Hämorrhoiden können äußerlich behandelt werden. Salben und Cremes (oder auch Zäpfchen), die direkt an der wunden Stelle im Anus wirken können, gibt es in einer großen Bandbreite mit verschiedenen Wirkstoffen. Nicht für alle Hämorrhoidenmedikamente ist die Wirksamkeit nachgewiesen.
Bei den Glucocorticoiden (auch: Glucocorticosteroide) handelt es sich um Wirkstoffe, die umgangssprachlich häufig vereinfacht unter dem Begriff „Cortison“ zusammengefasst werden. Cortison ist ein körpereigenes Hormon, das in der Nebennierenrinde produziert wird. Es kann Entzündungen im Körper hemmen und Schmerzen lindern. In den 1940er-Jahren gelang es, Kortison künstlich im Labor herzustellen. Seither wird es zur Behandlung von einer großen Bandbreite von Krankheiten eingesetzt. Glucocorticoide werden in vier Klassen unterteilt von schwach wirksam (1) über mittelstark wirksam (2) und stark wirksam (3) bis hin zu sehr stark wirksam (4).
Cortison hat eine Reihe von unerwünschten Nebenwirkungen, die vor allem bei einer längeren Behandlung zum Tragen kommen. Deshalb sollten Glucocorticoide möglichst nur über einen kurzen Zeitraum angewendet werden. Cortisonhaltige Medikamente sind verschreibungspflichtig.
Für die Behandlung von Hämorrhoiden kommen cortisonhaltige Salben zum Einsatz. Aufgrund des sensiblen Körperbereichs handelt es sich um schwach wirksame Medikamente der Klasse 1. Häufig enthalten sie die Wirkstoffe Prednisolon oder Hydrocortisonacetat. Sie wirken effektiv gegen den Juckreiz und das Brennen im After und lindern die Entzündung. Über einen längeren Zeitraum verwendet führen diese Salben zu einer Ausdünnung der Haut. Pilzinfektionen im Darm können durch cortisonhaltige Salben begünstigt werden.
Gegen Hämorrhoiden werden zur Kurzzeittherapie Bismolan H Corti® (mit Prednisolon) und Postericort® (Hydrocortisonacetat) eingesetzt.
Genau wie Cortison sind Lokalanästhetika bei belastenden Symptomen durch Hämorrhoiden sehr wirksam. Wie der Name sagt, dienen die Medikamente zur örtlichen Betäubung. Das heißt, sie verringern das Schmerzempfinden und lindern den Juckreiz und das Brennen. Da Lokalanästhetika Allergien hervorrufen können, sind sie für eine Langzeitbehandlung nicht geeignet. Sie können die Beschwerden von Hämorrhoiden lindern, aber nicht heilen. Für die Behandlung von Kindern unter zwölf Jahren sind sie nicht geeignet.
Beliebte Lokalanästhetika sind Präparate, die Lidocain enthalten, da diese das geringste allergische Potenzial haben. Sie werden zweimal täglich angewendet und das nicht länger als vier bis sechs Wochen. Ein häufig verwendetes Lidocain-Medikament, das apothekenpflichtig, aber frei verkäuflich ist, ist Posterisan® akut. Die Mittel DoloProct® und Jelliproct® enthalten neben Lidocain auch ein Glucocorticoid.
Hinter dem Handelsnamen DoloPosterine® N Salbe oder Zäpfchen verbirgt sich ein Lokalanästhetikum, das den Wirkstoff Cinchocain enthält. Der Wirkstoff Quinisocain ist zum Beispiel in Haenal® akut enthalten. Quinisocain und Cinchocain sollten nicht länger als eine Woche zweimal täglich angewendet werden.
Zinksalbe ist ein erprobtes Mittel bei nässenden Wunden und Hautentzündungen. Das enthaltene Zinkoxid wirkt sich positiv auf die Wundheilung aus. Es wirkt desinfizierend und adstringierend (zusammenziehend). Da Zinksalben die Haut austrocknen, eignen sie sich vor allem bei stark nässenden Hämorrhoiden. Zinksalben gibt es in Apotheken und Drogerien in großer Auswahl.
Dexpanthenol (auch: Panthenol) unterstützt die Neubildung von Hautzellen, verbessert die Elastizität der Haut und pflegt sie. Panthenol ist in klassischen Wund- und Heilsalben enthalten, wie zum Beispiel in Bepanthen®. Da die Wirksamkeit von frei verkäuflichen Hämorrhoidencremes nicht nachgewiesen ist, kann eine preisgünstige Pflegecreme mit Panthenol möglicherweise genauso gut gegen den Juckreiz und das Brennen helfen wie ein spezielles Hämorrhoidenpräparat.
Hamamelis ist ein pflanzlicher Wirkstoff. In der deutschen Sprache ist Hamamelis auch unter dem Namen Zaubernuss bekannt. Die Rinde und die Blätter der Hamamelis wirken antimikrobiell, entzündungshemmend, adstringierend (das Gewebe zieht sich zusammen) und blutstillend. Die Zaubernuss wurde bereits von den Ureinwohnern Nordamerikas als Heilpflanze verwendet.
Hamamelis kann den Juckreiz von Hämorrhoiden lindern. Durch die adstringierende Wirkung reagieren die Nervenenden weniger stark. Hamamelismedikamente gegen Hämorrhoiden gibt es sowohl als Salbe als auch als Zäpfchen.
