Für eine gutartige Prostatavergrößerung finden sich heutzutage unterschiedliche Behandlungsansätze. Diese Therapieformen reichen je nach Art und Intensität der Beschwerden von naturheilkundlichen, über medikamentöse bis zu operativen Therapien.
Die naturheilkundlichen Therapien kommen bei einer anfänglichen und leichten Prostatavergrößerung zum Einsatz. Ferner eignen sich diese Behandlungsansätze für eine begleitende Behandlung der Prostataprobleme. Medikamentöse Behandlungen dienen in erster Linie der Linderung der Symptome. Das Fortschreiten der Prostatavergrößerung lässt sich mithilfe der heutzutage verfügbaren Medikamente nicht unterbinden. In schweren Fällen und im fortgeschrittenen Stadium müssen die Patienten operiert werden. Im Rahmen dieser OP wird die vergrößerte Prostata teilweise oder komplett entfernt. Die Behandlung einer bösartigen Prostatavergrößerung gestaltet sich anders. Resultiert die Prostatavergrößerung aus einer Tumorerkrankung, muss grundsätzlich operiert werden. Ferner setzen Ärzte nach der Operation eine Chemotherapie und eine Strahlentherapie an.
Bei den meisten Männern geraten die Sexualhormone nach dem 50. Lebensjahr aus dem Gleichgewicht. Ursächlich scheint eine vermehrte Umwandlung von Testosteron in das Abbauprodukt Dihydrotestosteron (DHT) zu sein. Als Folge des hormonellen Ungleichgewichts vergrößert sich die Prostata. Die Harnblase wird dadurch eingeengt. Das verursacht unter anderem einen abgeschwächten Harnstrahl und häufigen und nächtlichen Harndrang.
Bei einer gutartigen Prostatavergrößerung entscheidet in den meisten Fällen der Leidensdruck des Patienten über die Art der Behandlung. Das bedeutet, dass die jeweilige Therapie auf die Intensität der Beschwerden und auf die Art der Symptome ausgerichtet wird. Die langfristige Steigerung der Lebensqualität des Patienten steht bei der Auswahl der richtigen Therapie im Fokus der Ärzte. Des Weiteren sind die Mediziner bemüht, mögliche Komplikationen und Spätfolgen durch die Prostatavergrößerung bestmöglich zu unterbinden. Das Behandlungsziel ist es, die Vergrößerung der Prostata zu verlangsamen.
Um eine zielgerichtete Therapie zusammenstellen zu können, wird der Patient im Vorfeld intensiv untersucht. Zu den Untersuchungen gehört ein Gespräch zwischen Arzt und Patient. Im Rahmen des Gesprächs ermittelt der Arzt die genauen Beschwerden des Patienten und deren Intensität. Wichtig für die Beurteilung ist die Häufigkeit des Wasserlassens tagsüber und nachts. Ferner ist es oft nötig, den Harnfluss des Patienten zu messen und eine rektale Tastuntersuchung der Prostata durchzuführen. Darüber hinaus wird ein Ultraschall durchgeführt und eine Blutuntersuchung vorgenommen. Wenn es notwendig ist, dann kommen weitere Untersuchungen in Betracht. Auf der Grundlage der ermittelten Daten kann der Arzt entscheiden, ob eine naturheilkundliche, medikamentöse oder operative Therapie der beste Weg ist.
Grundsätzlich kann man eine Prostatavergrößerung nicht aufhalten. Bei einer anfänglichen oder leichten Prostatavergrößerung warten viele Ärzte trotzdem erst einmal ab. Das sogenannte kontrollierte Zuwarten kann sich für viele Patienten als ein guter Schritt erweisen. Erfahrungsgemäß können sich die Beschwerden einer gutartigen Prostatavergrößerung verbessern. Das kontrollierte Zuwarten wird Patienten mit günstiger Prognose und geringem Leidensdruck empfohlen. Allerdings muss die Prostata beim Zuwarten regelmäßig kontrolliert werden.
