Viele Menschen haben zwar die Begriffe Hagelkorn und Gerstenkorn gehört, können diese Veränderungen am Augenlid aber nicht auseinanderhalten. Prinzipiell sind sich die Erkrankungen auch ähnlich, doch es gibt wesentliche Unterschiede. Egal, ob man an einem Hagelkorn (Chalazion genannt) oder einem Gerstenkorn (Hordeolum genannt) leidet, beide Erkrankungen sind mit einer kosmetischen Beeinträchtigung am Auge und mit einem Unwohlsein verbunden. Schließlich äußert sich sowohl das Hagelkorn als auch das Gerstenkorn als geschwollenes Augenlid oder eine knotige Verdickung am Lidrand. Da ist es kein Wunder, dass der Erkrankte sich eingeschränkt fühlt. Doch was ist der Unterschied zwischen einem Hagelkorn und einem Gerstenkorn?
Auf den ersten Blick sind die Symptome bei einem Hagel- und Gerstenkorn sehr ähnlich. Beides sind sichtbare oder fühlbare Knoten am Auge. Und beide Erkrankungen können auf das Auge drücken und so erheblich stören. Das Gerstenkorn kann in jedem Alter auftreten. Im Gegensatz dazu erkranken meist Erwachsene an einem Hagelkorn. Während das Hagelkorn in der Regel mit keinen Schmerzen verbunden ist, ist das Gerstenkorn oft schmerzhaft für den Betroffenen, da die Erkrankung mit einer akuten Entzündung und Eiterbildung einhergeht. Zudem erfolgt die Knotenbildung bei einem Hagelkorn eher langsam und schleichend. Im Gegensatz dazu entsteht ein Gerstenkorn in relativ kurzer Zeit. Dies liegt an den unterschiedlichen Ursachen für die beiden Erkrankungen des Auges.
Bei einem Hagelkorn (Chalazion) handelt es sich um eine chronische Entzündung einer Talgdrüse im Bereich des Augenlids. Je nachdem, wo der Knoten auftritt, ist eine Talgdrüse einer bestimmten Sorte betroffen: entweder eine Meibom-Drüse oder eine Zeis-Drüse am Wimpernrand. Die Meibom-Drüse gibt eine talgige Flüssigkeit ab, die sich mit der Tränenflüssigkeit vermischt und so das vorzeitige Verdunsten dieser verhindert. Ursache für ein Hagelkorn sind verstopfte Drüsen, denn so kann das Sekret nicht abfließen und es kommt zu einer chronischen Entzündung. Eine chronische Lidrandentzündung oder Bindehautentzündung ist oftmals die Ursache für den Sekretstau. Auch Hauterkrankungen, die mit einer vermehrten Talgproduktion einhergehen, wie zum Beispiel Akne, können ein Hagelkorn begünstigen. Des Weiteren sind Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes mellitus eine mögliche Ursache. In seltenen Fällen kann es sich bei einem vermeintlichen Hagelkorn um einen tumorösen Prozess handeln. Deswegen nimmt ein Arzt bei einem chirurgischen Eingriff eine Gewebeprobe.
Im Gegensatz zum Hagelkorn handelt es sich beim Gerstenkorn (Hordeolum) um eine bakterielle Infektion, die zu Eiterbildung führt. Hierbei wandern Bakterien in die Lidranddrüsen und sorgen für eine Entzündung. Zu den häufigsten Ursachen des Gerstenkorns zählt die Infektion mit Staphylokokken, seltener sind Streptokokken die Erreger. Staphylokokken leben auf der Haut und den Schleimhäuten und sind meist harmlos. Gefährlich werden sie erst, wenn sie durch Verletzungen der Haut ins Gewebe gelangen. Da es sich um eine bakterielle Erkrankung handelt, ist eine gründliche Hygiene erforderlich, um eine Ausbreitung des Gerstenkorns auf das ganze Auge zu vermeiden. Um Folgeschäden vorzubeugen, sollte man von einem Arzt abklären lassen, ob es sich um ein Hagelkorn oder ein Gerstenkorn handelt. Erst dann kann man die Behandlung für die jeweilige Erkrankung gezielt durchführen.
Selten kann es auch bei einem Hagelkorn zu einer akuten Entzündung kommen, und zwar, wenn dort Bakterien eindringen. Der Befund ähnelt dann aufgrund der Infektion dem Gerstenkorn und wird wie dieses zusätzlich mit Antibiotika behandelt.
Bei beiden Erkrankungen ist es ratsam, nicht mit den Fingern an dem Knoten herumzudrücken. Vor allem bei einem infektiösen Gerstenkorn können sonst Bakterien verschleppt werden. Bei beiden Erkrankungen hat sich die Behandlung mit Wärme bewährt. Mit einer Rotlichtlampe, die zwei- bis dreimal täglich für zehn Minuten in ausreichendem Abstand das erkrankte Auge bestrahlt, lässt sich der Sekretstau oftmals beheben. Gerade bei einem Gerstenkorn bewegt das warme Rotlicht die Entzündung dazu, schneller abzuheilen. Auch sterile, heiße Kompressen können die Abheilung begünstigen. Allerdings sollte man hier auf absolute Sauberkeit achten.
Das Gerstenkorn oder ein infiziertes Hagelkorn wird mit Antibiotika behandelt, die in Form von Augentropfen oder Augensalbe gegeben werden. Die Antibiotika wirken gegen die Bakterien, die die Infektion verursacht.
Ist ein Gerstenkorn erst einmal aufgebrochen und der Eiter abgeflossen, heilt es meist schnell ab. Das Abklingen eines Hagelkorns dauert häufig länger, schließlich sind Tabletten in der Regel nicht hilfreich. So kann der Rückbildungsprozess Wochen umspannen und sich teilweise über Monate, mitunter gar Jahre hinziehen.
Gelegentlich ist ein chirurgischer Eingriff erforderlich, um das Hagelkorn zu entfernen. Vor allem wenn die Schwellung auf die Hornhaut drückt und mit Folgeschäden zu rechnen ist, sollte man den Knoten am Augen entfernen lassen. Beim Gerstenkorn kann ebenfalls ein kleiner Eingriff notwendig werden. Hier wird der entzündete Knoten eingeschnitten (Inzision), damit der Eiter abfließen kann und das Gerstenkorn offen abheilen kann.
aktualisiert am 21.09.2017