Blutschwämmchen, Storchenbiss und Feuermal werden durch krankhafte Veränderungen der Blutgefäße verursacht. Damit ist es aber mit den Gemeinsamkeiten auch schon weitestgehend vorbei. Ein Feuermal ist angeboren und bleibt über die gesamte Lebensspanne erhalten. Prominentes Beispiel eines Feuermal-Trägers ist Michail Gorbatschow, der in den achtziger und frühen neunziger Jahren die Geschicke der Sowjetunion lenkte. Zwar gibt es auch angeborene Formen der Blutschwämmchen, zumeist bilden sie sich aber in den ersten Lebenswochen nach der Geburt und unterliegen einer gleich ablaufenden Entwicklung.
Bei Blutschwämmchen handelt es sich um gutartige Geschwülste, die durch eine unkontrollierte Wucherung von Blutgefäßen verursacht werden. Sie können sich auf die Hautoberfläche beschränken oder tiefer in das Gewebe hineinreichen. Manchmal finden sie sich im Körperinneren wie beispielsweise an der Leber. Ihre Form kann zur Umgebung hin scharf begrenzt sein oder sie kommen segmental, auf ganze Körperareale verteilt vor. Teils sind sie deutlich über ihre Umgebung erhaben und zeigen eine intensiv hell- bis dunkelrote Färbung. Sie können auch mit einer Knotenbildung einhergehen, müssen aber nicht. Blutschwämmchen oder Hämangiome können flächig vorkommen und nur ein oder zwei Millimeter hoch sein. Ihre Bildung beginnt meist in den ersten vier Lebenswochen und hält über mehrere Monate an. Danach gehen sie in eine Art Ruhephase über, deren Dauer stark variiert. Die dritte, weitaus längste Phase ist die Rückbildung, die idealerweise im völligen Verschwinden endet. Der Rückbildungsprozess ist meist langwierig, er kann über mehrere Jahre andauern. Größtenteils ist er im Alter von zehn Jahren abgeschlossen.
Das Feuermal oder Naevus flammeus wird immer vor der Geburt bereits im Mutterleib angelegt. Es ist ebenso wie die Blutschwämmchen von unterschiedlich roter Färbung. Sein Entstehungsort beschränkt sich auf die obersten Hautschichten. Die Hautveränderungen, die ein Feuermal hervorrufen, gehen auf eine krankhafte Erweiterung der kapillaren Blutgefäße zurück. In den kleinen oberflächlichen Blutgefäßen fehlen die Nervenfasern, die normalerweise die Weite des Gefäßes regulieren. Dadurch ist es dauerhaft erweitert und sorgt für eine Rotfärbung der Haut.
Feuermale sind unregelmäßig geformt und scharf begrenzt. Ihre Größe variiert von einigen Millimetern bis hin zu mehreren Zentimetern. Im Extremfall können sie sich jedoch auch über mehrere Körperregionen erstrecken. Besonders häufig treten Feuermale im Gesicht, im Nacken und in der Kreuzbeinregion auf. Gliedmaßen sind vergleichsweise selten betroffen.
Auch die Feuermale können einer zeitlichen Entwicklung unterliegen. Durch die zunehmende Erweiterung der Blutgefäße in den ersten Lebensjahren kann es zu einer dunklen Tönung der roten Flecken kommen, was ihnen den Beinamen Portweinflecken eingebracht hat. Ab dem Jugendalter kann es zudem zu einem Wachstum der Gefäße und zur Bildung dunkelroter Knötchen kommen, die als kleine Erhebungen auf der Hautoberfläche sichtbar werden. Anders als das Blutschwämmchen, das im Verlauf seiner Entwicklung an Größe zunimmt und auch seine Form verändern kann, bleibt die Form eines Feuermals erhalten. Seine Größe nimmt lediglich proportional zum Wachstum des gesamten Körpers zu. Im Gegensatz zum Hämangiom bildet sich ein Feuermal nicht von selbst zurück. Wenn es als störend oder entstellend empfunden wird, kann es jedoch mithilfe einer Lasertherapie entfernt werden.
Tritt ein Feuermal im Nacken eines Kindes auf, spricht man landläufig auch von einem Storchenbiss. Der komplette Fachausdruck für einen Storchenbiss lautet Unna-Politzer-Nackennaevus, benannt nach den beiden Hautärzten Unna und Politzer, die ihn als erstes beschrieben haben. Er kommt bei vielen Kindern vor und ist weniger intensiv gefärbt und nicht so deutlich gegen die umgebende Haut abgegrenzt wie die anderen Feuermale. Darüber hinaus kommt es vor, dass er sich im Verlauf der ersten Lebensjahre aufhellt. Die Größe variiert zwischen wenigen Millimetern und etwa zehn Zentimetern. Der Storchenbiss ist meist so unauffällig, dass er weder ästhetische Probleme bereitet noch aus anderen Gründen entfernt werden muss.
Allerdings existieren noch weitere Sonderformen des Naevus flammeus, die weniger unbedenklich sind. So tritt beispielsweise das Sturge-Weber-Syndrom auf einer Stirnhälfte und dem gleichseitigen Oberlid auf. Neben den oberflächlichen Blutgefäßen sind auch die Gefäße in der Aderhaut des Auges erweitert. Dies führt zur Erhöhung des Augeninnendrucks und damit zur Ausbildung eines Glaukoms (Grüner Star). Ein Feuermal im Bereich der Lendenwirbelsäule kann zwar auch zufällig entstehen, es kann aber auch Indikator für eine Fehlbildung des unteren Rückenmarks sein. Beim Klippel-Trenaunay-Syndrom verläuft ein Feuermal in Längsrichtung eines Beines oder Armes. Von der Erweiterung sind in diesem Fall nicht nur die oberflächlichen Blutgefäße betroffen, sondern auch größere Venen im Fettgewebe der Unterhaut. Es bilden sich Krampfadern. Wenn auch größere Blutgefäße im Bereich der Muskulatur oder Knochen in die Veränderungen einbezogen sind, kann es zu einem verstärkten Wachstum der betroffenen Gliedmaße kommen.
An sich handelt es sich bei beiden krankhaften Veränderungen der Blutgefäße um ungefährliche Erscheinungen, die nicht zwingend medizinisch versorgt werden müssen. Die Gefahr, die von Hämangiomen ausgeht, ist indirekt. Sie können die Funktion anderer Organe empfindlich stören und müssen dann unbedingt behandelt werden. Das Feuermal hat fast ausschließlich ästhetische Auswirkungen. Die Beeinträchtigung des Aussehens, insbesondere bei Feuermalen im Gesicht, am Hals oder im Bereich des Dekolletés, kann ganz erheblichen Einfluss auf die psychische Gesundheit des betroffenen Patienten oder der betroffenen Patientin haben. Feuermale können die nicht gewollten Blicke der Mitmenschen auf sich ziehen und Anlass für Ausgrenzung und Hänseleien sein.
aktualisiert am 07.11.2016