Wer von Hallux rigidus betroffen ist, leidet an einer Arthrose des Großzehengrundgelenks. Im Rahmen dieser Krankheit versteift sich das Gelenk zunehmend. Dies wirkt sich negativ auf den Gang und den restlichen Fuß aus, der somit neuen, ungewohnten Belastungen ausgesetzt ist. In einem stark vorangeschrittenen Stadium der Erkrankung werden sich viele Patienten einer Operation des Hallux rigidus unterziehen. Allerdings besteht die Möglichkeit, verschiedene Übungen im Rahmen der konservativen Therapie durchzuführen. Dies sollte frühestmöglich passieren, damit bei den nachfolgenden Übungen von möglichst guten Erfolgsaussichten auszugehen ist.
Bei Hallux rigidus sind verschiedene Dehnübungen sinnvoll. Dabei wird nicht der große Zeh gedehnt. Vielmehr gibt es Strukturen, welche durch die Hallux-rigidus-Erkrankung übermäßig belastet werden oder sogar an der Entstehung dieses Krankheitsbilds beteiligt sein können. Somit können die Folgeprobleme, die häufig mit Hallux rigidus einhergehen, durch ein regelmäßiges Dehnen entweder vermieden oder zumindest reduziert werden.
Viele Patienten, die an Hallux rigidus leiden, nehmen aufgrund der Schmerzen beim Gehen eine Schonhaltung ein. Dies ist nicht gut für den übrigen Fuß, sodass sich einige Strukturen wie Muskeln und Bänder verkürzen können. Das Fußgewölbe lässt sich ohne weitere Hilfsmittel per Hand dehnen. Dies funktioniert wie folgt:
Von dieser Dehnung profitiert nicht nur die Sehnenplatte. Vielmehr kommt es gleichzeitig zu einer Mobilisation der Mittelfußknochen. Die Fußrückseite zu dehnen, empfinden viele Patienten ebenfalls als sehr angenehm. Zu diesem Zweck gilt es, die Zehen komplett zu umgreifen und sie ein bisschen nach unten zu bewegen. In dieser Position sollten die Betroffenen circa 20 Sekunden verharren. Im Bereich des Fußrückens sollte sich vorne am Fuß ein sanfter Zug bemerkbar machen.
Sogenannte Mobilisationsübungen kommen zum Einsatz, damit das Gelenk trotz der Erkrankung weiterhin beweglich bleibt. Wichtig ist, dass das Training nicht unter Schmerzen stattfindet. Der Patient sollte seine große Zehe somit nur innerhalb des Bereichs der Beweglichkeit trainieren, in dem dies ohne Schmerzen machbar ist. Schmerzen sind ein Zeichen der Überbelastung. Das kann bedeuten, dass es zu Entzündungen des Gelenks kommt. Somit hätten die zu starken Mobilisationsübungen einen negativen und keinen positiven Effekt.
Die erste Mobilisationsübung lässt sich denkbar einfach durchführen. Im Rahmen dieser Übung fasst der Patient den betroffenen Zeh mit je einer Hand kurz über und kurz unter dem Zehengelenk an. Anschließend zieht der Patient sein Gelenk leicht auseinander. Dieser leichte Zug macht es möglich, den Zeh nach unten und oben zu bewegen, ohne dass das Gelenk schmerzt. Denn zwischen den krankhaften Gelenkflächen entsteht durch den Zug ein kleiner Zwischenraum.
Den Zeh nach oben und unten zu bewegen, darf den Patienten nicht wehtun. Außerdem sollte diese Bewegung dank des Zugs leicht auszuführen sein. Falls dem nicht so ist, sollten die Patienten diese Übung erst einmal nicht mehr durchführen. Sofern der Zeh nicht schmerzt, können die Betroffenen diese Übung mehrfach wiederholen.
Alternativ bietet sich die folgende Übung an: Der Patient rollt den Fuß über einen Tennisball. Dadurch wird die Sehnenplatte gedehnt und das Fußgewölbe mobilisiert. Diese Mobilisationsübung kann im Stehen oder sitzend durchgeführt werden. Der Patient darf nur leichten Druck auf den Ball ausüben, während dieser nach vorne und hinten bewegt wird. Rund 30 Wiederholungen dieser Übung soll der Patient ausführen.
