Bei erweiterten Hämorrhoiden können verschiedene Hausmittel Erleichterung verschaffen. Heilen lassen sich Hämorrhoiden damit kaum, aber die Beschwerden können gelindert werden. Zu den Maßnahmen und Tipps, was Patienten selbst tun können, gehören ballaststoffreiche, die Verdauung unterstützende Ernährung, das richtige Stuhlverhalten, Sitzbäder, Kühlen und natürliche Mittel.
Ein wichtiger Faktor bei Hämorrhoiden ist eine geregelte Verdauung. Hartes Pressen auf der Toilette sollte vermieden werden, deshalb ist es wichtig, dass die Stuhlkonsistenz nicht zu fest ist. Erreichen lässt sich das am besten mit einer ballaststoffreichen Ernährung und viel Flüssigkeit. Vollkornprodukte, Obst und Gemüse, Nüsse und Samen liefern viele Ballaststoffe.
Auch wenn scharf gewürzte Speisen die Verdauung ankurbeln, sollte man bei Hämorrhoiden lieber darauf verzichten. Die Schärfe kann den Afterbereich zusätzlich reizen und die Beschwerden verstärken.
Gemüse und Obst mit Bitterstoffen fördern die Verdauung. Dazu gehören zum Beispiel Chicorée, Rucola, Blumenkohl, Grapefruit und Orangen.
Jeden Tag sollten mindestens zwei Liter in Form von Wasser oder Kräuter- oder Früchtetee getrunken werden. Das fördert eine weiche Beschaffenheit des Stuhls.
Für einen regelmäßigen Stuhlgang ist Bewegung ein wichtiger Faktor. Ausreichend Alltagsbewegung und (Verdauungs-)Spaziergänge bringen den trägen Darm auf Trab. Wer gerne Sport treibt, sollte lieber auf gleichmäßige Ausdauersportarten wie Wandern, Schwimmen, Skilanglauf oder Radfahren setzen. Sport, der mit Erschütterungen einhergeht (Joggen, Squash, Tennis) oder viel Kraft erfordert (Gewichtheben), kann ein Hämorrhoidalleiden verschlimmern.
Von Abführmitteln (Laxanzien) aus der Apotheke ist grundsätzlich abzuraten – auch dann, wenn sie das Etikett „pflanzlich“ tragen. Die regelmäßige Einnahme von Laxanzien führt dazu, dass der Darm noch träger wird. Um den Stuhl weich zu halten, empfehlen Proktologen die Einnahme von indischen Flohsamen. Diese müssen mit viel Flüssigkeit eingenommen werden und haben viele pflanzliche Ballaststoffe und Schleimstoffe. Weizenkleie oder Leinsamen können – zusammen mit ausreichend Wasser – ebenso für eine regelmäßige Verdauung sorgen.
Bei vielen Menschen lässt sich die Verdauung mit einem Glas lauwarmem Wasser auf nüchternen Magen aktivieren. Dieser Effekt kann durch den Zusatz von einem Esslöffel Apfelessig oder Karlsbader Salz noch verstärkt werden.
Die Einnahme von Flohsamen und Apfelessig kann auch kombiniert werden. In dem Fall wird zunächst das Essigwasser getrunken und eine Viertelstunde später werden die Flohsamen eingenommen.
Eine geregelte Verdauung muss nicht täglich stattfinden – und schon gar nicht zur selben Zeit. Stuhlgang sollte man nie erzwingen. Das heißt, man geht nur zur Toilette, wenn man wirklich muss. Kann man keinen Kot absetzen, sollte man nicht sitzenbleiben und abwarten und schon gar nicht pressen. Langes Sitzen auf dem stillen Örtchen übt unnötigen Druck auf den Beckenboden aus und fördert Hämorrhoiden.
Viele Menschen sind es gewohnt, ihr großes Geschäft nur zu Hause zu verrichten. Verkneifen sollte man sich den Stuhlgang jedoch nicht. Besser ist es, eine öffentliche Toilette aufzusuchen, als durch Stuhlverhalten eine Verstopfung zu provozieren.
