Ein Hämorrhoidalleiden wird von Medizinern in vier Stadien unterteilt. Die Schweregrade reichen von Hämorrhoiden Grad 1, die leicht vergrößert sind, bis Hämorrhoiden Grad 4, die so stark ausgeprägt sind, dass sie dauerhaft aus dem After ragen. Je nachdem, wie weit fortgeschritten die Erkrankung ist, bestehen verschiedene Behandlungsoptionen.
Im Anfangsstadium (Grad 1) sind die Gefäßpolster nur geringfügig vergrößert. Sie sind äußerlich weder sichtbar noch zu ertasten. Lediglich bei einer Spiegelung mit einem Proktoskop kann der Arzt eine leichte Vorwölbung der Hämorrhoiden erkennen.
In so einem frühen Stadium bleibt die Vergrößerung der Hämorrhoiden für den Patienten oft unbemerkt. In manchen Fällen tritt ein Juckreiz auf, der aber nicht anhalten muss. Helles Blut auf dem Toilettenpapier kann ebenfalls ein früher Hinweis auf Hämorrhoiden sein.
Am einfachsten und erfolgreichsten ist die Therapie von Hämorrhoiden, wenn sie bereits in diesem frühen Stadium stattfindet. Hämorrhoiden-Salben oder Zäpfchen können die Beschwerden lindern. Länger als zwei bis drei Wochen sollte die Selbstbehandlung nicht dauern. Ist dann noch keine Besserung eingetreten, sollte man den Arzt aufsuchen.
Hämorrhoiden im Anfangsstadium können sich wieder zurückbilden, sofern die Auslöser behoben werden. Voraussetzung für eine Besserung ist regelmäßiger, nicht zu fester Stuhlgang. Dieser kann mit einer ballaststoffreichen Ernährung in Kombination mit ausreichend Flüssigkeit und Bewegung unterstützt werden.
Im zweiten Stadium machen sich Hämorrhoiden in den meisten Fällen bemerkbar. Der Juckreiz nimmt zu, Blutauflagerungen auf dem Toilettenpapier werden häufiger. Der Analbereich kann nässen oder brennen. Nicht immer kommen alle Beschwerden zusammen, nicht immer sind sie anhaltend.
Vergrößerte Hämorrhoiden im zweiten Stadium werden beim Stuhlgang (selten auch bei Sport oder körperlicher Anstrengung) aus dem After gepresst. Nach dem Stuhlgang ziehen sie sich wieder nach innen in den After zurück.
In diesem Stadium kann weiterhin mit verschiedenen Hausmitteln und mit Zäpfchen, Cremes oder Analtampons aus der Apotheke eine Linderung der Beschwerden erreicht werden. Allerdings können diese die Vorstülpung der Hämorrhoiden nicht mehr rückgängig machen. Eine Besserung der Symptome bedeutet also nicht, dass die Hämorrhoiden verschwunden sind.
Bei stärkeren Schmerzen kann der Arzt eine Salbe verschreiben, die den Analbereich lokal betäubt. Cortisonhaltige Cremes, die ebenfalls verschreibungspflichtig sind, wirken entzündungshemmend. Diese Salben sollten immer nur kurzfristig und nach Anweisung des Arztes angewendet werden.
Es ist sinnvoll, Hämorrhoiden, die Beschwerden machen, so frühzeitig wie möglich zu entfernen. In einem frühen Stadium ist die Entfernung von Hämorrhoiden unkompliziert und kann ambulant erfolgen. Die Ausheilung geht schnell vonstatten. Auf Besserung hoffen und abwarten führt dazu, dass sich die Hämorrhoiden weiter vergrößern und schließlich nur noch chirurgisch entfernt werden können.
Hämorrhoiden vom Grad 2 werden vor allem auf zwei Arten entfernt: Sie werden verödet (Sklerosierungstherapie) oder abgebunden (Gummibandligatur). Beide Methoden sind risikoarm und schmerzfrei.
