Eine Gürtelrose ist für die Betroffenen häufig extrem schmerzhaft. Das Brennen und Jucken des pustelförmigen Hautausschlags sind ebenfalls unangenehm. Die Schmerzen können nicht nur bestehen, wenn die Krankheit äußerlich sichtbar ist. Vielmehr können die Schmerzen einer Gürtelrose selbst dann noch anhalten, wenn die Hautirritationen verheilt sind. Die Chronifizierung der Schmerzen bedeutet, dass sich einige Patienten auf einen langen Leidensweg einstellen müssen.
Wenn es um die möglichen Gürtelrose-Schmerzen geht, ist zunächst eine Unterscheidung zu machen. Die Betroffenen können je nach Verlauf an diesen beiden Schmerztypen leiden:
Die erste Schmerzart ist typisch für eine aktuell bestehende Gürtelrose. Sie tritt im Zusammenhang mit dem nässenden Hautausschlag der Gürtelrose auf. Dort, wo die Patienten von dem bläschenartigen Hautausschlag betroffen sind, empfinden sie teils heftige Schmerzen und ein starkes Brennen und Jucken. Sofern die Bläschen aufgehen und sich entzünden, können weitere Schmerzen entstehen.
Meist bedeutet das Abheilen des Hautausschlags ein Ende der Schmerzen für die Patienten. Das trifft aber nicht auf alle Gürtelrose-Fälle zu. Bei der zweiten Schmerzart, der Post-Zoster-Neuralgie (PZN), handelt es sich um eine häufige Komplikation dieses Krankheitsbilds, die das Leiden der Betroffenen deutlich verlängert. Sofern die Schmerzen ab dem Zeitpunkt, zu dem die äußeren Hautreizungen abgeheilt sind, noch zwei oder mehr Monate anhalten, sind diese chronisch geworden. Dann ist von der Post-Zoster-Neuralgie die Rede.
Dass der Gürtelrose-Hautausschlag schmerzhaft ist, ist leicht nachvollziehbar. Immerhin kommt es zu einer Entzündungsreaktion der Haut. Die Viren, die für die Gürtelrose verantwortlich sind (Varizella-Zoster-Viren), bahnen sich ihren Weg entlang von Nerven, die für die Weiterleitung der Berührungsempfindungen zuständig sind. Das erklärt ebenfalls die typischen Gürtelrose-Schmerzen.
Eine genaue Erklärung, warum die Schmerzen dann noch bestehen können, wenn die Gürtelrose rein äußerlich bereits abgeheilt ist, gibt es bisher noch nicht. Vermutet wird, dass die Viren die besagten Nervenfasern dauerhaft schädigen. Dies könnte eine Überempfindlichkeit und die chronischen Schmerzen nach sich ziehen. Ebenso sind bestimmte Umbauvorgänge im Bereich der Nerven denkbar, die dafür sorgen könnten, dass schmerzleitende Nerven im Anschluss an eine Gürtelrose-Erkrankung bei jeder Berührung der Haut aktiviert werden.
Der Schmerz beschränkt sich meist auf das Hautareal, in dem die Bläschen zu finden sind. Neben den Schmerzen ist Juckreiz ein Symptom, welches in den meisten Fällen mit einer Gürtelrose einhergeht. Je mehr die Erkrankung voranschreitet, desto mehr kann der unangenehme Juckreiz zunehmen. Sobald die Gürtelrose-Bläschen ausgetrocknet und verkrustet sind, legt sich der Juckreiz meist.
Wie stark die Schmerzen einer Gürtelrose ausfallen, ist von Betroffenem zu Betroffenem ganz verschieden. Viele Patienten klagen über sehr starke Schmerzen, die teils stechend sein können. Die Erkrankung der Gürtelrose kündigt sich in einem großen Teil der Fälle bereits wenige Tage vorher mit beginnenden Schmerzen an. Mediziner sprechen bei diesen frühen Anzeichen von einem Prodromalstadium. Es besteht jedoch die Möglichkeit, dass eine Gürtelrose schmerzfrei verläuft, wenngleich es sich dabei um seltene Einzelfälle handelt. Nachts leiden die Patienten häufig unter stärkeren Schmerzen, was auf ihre Liegeposition zurückzuführen sein kann.
Der Druck, der durch das Liegen auf die betroffenen Hautareale ausgeübt wird, lässt die Schmerzen stärker werden. Gleichzeitig können die Pusteln im Schlaf aufgehen, was zum Beispiel auf die Reibung zurückzuführen sein kann, die dann entsteht, wenn die Patienten sich im Schlaf bewegen. Das Aufreiben der Pusteln sorgt kurzzeitig für eine Verstärkung der Schmerzen. Außerdem können nachts im Dunkeln durch die fehlende Ablenkung die Schmerzen und das Jucken besonders eindringlich wahrgenommen werden.
Bei den meisten Patienten heilt die Gürtelrose-Erkrankung binnen drei bis vier Wochen ab, sodass sie binnen eines Monats schmerzfrei sind. Manchmal können die Schmerzen bereits innerhalb einiger Tage zurückgehen.