Zudem ist es sinnvoll, dass der Patient seine persönliche Lebensführung ändert. Vor allem die Flüssigkeitszufuhr sollte kontrolliert werden. Es wird empfohlen, dass die Patienten über den Tag verteilt nicht mehr als 1,5 Liter trinken. Ferner ist es wichtig, auf Alkohol und Kaffee zu verzichten. Auch vor dem Schlafengehen verzichtet man besser auf die Tasse Tee. Ebenfalls sollten entwässernde Medikamente (Diuretika) nicht am Abend eingenommen werden. Mit Blasentraining und Beckenbodentraining können die Beschwerden weiter gelindert werden. Dazu unterstützend kann auf Pflanzenextrakte zurückgegriffen werden.
Naturheilverfahren und Phytotherapeutika werden bei leichten Formen der Prostatavergrößerung eingesetzt. Zudem eignen sich diese Therapieformen gut als Begleittherapie bei schulmedizinischen Behandlungen. In erster Linie setzen die Ärzte hierbei auf bestimmte Pflanzenpräparate. Diese Präparate weisen den Vorteil auf, dass die Ärzte ihnen weniger Nebenwirkungen zusprechen. Trotzdem können auch Pflanzenpräparate Nebenwirkungen verursachen. Ein Behandlungserfolg ist mit Heilpflanzenextrakten nicht gewährleistet. Bei vielen eingesetzten Präparaten ist die Wirkung nicht eindeutig belegt.
Eingesetzt werden:
Als effektiv erweisen sich bei einer Prostatavergrößerung Präparate mit Sägeplamen- und Brennnesselwurzelextrakt. Auch Kürbiskerne und Kürbiskernsamen werden zur Behandlung eingesetzt. In den Anfangsstadien vermindern diese Substanzen die Häufigkeit des Wasserlassens. Zwar ist die Wirkung nicht so stark wie bei Medikamenten, dafür sind auch die Nebenwirkungen nicht so ausgeprägt. Keines dieser Pflanzenpräparate ist in seiner Wirkung einem anderen überlegen.
Ferner enthalten die Wurzeln der Pinie Inhaltsstoffe, die die Bildung von Dihydrotestosteron (DHT) vermindern, das maßgeblich an der Prostatavergrößerung beteiligt ist. Weitere Pflanzenpräparate, die eingesetzt werden, sind Extrakte aus der Rinde des afrikanischen Pflaumenbaums. Die Kosten der pflanzlichen Arzneimittel werden von der gesetzlichen Krankenkassen nicht getragen.
Homöopathie kann ebenfalls im ersten Schritt der Behandlung eine Alternative sein, die es sich zu testen lohnt. Allerdings ist die Homöopathie bis zum heutigen Zeitpunkt äußerst umstritten. Zeigen die natürlichen Behandlungsschritte eine zu geringe Wirkung und nehmend die Beschwerden zu, dann muss eine medikamentöse Therapie erfolgen.
Die Schulmedizin hat heute verschiedene Medikamente für die Therapie einer Prostatavergrößerung zur Verfügung. In vielen Fällen kombinieren die Ärzte verschiedene Medikamente aus unterschiedlichen Gruppen, um einen bestmöglichen Effekt zu erzielen. Die medikamentöse Behandlung einer Prostatavergrößerung gliedert sich zudem in mehrere Stufen auf. Im ersten Schritt veranlassen Ärzte eine sogenannte antiadrenerge Therapie. Der Patient erhält hierbei Medikamente, die die Muskulatur der Prostata und der Harnblase entspannen. Hierfür setzen die Ärzte Alpha-Blocker ein (Alfuzosin®, Alna®, Prostadil®). Die Alpha-Blocker werden in erster Linie bei Bluthochdruck verschrieben. Allerdings entspannen diese Präparate auch die Muskulatur der Harnblase und der Patient verspürt innerhalb kurzer Zeit eine Verbesserung seiner Beschwerden. Die Präparate können unter günstigen Bedingungen den Krankheitsverlauf verlangsamen.