Mit dem Stuhldrang tritt die erste Stuhlportion in den After ein und gleitet ohne Pressen heraus. Eine Darmentleerung dauert ein bis zwei Minuten und länger muss man auf der Toilette auch nicht verweilen.
Hämorrhoidalleiden haben sich mit der Einführung der Sitztoilette vervielfacht. In Ländern, in denen Plumps- oder Stehtoiletten verbreitet sind und der Darm in der Hocksitzhaltung entleert wird, sind Hämorrhoiden selten. Evolutionär gesehen ist die Hocke die natürliche Haltung für die Stuhlentleerung.
Bereits 1987 führte der israelische Arzt Berko Sikirov eine Studie mit 20 Patienten durch. Alle hatten bereits versucht, ihre Hämorrhoiden mit konventionellen Mitteln zu behandeln. Die Teilnehmer wurden aufgefordert, ihren Stuhlgang nur noch in der Hocksitzhaltung zu verrichten. Bei 18 der 20 Patienten zeigte sich schon nach einigen Tagen eine signifikante Verbesserung. Die Gruppe von Probanden wurde nach 6, 12 und 30 Monaten erneut untersucht und befragt. 90 Prozent waren beschwerdefrei.
Befinden sich Oberkörper und Oberschenkel in einem spitzen Winkel, ist der Beckenboden entspannter als beim normalen Sitzen und der Druck auf den Bauch wird erhöht, was den Stuhlgang erleichtert. Es kann eine zügigere und vollständige Darmentleerung stattfinden. Wer auf der Toilette sitzt, sollte also die Knie anziehen. Auf der häuslichen Toilette kann ein Hocker unter den Füßen die Haltung erleichtern.
Wer unter Hämorrhoiden leidet, sollte beim Toilettenpapier nicht sparen. Es gilt: Je weicher, desto besser. Raues Klopapier kann die ohnehin sensible Analschleimhaut verletzen.
Am besten ist es, den Analbereich nach dem Stuhlgang lauwarm abzuduschen und trockenzutupfen oder auf lauwarmer Stufe trockenzuföhnen. Dies ist aufwändig, aber bei erweiterten Hämorrhoiden die schonendste und sicherste Methode, den Analbereich sauber zu halten. Bleiben beim Abputzen mit dem Toilettenpapier Kotreste in der Analfalte zurück, kann dies die Schleimhaut reizen. Durch kleine offene Wunden im After können Bakterien aus dem Kot in den Körper gelangen und zu Entzündungen führen.
Sofern ein Abduschen nicht möglich ist, kann man Toilettenpapier oder einen Waschlappen mit etwas Wasser anfeuchten. Im Handel erhältliches feuchtes Toilettenpapier sollte nur verwendet werden, sofern es keine Duftstoffe oder Seifenzusätze enthält.
Der feuchte After muss immer mit etwas Toilettenpapier nachgetrocknet werden. Dabei sollte man nicht reiben, sondern nur tupfen.
Ob Sitzbäder bei Hämorrhoiden helfen, ist wissenschaftlich nicht erwiesen. Das Sitzen im warmen Wasser wird aber von vielen Patienten als angenehm und entspannend wahrgenommen. Einige berichten, dass Juckreiz und Schmerzen dabei nachlassen. Für ein Sitzbad wird lediglich klares Wasser verwendet. Es können entzündungshemmende Substanzen zugegeben werden wie Kamille, Arnika oder Hamamelis. Bei Hämorrhoiden wird häufig Eichenrinde als Zusatz empfohlen. Man gibt 25 Gramm Eichenrinde aus der Apotheke mit einem Liter Wasser in einen Topf und kocht die Mischung eine Viertelstunde auf. Den abgeseihten Sud gibt man in die Sitzwanne und gießt ihn mit Wasser auf, sodass die Temperatur angenehm warm ist. Die Badezeit sollte nicht länger als 15 Minuten betragen.
Sitzbäder können in einer großen Schüssel oder in der Duschwanne durchgeführt werden. Einige Zusätze, wie zum Beispiel Eichenrinde, hinterlassen aber Verfärbungen, weshalb sich die Anschaffung einer Sitzwanne lohnen kann.
Die beste Zeit für ein Sitzbad ist nach dem Stuhlgang. Anschließend muss der Analbereich sorgfältig trockengetupft oder mit dem Föhn getrocknet werden.
