Ein Glaukomanfall ist immer ein akuter medizinischer Notfall! Aufgrund der Dringlichkeit in dieser dramatischen Situation, ist es wichtig, die Symptome, die im Folgenden beschrieben werden, richtig zu erkennen und zu deuten.
Bei einem Glaukomanfall zeigt sich ein plötzliches Auftreten folgender Beschwerden:
Besonders intensiv stellen sich für den Patienten die außergewöhnlich heftigen dumpfen Schmerzen der Augen dar. Begleitet werden diese von einer deutlichen Verschlechterung des Sehvermögens. Tagsüber wird die Umgebung schlagartig nur mehr wie durch einen Schleier wahrgenommen. Farbringe, sogenannte Halos, tragen zu einer deutlichen Verminderung der Sehschärfe bei. Der Betroffene selbst kann zudem unter plötzlich auftretender Übelkeit und Erbrechen leiden. Spürbares Herzklopfen, Schwindel bis hin zur Ohnmacht können sich als vermeintliche Anzeichen einer Herzrhythmusstörung bemerkbar machen. Für den Betrachter ist vor allem die Rötung des betroffenen Auges auffällig.
Die Beschwerden bei einem Glaukomanfall entstehen durch eine starke Erhöhung des Augendrucks. Dies führt innerhalb kurzer Zeit zu schweren Schäden im Auge, wenn keine frühzeitige Behandlung vorgenommen wird.
Für junge Menschen ist das Risiko für einen Glaukomanfall überschaubar. Ab einem Alter von 40 Jahren steigt die Wahrscheinlichkeit jedoch stetig an. In Europa geht man von einer Häufigkeit von etwa 0,4 Prozent aller Einwohner aus, die in ihrem Leben einen Glaukomanfall bekommen. Für Männer besteht im Allgemeinen ein höheres Risiko für einen Glaukomanfall, als dies bei Frauen beobachtet wird. Weltweit ist eine deutlich größere Wahrscheinlichkeit bei der asiatischen Bevölkerung sowie den als Inuit bezeichneten Bewohnern in Grönland vorzufinden als bei anderen Menschen.
Vorsicht ist bei der Einnahme von Medikamenten gegeben, welche der Erweiterung der Pupille dienen. Ebenso risikobehaftet kann die dauerhafte Einnahme bestimmter Antibiotika (Sulfonamide) sowie von Mitteln gegen Schizophrenie (Neuroleptika) und Migräne (Topiramat) sein. Personen mit einer Weitsichtigkeit sind aufgrund der besonderen Verhältnisse des Auges besonders betroffen.
Das Glaukom (oder der Grüne Star) wird als die Bezeichnung einer Vielzahl von Erkrankungen des Auges verstanden. Allen gleich ist die Schädigung des Sehnervs durch einen hohen Augeninnendruck. Dieser Druckerhöhung können unterschiedliche Ursachen zugrunde liegen, welche namensgebend für die verschiedenen Formen des Glaukoms sind. Ein erhöhter Druck entsteht durch das Kammerwasser.
Kammerwasser ist die Flüssigkeit innerhalb der vorderen Bereiche des Auges. Es wird kontinuierlich produziert und ist für die Versorgung des Auges sowie einen normalen Augeninnendruck (Stabilität des Auges) verantwortlich. Die Menge an Kammerwasser wird in einem steten Gleichgewicht gehalten. Bei einem gesunden Auge fließt dieses im Kammerwinkel (Winkel in der Vorderkammer zwischen Hornhaut und Iris) durch kleine Spalten (Trabekelwerk) in den sogenannten Schlemm'schen Kanal und weiter in die Blutbahn ab.
Ist der Abfluss behindert, staut sich das Kammerwasser im Auge und baut einen Druck auf, wodurch der Sehnerv geschädigt wird. Beim akuten Winkelblockglaukom kommt es durch eine Blockade zwischen hinterer und vorderer Augenkammer zum Stau des Kammerwassers. Tritt dieses Ereignis plötzlich auf, führt dies innerhalb weniger Minuten zu den typischen Symptomen eines Glaukomanfalls.
