In vielen Fällen muss eine anfängliche Prostatavergrößerung vorerst nicht behandelt werden. Die Notwendigkeit zur medikamentösen Therapie hängt vom Stadium und von der Schwere der Prostatavergrößerung (benigne Prostatahyperplasie, BPH) ab. Ferner entscheidet der Leidensdruck des Patienten über den Einsatz von Medikamenten. Viele gängige Medikamente gegen eine Prostatavergrößerung zielen grundlegend darauf ab, die Beschwerden des Patienten zu minimieren. Die Prostatavergrößerung lässt sich mithilfe dieser Medikamente nicht rückgängig machen. Andere Medikamente können helfen, die fortschreitende Prostatavergrößerung zu hemmen. Eventuell wird mit diesen bestimmten Präparaten sogar ein Rückgang der Prostatavergrößerung erzielt. Hierdurch wird das Risiko auf Komplikationen durch die vergrößerte Prostata minimiert. Allerdings sind die Medikamente nicht frei von Nebenwirkungen. Die sogenannten Phytopharmaka (pflanzliche Präparate) lösen zumeist keine oder nur geringe Nebenwirkungen aus.
Für die Auswahl des richtigen Medikaments ist der Leidensdruck des Patienten von Bedeutung. Viele Medikamente lösen belastende Nebenwirkungen aus. Daher muss der Arzt abwägen, ob bestimmte Medikamente für den Patienten in Frage kommen. Ferner ist das Stadium der Prostatavergrößerung, die Krankheitsgeschichte des Patienten und die Art und Schwere der Symptome ausschlaggebend. Bei einigen Betroffenen kann es reichen, über die medikamentöse Behandlung lediglich die Symptome zu lindern. In anderen Fällen sollen die Medikamente ein Voranschreiten der Prostatavergrößerung verlangsamen. Die medikamentöse Behandlung einer Prostatavergrößerung gestaltet sich immer individuell.
Pflanzliche Arzneimittel (Phytopharmaka) gegen eine vergrößerte Prostata kommen zu Beginn der Erkrankung zum Einsatz. Diese Präparate zielen darauf ab, leichte Beschwerden durch die Prostatavergrößerung zu lindern. Sie werden dementsprechend bei leichtem bis mittelstarkem Leidensdruck empfohlen. Ob diese Medikamente ein Voranschreiten der Prostatavergrößerung verlangsamen oder verhindern können, ist bisher noch nicht wissenschaftlich belegt. In erster Linie finden sich heute Phytopharmaka in einer Mischung aus mehreren Pflanzenextrakten. Vor allem die Extrakte aus der Sägepalme, der Brennnesselwurzel und den Kürbiskernen sind hier von Bedeutung. Ferner enthalten viele Präparate bestimmte Pflanzenteile wie die Rinde vom afrikanischen Pflaumenbaum, der Kiefer oder der Fichte oder die Wurzel vom südafrikanischen Sterngras. Bei vielen pflanzlichen Präparaten ist bisher unbekannt, welche Inhaltsstoffe bei einer Prostatavergrößerung wirksam sind.
Die schulmedizinischen Präparate für die Behandlung einer Prostatavergrößerung gliedern sich in unterschiedliche Präparatgruppen auf. Eine dieser Medikamentenarten wird als Alpha-1-Blocker bezeichnet. Die Alpha-1-Blocker weisen eine spezifische Wirkung auf: Sie hemmen die sogenannten Alpha-1-Rezeptoren, wodurch eine Entspannung der Muskeln der Prostata und im Blasenhals erzielt wird. Zu den Präparaten, die eingesetzt werden, zählen Alfuzosin, Silodosin, Tamsulosin, Doxazosin und Terazosin. Die Medikamente dieser Gruppe wirken schnell und lindern binnen kurzer Zeit die Beschwerden. Allerdings wirken sich diese Präparate auf die Stärke des Harnstrahls und auf den Widerstand des Harnabflusses nur gering aus. Zudem können diese Wirkstoffe das Voranschreiten der Prostatavergrößerung nicht beeinflussen. Die Alpha-1-Blocker werden bei leichten Problemen durch die Prostatavergrößerung verordnet.
Die Medikamente dieser Kategorie können je nach Dosierung unterschiedliche Nebenwirkungen auslösen. Beispielsweise sind folgende Nebenwirkungen bekannt:
Werden die Medikamente abgesetzt, lassen diese Nebenwirkungen zumeist schnell nach. Es muss nicht zwingend zu Nebenwirkungen kommen. Die Art und Schwere eventueller Nebenwirkungen hängt von der individuellen Verträglichkeit dieser Präparate ab.
5-alpha-Reduktase ist ein bestimmtes Enzym, welches das männliche Geschlechtshormon Testosteron in eine wirksamere Substanz (Dihydrotestosteron) umwandelt. Dieser Vorgang findet unter anderem in den Zellen der Prostata statt. Die 5-alpha-Reduktase-Hemmer blockieren dieses Enzym in der Prostatazelle. Die Umwandlung des Geschlechtshormons wird unterbunden. Die Prostata kann durch diese Blockierung innerhalb von drei bis sechs Monaten bis zu 25 Prozent kleiner werden. Allerdings dauert es bis zu zwölf Monate, bis der Effekt der 5-alpha-Reduktase-Hemmer eintritt.