Bei der Verödung wird dicht über dem erweiterten Gefäßpolster eine Substanz injiziert, die eine Entzündungsreaktion hervorruft. Die vergrößerten Hämorrhoiden sterben ab und die Gefäßpolster schrumpfen auf eine normale Größe. Die Behandlung muss meist mehrfach durchgeführt werden, bis sich das Gewebe ausreichend verkleinert hat. Diese Methode eignet sich nicht für entzündete Hämorrhoiden und sollte auch nicht bei Schwangeren oder bei Patienten mit einer erhöhten Thromboseneigung angewendet werden.
Bei der Gummibandligatur saugt der Arzt die erweiterten Hämorrhoiden an und schnürt sie mit Gummibändern ab. Das Gewebe wird damit nicht mehr durchblutet und vom Körper abgestoßen. Es wird zusammen mit dem Gummiring über den Stuhlgang ausgeschieden. Die Gummibandligatur sollte nicht angewendet werden, wenn eine Blutgerinnungsstörung oder eine Latexallergie besteht.
Im dritten Stadium machen Hämorrhoiden meist ausgeprägte Beschwerden. Sie treten beim Stuhlgang nach außen, werden aber nicht wieder in den After zurückgezogen, sondern müssen mit dem Finger zurückgeschoben werden. Hinzu kommen Schmerzen beim Sitzen, Brennen, Jucken und Nässen im Analbereich.
Die Gummibandligatur kann manchmal auch noch bei Hämorrhoiden vom Grad 3 durchgeführt werden.
Eine weitere minimal-invasive Methode für Hämorrhoiden im diesem Stadium ist die Rekto-Anale-Pexie (kurz: RAR von Recto-Anal-Repair). Sie wird häufig in Kombination mit der HAL-Methode (Hämorrhoidal-Arterien-Ligatur) durchgeführt, sodass man von HAL-RAR spricht. Bei der HAL-Methode werden die arteriellen Zuströme zu den Hämorrhoidenknoten mit einer speziellen Ultraschallsonde ausfindig gemacht und der Blutstrom durch Nähte unterbunden (Ligatur). Dadurch schrumpfen die Hämorrhoiden und die Blutungsneigung nimmt ab. Die HAL-Methode eignet sich für Grad-2- und Grad-3-Hämorrhoiden. Besteht bereits ein Analprolaps (Hervortreten der Afterschleimhaut bei Grad 3 und Grad 4), kann dieser mit der RAR-Methode behoben werden. Die vorfallenden Hämorrhoiden werden mit einer Naht nach innen und oben gezogen. Die erweiterten Hämorrhoiden bleiben erhalten, werden aber am Austreten aus dem After gehindert. Man spricht auch von einem analen Lifting. Dadurch, dass nur Einstiche, aber keine offenen Wunden entstehen, gilt die Methode als besonders risikoarm. RAR ist meist verbunden mit einem kurzen Krankenhausaufenthalt. Nach der Operation ist der Patient innerhalb von ein bis zwei Tagen wieder voll einsatzfähig.
Alternativ zur RAR können die erweiterten Hämorrhoiden mit der sogenannten Stapler-Methode, die von dem italienischen Chirurgen Antonio Longo entwickelt wurde, behoben werden. Dabei werden nicht die Hämorrhoiden selbst entfernt, sondern die Enddarmschleimhaut darüber. Hierbei wird ein rundes Klammernahtgerät (Stapler) in den After eingeführt. Damit wird die Schleimhaut über den Hämorrhoiden ausgestanzt und die Wunde mit Titanklammern verschlossen. Durch die Entfernung der Schleimhaut werden die vorfallenden Hämorrhoiden nach oben gezogen und im Analkanal fixiert. Gleichzeitig wird die Blutzufuhr reduziert, um eine Neubildung der krankhaften Hämorrhoiden zu verhindern. Der Eingriff dauert rund 10 bis 15 Minuten und erfolgt unter Narkose. Da der sensible Afterkanal geschont wird und an der weniger schmerzempfindlichen Enddarmschleimhaut operiert wird, verläuft die Heilung schneller und mit deutlich weniger Schmerzen als bei der klassischen Operationsmethode.
