Eine häufige Form der Schiefstellung am großen Zeh wird als Hallux valgus bezeichnet. Hierbei handelt es sich um eine schmerzhafte Fehlstellung, die sowohl konservativ als auch operativ behandelt werden kann. Je weiter die Hallux-valgus-Fehlstellung im Bereich des Großzehengrundgelenks fortgeschritten ist, desto weniger aussichtsreich gestaltet sich eine konservative Therapie. Eine effektive Besserung lässt sich bei ausgeprägtem Hallux valgus nur noch mit einer Operation erreichen. Dabei gibt es Möglichkeiten, der Erkrankung vorzubeugen oder rechtzeitig einzulenken. Wer familiär vorbelastet ist und an einer ausgeprägten Schwäche des Bindegewebes leidet, tut gut daran, aktiv Hallux-valgus-Prävention zu betreiben.
Bevor sich die Frage nach der richtigen Behandlung mittels konservativer Methoden oder mittels OP stellt, ist es angebracht, den Hallux valgus von vornherein zu verhindern. Zu enge sowie zu kurze und Schuhe mit zu hohen Absätzen begünstigen die Entstehung von Hallux valgus. Wer gar nicht erst zu den überwiegend weiblichen Hallux-valgus-Patienten zählen will, tut gut daran, die nachfolgenden Maßnahmen umzusetzen:
Besonders bei einer vorliegenden Schwäche des Bindegewebes ist es wichtig, dass nicht nur eine passive Prävention in Form der richtigen Schuhe erfolgt. Vielmehr sollte die gezielte Kräftigung der eigenen Muskulatur in den Füßen ein erklärtes Ziel darstellen. Immerhin können starke Muskeln dem Entstehen von Hallux valgus zumindest teilweise entgegenwirken.
Der Begriff konservative Therapie steht für eine Behandlung, die ohne einen operativen Eingriff auskommt. Ob eine konservative Therapie bei Hallux valgus praktikabel ist, hängt von dem Stadium der Fehlstellung ab. Wer eine Hallux-valgus-Tendenz bei sich bemerkt, tut gut daran, einen Arzt aufzusuchen. Generell gestalten sich die Erfolgschancen einer konservativen Therapie dann gut, wenn die Hallux-valgus-Fehlstellung noch beweglich ist. Sofern sich die Fehlstellung des großen Zehs noch aktiv zurückführen lässt und sie in ihrer Position noch nicht komplett verhärtet ist, ist die konservative Therapie aussichtsreich. Meist ist dies gerade bei jungen Patienten der Fall.
Mit der konservativen Therapie sollte so früh wie möglich begonnen werden. Das ist darauf zurückzuführen, dass von einem Verlauf auszugehen ist, der sich im Laufe der Zeit zunehmend selbst verstärkt. Die Muskeln und Sehnen üben derart Zug auf den großen Zeh aus, dass die Fehlstellung stetig zunimmt.
Nur in einem frühen Stadium ist der Zeh in einer Hallux-valgus-Fehlstellung noch beweglich. Die schiefe Lage kann zum Beispiel manuell ausgeglichen werden, indem der Zeh von Hand in die anatomisch korrekte Position geschoben wird. Je mehr die Fehlstellung zunimmt, desto mehr kommt es zu einer Versteifung des Gelenks. Dagegen kann die konservative Therapie irgendwann nichts mehr ausrichten.
Es gibt zahlreiche konservative Therapiemöglichkeiten bei Hallux valgus. Der zuständige Orthopäde wird im Einzelfall entscheiden, welche Therapieoption angesichts des Grads der vorliegenden Fehlstellungen die besten Erfolgschancen verspricht. Aus dem Bereich der Orthopädietechnik stehen folgende Möglichkeiten zur Auswahl:
Darüber hinaus spielt der Besuch einer Fußschule, wo die entsprechende Zehengymnastik erlernt wird, eine entscheidende Rolle. Neben physiotherapeutischen Übungen unter Anleitung, welche die Patienten zuhause regelmäßig durchführen sollten, umfasst die Fußschule Tipps und Hinweise zum richtigen Schuhwerk bei Hallux valgus. Schließlich müssen die Präventionsmaßnahmen in Bezug auf das korrekte Hallux-valgus-Schuhwerk auch dann beherzigt werden, wenn es bereits zu einer Fehlstellung gekommen ist.
Mittlerweile bieten verschiedene Firmen spezielles Hallux-valgus-Schuhwerk an. Dabei handelt es sich um Schuhe mit flachen Absätzen, die in Zehen- und Vorderfußbereich breit sind, damit sich der Fuß dort ausreichend bewegen kann. Gegen die Schmerzen können im Rahmen einer konservativen Therapie bei Hallux valgus Medikamente, sogenannte nicht-steroidale Antirheumatika, zum Einsatz kommen.