Nach einem Sitzbad oder nach Bedarf können kühle Kompressen im Analbereich schmerzlindernd wirken. Dafür kann man einfach einen kühlen Waschlappen nehmen oder aber eine Kompresse mit kühlem Quark auflegen, die entzündungshemmend wirkt.
Eine Maßnahme aus der Phytotherapie ist es, ein mit Hamamelis (Zaubernuss) getränktes Tuch auf den Anus zu legen. Zaubernuss gilt als entzündungshemmend und blutstillend. Die Auflage kann die sensible Stelle beruhigen und der Juckreiz lässt nach.
Nach der Anwendung einer Kompresse muss der Analbereich sorgfältig abgetrocknet werden.
In der Apotheke gibt es viele freiverkäufliche Salben gegen Hämorrhoiden. Tests haben nicht ergeben, dass sie gegen die vergrößerten Hämorrhoiden etwas ausrichten, aber sie können die Symptome bessern. Statt eine teure Salbe zu kaufen, kann man ebenso gut eine Creme mit Aloe Vera, Calendula oder Hamamelis verwenden, die nicht spezifisch zur Hämorrhoiden-Behandlung verkauft wird. Vaseline ist genauso geeignet. Wichtig ist, dass keine Parfümstoffe oder andere synthetische Zusätze enthalten sind. Das regelmäßige Auftragen einer Salbe kann helfen, den After geschmeidig zu halten und Hautrisse zu vermeiden. Wer die Creme im Kühlschrank aufbewahrt, hat zusätzlich noch einen kühlenden Effekt, was viele Hämorrhoiden-Patienten als angenehm empfinden.
Hämorrhoiden können Schmerzen beim Sitzen verursachen. Zur Entlastung gibt es spezielle Hämorrhoidenkissen. Bei einem solchen Kissen handelt es sich um einen Sitzring, bei dem der Anus entlastet wird. Das Sitzkissen bewährt sich auch nach Hämorrhoiden-Operationen. Ist kein Hämorrhoidenkissen zur Hand, kann man auch ein Nackenhörnchen oder einfach ein weiches Sitzkissen nehmen.
Der Analbereich sollte bei Hämorrhoiden trocken gehalten werden. Dafür ist Unterwäsche notwendig, die Schweiß und Feuchtigkeit aufnehmen kann. Bei Hämorrhoiden eignen sich Slips aus Baumwolle besser als solche aus synthetischen Fasern. Hinzu kommt, dass sich Baumwollunterwäsche bei 60 Grad waschen lässt. Bakterien, die Entzündungen hervorrufen könnten, lassen sich damit effektiv abtöten. Enge Wäsche, vor allem Strings, sind ungeeignet.
Bei hoher Schweißbildung oder dem Nässen von Hämorrhoiden helfen spezielle Analbinden aus der Apotheke.
Hausmittel können die Beschwerden bei Hämorrhoiden lindern. Wenn sich Hämorrhoiden mit Juckreiz, Brennen, Nässen oder Schmerzen bemerkbar machen, haben sie meist bereits ein Stadium erreicht, das Mediziner als zweites Stadium bezeichnen. Hämorrhoiden im zweiten Stadium lassen sich nicht mehr spontan heilen.
Hämorrhoiden sind häufig genetisch bedingt. Selbst wenn sie einmal operativ entfernt wurden, können sie sich erneut bilden. Wer ein Hämorrhoidalleiden langfristig loswerden will, muss sich ballaststoffreich ernähren, genug trinken und sich ausreichend bewegen.
Da die Symptome von Hämorrhoiden auch mit einer anderen Krankheit in Zusammenhang stehen können, sollte man bei Beschwerden im Enddarmbereich immer den Arzt aufsuchen, um die Ursachen abzuklären.
gesundheitsinformation.de – Was kann man selbst gegen Hämorrhoiden tun?: https://www.gesundheitsinformation.de/was-kann-man-selbst-gegen-haemorrhoiden-tun.2369.de.html?part=behandlung-th (online, letzter Abruf: 08.11.2019)
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aktualisiert am 08.11.2019