Da Gicht in engem Zusammenhang mit Ernährung und Übergewicht steht, wird sie häufig als Zivilisationskrankheit der modernen Gesellschaft bezeichnet. Dies darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Erkrankung bereits eine jahrhundertealte Geschichte hat. Somit stehen viele Erfahrungswerte zur Verfügung, wie Gicht sich jenseits der Möglichkeiten der modernen Schulmedizin behandeln lässt.
Kalte und warme Wickel können Beschwerden lindern. Bei akuter Gicht empfehlen sich kalte Wickel zur Kühlung. Die Wirkung kann mit einem Zusatz wie essigsaurer Tonerde verstärkt werden. Auch Quarkwickel sind geeignet. Die Kühlpackungen können mehrmals täglich, aber nicht länger als zehn Minuten lang angewendet werden.
Bei chronischer Gicht empfehlen sich warme Wickel oder warme Bäder oder Fußbäder. Gichtkranken wird empfohlen, die betroffenen Gelenke stets warm zu halten. Gerade bei Bewegungsmangel werden die Füße schnell kalt, deshalb sollten im Winter immer warme Socken und gut gefütterte Schuhe getragen werden.
Betroffene müssen selbst ausprobieren, ob sie Wärme oder Kälte als angenehm empfinden. Denn Kälte kann zwar die Entzündungsanzeichen lindern, aber auch die Kristallisierung der Harnsäure begünstigen. Umgekehrt kann Wärme die Harnsäureablagerung im Gelenk lösen, aber auch der Entzündung Auftrieb geben.
In der Pflanzenheilkunde (Phytotherapie) sind vor allem Heilpflanzen mit harntreibender, blutreinigender und entzündungshemmender Wirkung für eine Gichtbehandlung geeignet. Während eines akuten Gichtanfalls können Teemischungen mit Kamille, Süßholz, Brennnessel, Goldrute oder Ackerschachtelhalm die Heilung unterstützen.
Um Gichtanfälle langfristig zu vermeiden, muss der Harnsäurewert im Blut dauerhaft gesenkt werden. Will man dies ohne Medikamente erreichen, besteht die einzige Möglichkeit in einer lebenslangen purinarmen Ernährung. Eine strikte Diät ist nicht erforderlich. Basis einer Ernährung, die ohne viel Purin auskommt, ist eine ausgewogene Vollwertkost. Viel erreicht ist, wenn der Gichtkranke dabei auf Innereien, Schalentiere, Bier (auch alkoholfreies), Fruchtsäfte und Limonaden komplett verzichtet. Auf dem Speiseplan sollten wenig Fleisch- und Wurstwaren sowie wenig Nahrungsmittel mit Fruchtzucker stehen, dafür umso mehr Salat, Gemüse und Milchprodukte.
Purintabellen geben Aufschluss darüber, wie viel Purin beziehungsweise Harnsäure in welchem Lebensmittel enthalten ist. Um den Harnsäurewert konstant niedrig zu halten, sollte ein Gichtkranker täglich nicht mehr als 500 Milligramm Harnsäure über die Nahrung aufnehmen. Bei einem akuten Gichtanfall sollten es nicht mehr als 300 Milligramm täglich sein. Zusätzlich sollten täglich mindestens zwei Liter getrunken werden.
Übergewichtige Personen sollten langfristig ihr Körpergewicht reduzieren. Radikaldiäten oder Fasten können einen Gichtanfall provozieren. Daher ist es auch im Sinne der Gicht sinnvoll, langsam Gewicht abzubauen. Am besten geht dies, wenn man nicht nur seine Ernährung umstellt, sondern sich auch ausreichend bewegt. Die Wirkung von Bewegung ist besonders positiv: Sie hilft nicht nur beim Abnehmen, sondern senkt außerdem nachweislich den Harnsäurespiegel.
Einige Patienten vertrauen auf die Homöopathie als alternatives Behandlungsverfahren abseits der schulmedizinischen Medikamente. Homöopathische Mittel können bei einem akuten Gichtanfall Linderung bringen. Je nachdem, was den Gichtschub ausgelöst hat und welche Symptome auftreten, empfehlen sich unterschiedliche Mittel.
Häufige Ursache eines Gichtanfalls ist ein reichhaltiges, fleischlastiges Essen in Verbindung mit Alkohol. In diesem Fall sind Nux vomica oder Colchicum die Mittel der Wahl aus homöopathischer Sicht. Ist der Anfall auf eine ungewohnte körperliche Überanstrengung zurückzuführen, empfiehlt sich Arnica.
Friert der Gichtkranke, hat er eine kalte Nasenspitze und verspürt er trotzdem einen Widerwillen gegen Wärme von außen, kann Ledum palustre das geeignete Mittel sein. Ist das betroffene Gelenk hochrot und überwärmt, empfiehlt sich Belladonna als homöpathisches Präparat. Dann kann möglicherweise auch trotz der Überhitzung des Gelenks ein warmer Umschlag gut tun, außerdem bessern sich die Beschwerden im aufrechten Sitzen. Ist die Schwellung rosa und werden die Schmerzen durch kalte Wickel besser, kann Apis mellifica helfen.
Einzunehmen sind die Homöopathika in der Potenz D12. Bei einem akuten Gichtanfall werden am ersten Tag jede Stunde fünf Globuli, am nächsten Tag alle zwei Stunden fünf Globuli und anschließend dreimal täglich fünf Globuli eingenommen.
Naturheilkundler sprechen häufig von den negativen Folgen, die eine erhöhte Säurebildung im Körper mit sich bringt. Auch bei Gicht soll eine Säure-Basen-Regulierung helfen. Um überschüssige Harnsäure zu neutralisieren, soll der Natriumbikarbonatgehalt im Körper erhöht werden. Helfen können dabei basische Tropfen oder auch einfach Natron aus der Apotheke. Wissenschaftliche Belege für den Nutzen einer Säure-Basen-Regulierung bei Gicht gibt es nicht.
Gerade bei einem akuten Gichtanfall sind die starken Schmerzen und die Entzündungsreaktionen des Körpers für den Betroffenen kaum ohne Medikamente auszuhalten. Dann kann eine Kurzzeitbehandlung mit Cortison, Colchicin oder einem NSAR (nichtsteroidalen Antirheumatikum) wie Diclofenac sehr sinnvoll sein und den Gichtanfall verkürzen und die Beschwerden lindern.
Langfristig können viele Gichtkranke ohne Medikamente auskommen, sofern sie sich strikt an eine purinarme Ernährung halten. Der Harnsäurewert muss allerdings in regelmäßigen Abständen kontrolliert werden. Eine Dauermedikation mit Urikostatika beziehungsweise Urikosurika empfiehlt sich, wenn häufig Gichtanfälle auftreten oder wenn sich bereits Gichtknoten oder Gelenkschäden gebildet haben. Gichtkranke sollten immer mit dem Arzt besprechen, inwieweit Medikamente notwendig oder verzichtbar sind.
aktualisiert am 13.06.2019