Das Glaukom, wie der Grüne Star in Fachkreisen genannt wird, ist durch eine fortschreitende Einschränkung des Gesichtsfeldes eines oder beider Augen gekennzeichnet. Verantwortlich ist ein erhöhter Augeninnendruck, welcher den Sehnerv unwiederbringlich schädigt. Der Sehnerv leitet die vom Auge aufgenommenen Lichtimpulse zum Gehirn weiter. Beim Glaukom werden Signale aus mehr oder weniger großen Bereichen des Sehfeldes nicht mehr richtig an das Gehirn transportiert. Dort kommt es im fortgeschrittenen Stadium zu lediglich unvollständigen Bildern.
Die gute Nachricht ist gleichzeitig auch die schlechte. Der Grüne Star beginnt in vielen Fällen unbemerkt. Treten die ersten leichten Ausfälle im Gesichtsfeld auf, ist der Sehnerv schon geschädigt.
Meist bleibt die Einengung des Gesichtsfeldes das einzige Symptom, welches vom Patienten selbst wahrgenommen wird. Anfangs bleiben die Lücken noch unerkannt, da das gesunde Auge die Einschränkung bis zu einem gewissen Grad kompensieren kann. Ein Gesichtsfeldausfall geht beim Glaukom typischerweise von den Rändern aus. Nur in seltenen Fällen wie dem PEX-Glaukom kann es zu Trübungen kommen. Der dadurch bedingte Verlust an Schärfe und Kontrast könnte zum Verdacht eines Grauen Stars (Eintrübung der Augenlinse) verleiten.
Ein akuter Glaukomanfall geht hingegen mit starken dumpfen Augenschmerzen, Kopfschmerzen sowie Übelkeit und Erbrechen einher. Vielfach berichten Patienten über einen starken Herzschlag, Benommenheit oder Schweißausbrüche, welche der Ausdruck einer zusätzlichen Herz-Kreislauf-Problematik sind. Das betroffene Auge tränt und ist gerötet. Der Patient nimmt seine Umgebung nur mehr verschwommen wahr. Nicht selten erscheinen bei der Betrachtung heller Gegenstände farbige Ringe oder Höfe (Auren). Der Grund für diese störende Lichtbrechung ist eine vermehrte Wasseransammlung an der Hornhaut, welche durch den starken Anstieg des Augeninnendrucks bedingt wird.
Vielfach wird von Augenoptikern die Messung des Augeninnendruckes angeboten. Doch wenn ein normaler Augeninnendruck als Ergebnis herauskommt, bedeutet das nicht, dass kein Glaukom vorliegen könnte. Es wird sogar davon ausgegangen, dass die Hälfte aller Patienten mit einem Offenwinkelglaukom einen normalen Augeninnendruck (kleiner als 21 mmHg) aufweisen.
Richtwerte | Augeninnendruck in mmHg |
---|---|
unterer Grenzwert | 10 mmHg |
Durchschnittswert | 15,5 mmHg |
oberer Grenzwert | 21 mmHg |
Ein Augeninnendruck unter 21 mmHg sollte nicht dazu verleiten, sich in Sicherheit zu wiegen. Man kann heute davon ausgehen, dass Fehler im Regulationsmechanismus der Blutgefäße mitverantwortlich für manche Formen des Glaukoms sind. Bemerkbar macht sich diese sogenannte vaskuläre Dysregulation durch kalte Finger, Raynaud-Syndrom (wiederholtes Auftreten von blassen Fingerspitzen), Migräne oder einem Tinnitus (Klingeln im Ohr). Im Auge äußert sich diese Minderdurchblutung durch eine Schädigung des Sehnervs. Die Konsequenzen indes sind auch hier Ausfälle im Gesichtsfeld.
Weitere mögliche Zeichen dieser Fehlregulation finden sich in einer veränderten Geruchsempfindlichkeit, vermindertem Durstgefühl oder einer Verschiebung des Schlaf-Wach-Rhythmus. Den Anzeichen einer Fehlregulation liegt eine Vielzahl von Ursachen zugrunde. Sie lassen sich vom Laien in ihrer Tragweite kaum einordnen.
Neben den für den Patienten auffälligen Symptomen stehen dem Augenarzt eine Reihe diagnostischer Verfahren zur Verfügung. Mit denen kann er einen detaillierten Einblick in die inneren und auf die äußeren Strukturen des Auges nehmen.
Erste Gesichtsausfälle deuten mit hoher Wahrscheinlichkeit auf einen bestehenden und dauerhaften Schaden des Sehnervs hin. Viele andere hier beschriebene Symptome hingegen sind in ihrer Ursache vielfach nicht mit einer dramatischen Veränderung verbunden. Nur mit einer regelmäßigen Vorsorge beim Augenarzt lässt sich Sicherheit gewinnen.
Der Grüne Star (Glaukom) stellt eine Gruppe uneinheitlicher Krankheiten dar. Bei allen Formen ist der Abfluss des Kammerwassers gestört, was in der Folge den Augeninnendruck ansteigen lässt.