Im Handel verbreitete Präparate, die Hamamelisextrakte enthalten, sind zum Beispiel Hametum®, Faktu lind®, Posterine® und Haenal hamamelis®. Ein ausreichender wissenschaftlicher Nachweis, inwieweit Hamamelis Hämorrhoidenbeschwerden wirklich verbessert, fehlt. Kritiker gestehen der Salbe nicht viel mehr als eine hautpflegende Wirkung zu und den Zäpfchen eine Erleichterung des Stuhlgangs durch ihre gleitmittelähnliche Wirkung. Da Nebenwirkungen jedoch sehr selten vorkommen, kann es sich lohnen, bei leichtem Juckreiz ein Hamamelispräparat auszuprobieren. Salben mit Hamamelis sollten ohne Rücksprache mit dem Arzt nicht länger als vier Wochen eingesetzt werden. Für Kinder unter zwölf Jahren sind diese Medikamente nicht geeignet.
Bismutsalz wirkt adstringierend (lateinisch adstringens: zusammenziehend), Titandioxid hautberuhigend. In der Kombination sind beide Wirkstoffe zum Beispiel unter den Handelsnamen Mastu®, Bismolan® oder Eulatin® in der Apotheke erhältlich. Die Salbe wird zwei- bis dreimal täglich aufgetragen und sollte nicht länger als vier Wochen lang verwendet werden. Die Wirkstoffe gibt es auch in Form von Zäpfchen. Diese sollten im Kühlschrank aufbewahrt werden.
Inwieweit diese Wirkstoffe wirklich helfen, Hämorrhoidenbeschwerden zu lindern, ist wissenschaftlich nicht erwiesen. Möglicherweise kann mit einer günstigeren Zinksalbe die gleiche Wirkung erzielt werden.
Die Verbindung von Jojobawachs, gelbem Bienenwachs sowie Cetylstearylisononanoat ist unter anderem in Posterisan® protect enthalten. Durch die Wachse soll sich bei der Anwendung ein feuchtigkeitsabweisender, aber luftdurchlässiger Film auf der Haut bilden. Das enthaltene Cetylstearylisononanoat hat hautpflegenden Charakter. Die Kombination der Wirkstoffe sorgt dafür, dass die Haut elastisch bleibt und der Stuhlgang durch den Gleiteffekt erleichtert wird.
Die hautpflegende Wirkung des Mittels ist nachgewiesen. Fraglich ist, ob die Wirkstoffkombination gegen Hämorrhoiden mehr ausrichten kann als zum Beispiel reine Vaseline. Diese legt sich ebenfalls wie ein Film auf die Haut und hält sie elastisch.
Bufexamac war lange Zeit ein in Hämorrhoidensalben häufig enthaltener Wirkstoff und zum Beispiel Bestandteil der Zusammensetzung von Mastu®und Faktu lind®. Wegen des hohen Allergierisikos ist Bufexamac aber bereits seit 2010 nicht mehr auf dem deutschen Markt zugelassen und auch nicht mehr in den oben genannten Medikamenten enthalten. Außerhalb Deutschlands ist Bufexamac vielerorts noch zugelassen, wird aber meist nur nach ärztlicher Verordnung ausgegeben.
Häufig genügt es nicht, die Salbe außen auf den Anus aufzutragen, da die vergrößerten Hämorrhoiden im frühen Stadium in Inneren des Afters liegen. Zur Verpackungseinheit einer Hämorrhoidensalbe gehört daher häufig ein Applikator, der das Auftragen der Salbe erleichtert und gewährleistet, dass sie an der richtigen Stelle platziert werden kann. Der Applikator wird auf die Cremetube geschraubt und bis zum Anschlag in den Anus geschoben. Bei einem Applikator mit mehreren Öffnungen wird durch das Drücken der Tube die Salbe platziert und mit einer gleichzeitigen Drehbewegung möglichst auf allen Seiten des Analkanals verteilt. Hat der Applikator nur eine Öffnung an der Spitze, wird die Tube erst beim Herausziehen aus dem Analkanal gedrückt und damit die Salbe freigegeben.
Wird der Applikator regelmäßig benutzt, genügt es, ihn mit Toilettenpapier abzuwischen. Wir der Applikator länger nicht verwendet, sollte er von der Tube geschraubt und mit Wasser gereinigt werden.
Klassischen Wund-und Heilsalben ist kein Applikator beigelegt. Dann lässt sich die Salbe auch mit dem Finger auftragen. Sofern nicht anders im Beipackzettel beschrieben, wird bei jeder Anwendung eine sogenannte Finger Tip Unit (FTU) aufgetragen. Eine FTU ist ein Salbenstrang in der Länge des letzten Fingerglieds eines Erwachsenen. Diese Menge entspricht rund 0,5 Gramm.
Zäpfchen (Suppositorien) sind möglichst nach dem Stuhlgang anzuwenden. Hämorrhoidenzäpfchen sollten nicht zu tief in den After eingeführt werden, sondern nur so weit, dass sie mit dem Finger noch ertastet werden können. So können die Wirkstoffe sich der richtigen Stelle entfalten. Eine Alternative sind sogenannte Hämotamps, also Analtampons, die im Analkanal platziert werden. Um wirken zu können, müssen sie dort mehrere Stunden verbleiben. Manche Anwender empfinden das Fremdkörpergefühl im After als unangenehm und greifen daher lieber auf Salben zurück.
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aktualisiert am 05.12.2019