Darüber hinaus sollte die Haut der Füße konsequent gepflegt werden. Viele Patienten mit Hallux valgus sind von unangenehm schmerzenden Druckstellen betroffen. Um die Bildung von dicken Schwielen zu vermeiden, ist es im Rahmen der konservativen Therapie von Hallux valgus daher von Bedeutung, die Haut ausreichend zu pflegen.
Mit Hilfe der eben genannten konservativen Maßnahmen soll die Hallux-valgus-Fehlstellung korrigiert und in ihrem Voranschreiten verlangsamt werden. Gleichzeitig ist es ein erklärtes Ziel der Therapie, sicherzustellen, dass die Großzehe sowie das dazugehörige Gelenk korrekt belastet werden können. Damit können Zeh und Gelenk die ihnen angedachte Funktion übernehmen. Dies zieht idealerweise gleichzeitig eine Schmerzreduktion nach sich. Schließlich lastet dann nicht mehr übermäßig viel Druck und Last auf den anderen Zehen, welche die Aufgabe der Großzehe bei Hallux valgus zunehmend übernehmen müssen.
Dies soll jedoch nicht bedeuten, dass sich die konservative Therapie von Hallux valgus komplett schmerzfrei gestaltet. Vielmehr üben Tapes und Bandagen einen Zug auf die große Zehe aus, um sie wieder in die richtige Position zu bringen. Dies ist zunächst unangenehm, wobei sich der Schmerz mit der Zeit legen sollte.
Wenn die Fehlstellung nicht mehr beweglich, sondern versteift ist, gestalten sich die Erfolgschancen einer konservativen Therapie schlecht. Dies ist gerade bei älteren Patienten der Fall. Operiert wird dann, wenn die konservative Therapie eines Hallux valgus entweder nicht erfolgversprechend ist oder bereits erfolglos verlaufen ist. Dabei muss es einen medizinischen Grund für die Operation geben. Wenngleich eine Hallux-valgus-Fehlstellung optisch nicht gerade ansprechend ist, reicht dies als alleiniger Operations-Grund nicht aus. Schließlich stellt eine Operation des Hallux valgus das letztmögliche Therapiemittel dar.
Dabei wird sich der behandelnde Arzt vor allem an den Schmerzen der Patienten orientieren. Eine Operation macht erst dann Sinn, wenn sich die Schmerzen, die von der Fehlstellung ausgelöst werden, zu einer entsprechenden Verminderung der Lebensqualität der Patienten führen. Das Ziel dieser Operation ist es somit, dass die Fehlstellung der großen Zehe dauerhaft normalisiert und eine Schmerzfreiheit für die Patienten erreicht werden kann. Die nachfolgenden Schmerzen gelten als gute Indikation (Begründung) für eine Hallux-valgus-Operation:
Es gibt verschiedene Verfahren, die bei der operativen Korrektur einer Hallux-valgus-Fehlstellung zum Einsatz kommen können. Generell ist davon auszugehen, dass die verschiedenen möglichen Operationsverfahren auf den nachfolgenden Prinzipien aufbauen:
Die ersten beiden Eingriffe werden häufig in Kombination durchgeführt. Schließlich muss der Verlauf der Sehnen geändert werden, um überhaupt Raum für die Knochenumstellung zu schaffen. Den Knochen bei einer Hallux-valgus-Fehlstellung einfach nur umzustellen, ohne die Sehnen sowie die Gelenkkapsel zu korrigieren, wäre kontraproduktiv. Die Sehnen sollen später dazu beitragen, dass die Großzehe ihre Position nach der Knochenumstellung beibehält.
Außerdem trägt ein Weichteileingriff dazu bei, dass der korrigierte Zeh wieder funktionsfähig ist. Die Patienten sollen ihren Zeh korrekt bewegen können. Wenn der korrigierte Zeh seiner Funktion wieder nachgehen kann, kann verhindert werden, dass übermäßig viel Last auf den kleinen Zehen lastet. Eine solche Belastung stellt eines der erklärten Probleme bei Hallux valgus dar. Eine Arthrodese (operative Versteifung des Gelenks) erfolgt nur bei einer schweren Ausprägung der bereits nicht mehr richtig beweglichen Hallux-valgus Fehlstellung. Das Gelenk kann in diesem Fall nicht erhalten werden. Vielmehr wird das Großzehengrundgelenk entfernt und dann versteift, um zumindest die Schmerzfreiheit der Patienten so gut wie möglich sicherzustellen.
Inzwischen sind gerade bei den milderen Hallux-valgus-Operationen immer häufig minimal-invasive Verfahren im Einsatz. Teilweise kommen die Operationen sogar ohne Schrauben zur Korrektur der Fehlstellung aus. Dies setzt jedoch voraus, dass eine Hallux-valgus-Operation der Fehlstellung in keinem zu späten Stadium erfolgt. Durch die minimal-invasiven Operationstechniken verkürzt sich die Heilungszeit, während das Komplikationsrisiko sinkt. Da die Weichteile aufgrund der kleinen Operationswerkzeuge weniger stark in Mitleidenschaft gezogen werden, heilt die Operationswunde schneller ab.
aktualisiert am 27.11.2018