In den meisten Fällen wird der Glaukomanfall durch einen Pupillarblock verursacht. Damit gemeint ist eine Vergrößerung der Iris (Regenbogenhaut), die zu einer Einengung der Passage zwischen Iris und Linse führt. Kammerwasser staut sich somit in der hinteren Augenkammer und drückt die Iris in den äußeren Bereichen in Richtung Hornhaut. Der Kammerwinkel in der vorderen Augenkammer kann dadurch komplett verschlossen werden.
Seltener kann eine Behinderung des Abflusses von Kammerwasser durch den Strahlenkörper (Ziliarkörper), der die Iris umgibt, beobachtet werden. Andere, sehr seltene Ursachen wie Tumoren, die Verschiebung des Glaskörpers oder eine Zystenbildung (mit Flüssigkeit gefüllte Kammern) an der Iris sollen der Vollständigkeit halber erwähnt werden.
Als Leitsymptom wird der geübte Augenarzt bei einem Glaukomanfall einen steinharten Bulbus (Augapfel) ertasten. Beim Betrachten des Patienten fällt weiter ein stark gerötetes Auge und eine lichtstarre Pupille auf. Die Linse erscheint auffällig getrübt. Häufig findet sich bei einem akuten Winkelblock eine flache vordere Augenkammer. Die Abflachung lässt sich schon bei der ersten, notfallmäßigen Versorgung durch den Arzt mit einer einfachen Visitenlampe feststellen.
Ein wichtiges Augenmerk wird auch auf eine ausführliche Erhebung der Begleitsymptomatik (Herz-Kreislauf, Magen-Darm) gelegt.
Für die Messung des Augeninnendrucks wird aufgrund ihrer hohen Genauigkeit heute die Methode der Applanations-Tonometrie vorgezogen. Werte über 60 mmHg (Millimeter Quecksilbersäule) - normal sind 10 bis 21 mmHg - sind bei einem Glaukomanfall durchaus im Bereich des Möglichen.
Die Spaltlampe gibt dem Arzt die Möglichkeit, ähnlich einem Mikroskop einen Blick auf die inneren Strukturen und Oberflächen des Auges zu werfen. Sie lässt eine genaue Beurteilung der vorderen Augenkammer zu.
Zur Messung der Sehschärfe werden Sehzeichen herangezogen, bestehend aus Zahlen, Buchstaben oder ähnlichen Symbolen verschiedener Größe. Sie müssen vom Patienten erkannt werden.
Wesentlich für den Erhalt des Augenlichtes ist eine rasche Senkung des Augeninnendrucks.
Notfallmäßig kommt Mannitol als Infusion zum Einsatz, welches den Augeninnendruck durch seine osmotische Eigenschaft senkt (es entzieht dem Auge Flüssigkeit).
Carboanhydrasehemmer oder Sympatholytika bewirken dagegen eine Verminderung der Produktion von Kammerwasser. Diese Mittel können entweder als schnell wirkende Augentropfen oder zum Erhalt der Therapie in Tablettenform verabreicht werden.
Eine rasche Wirkung versprechen auch sogenannte Miotika, welche als Sofortmaßnahme in Form von Augentropfen verabreicht werden. Deren Wirkung liegt in einer Verengung der Pupille, wodurch der Abfluss des Kammerwassers erreicht wird.
Vielfach ist die medikamentöse Therapie für eine rasche Senkung des Augeninnendrucks nicht ausreichend, sodass ein chirurgisches Eingreifen notwendig wird. Das Anlegen einer Durchflussöffnung in der Iris stellt die Passage zwischen hinterer und vorderer Augenkammer wieder her, zwei der gängigsten Methoden sind die periphere Iridektomie oder die Laseriridotomie. Zielführend kann ebenso die Verödung des Ziliarkörpers (Zyklokoagulation) sein, wodurch die Produktion des Kammerwassers vermindert wird. Andere Verfahren basieren darauf, den Abfluss durch das Anlegen von Umgehungskanälen zu gewährleisten (Stents, Kanaloplastik).
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Letztendlich bleibt die Wahl des Verfahrens im Ermessen des behandelnden Arztes. Maßgebend sind, wie lange der Winkelblock zum Zeitpunkt der Diagnose bestand und in welchem Allgemeinzustand sich der Patient befindet.
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aktualisiert am 02.04.2020