Gicht und Pseudogicht – wenngleich es sich um zwei verschiedene Krankheitsbilder handelt, gibt es entscheidende Gemeinsamkeiten, die zu der ähnlichen Namensgebung führen. Beide Krankheiten sind von sehr schmerzhaften Gelenkbeschwerden gekennzeichnet. Allerdings sind die Ursachen dieser beiden Krankheiten andere, sie haben oft andere Anzeichen und betreffen Frauen und Männer unterschiedlich stark.
Bei dieser Krankheit, die auch Chondrokalzinose genannt wird, treten Gelenkschmerzen auf, die an die Beschwerden von Gicht erinnern. Die Entzündungen sind nicht nur ausgesprochen schmerzhaft, sondern es kann sogar zu einer Zerstörung des Gelenks kommen. Calciumpyrophosphat-Kristalle, die sich im Bereich der Gelenke ablagern, sind für dieses Leiden verantwortlich zu machen.
Das heißt nichts anderes, als dass es bei Pseudogicht zu einer Gelenkverkalkung kommt. Manchmal können andere Strukturen wie Bänder, Sehnen oder Bandscheiben von einer Verkalkung betroffen sein. Es sind besonders ältere Menschen, die von diesem Leiden betroffen sind. Rund 30 Prozent der Menschen über 80 haben mit Pseudogicht zu kämpfen. Dabei sind Frauen bedeutend häufiger betroffen als die Herren der gleichen Altersklasse. Bei den Patienten über 60 leiden Frauen beispielsweise fünfmal häufiger unter dieser Krankheit. Sofern die Pseudogicht-Patienten deutlich jünger sind, ist ihr Leiden häufig als Nebenerscheinung einer Stoffwechselkrankheit zu verstehen.
Wer akut betroffen ist, tut gut daran, die schmerzenden Gelenke zu schonen und sie mit Eis zu kühlen. Die Bildung der Kristalle ist nur schwer zu unterbinden. Daher geht es bei der Medikamententherapie vor allem darum, die Symptome zu bekämpfen, sprich die Entzündung und die Schmerzen zu lindern. Zu diesem Zweck nehmen die Patienten Mittel ein, die zu den Antirheumatika (NSAR) gehören. Eine Cortison-Injektion direkt in das Gelenk ist ebenso möglich. Bei chronischer Pseudogicht hilft keine Kälte, sondern Wärme. Um das Leiden der Patienten zu lindern, besteht außerdem die Möglichkeit, die Gelenkinnenhaut, die chronisch entzündet ist, chirurgisch zu entfernen.
Bei Gicht handelt es sich um eine besonders schmerzhafte Art von Rheuma, welche vor allem Gelenke befällt. Auch auf die Weichteile kann Gicht übergreifen. Zunächst ist häufig das Grundgelenk des großen Zehs betroffen. Die Ernährung und der Lebensstil wirken sich entscheidend darauf aus, was für ein Ausmaß die Gicht-Symptome annehmen.
80 Prozent der Betroffenen sind männlich. Bis zum Einsetzen der Menopause (Ende der Monatsblutungen im Leben) sind Frauen hingegen sehr gut gegen Gicht geschützt, was auf die weiblichen Geschlechtshormone zurückzuführen ist. Daher erkranken Frauen generell erst ab 55 bis 60 Jahren an Gicht. Männer leiden häufiger schon ab 40 an diesem Krankheitsbild.
Auslöser des Leidens ist eine übermäßig hohe Harnsäurekonzentration im Blut. In der medizinischen Fachsprache ist von der Hyperurikämie die Rede. Zumeist weisen die Betroffenen eine Veranlagung für eine verminderte Harnsäureausscheidung auf. Regulär sollte diese Säure über den Urin ausgeschieden werden. Funktioniert dies nicht in ausreichendem Ausmaß, dann landet sie im Blut. Über das Blut wird die Harnsäure auch zu den Gelenken transportiert, wo sich die Säure in Form von Kristallen ablagern kann. Dies führt zu den typischen Gichtschmerzen.
Neben der Veranlagung spielt die Ernährung deshalb eine entscheidende Rolle, da es eine Reihe von Lebensmitteln gibt, welche die Harnsäureproduktion ankurbeln oder die Ausscheidung der Säure erschweren. Lebensmittel, die reich an Purinen sind, sorgen für eine erhöhte Harnsäurekonzentration. Wird zusätzlich Alkohol getrunken, so schwächt dies den Harnsäureabbau.
Durch eine Ernährungsumstellung können die Betroffenen dementsprechend auf ihr Leiden Einfluss nehmen. Gicht kann wie Pseudogicht eine chronische Form annehmen. Medikamentöse Entzündungshemmer (NSAR, Antirheumatika) kommen bei Gicht zum Einsatz, um die Schmerzen der Patienten zu lindern. Eine Injektion von Cortison direkt in das Gelenk ist denkbar. Zur Harnsäureabsenkung ist eine langfristige Medikamententherapie möglich.
Die Art der Schmerzen, die Patienten bei Gicht und Pseudogicht ertragen müssen, fallen demnach ähnlich aus. Allerdings betrifft Pseudogicht die Gelenke und manchmal andere Stellen wie die Sehnen, während Gicht zusätzlich zur Gelenkentzündung zu auffälligen Gichtknoten (Tophi) oder längerfristig zu Nierenschäden und anderen Folgeerscheinungen führen kann.
Vor allem die Ursachen sind bei Gicht und Pseudogicht entscheidend andere. Die Ablagerungen von Calciumpyrophosphat bei der Pseudogicht können durch Umstände ausgelöst werden wie:
Gicht hingegen hängt mit einem erhöhten Harnsäurespiegel zusammen. Dies führt dazu, dass die Betroffenen auf ihr Gichtleiden über ihre Ernährung Einfluss nehmen können, während dies bei Pseudogicht nicht möglich ist. Bei Pseudogicht geht es in vielen Fällen darum, die Grunderkrankung zu behandeln.
Auch die Tatsache, dass Männer und Frauen von diesen beiden Krankheiten unterschiedlich stark betroffen sind, unterscheidet Gicht und Pseudogicht. Darüber hinaus sind die Pseudogicht-Patienten beim Einsetzen der Krankheit meist älter als von Gicht Betroffene.
Ein weiterer Unterschied besteht darin, dass Pseudogicht sich in den meisten Fällen an großen Gelenken wie dem Knie zeigt und Gicht eher an anderen, kleineren Gelenken wie dem Großzehengrundgelenk vorkommt. Dies lässt sich aber nicht gänzlich verallgemeinern, denn auch die Gicht findet sich beispielsweise manchmal am Kniegelenk.
Sofern die Patienten mit einem Beschwerdebild, welches zu beiden Krankheiten passen könnte, zum Arzt gehen, kann eine Gelenkpunktion der Unterscheidung (Differenzialdiagnostik) dienen. Dabei entnimmt der Arzt über eine Spritze eine kleine Menge an Gelenkflüssigkeit und lässt diese anschließend im Labor überprüfen. Während Harnsäurekristalle Gicht anzeigen, signalisieren Calciumpyrophosphatkristalle Pseudogicht. Bei der Mikroskop-Betrachtung ist eine eindeutige Unterscheidung zwischen diesen beiden Kristallarten möglich, um die korrekte Therapie einzuleiten.
aktualisiert am 21.06.2019