Tripper (Gonorrhoe) verbreitet sich in Europa zunehmend. Dabei ist ein besonders hoher Zuwachs bei den weiblichen Betroffenen zu verzeichnen. Zwischen 2008 und 2017 stieg die Anzahl der Erkrankungsfälle bei Frauen in den europäischen Ländern, in denen Gonorrhoe statistisch erfasst wird, auf mehr als das Doppelte (um 120 Prozent) an.
Ein Umstand macht die Erkrankung bei Frauen besonders tückisch: Bei Frauen verursacht die Gonorrhoe häufig keine Symptome. Circa 50 Prozent der Frauen, die sich an den Genitalien diese Infektion zugezogen haben, verspüren keine Beschwerden (bei den Männern sind nur 10 Prozent der Tripper-Infektionen am Penis symptomlos). Eine Erkrankung ohne Symptome kann dennoch dazu führen, dass die Tripper-Bakterien (Neisseria gonorrhoeae) über die Gebärmutter in das Becken aufsteigen oder sich im Körper ausbreiten. Weil die Gonorrhoe bei Frauen so häufig nicht erkannt wird, wird sie oft nicht behandelt und eine Ausbreitung wird nicht verhindert.
Die Hälfte der Frauen mit Tripper (Gonorrhoe) an den Genitalorganen hat keine Beschwerden. Wenn Symptome auftreten, zeigt sich meist ein Ausfluss aus der Scheide, der klar bis gelbgrün sein kann. Das ausfließende Sekret weist auf einen Befall von Gebärmutterhals und Muttermund hin. Schmerzhaftes, erschwertes Harnlassen kommt oft hinzu, da sich die Harnröhre entzünden kann. Manchmal kommt es zu stark schmerzhaften Entzündungen der sogenannten Bartholin-Drüsen, die am Scheideneingang sitzen (Bartholinitis). Die Menstruationsblutungen können auffällig sein, zu starke Regelblutungen oder Zwischenblutungen können auftreten. Die nicht normalen Blutungen sind ein Anzeichen, dass die Gebärmutterschleimhaut betroffen ist.
Aus der Erkrankung kann sich eine aufsteigende Infektion entwickeln. Die Infektion kann sich dabei über die Gebärmutter bis zu den Eileitern, den Eierstöcken und in das Becken hinein erstrecken. Die Fachbezeichnung lautet PID (pelvic inflammatory disease, entzündliche Erkrankung des Beckens). Das Risiko, aus einer unkomplizierten Gonorrhoe eine Eileiter- und Beckenentzündung zu entwickeln, erhöht sich durch Geburten (auch Fehlgeburten) oder im Zuge der Menstruationsblutung. Durch entzündliche Verwachsungen und Verklebungen an den Eileitern sind spätere Probleme wie Bauchhöhlenschwangerschaft oder Eileiterschwangerschaft möglich. Die Frau kann unfruchtbar werden. Weiterhin können Schmerzen im Unterbauch immer wieder auftreten und chronisch werden.
Im Kindesalter können die gleichen Beschwerden durch Tripper auftreten wie bei erwachsenen Frauen. Bei Mädchen kann es ebenso zu Ausfluss und zu Schmerzen und Brennen beim Wasserlassen kommen. Bis zur Pubertät kann zusätzlich die Schleimhaut der Scheide betroffen sein, die bei Erwachsenen normalerweise nicht mit einbezogen ist. Daher kann die Scheide durch die Erkrankung schmerzen. Aufsteigende Infektionen mit Unterleibsschmerzen sind ebenfalls möglich. Wenn sich im Kindesalter eine Gonorrhoe entwickelt, ist das ein Anhaltspunkt, dass ein sexueller Missbrauch vorliegen könnte.
Bei einer Gonorrhoe einer schwangeren Frau besteht die Gefahr einer Fehlgeburt oder einer Frühgeburt. Bringt eine Frau mit Gonorrhoe ihr Kind auf natürlichem Weg zur Welt, dann ist eine Infektion des Neugeborenen möglich. Es kann sich im Rachen mit den Bakterien anstecken. Besonders gravierend ist eine Infektion der Augen, bei der es zu einer heftigen Bindehautentzündung mit dem Risiko einer Erblindung kommt (Ophthalmoblennorrhoe).
