Ein Wulstbruch ist wie eine Grünholzfraktur ein unvollständiger Bruch eines Knochens. Beide Frakturen treten im Kindesalter auf, meist bei Kindern bis zehn Jahre. Der Wulstbruch ist typischerweise ein Stauchungsbruch, während die Grünholzfraktur eine Biegungsfraktur ist. Ein Wulstbruch wird nahezu immer konservativ (ohne Operation) mit einer mehrwöchigen Gipsruhigstellung behandelt.
Ein Wulstbruch wird auch Torusbruch genannt. Er wird durch eine Krafteinwirkung verursacht, die in Längsrichtung auf den Knochen einwirkt. Diese sogenannten Stauchungsfrakturen entstehen beim Sturz auf den ausgestreckten Arm oder beim Landen aus größerer Höhe auf den Füßen. Durch die Kraft der Stauchung wird der Knochen ineinandergeschoben und es bildet sich ein Wulst außen am Knochen. Die Knochenhaut bleibt intakt, während es innen zu einem Schaden an der Knochensubstanz kommt.
Wulstbrüche entstehen in der Regel in den Wachstumszonen, den Metaphysen, der Knochen. Dieser Bereich ist im Kindesalter noch besonders weich und verformbar.
Bei der Grünholzfraktur kommt es durch eine Verbiegung des Knochens zu einem unvollständigen Bruch. Sie kann auftreten, wenn der Knochen noch flexibel ist. Auf der Seite der Dehnung bricht der Knochen, auf der Seite der Stauchung nicht. Die Knochenhaut bleibt entweder intakt oder reißt nur auf der Seite der Dehnung ein. Grünholzfrakturen treten seltener in der Wachstumszone des Knochens auf. Meist ist der Schaft (Diaphyse) betroffen.
Prinzipiell tritt der Wulstbruch an den Röhrenknochen auf. Am häufigsten sind die Röhrenknochen des Unterarms und des Unterschenkels betroffen, also Speiche, Elle, Schienbein oder Wadenbein. Am häufigsten kommen Wulstbrüche am unteren Ende der Speiche vor. Die Ursache ist in diesen Fällen ein Sturz auf die ausgestreckte Hand.
Typische Symptome sind Schmerzen im Verletzungsbereich. Dazu zählen auch Schmerzen bei Druck. Bei kleineren Kindern kann es vorkommen, dass sie Bauchschmerzen angeben. Grund hierfür könnte sein, dass sie Schmerzen noch nicht so gut lokalisieren können. Auch eine Schwellung oder ein Bluterguss (Hämatom) können auftreten.
Die Beschreibung des Unfallhergangs kann erste Hinweise auf eine mögliche Fraktur liefern. Dabei ist man bei kleineren Kindern auf die Schilderung von Dritten angewiesen. Möglicherweise ist beim Abtasten der Wulst auch zu spüren. Mittel der Wahl zur Diagnosestellung ist das Röntgenbild. Hier sieht man klassischerweise einen Wulst (eine Ausbeulung) außen am Knochen.
Der Wulstbruch wird nahezu ausschließlich konservativ behandelt. Es erfolgt eine Gipsruhigstellung für zunächst vier Wochen. Je nach Heilungsfortschritt kann die Dauer auf insgesamt sechs Wochen verlängert werden. Der Fortschritt der Heilung wird mittels Röntgenkontrolle beurteilt.
Ist der Bruch deutlich verschoben, wird möglicherweise eine Operation nötig. Bei der operativen Versorgung werden Drähte oder Platten zur Stabilisierung des Bruches eingebracht. Da sich der Bruch in der Wachstumszone befindet, erfolgen Operationen hier nur im Ausnahmefall. Eine operationsbedingte Wachstumsstörung soll möglichst vermieden werden.
In der Regel ist keine Physiotherapie nötig. Kinder bewegen sich oft so viel und angstfrei, dass mögliche Einschränkungen sich meist von selbst beheben. Bei bleibenden Einschränkungen ist Physiotherapie aber angeraten und sinnvoll.
Der Wulstbruch heilt fast immer innerhalb weniger Wochen folgenlos aus. Wachstumsstörungen des Knochens sind selten. Sie treten, wenn überhaupt, eher nach operativer Versorgung auf.
AWMF online – Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Kinderchirurgie Unterarmschaftfrakturen im Kindesalter: https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/006-062l_S1_Unterarmschaftfraktur-2016-05-abgelaufen.pdf (online, letzter Abruf: 26.10.2021)
Kliniken Köln – Knochenbrüche im Kindesalter: https://www.kliniken-koeln.de/templates/documents/downloads/174_0_WEB_Knochenbrueche.pdf (online, letzter Abruf: 26.10.2021)
Thieme eRef, Theddy Slongo; Sammy Alexander Baierlein – Einteilung der Frakturen nach Lokalisation und Morphologie: https://eref.thieme.de/cockpits/clRadio0001clRettungsdienst0001/0/coRadSBNS00456/4-72960 (online, letzter Abruf: 26.10.2021)
Kinder- und Jungendradiologie der Universität Bonn – Frakturen im Kindesalter: https://www.kinderradiologie.uni-bonn.de/der-aktuelle-fall/frakturen-im-kindesalter (online, letzter Abruf: 26.10.2021)
aktualisiert am 19.07.2022