem lässt sich der große Zeh anschließend nur noch geringer belasten, was für viele ältere Menschen kein sonderlich großes Problem darstellen sollte. Rund ein Drittel des Grundgelenks des großen Zehs wird während der Operation abgetragen. Natürlich wird auch der Knochenvorsprung beseitigt. Dieses Operationsverfahren lässt sich vergleichsweise leicht sowie schnell durchführen.
Mittlerweile werden Prothesen für das Großzehengrundgelenk angeboten. Sie werden aus Keramik oder aus langlebigem Silikon hergestellt. Wenngleich die Funktionswiederherstellung des großen Zehs so erreicht werden kann, ist dieser nicht mehr ganz so belastbar. Außerdem gehen Prothesen mit einer begrenzten Lebensdauer einher. Aus diesem Grund ist davon auszugehen, dass die Patienten sich später erneut unters Messer legen müssen, damit ein Austausch der Prothese erfolgen kann.
Noch dazu können sich starke Narben bilden. Dann kann es gerade bei Prothesen aus Keramik passieren, dass die große Zehe doch nicht so beweglich ist, wie dies bei einem besseren Heilungsverlauf zu erwarten gewesen wäre. Im Anschluss an einen derartigen Eingriff muss der Fuß ebenfalls hochgelagert und gekühlt werden. Neben verschiedenen entzündungshemmenden Maßnahmen, welche die Einnahme von Medikamenten beinhalten können, spielt die Thromboseprophylaxe im Anschluss an diesen Eingriff aufgrund des Hochlagerns eine Rolle. Es dauert ca. sechs Wochen, bis die Patienten arbeitsbereit sind.
Prinzipiell handelt es sich bei einer Hallux-valgus-Operation um einen kleinen Eingriff. Dies gilt vor allem, wenn ein minimal-invasives Verfahren zum Einsatz kommt. Spätestens 48 Stunden nach dem Eingriff lässt die Betäubung zunehmend nach, sodass viele Patienten dann deutlich mehr Schmerzen verspüren werden. Die Schmerzen konzentrieren sich auf die Stellen, die zuvor operiert wurden. Ausstrahlende Schmerzen sind unüblich.
Schmerzmittel wie Diclofenac oder Ibuprofen kommen für rund 14 Tage zum Einsatz, um die nötige Schmerzlinderung zu bewirken, bis sich die Beschwerden ausreichend abgeschwächt haben. Allerdings können über diesen Zeitraum hinaus noch Schmerzen bei langen Fußmärschen oder durch zu enges Schuhwerk auftreten. Sofern die Schmerzen im Anschluss an die Operation stark zunehmen, ist von einem gestörten Heilungsprozess auszugehen. Dann sollten die Betroffenen schnellstmöglich bei ihrem Arzt vorstellig werden. Folgende Anzeichen weisen auf derartige Komplikationen ebenso hin:
Aufgrund der OP-Schnittwunde besteht grundsätzlich ein Infektionsrisiko, wie das nach jeder OP der Fall ist. Sollte es zu einer Infektion kommen, lässt diese sich mit Hilfe von antibiotischen Medikamenten meist gut therapieren. Bei einer Infektion, die sehr weit vorangeschritten ist, kann eine weitere OP notwendig werden, um gegen den Infektionsherd vorzugehen. Schlechte Wundheilung kann ebenso zum Problem werden.
Außerdem wird die Last auf dem Fuß im Anschluss an die Hallux-valgus-OP anders verteilt, als dies vor der Operation der Fall war. Im Bereich der neuen Belastungszonen kann es somit zu Druckstellen oder Blasen kommen. Daran gewöhnt sich der Fuß im Laufe der Zeit. Stressfrakturen, sprich kleine Brüche durch die geänderte Beanspruchung, können im Anschluss an die Operation auftreten. Außerdem kann nicht zu 100 Prozent garantiert werden, dass die Operation alle bisherigen Hallux-valgus-Schmerzen nehmen kann.
Vor allem gilt es, das Schuhwerk, welches die Patienten vor dem Eingriff getragen haben, auszusortieren. Schließlich passen sich Schuhe im Laufe der Zeit an die Füße ihrer Träger an. Das bedeutet, dass eine Anpassung der Schuhe an die Hallux-valgus-Fehlstellung erfolgt ist. Würden die Patienten diese Schuhe wieder tragen, so könnte eine erneute Fußfehlstellung daraus resultieren. Daher ist der Kauf von neuen Schuhen sinnvoll.
aktualisiert am 31.03.2022