Hämangiome treten meist in den ersten Lebenswochen eines Menschen auf oder sind angeboren. Während bei den Normalgeborenen etwa drei bis zehn Prozent aller Individuen betroffen sind, liegt der Anteil bei den Frühgeborenen zwischen 10 und 30 Prozent; die Angaben unterschiedlicher Quellen schwanken diesbezüglich stark. Besonders häufig treten die Blutschwämmchen im Bereich des Kopfes, Halses und des restlichen Oberkörpers auf. Es handelt sich um gutartige Wucherungen der Blutgefäße, von denen zunächst keine große Gefahr für Leib und Leben ausgeht. Jedoch kann ein wachsendes Hämangiom beispielsweise auf den Augapfel oder den Sehnerv drücken und irreparable Schäden verursachen.
Nicht minder problematisch sind Hämangiome im Bereich des Mundes oder des Rachens. Sie können den jungen Patienten erheblich bei der Nahrungsaufnahme und beim Sprechen behindern. Darüber hinaus droht bei starkem Wachstum die Einschränkung der Atmung. Mangelzustände in der Sauerstoffversorgung oder sogar der Erstickungstod drohen. Darüber hinaus können Hämangiome im Mundbereich bei dem Betroffenen zu einer starken psychischen Belastung werden. Sie sind nicht selten entstellend und können einen verheerenden Einfluss auf das Selbstbewusstsein und das Selbstwertgefühl des betroffenen Kindes haben. Die Folgen können erheblicher Leidensdruck und eine gestörte Sozialisation sein.
Ob und in welcher Form eine Therapie bei einem Hämangiom im Bereich der Lippen, der Mundhöhle (Mundschleimhaut, Zahnfleisch, Zunge) oder des Rachens sinnvoll ist, hängt stark von dessen Ausdehnung und den vorliegenden Beschwerden ab. Ebenso von Bedeutung ist es, in welcher Entwicklungsphase sich das Blutschwämmchen befindet. Während der Ruhe- und der Rückbildungsphase ist häufig die abwartende Beobachtung eine gute Wahl, vorausgesetzt der Patient ist schmerzfrei und es drohen keine unguten Entwicklungen.
Anders verhält es sich in der Wachstumsphase des Hämangioms. Insbesondere wenn die Nahrungsaufnahme, das Artikulationsvermögen und vor allen Dingen die Atmung durch das Hämangiomwachstum beeinträchtigt sind, wird so schnell wie möglich eine Therapie eingeleitet. Neben der Kryotherapie, bei der mithilfe von Kälte versucht wird, das Hämangiom zur Rückbildung zu bewegen, stehen des Weiteren die Lasertherapie, die operative Entfernung und die medikamentöse Behandlung zur Auswahl.
Mit Hilfe von flüssigem Stickstoff, dessen Temperatur -196 Grad Celsius beträgt, wird eine Sonde stark abgekühlt und mit dem Hämangiom in Kontakt gebracht. Durch die starke Unterkühlung kommt es zur Bildung von Eiskristallen, die das Gewebe zerstören und das Hämangiom zur Rückbildung anregen können. Mithilfe der Kryotherapie lassen sich besonders gut oberflächliche Hämangiome von geringer Höhe und Ausdehnung behandeln. Die Vorteile liegen in der oft schmerzfreien Anwendbarkeit und dem weitestgehenden Ausbleiben von Narben. Die Erfolgsquote der Kryotherapie ist ebenso hoch wie die der Lasertherapie.
Mit dem Farbstofflaser werden in erster Linie plane Hämangiome bis zu einer Dicke von wenigen Millimetern behandelt. Die Anwendung ist mehr oder weniger schmerzhaft und setzt zumindest eine oberflächliche Betäubung voraus. Im Verlauf der Behandlung tritt eine blau-schwarze Verfärbung durch die Koagulation, also das Verkleben der Blutgefäße, auf. Diese verschwindet jedoch in der Regel innerhalb von 14 Tagen wieder. Narben treten lediglich in weniger als einem Prozent der Behandlungen auf. Mit einer speziellen Form eines Festkörperlasers, der eine besonders hohe Eindringtiefe hat, ist darüber hinaus auch die Behandlung von Hämangiomen in tieferen Schichten möglich. Um eine übermäßige Hitzeentwicklung zu vermeiden, wird der Laser durch eine Schicht aus Eis geleitet. Ein weiterer Ansatz ist die Einleitung des Laserstrahls über eine Glasfaser direkt in das Gewebe. Diese Verfahren dienen der Volumenreduktion besonders großer Hämangiome und setzen eine Allgemeinnarkose voraus.
Die medikamentöse Behandlung ist immer dann eine interessante Alternative, wenn das Hämangiom entweder für die anderen Therapieformen nicht erreichbar ist, wenn es sich um ein sehr großes Hämangiom handelt oder wenn das Wachstum diffus ist, sich also nicht genau eingrenzen lässt. Eine Möglichkeit ist die Behandlung mit Cortison-Präparaten, die jedoch nicht selten schlecht vertragen werden und erhebliche Nebenwirkungen hervorrufen können. Als sehr viel verträglicher und auch erfolgreicher hat sich der Einsatz von Propranolol erwiesen. Das ursprünglich zur Herztherapie eingesetzte Medikament, das zu den Betablockern gehört, hat einen sehr positiven Einfluss auf die Rückbildung von Hämangiomen.
Die operative Entfernung von Hämangiomen wird meist als letzter Rettungsanker betrachtet, wenn andere Therapieformen bereits versagt haben oder nicht anwendbar sind. Sie wird darüber hinaus in Fällen eingesetzt, bei denen ein akuter Funktionsverlust beispielsweise der Atmung oder eines Auges droht. Die Operation wird unter Narkose durchgeführt und ist mit der Entstehung einer Narbe verbunden.
aktualisiert am 16.11.2023