Glossitis ist der Fachbegriff für die Entzündung der Zunge. Eine solche Erkrankung kann verschiedene Ursachen haben, was möglichst durch einen Arzt diagnostiziert werden sollte. Die Ursache zu ermitteln ist wichtig bei der Beantwortung der Frage, ob die Glossitis ansteckend ist oder nicht. Eine Übertragung ist prinzipiell möglich, sobald Krankheitserreger wie Viren, Bakterien oder Pilze die Ursache sind. Je mehr die Betroffenen über die Erkrankung wissen, umso besser können sie zudem die Heilung unterstützen.
Von einer Glossitis ist die Rede, wenn es auf der Schleimhaut der Zunge zu einer Entzündung kommt. Dabei verspürt der Betroffene meist Schmerzen oder ein Zungenbrennen. Wird die Glossitis früh behandelt, heilt sie in der Regel komplikationslos ab. Mit längerem Verlauf wird sie oft schwieriger zu behandeln. Als Auslöser kommen verschiedene Faktoren infrage. Dazu gehören nicht nur Vitaminmangel oder Verletzungen (z. B. durch scharfe Kanten an den Zähnen, einer neuen und noch ungewohnten Zahnklammer oder schlecht sitzendem Zahnersatz), sondern auch Infektionen mit Viren, Bakterien, Pilzen oder Parasiten.
Die Diagnose Glossitis beschreibt noch nicht, was der Auslöser ist. Ob die Glossitis ansteckend ist, ist abhängig von der Ursache. Ansteckungsgefahr besteht, wenn die Erkrankung die Folge oder die Begleiterscheinung einer Infektion ist. Bei einer Verletzung der Zunge, was eine häufige Ursache ist, gibt es keinen übertragbaren Erreger. Das gilt auch, wenn die Zungenentzündung durch Vitaminmangel entstanden ist. Bei solchen Gründen für die Zungenentzündung kann sich jedoch prinzipiell leichter eine Infektion entwickeln, die dann wiederum ansteckend ist.
Einige typische Erreger führen häufiger zu einer Zungenentzündung.
Bei den Viren, die für die Glossitis verantwortlich sind, handelt es sich oft um Herpes simplex (den gewöhnlichen Herpes-Erreger, der Lippenherpes verursacht). Bei einer Infektion mit Masernviren kann es ebenfalls zu einer Glossitis kommen. Auch weitere Viren können die Zungenentzündung verursachen.
Bakterienarten wie Staphylococcus aureus können eine Entzündung der Zunge hervorrufen. Bei der Erkrankung Scharlach, die durch bestimmte Streptokokken ausgelöst wird, kommt es zu einer sogenannten Himbeerzunge (Rötung, Schwellung, hervorstehende Papillen). Seltener ist die Zunge von anderen bakteriellen Erkrankungen wie Syphilis, Tuberkulose oder auch Abszessen (Bildung von Eiterhöhlen bei Bakterienbefall) betroffen.
Eine Pilzinfektion auf der Schleimhaut der Zunge tritt eher selten und für gewöhnlich nicht bei Menschen mit stabilem Immunsystem auf. Bei einer Pilzinfektion auf der Zunge handelt es sich häufig um Soor (Mundsoor), die durch einen Hefepilz (Candida albicans) ausgelöst wird. Doch andere Pilzarten können ebenfalls eine Glossitis bedingen.
Denkbar, wenn auch extrem selten ist ein Befall der Zunge mit Parasiten.
Um zu klären, ob die Glossitis ansteckend ist, muss der behandelnde Arzt die erkrankte Zunge untersuchen. Dabei wird ein Abstrich von der Zunge genommen. Im Labor lässt sich dann feststellen, was die entzündliche Reaktion ausgelöst hat.
Die ansteckende Form der Glossitis wird meist über direkten Kontakt oder Speichel übertragen. Je nachdem, welcher Erreger der Auslöser ist, kann die Ansteckung auch über andere Körperstellen erfolgen. Die Infektion wird dann an der Zunge des Infizierten sichtbar. Ein solches Risiko besteht vor allem bei Viren und Pilzen. Ein Herpes an der Zunge entsteht beispielsweise oft, wenn diese mit einem (deutlich öfter auftretenden) Lippenherpes in Kontakt kommt und die Viren übertragen werden. Allerdings ist ein großer Teil der Menschen ohnehin mit den Viren infiziert, die bei ihrer Reaktivierung zu den unangenehmen Bläschen führen.
Bei Erkrankungen wie Scharlach erfolgt eine Übertragung der Erreger (hier Streptokokken) oft durch die Tröpfcheninfektion. Tröpfchen durch Sprechen, Husten oder Niesen gelangen mitsamt den Krankheitskeimen über die Luft an die Schleimhaut eines anderen Menschen.
Bereits gereizte Stellen der Zunge sind bei einem Kontakt mit Erregern besonders gefährdet, denn sie haben wenige Abwehrmöglichkeiten gegen Auslöser. Die Empfindlichkeit kann ihren Grund im Immunsystem haben, aber auch in einer Verletzung. Pilzinfektionen sind häufig eine Begleiterscheinung von Erkrankungen, die die Folge eines stark geschwächten Immunsystems sind, denn nur dann können sich die Pilzsporen derart vermehren. Pilzinfektionen treten daher begleitend bei schweren Erkrankungen auf. In der Onkologie (Tumormedizin) sind Pilzerkrankungen ein besonders hohes Risiko für die Patienten. Sie treten oft besonders im Rahmen einer Chemotherapie auf.
Wenn Viren, Bakterien oder Pilze die Erkrankung ausgelöst haben, ist der Patient ansteckend. Auch deshalb sind eine schnelle Diagnose und die korrekte Behandlung wichtig. Neben der eigentlichen Infektion muss gegebenenfalls die Grunderkrankung therapiert werden, sonst kann die Glossitis nicht ausheilen. Im Normalfall schlagen die Medikamente gegen die Glossitis gut und schnell an, sodass die Ansteckungsgefahr bald gebannt ist. Bis dahin sollten die Patienten engen Körperkontakt meiden. Besteck sollte nach dem Benutzen heiß gespült werden. Es ist wichtig, nicht aus demselben Glas zu trinken wie der Infizierte, und auch das Handtuch nicht zu teilen.
Die Diagnose trifft der Hausarzt oder der Hals-Nasen-Ohrenarzt, aber auch der Zahnarzt kann die Glossitis diagnostizieren. Auf der Zunge zeigen sich bestimmte Merkmale der Infektion wie gerötete Papillen, die vergrößert sind. Außerdem finden sich Anzeichen wie Flecken und Streifen auf der Oberfläche. Wenn die Glossitis länger anhält, kann sich die Schleimhaut zurückbilden. Der Arzt spricht von einer Atrophie. Verschiedene Erkrankungen verursachen je nach Erreger ein anderes Erscheinungsbild. Beim Soor (Pilzinfektion mit Candida) findet sich beispielsweise ein weißer Belag auf der Zunge und bei Herpes kommt es zu charakteristischen Bläschen.
Für mehr Gewissheit, um was es sich handelt, empfiehlt sich eine Blutuntersuchung. Auffälligkeiten können sich auch bei einer Magenspiegelung und einer Blutzuckeruntersuchung zeigen.
aktualisiert am 31.05.2019