Die Glossitis (Zungenentzündung) und das Symptom Zungenbrennen sind unangenehm und beeinflussen die Lebensqualität erheblich. Deshalb ist es wichtig, sich mit den möglichen Ursachen zu befassen, um sie zu beseitigen. Dazu gehört die Überlegung, ob ein Vitaminmangel als Auslöser infrage kommt.
Die Glossitis ist spürbar, aber nicht immer sichtbar. Wer davon betroffen ist, berichtet von einem unangenehmen Brennen auf der Zunge. Der Geschmacksinn verändert sich und schließlich kann sich das Brennen auch auf Stellen rund um die Zunge ausbreiten. Ein weiteres typisches Symptom ist Mundtrockenheit, die oft gleichzeitig mit dem Zungenbrennen auftritt. Kommt es zu sichtbaren Zeichen, so zeigen sich auf der Zunge oft Flecken und Furchen oder eine Verfärbung. Die Ursachen sind nicht immer bekannt, aber zumeist leicht zu beseitigen, sobald sie identifiziert wurden. Dazu gehört vor allem der Vitaminmangel.
Zungenbrennen kann eine eigenständige (primäre) Erkrankung sein, aber auch Begleiterscheinung und Folge einer ursprünglichen Störung wie einer Mangelsituation. Ein Beispiel dafür ist die Glossitis als Folge von Vitaminmangel. Mögliche Auslöser sind unter anderem:
Es ist davon auszugehen, dass die Mangelsituation und gegebenenfalls die Primärerkrankungen weitere Symptome neben dem Zungenbrennen verursachen. Die Behandlung erfolgt im Wesentlichen über die Zugabe der fehlenden Substanzen.
Im Zusammenhang mit einer entzündeten Zunge untersucht der Arzt, ob es sich um die Möller-Hunter-Glossitis handeln könnte. Die Veränderung auf der Zunge ist eines der Leitsymptome. Besonders auffällig ist die lackrote Verfärbung der Zunge. Die Möller-Hunter-Glossitis wird durch Vitamin-B12-Mangel verursacht. Eine Erkrankung im eigentlichen Sinn ist sie aber nicht. Stattdessen ist diese Form der Glossitis ein Symptom. Die Möller-Hunter-Glossitis ist begleitendes Symptom der perniziösen Anämie (eine Blutarmut durch B12-Mangel).
Damit das Vitamin B12 vom Körper verarbeitet werden kann, muss es im Darm (im Ileum, einem Teil des Dünndarms) resorbiert werden. Die Voraussetzung für die Resorption (Aufnahme) ist das Vorhandensein des Intrinsic Factors, der in der Magenschleimhaut gebildet wird. Fehlt B12, kommt es zu zahlreichen Folgen, denn das Vitamin ist an vielen Prozessen beteiligt. Dazu gehören:
Vitamin B12 (Cobalamin) wird in der Leber gespeichert. Allerdings ist dieser Speicher nach spätestens zwei Jahren erschöpft, wenn das Vitamin nicht in ausreichender Menge aufgenommen wird oder Störungen bei der Verwertung vorliegen.
Der Grund für die lackrote Zunge der Möller-Hunter-Glossitis liegt in der gestörten Zellteilung. Das führt dazu, dass die Schleimhaut nicht mehr vollständig erneuert werden können. Der Arzt spricht in diesem Fall von einer Atrophie der Zungenschleimhaut. Für gewöhnlich wird diese Folge nicht das einzige Symptom des Vitamin-B12-Mangels sein. Die Rötung und das Brennen auf der Zunge sind aber derart belastend, dass der Patient mögliche weitere, leichtere Anzeichen nicht unbedingt realisiert.
Heutzutage wird der Begriff der Möller-Hunter-Glossitis weiter gefasst. Neben dem Vitamin-B12-Mangel und der Blutarmut (perniziöse Anämie) kommen allgemeiner als Ursache der Möller-Hunter-Glossitis infrage:
Durch den Arzt ist die Möller-Hunter-Glossitis von bakteriellen und viralen Erkrankungen und Verletzungen der Zunge abzugrenzen. Weitere mögliche Auslöser sind Vergiftungen, wie sie durch Nikotin und Alkohol entstehen oder durch aggressive Substanzen. Bei Kindern muss der Arzt Scharlach ausschließen, bei der sich die „Erdbeerzunge“ ausbildet.
Eine Zungenentzündung aufgrund eines Vitamin-B12-Mangels kann auch unabhängig von der Möller-Hunter-Glossitis (beziehungsweise unabhängig von der perniziösen Anämie) auftreten. Die Zunge ist dann häufig schmerzhaft und sieht glatt aus.
Ein Mangel an Vitamin B2 (Riboflavin) führt zu verschiedenen Erscheinungen des Körpers, darunter Entzündungen an der Mundschleimhaut. An der Zunge kann es durch den Riboflavinmangel zu einer Glossitis mit Schmerzen und Zungenbrennen und einem dunkelroten bis magentafarbenen Aussehen kommen.
Ein Mangel an Vitamin B6 (Pyridoxin) kann ebenfalls zur Mundschleimhautentzündung und zur Zungenentzündung führen, neben einigen weiteren Krankheitserscheinungen. Zu den Ursachen des B6-Mangels gehören Alkoholmissbrauch und Mangelernährung.
Ein Mangel an Folsäure, die auch als Vitamin B9 bezeichnet wird, kann eine Glossitis verursachen. Der Folsäuremangel führt zu einer Blutarmut (Anämie) mit einigen weiteren Veränderungen des Blutes sowie anderen Erscheinungen des Körpers. Die Zunge kann dabei in Form einer Schleimhautstörung mit Entzündung und Zungenbrennen in Mitleidenschaft gezogen werden. Zu den Ursachen des Folsäuremangels gehören übermäßiger Alkoholkonsum, Mangelernährungen und Verdauungsstörungen.
In einigen Fällen können darüber hinaus folgende fehlende Vitamine zu einer Zungenentzündung (Glossitis) oder einem Zungenbrennen führen:
Eisen gehört nicht zu den Vitaminen, aber zu den lebenswichtigen Elementen für den Körper. Ein Mangel führt zur Blutarmut (Eisenmangelanämie). Im Zuge der Anämie kann es zu weiteren Folgen kommen, die als Plummer-Vinson-Syndrom zusammengefasst werden. Zu dem Syndrom gehört ein Zungenbrennen beziehungsweise eine Glossitis durch den Eisenmangel. Die Eisenmangelanämie kann mit der Erkrankung Zöliakie zusammenhängen, bei der das Eiweiß Gluten nicht vertragen wird. Es kommt zu einer verminderten Aufnahme von Eisen über den Darm.
Vitamin B6, B12 und Folsäure sind essenziell, also lebensnotwendig. Bei gesunden Menschen und ausgewogener Ernährung ohne übermäßigen Alkoholgenuss entsteht kein Mangel. Bei Veganern kann sich eine Avitaminose ausbilden, die sich durch regelmäßige Substitution (Zufuhr) des Vitamin-B-Komplexes verhindern lässt. Folsäure-Mangel kann vor allem in der Schwangerschaft auftreten, da der Bedarf in dieser Zeit um das Doppelte ansteigt. Folsäure ist wichtig für die Entwicklung des ungeborenen Kindes. Deshalb überprüft der Gynäkologe neben dem Eisenspiegel und dem Blutzucker auch den Folsäurehaushalt der Schwangeren. Bis zur Entstehung einer Glossitis muss bereits ein erheblicher Folsäuremangel bestehen.
aktualisiert am 05.01.2021