Kammerwasser besitzt die Aufgabe, das Auge mit Nährstoffen zu versorgen und dieses in seiner Form stabil zu halten. Es wird von einer Struktur, dem Ziliarkörper, kontinuierlich an die hintere Augenkammer abgegeben. Von dort gelangt es zwischen Linse und Regenbogenhaut (Iris) hindurch in die vordere Augenkammer. Die Hornhaut (Cornea) und Iris umschließen im Außenbereich den Kammerwinkel. Durch das dort liegende Trabekelwerk fließt das Kammerwasser schließlich in den Schlemm'schen Kanal und wird vom Blutkreislauf aufgenommen.
Die Formen des Grünen Stars unterscheiden sich anhand unterschiedlicher Kriterien. Bei einem Offenwinkelglaukom besteht keine Verlegung des Kammerwinkels. Der Kammerwinkel ist offen. Beim Winkelblockglaukom wird hingegen der Kammerwinkel durch Veränderungen im Aufbau oder durch Vorerkrankungen des Auges blockiert. Beide Formen können als primäres oder sekundäres Glaukom in Erscheinung treten. Primär bedeutet, es sind keine Ursachen erkennbar, während ein sekundäres Glaukom auf eine bekannte Ursache zurückzuführen ist. Eine weitere Einteilung erfolgt anhand des Augeninnendrucks. Meistens ist dieser erhöht, womit ein Hochdruckglaukom vorliegt. Von einem Normaldruckglaukom spricht man, wenn die Symptomatik eines Glaukoms erfüllt ist, der Augeninnendruck indes Werte unter 21 mmHg aufweist.
Laut einer Umfrage ist die Angst der Deutschen vor Erblindung größer als die Furcht vor Diabetes oder Herz-Kreislauferkrankungen. Diese Aussage scheint im ersten Moment eine Berechtigung zu besitzen. Der Deutsche Blinden- und Sehbehindertenverband schätzt die Anzahl der an einem Glaukom erkrankten Menschen in Deutschland auf über eine Million.
Ab einem Alter von 40 Jahren steigt die Wahrscheinlichkeit, am grünen Star zu erkranken, stetig. Bei dieser Bevölkerungsgruppe beträgt die Wahrscheinlichkeit gerade ein Prozent. Währenddessen steigt die Zahl der Erkrankten bei über 85-jährigen auf 20 Prozent an. Schätzungen zufolge könnten weltweit 80 Prozent aller Erblindungen vermieden werden, wenn ein ausreichendes Vorsorgeprogramm zur Verfügung stünde.
Manches spricht dafür, dass die Möglichkeit, an einem Grünen Star zu erkranken, erblich bedingt sein könnte. Sowohl beim kindlichen Offenwinkelglaukom als auch beim angeborenen (kongenitalen) Glaukom (Buphthalmus) wird seit geraumer Zeit eine genetische Veranlagung diskutiert. Bei einem Drittel der Kinder mit einem primären Offenwinkelglaukom kann ein familiärer Zusammenhang hergestellt werden. Auch beim Pseudoexfoliationsglaukom (PEX-Glaukom) ist von einer Veränderung an einem Gen (Träger von Erbmaterial) auszugehen.
Menschen mit einer Kurzsichtigkeit (Myopie) haben ebenso eine erhöhte Neigung, ein Glaukom zu entwickeln. Schon ab minus fünf Dioptrien (-5 dpt) steigt das Risiko einer Erkrankung stark an.
Ist der grüne Star auf eine bekannte Grunderkrankung zurückzuführen, wird von einem Sekundärglaukom gesprochen. Die häufigste Ursache stellt hier der Diabetes (Zuckerkrankheit) dar. Bereits ein um 10 mg/dl erhöhter Blutzuckerwert (Normalwert: etwa 100 mg/dl) zeigt einen geringen Anstieg des Augeninnendrucks. In der Folge kommt es zu einer Schädigung des Sehnervs und dem Krankheitsbild eines diabetischen Glaukoms.
Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems gelten weithin als möglicher Auslöser eines Glaukoms. Untersuchungen konnten aufzeigen, dass zwischen dem Grünen Star und diesen Erkrankungen, beispielsweise dem Bluthochdruck, ein Zusammenhang besteht.
Auswirkungen von anlagebedingten Krankheitsbildern mit veränderter Blutgefäßreaktion (vasospastisches Syndrom), wie das Raynaud-Syndrom oder Migräne, können die Entstehung eines Glaukoms gleichermaßen fördern.
Gateo Aktuelle News für Menschen im besten Alter – Verlust des Augenlichts ist ein Hauptanliegen für alternde Europäer - neues Expertenforum stellt fest, dass Blindheit zu einem großen Teil vermeidbar ist: https://www.gateo.de/verlust-des-augenlichts-ist-ein-hauptanliegen-fur-alternde-europaer-neues-expertenforum-stellt-fest-dass-blindheit-zu-einem-grossen-teil-vermeidbar-ist-738804.html (online, letzter Abruf: 03.04.2020)
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aktualisiert am 04.05.2020