Leider lässt sich die Prostatavergrößerung mithilfe der Alpha-Blocker nicht komplett aufhalten. Dies gilt für alle Medikamente, die zur Behandlung der Prostatavergrößerung eingesetzt werden. Die Wirksamkeit der Alpha-Blocker hängt generell von der Größe der Prostata bei Behandlungsbeginn ab. Ist die Prostata bei Beginn der Therapie bereits erheblich vergrößert, ist der Effekt der Alpha-Blocker entsprechend gering. Die Medikamente aus der Gruppe der Alpha-Blocker können verschiedene Nebenwirkungen, wie Schwindelgefühle, Kopfschmerzen, Müdigkeit und eventuell sogar Kreislaufzusammenbrüche durch Blutdruckabfall auslösen.
Eine weitere Medikamentengruppe, die bei einer Prostatavergrößerung eine Symptomlinderung bewirkt, bezeichnen die Ärzte als 5α-Reduktasehemmer. Diese Medikamente sind verträglicher als die Alpha-Blocker, da die Wirkstoffe erst verzögert im Darm freigesetzt werden. Zu dieser Gruppe gehören die Wirkstoffe Finasterid (Proscar®) und Dutasterid (Avodart®). Die 5α-Reduktasehemmer zeigen wiederum eine ganz spezielle Wirkung auf. Sie hemmen im Körper des Patienten die Produktion von aktivem Testosteron. Hierdurch kann es zu einer Besserung der Probleme durch die Prostatavergrößerung kommen. Die Wirkung setzt erst nach einigen Monaten ein. Daher ist es notwendig, diese Präparate für eine längere Zeit einzunehmen. Mitunter können die 5α-Reduktasehemmer den Krankheitsverlauf verlangsamen. Leider lösen auch diese Medikamente Nebenwirkungen aus, die sich vor allem auf die Libido des Mannes beziehen. Erektionsstörungen, Ejakulationsstörungen, ein Libidoverlust und Vergrößerungen der Brustdrüsen sind durch die Einnahme der Präparate möglich. Auch der PSA-Wert kann verfälscht werden. Allerdings zeigen die Erfahrungen auf, dass diese Nebenwirkungen im Laufe der Langzeittherapie an Intensität nachlassen.
Des Weiteren können die Ärzte noch auf eine dritte Medikamentengruppe zurückgreifen. Diese Präparate werden als Muskarinrezeptorantagonisten bezeichnet, zum Beispiel Darifenacin. Die Muskarinrezeptorantagonisten wirken effektiv gegen den ständigen und plötzlichen Harndrang des Patienten. Allerdings wirken diese Präparate nicht gegen die weiteren Beschwerden einer Prostatavergrößerung. Aus diesem Grund eignen sich die Medikamente häufig nur zur begleitenden Symptombehandlung. Als Nebenwirkungen kann durch diese Medikamente Mundtrockenheit auftreten.
Aktuell setzen die Ärzte noch weitere Medikamente für die Behandlung einer Prostatavergrößerung ein. Diese Medikamente werden als Phosphodiesterase-Hemmer bezeichnet. Ein Beispiel für ein Präparat aus dieser Gruppe ist der Wirkstoff Sildenafil, bei den meisten Menschen unter der Bezeichnung Viagra® bekannt. Viagra® und weitere Phosphodiesterase-Hemmer kommen in erster Linie bei Erektionsproblemen zum Einsatz. Ein weiteres Präparat aus der Gruppe der Phosphodiesterase-Hemmer mit der Bezeichnung Tadalafil erhielt vor einigen Jahren die Zulassung für die Behandlung von Prostatavergrößerungen. Die Phosphodiesterase-Hemmer lindern bei vielen Patienten die Beschwerden und verbessern auch den messbaren Harnfluss. Ob die Medikamente in der Lage sind, die Prostatavergrößerung zu verlangsamen, ist bisher nicht geklärt. Als Nebenwirkungen können Verdauungsprobleme, Hitzewallungen und Kopfschmerzen auftreten.
