Gicht zählt zu den Stoffwechselerkrankungen. Sie entwickelt sich im Verlauf von vielen Jahren. Man unterscheidet vier Krankheitsstadien, deren Symptome unterschiedlich sind. Ein typisches Symptom ab dem Stadium II ist der Gichtanfall mit starken Gelenkschmerzen. Dennoch können von der Gicht auch andere Organe betroffen sein.
Bei Gicht im Stadium I verspürt der Betroffene keine Krankheitssymptome. Die Erkrankung wird häufig im Rahmen einer Routineuntersuchung entdeckt. Im Blut lassen sich erhöhte Harnsäure-Werte nachweisen. Normalerweise beträgt der Harnsäurewert eines Menschen drei bis sechs Milligramm pro Deziliter Blut. Liegt der Wert darüber, spricht man von einer Hyperurikämie. Eine medikamentöse Therapie findet im ersten Stadium von Gicht nicht statt. Für eine Senkung des Harnsäurewertes empfiehlt sich eine purinarme Ernährung: Purin verstärkt die Gicht und findet sich unter anderem in Fleisch in höheren Mengen.
Da eine Hyperurikämie (hoher Harnsäurespiegel) keine Beschwerden verursacht, wird sie von Betroffenen häufig nicht so ernst genommen. Andere ahnen gar nichts von ihren erhöhten Harnsäurewerten. Wird nichts gegen die Hyperurikämie unternommen, kommt es irgendwann zum Ausbruch der Gicht. Dann spricht man vom Stadium II. Bis dahin vergehen viele Jahre, manchmal Jahrzehnte. Je höher der Harnsäurewert ist, desto schneller entwickelt sich die Gicht.
Wenn die Harnsäure im Blut einen bestimmten Pegel überschreitet, kristallisiert sie. Die mit dem Blut zirkulierenden sogenannten Uratkristalle setzen sich im Körper fest. Insbesondere betrifft dies Gelenke, wo sie starke Schmerzen und eine Entzündung hervorrufen. Dies bezeichnet man als Gichtanfall.
Der Patient erwacht mit starken Schmerzen in einem Gelenk. In 80 Prozent der Fälle handelt es sich um ein Gelenk im Bein, häufig um das Gelenk im großen Zeh. Aber auch die Mittelzehengrundgelenke, das Sprunggelenk, das Kniegelenk, das Schulter- oder das Daumengrundgelenk können betroffen sein. Das Gelenk ist gerötet und fühlt sich heiß an. Es ist sichtbar geschwollen und berührungsempfindlich. Begleitet wird der schmerzende Gichtschub manchmal von
Meist tritt ein Gichtanfall nachts oder in den frühen Morgenstunden auf. Auslöser ist häufig ein besonders reichhaltiges Essen mit viel Alkohol. Aber auch eine starke körperliche Anstrengung oder eine Infektionskrankheit kann den Gichtanfall verursachen.
Wird die schmerzhafte Gelenkentzündung nicht behandelt, dauert es ein bis zwei Wochen, bis die Symptome abklingen. Im Anschluss kann die Haut über dem betroffenen Gelenk jucken und sich schälen.
Von Gicht in Stadium III spricht man, wenn die Gichtanfälle in unregelmäßigen Schüben wiederkehren. Nach dem ersten Gichtanfall können Jahre vergehen, bis es zu einer Wiederholung kommt. Zwischen den Anfällen ist der Patient symptomfrei. Der Harnsäurewert ist konstant erhöht. Eine medikamentöse Behandlung ist spätestens in diesem Stadium ratsam, um eine chronische Gicht zu vermeiden.
Ist das letzte Stadium einer Gicht erreicht, spricht man von einer chronischen Gicht. Die Gichtanfälle treten immer häufiger auf und die Zeit dazwischen wird immer kürzer.
Von einer Gelenk-Gicht spricht man, wenn sich die Gicht auf die Gelenke beschränkt. Bei einer chronischen Gicht sind häufig verschiedene Gelenke gleichzeitig betroffen. Im weiteren Verlauf der Krankheit treten unumkehrbare (irreversible) Gelenkschäden auf. Diese machen sich zuerst durch Schmerzen und Bewegungseinschränkungen bemerkbar und werden später auch durch Verformung der Gelenke sichtbar.
Gicht kann auch auf andere Bereiche des Körpers übergreifen. Von einer Weichteil-Gicht spricht man, wenn Weichteil- oder Knorpelgewebe von der Gicht betroffen sind. Charakteristisch ist eine Bildung von weißen Gichtknötchen, die als Tophi bezeichnet werden. Der Ohrknorpel ist davon häufig betroffen. Diese Tophi verursachen häufig keine Schmerzen, speichern aber Harnsäure und befördern damit das Fortschreiten der Gicht.
Bei der Nieren-Gicht lagern sich die Harnsäurekristalle in den Nieren ab. Dabei bilden sich Nierengrieß und Nierensteine. Bei 40 Prozent aller Gichtpatienten treten diese Symptome auch ohne Gelenk-Gicht und bereits vor dem ersten Gichtanfall auf. Im weiteren Verlauf kann diese Überlastung der Nieren zu Nierenkoliken (anfallsartige schmerzhafte Krämpfe am Bauch oder an der Seite), zu Nierenschwäche oder Nierenversagen führen. Eine Ablagerung von Uratkristallen in anderen Organen, wie zum Beispiel dem Herz oder dem Darm, ist ebenfalls möglich, kommt aber selten vor.
aktualisiert am 11.06.2019