Ein Hämangiom ist eine Wucherung von Blutgefäßen. Es wird im Deutschen auch Blutschwämmchen, Blutschwamm oder bisweilen auch Erdbeerfleck genannt. Das Hämangiom gehört zu den gutartigen Tumoren und tritt meist im Säuglings- bis Kleinkindalter in Erscheinung. Das Blutschwämmchen tritt nicht nur an der Außenhaut auf, sondern kann auch innerhalb des Körpers vorliegen wie an der Schleimhaut, in der Leber oder im Auge. In den meisten Fällen bildet sich der Befund innerhalb von einigen Jahren von alleine zurück.
Weshalb ein Hämangiom oder Blutschwämmchen (Blutschwamm) entsteht, ist nicht genau bekannt. Die Wucherung entsteht aufgrund einer Fehlentwicklung des Gewebes, das ansonsten die regulären Blutgefäße ausbildet (angioblastisches Gewebe). Die Hämangiome gehen von der inneren Gefäßschicht, dem Endothel, aus. Aus diesen Gründen besteht das Hämangiom aus einer Ansammlung von Blutgefäßen. Möglicherweise handelt es sich um eine erbliche Veränderung. Es steht sogar die Hypothese im Raum, dass das Hämangiom mit der Plazenta (Mutterkuchen) der Mutter im Zusammenhang steht, da es gewisse Ähnlichkeiten aufweist. Dies konnte aber bisher nicht bestätigt werden.
Drei Viertel der Hämangiome bestehen schon seit der Geburt. Oft bilden sie sich innerhalb der ersten Tage bis Wochen nach der Geburt aus. Einige Hämangiome kommen aber erst viel später im Leben zum Vorschein, teils noch nach dem 30. Lebensjahr. Frühgeborene haben eine höhere Rate an Blutschwämmchen als andere Kinder. Bei Mädchen tritt das Hämangiom etwa doppelt so häufig auf wie bei Knaben.
Ein Hämangiom oder Blutschwämmchen kann an jeder Stelle des Körpers auftreten. Am häufigsten kommt es an der Haut oder der Unterhaut vor. Etwa 60 Prozent der Hämangiome finden sich am Kopf oder Hals. Aber auch innere Schleimhäute und Organe wie die Leber sowie die Augen können von einem Hämangiom betroffen sein.
Hämangiome können ganz unterschiedlich groß sein. Wenn viele Hämangiome über den Körper ausgedehnt sind, werden sie als Angiomatose (Hämangiomatose) bezeichnet. Einige Blutschwämmchen wachsen relativ schnell, oft bereits in den Monaten nach der Geburt. Die Wachstumsphase dauert typischerweise sechs bis neun Monate an, dann stagniert der Befund und bildet sich schließlich ganz langsam zurück. Ein großer Teil der Blutschwämmchen ist bis zum Alter von fünf Jahren wieder verschwunden.
Das Hämangiom ist weich, steht aus der Umgebung hervor und ist rot bis manchmal dunkel gefärbt. Weitere Beschwerden haben die Betroffenen meist nicht. An manchen Stellen kann es aber zu Problemen kommen, wenn ein Blutschwämmchen das Wachstum oder die Entwicklung stört oder Vorgänge oder Bewegungen aufhält.
Ein Hämangiom am Auge führt je nach der genauen Lokalisation zu Problemen wie einer erschwerten Augenöffnung oder einem unvollständigen Lidschluss, zum Druck auf das Auge mit möglichen Verziehungen oder weiteren Folgen. Beeinträchtigt ein Blutschwämmchen über längere Zeit die Sicht des Auges eines Kindes, so kann es zu einer so genannten Schwachsichtigkeit (Amblyopie) kommen, die zu einer dauerhaften Sehverschlechterung des Auges führt. Das Gehirn schaltet gewissermaßen die Wahrnehmung des Auges ab.
Ein Hämangiom (Blutschwamm) der Nase kann die Atmung erschweren, am Mund kann der Betroffene möglicherweise nicht mehr richtig Nahrung zu sich nehmen. Bei Hämangiomen in der After- oder Geschlechtsregion können Probleme auftreten wie Schmerzen, Entzündungen oder Blutungen. An allen möglichen Stellen kann es zur Deformierung oder Fehlstellung von Knorpel, Bindegewebe, Knochen oder Zähnen kommen. Ebenso können Hämangiome an der Wirbelsäule auftreten. Schlimmstenfalls befindet sich ein Hämangiom im Gehirn.
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Ist ein Hämangiom (Blutschwamm) besonders groß, dann kann es sich sogar auf das gesamte Blutsystem auswirken: Kreislaufstörungen oder Gerinnungsstörungen können entstehen, manchmal kann es bluten.
Bei den Blutschwämmchen werden ein kapilläres Hämangiom und ein kavernöses Hämangiom unterschieden.
