Eine Gürtelrose (Zoster ophthalmicus) tritt in vielen Fällen einseitig am Rumpf der Patienten auf. Geht die Viruserkrankung jedoch von bestimmten anderen Nerven aus, kann sich die Gürtelrose auch in anderen Bereichen des Körpers zeigen. Beispiele hierfür sind die Genitalien, das Gesicht und die Kopfhaut des Patienten. Die Gürtelrose am Auge wird von den Ärzten als Zoster ophthalmicus bezeichnet und birgt ein hohes Risiko auf Schäden am Auge. Zoster ophthalmicus resultiert aus dem Befall des Nervus ophthalmicus durch die Reaktivierung von Varizella-Zoster-Viren.
Die Varizella-Zoster-Viren lösen bei der Erstinfektion die Windpocken aus. Der Körper entwickelt in diesem Fall Antikörper gegen die Viren. Die Erreger ziehen sich daraufhin in Ganglien (Nervenknoten) zurück und verfallen in einen inaktiven Zustand. Die Viren können vom Immunsystem nicht abgetötet werden. Sie verbleiben ein Leben lang im Körper des Patienten. Sie können sich zu einem späteren Zeitpunkt im Leben reaktivieren. In der Regel sind die Patienten älter als 50 Jahre. Oft geht eine Reaktivierung mit einer Immunschwäche des Körpers einher. Dies kann viele Jahre nach der Erstinfektion mit Windpocken geschehen. Die Erreger wandern nach der Reaktivierung an den Nervensträngen entlang, in deren Nervenknoten sie sich über die Jahre verborgen haben. Auf diesem Weg können die Viren das Auge des Patienten und umgebende Bereiche des Gesichts erreichen. Nicht immer kommt es dabei zu einer Entzündung des Auges selbst. Die Gürtelrose am Auge muss jedoch unbedingt frühzeitig behandelt werden, um das Risiko auf Komplikationen und bleibende Auswirkungen zu minimieren. Dabei ist eine eingehende Untersuchung durch den Augenarzt von besonderer Wichtigkeit.
Bei einem Herpes zoster im Stirnbereich ist in drei Viertel der Fälle das Auge beteiligt.
Patienten mit einer Gürtelrose am Auge leiden an typischen Symptomen. Hierzu gehören Kribbeln der Stirn, Brenngefühle und belastende Nervenschmerzen im Gesicht. Vor allem die Nase und die Stirn sind bei Ausbruch der Krankheit von diesen Schmerzen betroffen. Hinzu kommen bei vielen Betroffenen typische Krankheitsgefühle, starke Müdigkeit, Fieber und Schwäche.
Die Viren können eine Entzündung an verschiedenen Bereichen des Auges verursachen, insbesondere:
Die Entzündung am Auge hat zur Folge, dass der Patient lichtempfindlich wird und am betroffenen Auge ein vermehrter Tränenfluss auftritt. Zudem sind am betroffenen Auge häufig Rötungen und sogar Schwellungen erkennbar. Diese Schwellungen betreffen häufig die Augenlider.
Im weiteren Verlauf der Erkrankung können sich noch weitere Symptome zeigen. Zumeist tritt nach einigen Tagen der für die Gürtelrose typische Hautausschlag im Gesicht auf. Er beginnt mit einer Rötung der betroffenen Stelle und kleinen Hautknötchen. Aus diesen Hautknötchen entwickel sich Hautbläschen, die jucken können und klare Flüssigkeit enthalten. Des Weiteren sind bei Zoster ophthalmicus Taubheitsgefühle, Lidödeme, Brenngefühle und Schmerzen am Auge keine Seltenheit.
Der Zoster ophthalmicus ist wie andere Ausprägungen der Gürtelrose auf eine Körperseite begrenzt. Die Gürtelrose entwickelt sich in einem umschriebenen Bereich der Haut, der dem Nervenversorgungsgebiet entspricht (sogenanntes Dermatom).
Tritt eine Gürtelrose am Auge auf, können hieraus ernste Folgen resultieren. Durch die Infektion mit den Viren kann es zu einer Hornhautentzündung (Keratitis) und zu bleibenden Schäden an der Hornhaut des Auges kommen. Diese Schäden können auftreten, sofern die Erreger über den Trigeminusnerv zum Sehnerv des Patienten wandern. Durch die Schäden an den Strukturen des Sehorgans wie beispielsweise an der Hornhaut kann es zu einer dauerhaften Beeinträchtigung der Sehstärke und sogar zu Blindheit des betroffenen Auges kommen.
Ebenfalls kann eine Entzüdung der Uvea (mittlere Augenhaut) auftreten. Die Uveitis kann chronisch werden und immer wieder auftreten (rezidivierend).
Als Spätfolgen der Gürtelrose am Augen können Glaukom, Katarakt, Hornhautvernarbung und Sensibiltitässtörungen am Augen auftreten. Die Spätfolgen einer Gürtelrose können das Sehvermögen beeinträchtigen.
Zudem besteht wie bei allen Formen der Gürtelrose die Gefahr, dass sich eine Post-Zoster-Neuralgie einstellt. Hierbei verspüren die Patienten über die eigentliche Erkrankung hinaus starke Nervenschmerzen.
Es ist es wichtig, die Krankheit Zoster ophthalmicus so früh wie möglich (am besten innerhalb von 72 Stunden nach Symptombeginn) mit oralen antiviralen Medikamenten zu behandeln. Diese Medikamente (zum Beispiel Valaciclovir, Famciclovir, Aciclovir, Brivudin) verhindern, dass sich die Viren weiter vermehren und ausbreiten können. Die empfohlenen Dosierung sind:
Neben den Tabletten bekommt der Patient eine lokale Augensalbe (zum Beispiel mit 3% Aciclovir), die er täglich 5 mal auftragen soll. Sollte sich zusätzlich zum Virusbefall eine bakterielle Infektion entwickeln, dann werden Antibiotika gegeben.
Zusätzlich zu der speziellen Therapie kommt die Behandlung der oft heftigen Schmerzen durch Schmerzmittel. Für Kontaktlinsenträger gilt, dass sie die Linsen bis zur vollständigen Abheilung der Gürtelrose am Auge nicht tragen dürfen.
Sobald das Immunsystem ausreichend Antikörper gegen die Viren produziert hat, werden die Erreger wieder in die Ganglien (Nervenknoten) zurückgedrängt und fallen dort erneut in einen inaktiven Zustand. Die Gürtelrose kann daraufhin ausheilen. Dies dauert im Normalfall zwei bis drei Wochen.
aktualisiert am 15.03.2022