In über 80 Prozent der Fälle betrifft Gicht die unteren Extremitäten (die Zehen, den Fuß oder auch das Knie). Am häufigsten ist das Zehengrundgelenk des Fußes betroffen. Nur zehn Prozent der Gichterkrankungen tangieren Hand und Finger. An der Hand ist am häufigsten ist das Daumengrundgelenk betroffen. Gicht in der Hand wird als Chiragra bezeichnet. Von ihrer Erkrankung erfahren die meisten Menschen durch ihren ersten Gichtanfall. Veränderungen an den Gelenken können erste Anzeichen einer Gichterkrankung sein. Gicht ist eine Stoffwechselerkrankung. Die genetische Veranlagung zu Gicht ist vererbt. Fettreiche Ernährung und viel Fruchtzucker erhöhen das Risiko für einen Gichtanfall. Im Blut lässt sich ein erhöhter Harnsäurespiegel feststellen. Harnsäure-Kristalle lagern sich in den Gelenken ab. Es treten charakteristische Anzeichen einer Gelenkentzündung auf.
Ein akuter Gichtanfall im Handgelenk oder den Fingergelenken äußert sich in starken Schmerzen. Typischerweise ereignet sich der Gichtschub nachts ohne Vorwarnung, scheinbar aus voller Gesundheit heraus. Das betroffene Hand- oder Fingergelenk ist (häufig stark) geschwollen. Die Haut ist berührungsempfindlich, heiß und gerötet. Die Hand und die Finger sind kraftlos und bewegungseingeschränkt.
Während des akuten Gichtanfalls können auch allgemeine Krankheitssymptome dazukommen wie
Bereits vor dem schmerzhaften Ausbruch der Gicht können sich sogenannte Tophi bilden. Bei diesen kleinen weißen Gichtknoten handelt es sich um Harnsäure-Depots, die sich fast überall im Körper anlagern können. Besonders häufig zeigen sie sich am Ohr, sie können aber auch an den Fingern oder am Unterarm sichtbar werden oder sich (selten) in den Sehnenscheiden bilden.
Gicht an der Hand ist nicht immer einfach zu festzustellen. Für die Diagnostik von Gicht ist der Harnsäurewert entscheidend. Bei einem Wert, der 6,5 Milligramm pro Deziliter Blut überschreitet, spricht man von einer Hyperurikämie. Der zu hohe Harnsäurespiegel ist der Auslöser von Gicht. Allerdings muss während eines akuten Gichtanfalls der Harnsäurewert im Blut nicht erhöht sein, da die Harnsäure vermehrt ausgeschieden wird. Der Harnsäurewert sollte also mehrmals und auch nach Abklingen des Gichtschubs bestimmt werden.
Eine Alternative stellt eine Gelenkpunktion dar, die durch einen erfahrenen Rheumatologen oder Orthopäden durchgeführt wird. Bei dem Eingriff wird Gelenkflüssigkeit entnommen und auf Harnsäurekristalle untersucht.
Eine weitere diagnostische Möglichkeit ist die Einnahme des Medikament Colchicin. Colchicin unterbindet den Transport von Harnsäure und wirkt sich positiv auf die Gicht aus, während es keinen Einfluss auf eine rheumatoide Arthritis hat.
Da eine Gichthand oder ein Gichtfinger keine häufigen Erkrankungen sind und auch andere Krankheiten zu geschwollenen Hand- und Fingergelenken führen können, ist eine exakte Diagnose wichtig. Eine stark aufgeschwollene Hand kann Ursache eines eitrigen Gelenkinfekts sein. Bei älteren Patienten kann sich hinter knorpelig vergrößerten Fingergelenken auch eine rheumatoide Arthritis (Gelenkrheuma) verbergen. Gicht kann zusammen mit Arthrose (Gelenkverschleiß) auftreten, da sich die Harnsäurekristalle, die einen Gichtschub verursachen, bevorzugt in arthrotischen Gelenken anlagern.
Gegebenenfalls kann eine Röntgenuntersuchung zeigen, ob Knochenschädigungen vorhanden sind, und verborgene Gichtknoten (Tophi) aufzeigen.
Erste Linderung bringen häufig kühlende Umschläge der Hand – entweder mit Wasser oder mit Quark. Zudem sollte die Hand nach Möglichkeit erhöht gelagert und ruhig gestellt werden. Von einer Selbstbehandlung mit Schmerzmitteln wird abgeraten. Vor allem Acetylsalicylsäure (ASS) kann die Symptome noch verschlimmern.
Zudem nimmt unbehandelte Gicht meist einen chronischen Verlauf. Bei einem Gichtanfall sollte deshalb zeitnah der Arzt aufgesucht werden, nicht zuletzt, um die Schmerzen zu lindern und den Gichtanfall zu verkürzen. Dabei kommen nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR, eine Gruppe gewöhnlicher schmerz- und entzündungshemmender Medikamente), niedrig dosiertes Colchicin oder Cortison, das direkt ins Hand- oder Fingergelenk gespritzt werden kann, zum Einsatz.
Nach fünf bis zehn Tagen sind die akuten Gichtsymptome abgeklungen. Die Schwellungen gehen zurück und der Patient ist möglicherweise wieder völlig beschwerdefrei. Die Hand sollte jetzt, soweit möglich, wieder belastet und bewegt werden, um zu verhindern, dass die Bewegungen dauerhaft eingeschränkt sind.
Jetzt ist es wichtig, den Harnsäurespiegel im Blut zu senken, um einen weiteren Gichtanfall zu vermeiden. Dies gelingt häufig mit einer purinarmen Ernährung und viel Flüssigkeitszufuhr. Ist der Wert dann immer noch erhöht, kann eine Dauermedikation verhindern, dass die Gicht chronisch wird.
aktualisiert am 24.02.2022