Gicht wird immer von einem erhöhten Harnsäurespiegel im Blut verursacht. Harnsäureablagerungen im menschlichen Körper führen zu den Beschwerden wie zu den schmerzhaften Entzündungen in Gelenken. Die Gründe für den Anstieg des Harnsäurewerts sind vielfältig. Neben einem gestörten Stoffwechsel im Körper ist die Aufnahme von Nahrungsmitteln mit viel Purin von Bedeutung.
Harnsäure ist ein Abfallprodukt des menschlichen Stoffwechsels. Einen Teil produziert der Körper selbst, zum Beispiel beim Abbau von Zellen. Ein etwas geringerer Anteil entsteht, wenn der Körper purinhaltige Nahrung, wie zum Beispiel Fleisch und Innereien, abbaut. Harnsäure wird zu 80 Prozent über den Urin, zu 20 Prozent über den Stuhl wieder aus dem Körper transportiert.
Bei einem gesunden Menschen ist dieser Kreislauf im Gleichgewicht, sodass stets zwischen drei und sechs Milliliter Harnsäure pro Deziliter Blut nachweisbar sind. Ist das Gleichgewicht gestört, steigt der Harnsäurewert an und man spricht von einer Hyperurikämie. Ein dauerhaft erhöhter Harnsäurewert führt dazu, dass die Harnsäure auskristallisiert und die gebildeten Uratkristalle sich an den Gelenken oder im gelenknahen Bindegewebe anlagern. Dort verursachen sie Entzündungen und Schmerzen – die klassischen Symptome eines Gichtanfalls.
Von einer primären Hyperurikämie spricht man, wenn die Ursache für den erhöhten Harnsäurewert im Blut ein angeborener Stoffwechseldefekt ist. In den meisten Fällen handelt es sich dabei um ein Problem der Niere, die zu wenig Harnsäure ausscheidet. Das führt dazu, dass der Wert von Harnsäure im Blut konstant erhöht ist. Eine zweite, aber sehr seltene Ursache für eine primäre Hyperurikämie ist eine angeborene stete Überproduktion von Harnsäure.
Ist die Hyperurikämie nicht angeboren, bezeichnet man dies als sekundäre Hyperurikämie. Sie kann aus verschiedenen Gründen entstehen. Zu einem erhöhten Harnstoffgehalt im Blut kommt es bei Erkrankungen, die mit einem vermehrten Zellabbau oder -umbau einhergehen, zum Beispiel
Auch Krankheiten, bei denen die Ausscheidung von Harnsäure über die Niere gestört ist, lassen den Harnsäurewert steigen. Dazu gehören Nierenerkrankungen oder Typ-2-Diabetes.
Bestimmte Medikamente wie
können zu vermehrter Harnsäure im Blut führen. Die längerfristige Einnahme von Acetylsalicylsäure hat ebenfalls negative Auswirkungen auf den Harnsäurewert.
Der Verzehr von großen Mengen Fleisch- und Wurstwaren, Innereien, Meeresfrüchten und bestimmten Fischsorten sowie Lebensmitteln mit Fructose (Fruchtzucker) kann den Harnsäurewert dauerhaft in die Höhe treiben. Besonders gefährlich ist diese Ernährung im Zusammenspiel mit Alkohol. Regelmäßiger Alkoholkonsum erhöht die Harnsäureproduktion und bremst gleichzeitig deren Ausscheidung über die Nieren. Vor allem Bier - auch alkoholfreies - hat eine ungünstige Wirkung auf den Harnsäurewert.
Übergewicht und Bewegungsmangel begünstigen die Erhöhung des Harnsäurewertes. Aufgrund des hohen Körpergewichts sind die Nieren schneller überlastet als bei anderen Menschen und die Harnsäure kann nicht schnell genug abgebaut werden.
Im Gegenzug können strenge Diäten oder Fastenkuren dazu führen, dass sich vermehrt Harnsäure im Blut anreichert. Besonders schädlich ist dies, wenn gleichzeitig zu wenig getrunken wird.
Der größte Teil aller Gichterkrankungen geht auf eine primäre Hyperurikämie zurück. Allerdings muss der Stoffwechseldefekt nicht zwangsläufig zum Ausbruch von Gicht führen. Entscheidend ist nicht nur, wie stark der Wert erhöht ist, sondern auch die Lebensführung des Patienten. Eine purinarme Ernährung mit wenig Fleisch, wenig Fruchtzucker und wenig Alkohol kann den Harnsäurewert auch bei einer vorhandenen Stoffwechselstörung auf einem konstant niedrigen Niveau halten. Umgekehrt können eine fleischlastige Ernährung und regelmäßiger Alkoholkonsum bei einer primären Hyperurikämie schnell zu einem ersten Gichtanfall führen.
80 Prozent der an Gicht Erkrankten sind Männer. Sie erleiden ihren ersten Gichtanfall durchschnittlich zwischen dem 40. und dem 45. Lebensjahr. Frauen erkranken erst mit dem Einsetzen der Menopause (Ende der Wechseljahre). So lange scheinen die weiblichen Sexualhormone vor Gicht zu schützen.
aktualisiert am 13.06.2019