Kommt es durch die Prostatavergrößerung zu einem akuten Harnverhalt, muss der Patient umgehend in die Notaufnahme. Der akute Harnverhalt ist ein Notfall. In diesem Fall setzen die Ärzte einen Katheter an, über den die Harnblase vollständig entleert wird. Der Zugang ist am einfachsten und erfolgt meistens über den Penis (Transurethraler Katheter). Nachdem die Harnblase entlastet ist und der Katheter entfernt wurde, kann der Patient wieder normal Wasser lassen. Dieser Umstand resultiert aus der kurzzeitigen Überdehnung der Blasenhalsmuskulatur durch den Katheter. Die Blasenhalsmuskulatur wird durch den Katheter nicht verletzt. Sofern sich ein akuter Harnverhalt wiederholt einstellt, ist in vielen Fällen eine OP notwendig.
Ist der Harnverhalt chronisch, muss ein suprapubischer Blasenkatheter eingesetzt werden. Dieser Katheter dient dem dauerhaften Abfluss des Blaseninhalts. Er wird nicht wie bei einem akuten Harnverhalt über die Harnwege eingeführt. Hierdurch reduzieren die Ärzte das Risiko auf Harnwegsinfektionen durch den Katheter.
Durch Medikamente kann eine Operation jahrelang hinausgezögert werden. Schreitet die Prostatavergrößerung schnell voran und greifen die medikamentösen Behandlungen nicht, muss der Patient operiert werden. In Hinblick auf die OP geht es darum, den Leidensdruck des Patienten zu lindern. Zudem zielt die OP darauf ab, mögliche Spätfolgen und Komplikationen durch die Prostatavergrößerung zu vermeiden. Die Ärzte können heutzutage auf unterschiedliche OP-Verfahren zurückgreifen, um eine Prostatavergrößerung erfolgreich zu behandeln. Die Prostata wird im Rahmen der OP entweder teilweise oder komplett entfernt. Hierbei gilt: Je mehr Gewebe der Prostata entfernt wird, desto höher fällt der Behandlungserfolg aus. Allerdings ist eine vollständige Entfernung der Prostata eine erhebliche Belastung für den Patienten. Die Ärzte sind bemüht einen Mittelweg zu finden, um den Patienten bestmöglich zu entlasten und gleichzeitig den Leidensdruck so gut wie möglich zu minimieren.
Als Operationsverfahren kommen vor:
Alle Operationen werden endoskopisch durchgeführt. Bei der TUR-P wird mit mit Hilfe einer Metallschlinge, die durch die Harnröhre durchgeführt wird, Prostatagewebe entfernt. Nach dieser Operation ist die Ejakulation vermindert oder fehlt. Der Grund dafür ist, dass der Hauptanteil des Ejakulats in die Blase gelangt. Die TUR-P ist eine der häufigsten Operationen der Urologie und gilt als das Standardverfahren bei Prostatavergrößerung.
Es gibt zwei weitere Möglichkeiten, Prostatagewebe zu entfernen. Bei dem HoLEP-Verfahren wird zum Abtragen des Gewebes ein Laser verwendet. Dieses Verfahren eignet sich bei sehr großer Prostata. Eine alternative Methode ist das offene Operationsverfahren durch die Bauchdecke. Dieses Operationsverfahren verursacht den größten Gewebeschaden und den längsten Krankenhausaufenthalt und wird heutzutage vermieden, wenn es möglich ist.
Bei der TUIP wird kein Prostatagewebe entfernt. Bei der TUIP wird nur eine kleine Kerbe in die Prostata geschnitten. Diese Operation kommt bei sexuell aktiven Patienten mit kleiner Prostatavergrößerung in Betracht. Nicht immer ist das Resultat der TUIP zufriedenstellend.
Bei der TUNA werden Nadeln in die Prostata platziert und Prostatagewebe mit Radiofrequenzwellen behandelt. TUNA ist ein Verfahren, das ambulant und ohne Narkose durchgeführt werden kann. Bei geringer Prostatavergrößerung stellt die TUNA durchaus eine Alternative zur medikamentösen Behandlung dar.
Bei der TUMT, die heutzutage nicht mehr durchgeführt wird, wird das Prostatagewebe mit Mikrowellenstrahlung erhitzt. Die Idee dahinter ist, dass Prostatagewebe zerstört wird und vom Körper abgestoßen und abgetragen wird.
aktualisiert am 15.12.2023