Nicht allzu große Hämangiome gehen meist ohne sichtbare Folgen zurück. Waren sie aber groß, dann können deutliche Veränderungen bestehen bleiben, die das ästhetische Erscheinungsbild beeinträchtigen. So können Pigmentstörungen, Narben oder Bereiche mit feinen bleibenden Gefäßen (Teleangiektasien) auffällig sein.
Äußerlich sichtbare Hämangiome können vom Arzt durch die einfachste Untersuchung und den Anblick beurteilt werden. Dies ist in vielen Fällen ausreichend. Bei einigen Blutschwämmchen müssen gegebenenfalls weiterführende Untersuchungsmethoden vorgenommen werden. Eine Kernspintomographie (Magnetresonanztomographie, MRT) kann Hämangiome im Inneren des Körpers aufdecken wie an den Brust- und Bauchorganen oder an den Augen. Hat ein Patient eine größere Anzahl von Hämangiomen oder ein besonders ausgebreitetes Hämangiom, dann kann eine allgemeine Untersuchung auf bestimmte Syndrome, Grunderkrankungen oder Fehlentwicklungen sinnvoll sein.
Um zu erkennen, wie tief ein Hämangiom in das gesunde Gewebe eingedrungen ist, wird eine Ultraschalluntersuchung gemacht.
Zur Diagnostik gehört auch die Anamnese (Untersuchungsgespräch), bei dem der Patient beziehungsweise meist die Eltern befragt werden.
Der Arzt muss auch feststellen, wie weit sich das Hämangiom entwickelt hat und ob es noch wächst oder schon wieder kleiner wird. Der Befund wird regelmäßig kontrolliert. Mit Fotos ist ein Vergleich im zeitlichen Verlauf möglich.
Hämangiome und Fehlbildungen von Blutgefäßen oder Lymphgefäßen können erst nur schlecht voneinander abgegrenzt werden. Der Arzt untersucht, worum es sich genau bei dem Befund handelt. Die Gefäßfehlbildungen bleiben dauerhaft, wohingegen ein Hämangiom meist wieder zurückgeht.
Die Therapie hängt im hohen Maße davon ab, wo sich das Hämangiom befindet und wie groß es ist. Auch der Krankheitsverlauf ist ausschlaggebend. An problematischen Stellen werden die Blutschwämmchen zeitnah behandelt, damit keine weiteren Schäden entstehen, etwa am Auge oder an den Luftwegen. Auch rasch wachsende oder sehr große Blutschwämmchen sollten bald behandelt werden. Kleinere Hämangiome werden behandelt, wenn sie das Wachstum eines Kindes einschränken können, beispielsweise an Armen und Beinen oder am Rumpf. Außerdem wird das Blutschwämmchen behandelt, wenn Komplikationen wie Blutungen, Infektionen oder Schmerzen vorhanden sind oder vermutet wird, dass sie auftreten werden.
Eher nicht empfohlen ist die Behandlung für Hämangiome, die nicht mehr größer werden oder sich zurückbilden. Die Therapie würde hier das Ergebnis nicht verbessern im Vergleich zu der spontanen Abheilung. Falls ein unkompliziertes, kleineres Hämangiom nicht behandelt werden muss, so wird es zumindest beobachtet beziehungsweise vom Arzt von Zeit zu Zeit kontrolliert.
Die Art des Hämangioms spielt eine Rolle, ob und wie eine Behandlung erfolgen sollte. Das kapilläre Hämangiom wird meist belassen und beobachtet, hingegen wird ein kavernöses Hämangiom bei Kindern meist behandelt.
Die Therapie eines Hämangioms kann mittels einer Operation zur Entfernung geschehen. Diese wird jedoch eher selten durchgeführt. Meist ist beim Hämangiom eine Beseitigung mit dem Laser oder mittels einer Vereisung (Kryotherapie) besser. Die genannten Behandlungen geschehen unter Vollnarkose oder unter örtlicher Betäubung, manchmal kann sogar auf eine Betäubung verzichtet werden.
Auch der Einsatz von Medikamenten kann sinnvoll sein, etwa Cortison oder Interferon, die auf den Befund aufgetragen werden, oder Beta-Blocker wie Propranolol, die der Patient einnehmen kann.
Die meisten Hämangiome gehen im Laufe von Monaten bis Jahren zurück. Bis zum Alter von fünf Jahren ist ein Hämangiom eines Säuglings in den meisten Fällen wieder verschwunden. Es kann aber auch länger bleiben oder dauerhaft bestehen bleiben. Mit der richtigen Behandlung kann ein komplizierter oder bleibender Befund beseitigt oder zumindest reduziert werden.
Auch nach dem Rückgang eines Hämangioms können Hautveränderungen bestehen bleiben, die optisch auffallen können. Gegebenenfalls kann eine ästhetische Behandlung möglich sein.
aktualisiert am 20.06.2022