Für die Behandlung von Prostatavergrößerungen werden die 5-alpha-Reduktase-Hemmer Finasterid und Dutasterid eingesetzt. Beide Medikamente bewirken eine deutliche Linderung der Symptome. Der Harnstrahl und der Abflusswiderstand verbessern sich nach einiger Zeit. Hierdurch reduziert sich das Risiko auf einen kompletten Harnverhalt. Die 5-alpha-Reduktase-Hemmer werden bevorzugt bei einer stark vergrößerten Prostata verordnet.
Wie die Alpha-1-Blocker können die 5-alpha-Reduktase-Hemmer verschiedene Nebenwirkungen auslösen. Diese sind beispielsweise:
Diese Medikamente eignen sich vor allem für Männer mit mittleren bis starken Beschwerden durch eine Prostatavergrößerung. Sie dienen als Langzeitmedikament bei mittel bis stark vergrößerter Prostata.
Anticholinergika (auch genannt: Antimuskarinika oder Muskarinrezeptor-Antagonisten) wirken entspannend auf verschiedene Muskeln wie die Harnblasenmuskulatur. Auf der Muskulatur der Blutgefäße, von Magen und Darm sowie des Harntrakts finden sich sogenannte Muskarinrezeptoren. Diese Rezeptoren reagieren auf die Substanz Acetylcholin, die eine Kontraktion dieser Muskelgruppen auslöst. Werden die Muskarinrezeptoren blockiert, entspannt sich die entsprechende Muskulatur. Diesen Effekt haben die Anticholinergika. Sie werden bei einer Reizblase durch die Prostatavergrößerung eingesetzt. Häufiger Harndrang bei Tag und Nacht bessert sich durch diese Medikamente. Allerdings wirken sich diese Präparate nicht auf die Prostatagröße, auf den Harnstrahl, auf die Restharnmenge und auf den Harnabflusswiderstand aus. Die Anticholinergika können verschiedene Nebenwirkungen auslösen. Diese Nebenwirkungen können sich vor allem bei Behandlungen zeigen, die länger als drei Monate andauern. Die Präparate werden bei starkem Harndrang und Inkontinenz (ungewollten Harnverlust) durch die Prostatavergrößerung verordnet. Sie sollten bei erheblichen Harnabflussstörungen nicht eingenommen werden.
Die sogenannten PDE-5-Hemmer wirken ebenfalls entspannend auf die Harnblase. Im Körper des Mannes wirken bestimmte körpereigene Stoffe entspannend auf die Harnblasenmuskulatur. Diese Stoffe werden von einem bestimmten Enzym (Phosphodiesterase 5, kurz PDE 5) abgebaut. Die PDE-5-Hemmer hindern das Enzym PDE 5 an seiner Arbeit, wodurch eine erhebliche Entspannung der Harnblasenmuskulatur erzielt wird. Gängige Medikamente dieser Gruppe sind Tadalafil, Sildenafil und Vardenafil. Die Medikamente eignen sich zudem bei Erektionsproblemen durch die Prostatavergrößerung. Sie bewirken einen erhöhten Bluteinstrom in den Penis des Mannes.
Die Medikamente lindern spürbar viele Symptome, die sich auf Spannungen der Blasenmuskulatur beziehen. Ferner konnte in einigen Fällen eine Verbesserung des Harnstrahls verzeichnet werden. Harnabflussstörungen verbessern sich durch diese Medikamente nicht. Auf die Größe der Prostata nehmen die Präparate ebenfalls keinen Einfluss. Bekannte Nebenwirkungen sind unter anderem Verdauungsstörungen, Hitzewallungen und Kopfschmerzen.
Die medizinische Forschung untersucht die Wirksamkeit von weiteren Medikamenten. Ein Beispiel hierfür ist der Wirkstoff Botulinumtoxin, der direkt in die Prostata gespritzt werden muss. Ferner sind bestimmte Hemmstoffe des Enzyms Aromatase im Fokus der Forschung. Diese Wirkstoffe behindern zuverlässig die Bildung von Östrogenen (weiblichen Geschlechtshormonen) aus dem Testosteron. Dieser Vorgang kann im fortgeschrittenen Alter eine Ursache für die Prostatavergrößerung sein.
Je nach Art der Symptome und Intensität des Leidensdrucks des Patienten kombinieren die Ärzte häufig mehrere Medikamente aus unterschiedlichen Präparatgruppen. Hierdurch wird eine umfassende Linderung der Symptome und eventuell eine Verlangsamung der Prostatavergrößerung erzielt. Ein Beispiel hierfür ist die Kombination aus Alpha-1-Blockern und 5-alpha-Reduktase-Hemmern. Durch diese Kombination kann eine schnelle Linderung der Symptome mit dem langzeitlichen Effekt der 5-alpha-Reduktase-Hemmer erzielt werden. Allerdings steigt bei der Kombination von mehreren Medikamenten das Risiko auf unerwünschte Nebenwirkungen.
aktualisiert am 15.12.2023