Ein modernes Verfahren, das sich auch zur Entfernung von Hämorrhoiden im fortgeschrittenen Stadium eignet, ist die LHP (Laserhämorrhoidoplastie). Dabei werden die vergrößerten Hämorrhoiden durch Hitzeimpulse mit einem Laser zum Schrumpfen veranlasst. Die betroffenen vergrößerten Gefäßpolster werden nicht entfernt, sondern bilden sich zurück. Der Eingriff dauert rund 20 Minuten und wird ambulant oder stationär durchgeführt. LHP ist auch in Kombination mit der HAL-RAR-Methode möglich.
Im letzten Stadium befinden sich die erweiterten Hämorrhoiden dauerhaft außerhalb des Afters. Hämorrhoiden vierten Grades sind so stark vergrößert, dass sie sich nicht mehr in den Anus zurückschieben lassen. Dies führt zu starken Schmerzen. Entzündungen der Analschleimhaut kommen hinzu, da ein Stück Schleimhaut aus dem After herausragt (Analprolaps).
Hämorrhoiden, die so weit vergrößert sind, dass sie sich mit minimal-invasiven Methoden nicht mehr behandeln lassen, müssen chirurgisch entfernt werden. Am gebräuchlichsten ist die sogenannte Milligan-Morgan-Operationsmethode, bei der es sich um eine sogenannte offene Hämorrhoidektomie handelt, weil die Wunden unverschlossen bleiben. Bei der Operation werden die drei Haupt-Hämorrhoidenknoten aus dem After herausgezogen und mit Kochsalzlösung unterspritzt, damit sie sich besser vom Schließmuskel abtrennen. Die blutzuführenden Arterien werden umstochen, um Blutungen zu verhindern und die Knoten herausgeschnitten beziehungsweise mit Hitze (mit dem sogenannten Elektrokauter) entfernt. Die Wunde wird nicht vernäht, sondern heilt offen. Die Operation findet unter Vollnarkose statt und erfordert einen mehrtägigen Krankenhausaufenthalt.
Alternativ dazu kann nach der Ferguson-Methode operiert werden, bei der die Wunde am Ende verschlossen wird. Beide Methoden sind sehr wirkungsvoll und haben eine geringe Rückfallquote. Da es sich um chirurgische Maßnahmen mit offenen Wunden handelt, sind die Schmerzen nach dem Eingriff größer und auch die Heildauer ist länger als bei den minimal-invasiven Methoden.
Klinik für Viszerale Chirurgie und Medizin, Inselspital, Bern Universitätsspital, Universität Bern, Joel Zindel, Roman Inglin, Lukas Brügger: Nötige und unnötige Behandlungen beim Hämorrhoidalleiden: Der Patient bestimmt mit
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Magen-Darm Ratgeber, Julia Lindert – Hämorrhoiden mittels Operation entfernen: https://www.magen-darm-ratgeber.de/verdauung-darm/symptome/haemorrhoiden/op/ (online, letzter Abruf: 14.11.2019)
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Klinik für Viszerale Chirurgie und Medizin, Inselspital, Bern Universitätsspital, Universität Bern, Joel Zindel, Roman Inglin, Lukas Brügger – Nötige und unnötige Behandlungen beim Hämorrhoidalleiden: Der Patient bestimmt mit: https://www.darmzentrum-bern.ch/fileadmin/darmzentrum/documents_Darm/Fachartikel_Darm/Noetige_unnoetige_Operationen_bei_Haemorrhoiden_-_2014.pdf (online, letzter Abruf: 14.11.2019)
aktualisiert am 09.05.2022