Bei einem Hämangiom handelt es sich um eine gutartige Gewebewucherung von Blutgefäßen (Blutschwämmchen). Es entwickelt sich häufig mit Gewebe der kleinen, kapillaren Blutgefäße. Hämangiome sind angeboren oder werden in einem sehr frühen Kindesalter erworben. Die knäuelartigen Ansammlungen von Blutgefäßen können sowohl an der Körperoberfläche als auch im Körperinneren auftreten. Da es sich beim Hämangiom um eine gutartige Wucherung handelt, die zudem in den meisten Fällen von selbst wieder verschwindet, ist nicht immer ein medizinisches Eingreifen notwendig. Drohen aber weitere Probleme, dann ist eine Behandlung erforderlich.
Kindliche, sonst folgenlose Hämangiome an unbedenklichen Hautgebieten wie beispielsweise am Rumpf oder an den Armen oder Beinen bedürfen keiner Behandlung.
Anders sieht es bei Hämangiomen aus, die an problematischen Stellen wie dem Gesicht, dem Genitalbereich oder dem After liegen und zu weiteren Schäden führen können. Sie müssen regelmäßig kontrolliert und oftmals behandelt beziehungsweise entfernt werden. Ein Wachstum des Blutschwämmchens in diesen Regionen ist Anlass, es zu behandeln. Nicht wachsende Hämangiome bei Kindern brauchen in der Regel nicht entfernt zu werden.
Besonders wichtig ist eine Behandlung von Blutschwämmchen, die an den Augen, der Nase oder den Lippen sitzen. Wenn sich ein Blutschwämmchen an einer ungünstigen Position befindet und beispielsweise das Sehen oder das Essen behindert, kann eine Entfernung unumgänglich sein. Weitere Stellen, an denen eine Behandlung erforderlich sein kann, sind Hände, Füße und die Streckseiten von Gelenken.
Ein weiterer Grund für die Entfernung kann in kosmetischen Aspekten liegen. Besonders unter Kindern kann ein deutlich sichtbares Hämangiom im Bereich des Halses oder gar des Gesichts zur Beeinträchtigung der Sozialisation führen. Es drohen Ausgrenzung und psychisches Leid für den kleinen Patienten.
Fördert ein Hämangiom die Entstehung einer offenen Hautstelle (Geschwür/Ulcus), dann wird ebenfalls eine Therapie vorgenommen.
Bei inneren Hämangiomen ist ebenfalls die Stelle und die Größe entscheidend, ob es operativ entfernt werden muss. So wird ein Leberhämangiom operiert, wenn es Beschwerden bereitet oder wenn die Größe mehr als 10 Zentimeter beträgt.
Zur Entfernung von Hämangiomen stehen zahlreiche Therapieoptionen zur Auswahl, von denen eine die Kryotherapie (Vereisung) ist. Die Kältesonde wird mit dem Hämangiom in Kontakt gebracht, um durch eine örtlich begrenzte Erfrierung die Rückbildung des Hämangioms einzuleiten. Diese Methode wird bei Wucherungen angewendet, die nicht dicker als etwa drei Millimeter sind. Es kann zur Ausbildung von Pigmentstörungen, Narben und sogar Nekrosen (abgestorbenem Gewebe) kommen. Die Vorteile liegen in der schmerzarmen Anwendbarkeit, so dass keine Narkose und nur in manchen Fällen eine örtliche Betäubung erforderlich ist.
Ebenfalls auf die Behandlung von oberflächlichen Hämangiomen konzentriert sich die Lasertherapie. Der Laser führt nur in weniger als einem Prozent der Fälle zu Narbenbildung und die blau-schwarzen Verfärbungen im Behandlungsbereich verschwinden innerhalb von 14 Tagen. Die Lasertherapie gilt als besonders erfolgreiches Verfahren bei der Entfernung von flachen Hämangiomen. Mit speziellen Feststoff-Lasern können auch tiefer reichende Hämangiome behandelt werden. Hierzu wird der Laserstrahl über eine Glasfaser in den Bereich des Hämangioms gebracht. Zur Vermeidung von Schmerzen wird eine lokale Betäubung oder eine Vollnarkose eingesetzt.
Führen diese Methoden nicht zum Erfolg, kann auch eine operative Entfernung in Betracht gezogen werden. Allerdings ist dieses Verfahren mit einer Narbenbildung verbunden und die Rezidivrate, also das Wiederauftreten eines Hämangioms, ist vergleichsweise hoch. Auch bei im Körperinneren liegenden großen oder symptomatischen Blutschwämmchen wird operiert.
Insbesondere bei großflächigen und schlecht erreichbaren Hämangiomen, bei denen die anderen Behandlungsmethoden versagen und eine Entfernung mittels OP nicht möglich ist, kann der Einsatz von Medikamenten Erfolg versprechen. Die Behandlung ist auch bei Hämangiomen möglich, die segmental, also über ein Körperareal verstreut wachsen. Eingesetzt werden unter anderem Corticosteroide (Cortison und ähnliche Mittel). Damit eine Cortisonbehandlung Erfolg verspricht, muss sie über mehrere Wochen durchgeführt werden. Die Dosierung des Cortisons ist zu Behandlungsbeginn am höchsten und wird dann Schritt für Schritt herabgesetzt. Der Einsatz von Cortison ist allerdings nur bei einem Teil der Betroffenen erfolgreich. Darüber hinaus drohen Nebenwirkungen wie Bluthochdruck, Überzuckerung und Magen-Darm-Probleme.
Als wirkungsvolle Alternative hat sich seit einigen Jahren der Betablocker Propranolol herauskristallisiert. Das Herzmedikament wird vor allen Dingen dann eingesetzt, wenn tiefe Hautschädigungen und Entstellungen durch Narbenbildung verhindert werden sollen. Zur örtlichen Behandlung stehen mittlerweile auch propranololhaltige Gele zur Verfügung, die mit Erfolg eingesetzt werden. Zwar ist auch der Einsatz des Propranolols mit Nebenwirkungen verbunden, sie sind jedoch weniger häufig als bei den Corticosteroiden.
aktualisiert am 16.11.2023