Wenn Menschen ohne vermehrte sportliche Aktivität oder bewusste Reduktion der Kalorienaufnahme in einem bestimmten Zeitraum mehr als 10 Prozent des Körpergewichts verlieren, wird dies als ungewollter, unnatürlicher Gewichtsverlust bezeichnet. Wenn das Körpergewicht einen Wert von 80 bis 95 Prozent des Normalgewichts beträgt, besteht eine Magerkeit.
Von Kachexie spricht man, wenn der Gewichtsverlust begleitend zu einer anderen Erkrankung mehr als fünf Prozent in weniger als 12 Monaten beträgt oder es zusätzlich zu drei der folgenden Symptome kommt:
Wenn der Gewichtsverlust nicht bestimmbar ist, gilt in diesem Zusammenhang ein Body-Mass-Index unter 20 als kachektisch (der Body-Mass-Index oder BMI wird errechnet aus Körpergewicht in kg geteilt durch Körpergröße in m zum Quadrat).
Die Ursachen für einen ungewollten Gewichtsverlust sind vielfältig und nicht immer leicht herauszufinden. Meist handelt es sich um eine Kombination verschiedener Auslöser.
Zu einem Gewichtsverlust kommt es, wenn die Kalorienaufnahme geringer ist als der Kalorienverbrauch. Die folgenden Ursachen und Erkrankungen können alleine oder in Kombination zu einem Gewichtsverlust führen.
Dies sind zum Beispiel:
Einige wichtige Beispiele sind:
Jeder ungewollte Gewichtsverlust von mehr als 5 Prozent des Körpergewichts sollte ernst genommen werden und von einem Arzt untersucht werden.
Die Ursache für einen ungewollten Gewichtsverlust ist nicht immer leicht zu ermitteln. Zunächst führt der Arzt ein ausführliches Patientengespräch. Folgende Punkte sind für die Diagnose wichtig:
Es folgt eine Untersuchung, um mögliche Ursachen und Folgen herauszufinden.
Gewichtsverlust ist ein Symptom für verschiedene Erkrankungen. Um einem weiteren Gewichtsverlust entgegenzuwirken, muss die zugrundeliegende Erkrankung behandelt werden.
Betroffene werden zunächst symptomatisch behandelt mit Medikamenten, die gegen das Erbrechen wirken. Flüssigkeit und Mineralien müssen ersetzt werden. Außerdem wird die auslösende Erkrankung – sofern sie diagnostiziert ist – behandelt.
Mit angepasster Schonkost und gegebenenfalls Medikamenten wird versucht, den Durchfall zu verhindern. Dies ist dauerhaft nur erfolgreich, wenn zeitgleich die ursächliche Erkrankung gefunden und behandelt wird. Verlorene Flüssigkeit und Elektrolyte müssen zudem wieder ausgeglichen werden.
Schwere Organerkrankungen können nicht immer erfolgreich behandelt werden. Um einen weiteren Gewichtsverlust zu verhindern, müssen Betroffene teilweise künstlich ernährt werden.
Krebserkrankungen werden in Abhängigkeit von ihrem Wachstum, dem betroffenen Organ oder gegebenenfalls der bereits stattgefunden Ausbildung von Tochtergeschwülsten (Metastasen) mit Chemotherapie, mit Bestrahlung oder operativ behandelt.
Hier erfolgt die Einstellung eines entgleisten Diabetes mellitus.
Die Fehlfunktionen von Nebenniere oder Hypophyse können je nach Erkrankung mit Medikamenten oder operativ behandelt werden.
Eine Überfunktion der Schilddrüse kann mit Hormonen, mit Bestrahlung oder operativ behandelt werden.
Am wichtigsten bei den chronischen Vergiftungen ist das Vermeiden der auslösenden Ursache.
Bei Magersucht (Anorexie) und Bulimie (Ess-Brech-Sucht) handelt sich um schwere psychische Erkrankungen. Die Behandlung erfolgt stationär, teilstationär oder ambulant. Ziel ist die Normalisierung des Körpergewichts, Änderung des Essverhaltens und der Körperwahrnehmung sowie die psychotherapeutische Behandlung bestehender Probleme. Für die Therapie arbeiten Ärzte, Psychotherapeuten und Diätassistenten häufig zusammen.
Allgemeinmaßnahmen, die neben der Behandlung der Grunderkrankung gegen die Mangelernährung ergriffen werden können, sind:
Ein ungewollter Gewichtsverlust von mehr als 10 Prozent des ursprünglichen Körpergewichts in sechs Monaten gilt als Krankheitszeichen. Zur Ermittlung Ihres Gewichtsverlustes hilft folgende Formel:
Wenn Sie 60 kg gewogen haben und nur noch 54 kg wiegen, beträgt der Gewichtsverlust 6 kg. Gerechnet wird 6 kg / 60 kg = 0,1. Zur Ermittlung der Prozentzahl wird der Faktor 0,1 mit 100 multipliziert – es ergeben sich in diesem Beispiel 10 Prozent Gewichtsverlust. Bei weiteren Symptomen, beispielsweise denen einer Kachexie, sollte schon ein geringerer Gewichtsverlust abgeklärt werden.
Zur Ermittlung des Body-Mass-Index (BMI) gilt folgende Formel:
Körpergewicht in kg : (Körpergröße in m) hoch 2
Das Ergebnis kann wie folgt interpretiert werden:
Klassifikation | Body-Mass-Index (kg/m2) |
---|---|
Untergewicht | < 18,5 |
Normalgewicht | 18,5 bis 25 |
Übergewicht | 25 bis 30 |
Fettleibigkeit | > 30 |
Wenn der BMI unter 16 liegt, können organische Komplikationen auftreten, sodass eine stationäre Behandlung notwendig wird.
Zu bedenken ist, dass gewisse Gewichtsschwankungen normal sind. Durch Stress, hormonelle Schwankungen, vermehrtes Schwitzen oder tagesabhängige psychische oder körperliche Belastungen kann ein gewisser Gewichtsverlust normal sein.
Immer wenn Sie unter zusätzlichen Symptomen leiden oder sich schwach und unwohl fühlen, sollten Sie umgehend einen Arzt aufsuchen, um schwerwiegende Folgen zu verhindern.
Leitsymptome ein Handbuch für Studenten und Ärzte, Annemarie Hehlmann, mediscript Verlag, 2. Auflage/1997
Psychrembel online – Body-Mass-Index (BMI): https://www.pschyrembel.de/Body-Mass-Index/P02BX/doc/ (online, letzter Abruf: 14.09.2020)
DGEM (Deutsche Gesellschaft für Ernährungsmedizin e.V.), L. Valentini; D. Volkert; T. Schütz; J. Ockenga; M. Pirlich; W. Druml; K. Schindler; P. E. Ballmer; S. C. Bischoff; A. Weimann; H. Lochs – Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Ernährungsmedizin (DGEM) - DGEM-Terminologie in der Klinischen Ernährung: https://www.dgem.de/sites/default/files/PDFs/Leitlinien/Terminologie.pdf (online, letzter Abruf: 14.09.2020)
Deximed, Dr. med. Susanne Meinrenken – Gewichtsverlust bei Erwachsenen: https://deximed.de/home/a/beschwerden-symptome/patienteninformationen/g-h/gewichtsverlust-bei-erwachsenen/ (online, letzter Abruf: 14.09.2020)
aktualisiert am 14.09.2020