Um die Augenentzündung zu vermeiden, kann den Neugeborenen die sogenannte Credé-Prophylaxe vorgenommen werden. Silbernitrat wird dazu ins Auge geträufelt, das die Infektion verhindert. Um Reizungen der Augen dadurch zu reduzieren, wird heutzutage eher ein Antibiotikum oder eine Jodlösung auf die Augen gegeben.
Ein Tripper kann auch die Schleimhaut des Enddarms betreffen (rektale Gonorrhoe). Bei der Frau kommt es zur Infektion des Enddarms häufig dann, wenn Sekret aus dem Genitalbereich in den After gelangt. Beschwerden verursacht das bei der Frau oft nicht, aber es kann bei einigen Patientinnen auch zu Juckreiz, Schmerzen und Ausfluss aus dem After kommen.
Eine Infektion mit Tripper-Erregern kann zudem am Rachen auftreten. Die Ursache ist in aller Regel Oralverkehr mit einem Infizierten. Bei der Gonorrhoe im Rachen ist besonders häufig ein symptomloser Verlauf gegeben (rund 90 Prozent der Fälle). Deshalb wird die Erkrankung sehr oft nicht bemerkt. Selbst wenn sie Beschwerden auslöst, ähnelt sie üblichen Entzündungen im Hals und wird oft nicht mit der Geschlechtskrankheit in Verbindung gebracht. Wie ein Tripper anderer Stellen kann sich die Infektion im Körper verteilen und muss möglichst rechtzeitig behandelt werden.
Jede Infektion mit den Tripper-Erregern kann zu einer Ausbreitung über den ganzen Körper führen (disseminierte Gonorrhoe). Dies kommt bei infizierten Frauen häufiger vor als bei Männern mit Tripper. Die Infektion kann dabei zunächst symptomlos sein. Eine disseminierte Infektion führt zu
Schwerwiegende Folgen können die Entzündung des Herzens (Endokarditis) oder der Hirnhäute (Meningitis) sein.
In allen Fällen von Infektionen mit Neisseria gonorrhoeae werden Antibiotika gegeben, um die Erreger zu beseitigen. Zu den wichtigsten Mitteln gehören Ceftriaxon und Azithromycin. Je nach Ort der aufgetretenen Infektion oder weiteren Besonderheiten können aber verschiedene antibiotische Mittel zum Einsatz kommen. Eine häufige Schwierigkeit ist die Entwicklung von Resistenzen – bestimmte Antibiotika wirken nicht oder nur schwach gegen den vorliegenden Bakterienstamm. Daher wird anhand eines Abstriches getestet, welche Antibiotika im einzelnen Fall wirken. Der Abstrich kann vom Muttermund, Harnröhre, After oder Rachen genommen werden. Sexualpartner der letzten zwei bis drei Monate sollten ebenfalls untersucht und bei einem Tripper-Befund behandelt werden.
Gonorrhoe überträgt sich durch direkten Kontakt zwischen Schleimhäuten. Dies kann beim ungeschützten Sex passieren, egal, ob er vaginal, anal oder oral stattfindet. Um das Risiko, sich mit Gonorrhoe anzustecken, zu senken, kann je nach sexuellem Vorgang ein Kondom oder ein spezielles Lecktuch verwendet werden. Noch besser lässt sich eine Infektion mit Enthaltsamkeit vermeiden.
Im Hinblick auf Tripper-Infektionen besonders gefährdet sind Sexarbeiterinnen. Bei einer Studie hatten 3,2 Prozent der Frauen, die diesen Beruf ausüben, eine Gonorrhoe. Ebenfalls gefährdet sind Frauen, die viele unterschiedliche Geschlechtspartner haben. Für die Frauen mit höherem Risiko einer Ansteckung gilt, sich mindestens jedes Jahr oder jedes halbe Jahr auf sexuell übertragbare Erkrankungen testen zu lassen.
DAZ.online, Ulrike Weber-Fina – DER TRIPPER KOMMT ZURÜCK Gonorrhö auf dem Vormarsch: https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/news/artikel/2019/08/02/gonorrhoe-auf-dem-vormarsch/chapter:1 (online, letzter Abruf: 26.03.2020)
RKI Robert Koch Institut – Gonorrhö (Tripper): https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Merkblaetter/Ratgeber_Gonorrhoe.html (online, letzter Abruf: 26.03.2020)
Apotheken Umschau, Dr. Irmela Manus – Tripper: Symptome: https://www.apotheken-umschau.de/Geschlechtskrankheiten/Tripper-Symptome-110343_3.html (online, letzter Abruf: 26.03.2020)
aktualisiert am 26.03.2020