Sofern es im Rahmen der Gürtelrose zu einer Nervenschädigung gekommen ist, gestaltet sich das chronische Schmerzbild (die postzosterische Neuralgie) recht komplex. Es sind drei verschiedene Schmerzarten bekannt. Die Betroffenen berichten von folgenden Schmerztypen bei der Post-Zoster-Neuralgie:
Die letzte Schmerzart führt deshalb zu so einem hohen Leidensdruck, da selbst der Kontakt von Stoff mit der Haut für die Patienten kaum auszuhalten sein kann. Leichte Berührungen sind für die Patienten enorm schmerzhaft, während ein fester Druck oft keine unangenehmen Schmerzen verursacht.
Hinzu kommt außerdem, dass die postzosterischen Schmerzen sich temperaturabhängig oder durch Stress verstärken können. Bei 50 Prozent der Patienten bildet sich die postzosterische Neuralgie innerhalb eines Jahres von alleine zurück. Bei 25 Prozent der Patienten ist die Therapie der postzosterischen Neuralgie erfolgreich. Nichtsdestotrotz besteht die Möglichkeit, dass die Patienten noch Monate oder Jahre, nachdem die Gürtelrose abgeheilt ist, immer wieder von Schmerzen betroffen sein können.
Um gegen den Gürtelrose-Schmerz vorzugehen, ist es wichtig, die Krankheit frühzeitig zu therapieren. Eine kurzfristig beginnende Therapie soll bewirken, dass sich nach Möglichkeit keine postzosterische Neuralgie entwickelt. Die folgenden Ziele werden von der Therapie bei Gürtelrose somit verfolgt:
Zu diesem Zweck kommen spezielle Medikamente, sogenannte Virustatika, zum Einsatz. Brivudin und Aciclovir sind zwei Beispiele für derartige Arzneimittel, welche die Aktivität der Gürtelrose-Viren eindämmen sollen. Gleichzeitig können diese Medikamente dazu beitragen, dass die Hautirritationen abheilen. Weiterhin kommen gängige Schmerzmittel, unter anderem Paracetamol oder Ibuprofen, häufig zur Anwendung. In einigen Fällen ist die Verordnung von Opioiden wie Codein sinnvoll. Um den Patienten die Schmerzen zu nehmen und ihren Juckreiz zu mindern, können zusätzlich lokale Betäubungsmittel Verwendung finden. Dabei kann es sich um spezielle Pflaster oder Cremes handeln.
Sofern es zu einer postzosterischen Neuralgie gekommen ist, was bei rund 20 Prozent der Patienten der Fall ist, sind die besagten Virustatika nicht mehr wirksam. Schließlich haben sich durch die Veränderungen an den Nerven eigenständige Schmerzen entwickelt. Nun wird der behandelnde Arzt seinen Patienten andere Medikamente verschreiben, um ihnen ihre Schmerzen zu nehmen. Opioide, trizyklische Antidepressiva (Amitriptylin, das auch eine schmerzhemmende Wirkung hat) oder Antikonvulsiva (sonst zur Epilepsiebehandlung dienende Mittel) können dann zum Einsatz.
Falls die Medikamententherapie bei der Post-Zoster-Neuralgie nicht die gewünschten Erfolge erreicht hat, besteht die Möglichkeit einer Akupunkturbehandlung oder Ergotherapie. Außerdem stellt eine TENS-Behandlung (transkutane elektrische Nervenstimulation) den Patienten eine Schmerzlinderung in Aussicht. Dabei kommt es mittels spezieller Elektroden zu einer Reizstromimpulsübertragung auf die Nerven. Durch diese Therapie werden die Schmerzweiterleitung und somit auch das Schmerzempfinden kurzzeitig außer Gefecht gesetzt. Der Körper gewöhnt sich jedoch an die Impulse, sodass diese Therapie keine dauerhafte Lösung darstellt. Einige Patienten setzen zusätzlich auf verschiedene Entspannungstechniken sowie auf Psychotherapie, um den Umgang mit ihren Schmerzen mental besser zu meistern. Dies ist vor allem deshalb sinnvoll, da Stress zusätzliche Gürtelrose-Schmerzen auslösen kann.
Sofern die genannten Maßnahmen nicht den gewünschten Erfolg erzielen, ist eine Operation denkbar. Nur sehr wenige Patienten mit bleibenden Schmerzen nach einer Gürtelrose unterziehen sich allerdings einem operativen Eingriff, da dieser immer mit gewissen Risiken verbunden ist. Bei einer Gürtelrose-OP erfolgt eine Durchtrennung der Nervenbahnen, welche die Schmerzleitung übernehmen, beispielsweise im Bereich des Rückenmarks.
Bei einer Gürtelrose-Erkrankung gibt es zudem verschiedene Hausmittel, die zum Zweck der Schmerzlinderung zum Einsatz kommen können. Dazu zählen unter anderem Heilerde- und Quarkwickel. Sie wirken nicht nur schmerzlindernd, sondern sind auch für ihre antiseptischen Eigenschaften bekannt. Eine lokale Magnesium-Therapie und Chili-Pflaster haben sich ebenso bewährt. Im Rahmen einer unterstützenden Therapie können außerdem diverse homöopathische Präparate zum Einsatz kommen.
aktualisiert am 19.07.2019