Ebenso bieten sich Greifübungen mit dem großen Zeh an. Es ist sinnvoll, auf warme oder kalte Dinge zum Greifen zu setzen. Sofern eine Entzündung besteht, sollte Wärme jedoch vermieden werden. Eine Schüssel mit gekühlten Beeren oder ein Eimer mit angenehm warmen Sand stellen das ideale Zubehör für diese Art der Übung dar. Alternativ können die Patienten mit ihrem Zeh nach verschiedenen anderen Dingen greifen.
Den großen Zeh zu kräftigen, ist bei Hallux rigidus ebenso zu empfehlen. Greifübungen mit der Großzehe sind daher auch in dieser Hinsicht sinnvoll. Dabei geht es darum, Gegenstände, wie zum Beispiel einen Stift, mit dem großen Zeh nicht nur zu greifen, sondern diesen Gegenstand auch eine Weile festzuhalten. Um den Schwierigkeitsgrad dieser Übung zu erhöhen, können die Betroffenen gleichzeitig an dem Stift ziehen oder ihn in eine andere Richtung drücken. Dann wird der Zeh noch mehr gefordert, während eine Vielzahl von Muskelgruppen an der Ausführung der Übung beteiligt ist. Ein dickerer Stift ist zu empfehlen, da sich das Greifen bei einem zu dünnen Stift unnötig schwer gestalten würde. Etwa 15 Wiederholungen sind sinnvoll, wobei die Spannung nach Möglichkeit 20 Sekunden beibehalten werden sollte.
Darüber hinaus sind viele Patienten bei Hallux rigidus von einer Gelenkfehlstellung betroffen. Das bedeutet, dass der Zeh mit seiner Spitze immer mehr nach innen in Richtung der Kleinzehen wandert und auf sie Druck ausübt. Durch diese ungünstige Stellung (Hallux valgus) wird das Großzehengrundgelenk zusätzlich belastet. Spezielle Kräftigungsübungen können den Patienten dabei helfen, gegen dieses Problem vorzugehen. Eine solche Übung läuft wie folgt ab:
Diese Übung wird den Betroffenen meist erst schwer fallen. Das ist darauf zurückzuführen, dass die meisten Menschen diese Art der Bewegung nicht regelmäßig durchführen. Wie weit es den Patienten gelingt, den Zeh nach außen abzuspreizen, ist allerdings zunächst nicht von Bedeutung. Die Muskeln werden auch dann gekräftigt, wenn die Patienten den Zeh nur wenig abspreizen können. Im Laufe der Zeit kann es dank der Muskelstärkung passieren, dass ein weiteres Abspreizen möglich wird.
Massagen wissen viele Patienten im Rahmen der Hallux-rigidus-Therapie sehr zu schätzen. Es ist zum Beispiel sinnvoll, sanften Druck auf das betroffene Gelenk auszuüben, während der Patient mit seinem Daumen über den Zeh und das Gelenk streicht. Zu viel Druck wäre jedoch schädlich, da dies weitere schmerzhafte Reizungen begünstigen könnte.
Im Rahmen der weiter oben beschriebenen Übung, das Fußgewölbe mit beiden Händen zu dehnen, kann der Fuß gleichzeitig massiert werden. Die Muskeln, die sich zwischen den einzelnen Zehen befinden, können sich ebenso verspannen. Leichter Druck und kleine kreisende Bewegungen der Zehen lockern auch diese Muskeln.
An dieser Stelle gilt wieder, dass eine Massage bei akuten Entzündungen entweder gar nicht oder nur sehr vorsichtig zu empfehlen ist. Bei einem stark angeschwollenen großen Zeh können einige Massagetechniken sinnvoll sein, die der Lymphdrainage zuzuordnen sind. Darum sollte sich besser ein Profi kümmern.
Sofern die Hallux-rigidus-Erkrankung bereits weiter vorangeschritten ist, kann die Gangschule an Bedeutung gewinnen. Eine Ausweich- oder Schonhaltung so weit wie möglich zu vermeiden, ist ein Muss, damit der übrige Fuß nicht überbeansprucht wird. Derartige Übungen werden die Patienten zusammen mit einem Therapeuten auf einem Laufband-Ergometer durchführen. Häufig befindet sich ein Spiegel vor dem Trainingsgerät. Dann kann nicht nur der Therapeut das Gangbild der Patienten optisch kontrollieren, sondern die Betroffenen können dies auch selbst besser beurteilen.
aktualisiert am 17.12.2018