Unter dem Begriff Haarausfall (Effluvium) versteht man einen übermäßigen Verlust an Haaren, der zur Glatzenbildung (Haarlosigkeit, Alopezie) führt. Haarausfall kann diffus über den ganzen Körper verteilt sein oder in einem umschriebenen Gebiet auftreten.
Man unterscheidet verschiedene Formen der Alopezie, die unterschiedliche Ursachen haben und sowohl bei Männern als auch bei Frauen auftreten können. Einige Formen können behandelt werden, sodass die Haare wieder wachsen (reversible Alopezie), andere sind nicht rückgängig zu machen (irreversible Alopezie).
Die Haare durchlaufen verschiedene Entwicklungsstadien, die mit der Wachstumsphase beginnen und nach einer Ruhephase mit dem Ausfall des Haares enden. Beim gesunden Erwachsenen befinden sich 80 Prozent der Haare im Wachstumsstadium, die restlichen 20 Prozent in der Ruhephase. Am Tag verliert der Mensch etwa 100 Haare, die jedoch ständig erneuert werden. Fallen täglich mehr als 100 Haare aus, spricht man von Haarausfall, der über einen längeren Zeitraum zur Haarlosigkeit (Alopezie) führt.
Bleibt diese Haarlosigkeit auf ein umschriebenes Gebiet beschränkt, spricht man von einer herdförmigen Alopezie. Fallen dagegen am ganzen Körper und am gesamten Kopf die Haare aus, spricht man von diffuser Alopezie. Diese beiden Formen des Haarausfalls haben verschiedene Ursachen und lassen sich unterschiedlich gut behandeln.
Um die Ursache des Haarausfalls bestimmen zu können, wird der Arzt dem Patienten zunächst einige Fragen zu seiner Krankheitsgeschichte stellen (Anamnese):
Bei der anschließenden körperlichen Untersuchung wird der Arzt genau Haut, Fingernägel und Haare untersuchen und den Haarwuchs am gesamten Körper betrachten. Bei einigen Erkrankungen lassen sich weitere charakteristische Zeichen beobachten, wie zum Beispiel die Blässe von Haut und Schleimhäuten bei Anämie durch Eisenmangel oder auch eine Schilddrüsenvergrößerung bei Erkrankungen dieses Organs.
Im Labor wird eine Blutprobe untersucht, ein Blutbild erstellt und die Konzentration der Hormone im Blut bestimmt. Je nach Verdachtsdiagnose können weitere Stoffe gemessen werden, um insbesondere Stoffwechselstörungen zu erkennen.
Unter dem Mikroskop werden Haare und Haarwurzel untersucht, wobei man den Bau und das Entwicklungsstadium des Haares beurteilen kann und so Hinweise auf die Ursache des Haarausfalls erhält.
Wichtig ist auch, dass Patienten die ausgefallenen Haare genau zählen. Bis zu 100 Haare am Tag zu verlieren ist ganz normal.
Die Behandlung von Haarausfall ist stark abhängig von der zugrunde liegenden Ursache, meist jedoch sehr schwierig.
Gegen die Alopecia areata gibt es bisher noch kein wirklich wirksames Medikament, da über die Ursache des kreisrunden Haarausfalls wenig bekannt ist. Eine Behandlung der kahlen Stellen mit einer Kortison-Salbe und die Einnahme von Zink-Präparaten unterdrückt die Entzündungsreaktion, die das Haar angreift und unterstützt das Wachstum der Haare. Außerdem gibt es eine viel versprechende Immuntherapie, die zur Reduktion des Haarausfalls führen soll.
Für die androgene Alopezie beim Mann gibt es ebenfalls bisher keine Medikamente, die zu einem zufrieden stellenden Ergebnis führen. Einige Präparate senken die Konzentration an männlichen Hormonen im Blut und sollen bewirken, dass die Haare länger in der Wachstumsphase bleiben. Diese Medikamente haben aber starke Nebenwirkungen, da sie den Hormonhaushalt beeinflussen und dürfen nur unter ärztlicher Aufsicht und nur von Männern eingenommen werden.
Bei hormonellen Ursachen der diffusen Alopezie kann versucht werden, durch einen Ausgleich des Hormonhaushalts mit entsprechenden Medikamenten den Haarausfall zu stoppen.
Liegt die Ursache in einer Mangelernährung, kann dies durch eine einfache Umstellung der Ernährungsgewohnheiten und eventuell die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln behoben werden. Eine Unterversorgung mit Nährstoffen kommt in westlichen Ländern selten vor, allerdings kann die Aufnahme lebenswichtiger Stoffe über den Darm bei bestimmten Erkrankungen gestört sein.
Wenn die Haare durch bestimmte Medikamente oder Therapien ausfallen, ist dies in der Regel kein Dauerzustand und die Haare beginnen nach Ende der Therapie wieder zu wachsen.
Letzte Aktualisierung am 08.12.2022.