Als Volkskrankheit werden Hämorrhoiden häufig bezeichnet. Man geht davon aus, dass über die Hälfte aller über Fünfzigjährigen darunter leidet. Gesicherte Daten über die Häufigkeit von vergrößerten Hämorrhoiden gibt es allerdings nicht, denn viele Menschen gehen mit den analen Beschwerden nicht zum Arzt.
Jucken, Brennen, hellrotes Blut am Toilettenpapier, vielleicht sogar Schmerzen beim Sitzen – all das sind deutliche Anzeichen für Hämorrhoiden. Bei Hämorrhoiden handelt es sich um die gut durchbluteten Gefäßpolster am Ausgang des Enddarmes. Jeder Mensch hat sie. Wenn man von Hämorrhoiden mit Krankheitswert spricht, dann bedeutet dies, dass die Gefäßpolster vergrößert sind. Bei leichten Beschwerden, die nur gelegentlich auftreten, versuchen es die meisten Betroffenen zunächst mit Selbstbehandlung.
Obwohl viele gesellschaftliche Tabus gefallen sind, ist der Arztbesuch bei analen Problemen mit Hemmungen verbunden. Zum Wohl der eigenen Gesundheit sollte man seine natürliche Scham überwinden und zum Arzt gehen.
Sollten die Beschwerden sich mithilfe rezeptfreier Zäpfchen und Salben aus der Apotheke nicht innerhalb von zwei Wochen gebessert haben, ist ein Arztbesuch erforderlich. Normalerweise führt der Weg zunächst zum Hausarzt.
Der Hausarzt wird sich die Symptome beschreiben lassen und nach Vorerkrankungen fragen. Bestehen weitere Magen-Darm-Beschwerden wie Übelkeit, Durchfall, Appetitlosigkeit? Kam es in der letzten Zeit zu Gewichtsverlust oder Gewichtszunahme? Ist der Patient stark unter Stress?
Sollten sich die Beschwerden verschlimmert haben, sind die Blutungen stärker geworden, befindet sich Schleim im Stuhl oder kommt es zu auffälligen Stuhlunregelmäßigkeiten, sollte sich der Betroffene direkt an einen Facharzt wenden oder sich vom Hausarzt überweisen lassen.
Der Hausarzt kann nach dieser Anamnese gut einschätzen, ob er die Behandlung selbst übernehmen kann oder den Patienten an einen Proktologen oder einen Gastroenterologen weiter vermittelt. Der Proktologe ist spezialisiert auf Erkrankungen des Enddarms und des Analbereichs. Weisen die Symptome also auf erweiterte Hämorrhoiden oder ein Problem im Enddarm hin, ist der Proktologe die richtige Anlaufstelle. Schon mithilfe einer kleinen Tastuntersuchung kann der Proktologe das ungefähre Ausmaß der Hämorrhoiden-Erkrankung feststellen. Die Untersuchung ist kurz und meist nahezu schmerzfrei.
Falls weitere Beschwerden im Verdauungstrakt bestehen wie Stuhlunregelmäßigkeiten, Blähungen, Schleimabsonderungen oder Ähnliches, kann der Gastroenterologe als Spezialist für Magen-Darm-Störungen weiterhelfen. Es ist dann naheliegend, eine Darmspiegelung oder eine Magen-Darm-Spiegelung durchzuführen, um den Zustand des Darms von innen zu begutachten.
Ein Besuch beim Arzt ist in jedem Fall ratsam. Denn hinter Schmerzen im After und Blutungen im Enddarm können sich auch schwerwiegende Krankheiten verbergen, die eine zeitnahe Diagnose und Behandlung erfordern.
Bei einem Hämorrhoidalleiden gilt wie bei vielen anderen Erkrankungen: Je früher man den Arzt aufsucht, desto unkomplizierter und schmerzärmer ist die Therapie. Hämorrhoiden werden von Medizinern in vier Schweregrade eingeteilt.
Im ersten und zweiten Stadium lässt sich ein Hämorrhoidalleiden meist gut mit Salben und Zäpfchen therapieren und ein Fortschreiten der Erkrankung aufhalten. Meist kommen cortisonhaltige Salben zum Einsatz und Mittel, die gegen den Juckreiz und die Schmerzen helfen. Mithilfe einer Verödung oder einer Gummiligatur lassen sich Hämorrhoiden des ersten oder zweiten Grades mit einem kleinen ambulanten Eingriff entfernen.
Kann ein Hämorrhoidalleiden nicht mehr mithilfe von Medikamenten oder einem ambulanten Eingriff therapiert werden, dann müssen die erweiterten Hämorrhoiden operativ entfernt werden. Normalerweise geschieht dies unter Vollnarkose und ist mit einem Krankenhausaufenthalt von ein bis zwei Tagen verbunden.
Wer zu lange mit dem Arztbesuch wartet, riskiert, dass sich aus den unbehandelten Hämorrhoiden eine Analfissur entwickelt, bei der die Schleimhaut im After einreißt. Eine chronische Analfissur geht mit starken Schmerzen einher, muss in den meisten Fällen operiert werden und braucht viele Wochen, um zu heilen.
Gerade im Frühstadium können Betroffene viel dazu beitragen, ihre hämorrhoidalen Beschwerden zu lindern und das Fortschreiten der Erkrankung aufzuhalten. Besonders förderlich ist eine ballaststoffreiche Ernährung in Kombination mit mindestens zwei Litern Flüssigkeit täglich. Dadurch wird der Stuhl weicher und voluminöser. Es kommt seltener zu Verstopfung und die Verdauung normalisiert sich. Regelmäßige Bewegung in Form von Spaziergängen, Schwimmen oder Radfahren kurbelt die Darmtätigkeit an. Übergewicht sollte reduziert werden.
Bei bestehenden Beschwerden können neben den Medikamenten warme Sitzbäder mit Kamille helfen, die Symptome zu lindern.
Wer die Neubildung von Hämorrhoiden langfristig vermeiden will, sollte einen gesunden Lebensstil pflegen.
Magen-Darm-Ratgeber, Julia Lindert – Welcher Arzt bei Hämorrhoiden weiterhilft: https://www.magen-darm-ratgeber.de/verdauung-darm/symptome/haemorrhoiden/arzt/ (online, letzter Abruf: 31.10.2019)
Hämorrhoiden Wissen, Julia Lindert – Hämorrhoiden: Welcher Arzt ist der richtige?: https://www.haemorrhoiden-wissen.de/arztbesuch/ (online, letzter Abruf: 31.10.2019)
Das Gastroenterologieportal, Dr. med. Peter Nagel, Dr. med. Tilo Mackenroth, Dr. med. Matthias Mordeja – Hämorrhoiden: http://dasgastroenterologieportal.de/Haemorrhoiden.html (online, letzter Abruf: 31.10.2019)
aktualisiert am 01.11.2019