Hämangiome sind gutartige Geschwülste, die durch unkontrollierte Wucherungen der Blutgefäße entstehen. Sie treten in unterschiedlichen Formen in Erscheinung und lassen sich anhand einzelner Kriterien klassifizieren.
In Abhängigkeit des Zeitpunkts der Entstehung ist eine Einteilung in kongenitale (angeborene) und infantile (kindliche) Hämangiome möglich. Die infantilen Hämangiome treten im sehr frühen Kindesalter auf, meist in den ersten vier Lebenswochen. Sie durchlaufen drei Entwicklungsstadien, wobei sie am Ende ihrer Entwicklung häufig von selbst wieder verschwinden. Kongenitale Hämangiome sind bereits bei der Geburt vollständig entwickelt. Sie treten vergleichsweise selten auf und lassen sich anhand ihrer weiteren Entwicklung in zwei Gruppen unterteilen. Die RICH (Rapidly Involuting Congenital Hämangioma) sind bei der Geburt bereits voll entwickelt und beginnen unmittelbar nach der Geburt sich zurückzubilden. Die Rückbildung, fachsprachlich auch Involution, kann bereits zwischen dem 12. und 14. Lebensmonat abgeschlossen sein. Davon unterschieden sind die NICH (Never Involuting Congenital Hämangioms). Sie sind ebenfalls bei der Geburt bereits voll entwickelt, unterliegen aber weder einer Rückbildung noch einem Wachstum. Sie behalten ihre Größe bei.
Hämangiome lassen sich weiter anhand ihrer Größe und Ausbreitung am Körper klassifizieren. Treten kleine, gut gegen ihre Umgebung abgegrenzte Formen auf, spricht man von lokalisierten Hämangiomen. Im Gegensatz dazu stehen die segmentalen Formen, von denen ein ganzes Körperareal betroffen ist. Sie sind weder gut abgrenzbar noch exakt umschrieben.
Ist eine größere Anzahl von Hämangiomen über den Körper verteilt, spricht man von einer Hämangiomatose. Etwa zehn Hämangiome gelten als unterer Grenzwert für dieses Krankheitsbild. Allerdings erhöht sich bereits ab drei Hämangiomen die Wahrscheinlichkeit, dass zusätzliche innere Formen an der Leber oder im Gehirn vorhanden sind.
Ein weiteres Kriterium zur Einteilung der Hämangiome ist ihre Eindringtiefe unter die Haut. Bei rein oberflächlichen Formen, die lediglich die obersten Hautschichten betreffen, ist von kutanen oder intrakutanen Hämangiomen die Rede. Befinden sich die Wucherungen der Blutgefäße unterhalb der Haut, spricht man von subkutanen Hämangiomen. Darüber hinaus sind auch Mischformen möglich, die sowohl oberflächliche als auch tiefer gelegene Bestandteile haben. Etwa 60 Prozent der sogenannten infantilen, also nach der Geburt entstandenen Hämangiome ist rein oberflächlich. 15 Prozent liegen tiefer und betreffen nur Bereiche unter der Haut. Und schließlich sind rund ein Viertel aller Hämangiome gemischt. Sie reichen von der Haut bis in tiefere Gewebeschichten hinein.
Anhand ihres Volumens lassen sich zwei Formen von Hämangiomen unterscheiden. Das kapilläre Hämangiom besteht aus Wucherungen der kleinsten Blutgefäße, der sogenannten Kapillaren. Seine zumeist hellrote Farbe hat ihm den Beinamen Erdbeerhämangiom eingebracht, wobei die Färbung in der weiteren Entwicklung verblassen kann. Aus einem kapillären Hämangiom kann sich ein kavernöses Hämangiom oder auch Kavernom entwickeln. Dabei handelt es sich um Aufweitungen der Blutgefäße, die höhlenartigen Charakter (Kavernen) haben können. Sie können mehr Blut enthalten als die kapillären Hämangiome und deshalb dunkler gefärbt sein. Umgangssprachlich werden sie deshalb auch Portweinflecken genannt. Da die kavernösen Hämangiome nicht auf die feinen Kapillaren beschränkt sind, können an ihnen starke Blutungen auftreten. Aus diesem Grund ist ihre Bildung besonders im Körperinneren gefährlich, da hier die potenziell gefährlichen Blutungen erst spät erkannt werden. Eine Sonderform des kavernenösen ist das senile Hämangiom, das etwa ab der dritten Lebensdekade auftritt. Es handelt sich um Aussackungen von Blutgefäßen an der Körperoberfläche, deren Größe oft bei einigen Millimetern liegt. Meist stellen sie weniger ein medizinisches als vielmehr ein kosmetisches Problem dar.
Ganz gleich, ob ein infantiles Hämangiom segmental oder fokal, also deutlich gegen die Umgebung abgegrenzt ist, ob es an der Oberfläche oder in der Tiefe wächst, es unterliegt einer einheitlichen Wachstumsdynamik. Nach der Entstehung im ersten Lebensmonat beginnt eine sechs- bis zwölfmonatige Wachstumsphase. Bei einem charakteristischen Verlauf findet das Hauptwachstum im ersten Teil der Wachstumsphase statt und verlangsamt sich zum Ende hin. Dann kommt es ohne ersichtliche Gründe zum Stillstand des Wachstums. Dieser sogenannten Proliferationsphase schließt sich die Involutionsphase an. Sie bezeichnet den Zeitraum, in dem das Hämangiom schrumpft und im Idealfall wieder ganz verschwindet. Diese Rückbildung ist weitaus zeitintensiver und zieht sich meist bis zum achten oder neunten Lebensjahr hin.
aktualisiert am 07.11.2016