Bei Hämangiomen handelt es sich um gutartige Wucherungen der Blutgefäße, die bereits vor oder in den Monaten nach der Geburt auftreten. Ihre Entwicklung gliedert sich in drei Phasen. Der mehrwöchigen bis mehrmonatigen Wachstumsphase folgt eine Stillstandsphase, die wiederum von der Phase der Rückbildung abgelöst wird. Die Rückbildung kann sich sehr langwierig gestalten und über viele Jahre andauern. Es wird häufig beobachtet, dass sich ein Hämangiom bis etwa zum neunten oder zehnten Lebensjahr weitgehend zurückbildet.
Befindet sich das Blutschwämmchen an einer unauffälligen Stelle und stellt keine Gefahr für Nerven oder Körperorgane dar, kann seine Rückbildung meist ohne Weiteres abgewartet werden. Anders sieht es beim Wachstum an problematischen Stellen wie in der Nähe der Augen, Lippen, der Nase oder der Ohrmuschel aus. Auch im Bereich der Finger, Achselhöhlen oder des Dekolletés kann ein Hämangiom Probleme bereiten. Weitere Gründe für eine Behandlung liegen in besonders schnellem Wachstum oder einer großen Ausdehnung sowie in zu erwartenden Komplikationen. Auch aus kosmetischen Gründen kann eine Behandlung mitunter sinnvoll sein, wenn der Betroffene durch den auffälligen Befund sozial und seelisch große Nachteile erfährt. Für alle diese Fälle hält die moderne Medizin geeignete Therapiemethoden bereit. Eine davon ist die Kryotherapie, die Vereisung des Blutschwämmchens.
Sowohl die Lasertherapie als auch die chirurgische Entfernung von Blutschwämmchen bergen teils erhebliches Schmerzpotenzial für die Betroffenen. Bei der systemischen Behandlung mit Cortison-Präparaten oder einem Betablocker kann es zu gefährlichen Nebenwirkungen kommen. Die Kryotherapie ist mit diesen negativen Begleiterscheinungen nicht behaftet. Sie kann unter einer lokalen Betäubung durchgeführt werden und verursacht in der Regel keine oder nur geringe Schmerzen. Allerdings kann kurzzeitig ein stechendes Gefühl auftreten.
Die Kryotherapie ist aufgrund ihrer schonenden Anwendbarkeit auch dann eine Option, wenn ansonsten eine abwartende Haltung von ärztlicher Seite eingenommen wird. Auch sind die für einen Teil der Patienten immens wichtigen kosmetischen Resultate nach einer Kryobehandlung häufig besser als beim tatenlosen Abwarten der Rückbildung.
Die Kryotherapie verspricht insbesondere bei denjenigen Hämangiomen Erfolg, die eine Tiefenausdehnung von weniger als vier Millimetern und eine Größe von einigen Quadratzentimetern haben. Jedoch werden auch bei tiefer in das Gewebe reichenden Blutschwämmchen Erfolge beobachtet. Nicht selten kommt es vor, dass durch die Behandlung der oberflächennahen Teile eines Hämangioms auch dessen tiefer gelegene Teile rückgebildet werden.
Um die Rückbildung der Blutschwämmchen zu erreichen, werden deren Zellstrukturen durch schlagartig entstehende Eiskristalle so weit zerstört, dass ein Absterben die Folge ist. Zunächst wird eine Sonde mithilfe von -196 Grad kaltem flüssigem Stickstoff stark abgekühlt. Dann wird sie für einige Sekunden mit der erkrankten Hautpartie in Kontakt gebracht. Hierdurch kommt es zum plötzlichen Wachstum von Eiskristallen im Gewebe und zur mechanischen Zerstörung der Zellstrukturen. In der Folge können sich Rötungen und Bläschen ausbilden, auch kann sich das abgestorbene Gewebe schwarz verfärben. Diese Begleiterscheinungen verschwinden in aller Regel jedoch in weniger als zwei Wochen und es kommt junge, neu gebildete Haut zum Vorschein.
Alternativ zu der Stickstoff-Methode steht ein weiteres Verfahren zur Verfügung, das auf dem kühlenden Effekt elektrotechnischer Peltier-Elemente beruht. Durch das Hintereinanderschalten mehrerer Peltier-Elemente wird eine Temperatur von –30 Grad Celsius erzeugt. Das weitere Vorgehen gleicht dem bei der Stickstoff-Methode.
aktualisiert am 11.05.2023