Bei einer Fazialisparese kommt es zu einer teilweisen oder vollständigen Lähmung der Gesichtsmuskulatur. Diese mimische Muskulatur wird vom Fazialisnerv (Nervus facialis) versorgt und aktiviert. Ein vielen Menschen bekanntes Symptom ist ein herabhängender Mundwinkel auf der betroffenen Seite des Gesichtes. Aber auch die Muskulatur der Stirn und der Wange, die Tränen- und Speicheldrüsen sowie der Geschmack können bei einer Fazialisparese beeinträchtigt sein.
Verschiedene Ursachen kommen in Frage. Wird die Gesichtslähmung beispielsweise durch einen Schlaganfall (Apoplex) ausgelöst, wird auch von einer zentralen (im Gehirn ausgelösten) Fazialisparese gesprochen. Ist der Nerv innerhalb seines Verlaufes geschädigt, spricht man von einer peripheren Fazialisparese. Männer und Frauen sind ähnlich oft von einer Gesichtslähmung betroffen. Sie kann in jedem Alter auftreten.
Die Fazialisparese geht in vielen Fällen vollständig oder mit geringen Restsymptomen wieder zurück. Bei manchen Betroffenen bleibt aber auch eine deutlich sichtbare Lähmung zurück. Die Prognose ist ebenso wie die Therapie auch davon abhängig, was die Gesichtslähmung ausgelöst hat.
Die Ursachen der peripheren und der zentralen Fazialisparese sind unterschiedlich.
In mehr als der Hälfte aller Fälle lässt sich bei der peripheren Lähmung des Gesichtsnerven kein eindeutiger Auslöser feststellen. Es wird dann von einer idiopathischen Fazialisparese (Bell-Lähmung) gesprochen. Mögliche Auslöser einer peripheren Gesichtslähmung sind:
Bei der zentralen Fazialisparese liegt die Ursache im Gehirn. Mögliche Auslöser sind hier:
Neben den hier genannten Ursachen können bestimmte andere Faktoren die Entstehung einer Fazialisparese begünstigen. Schwangerschaft kann ein solcher Faktor sein. Das Gleiche gilt für den Einsatz einer Zange bei der Geburt eines Babys oder in einigen Fällen auch für Zugluft.
Bei der peripheren Fazialisparese liegt die Schädigung des Nerven auf der Seite, auf der auch die Symptome auftreten. Befindet sich die Ursache im Gehirn, zeigt sich die Gesichtslähmung auf der Gegenseite, bezogen auf den Hirnbereich, der von der Schädigung betroffen ist.
Typische Symptome einer peripheren Fazialisparese sind:
Eine periphere Gesichtslähmung kündigt sich manchmal durch Schmerzen hinter dem Ohr an und bildet dann innerhalb von ein bis zwei Tagen ihr volles Beschwerdebild aus.
Wird die Gesichtslähmung im Gehirn verursacht, bleiben die Stirnfalten erhalten und das Auge kann weiterhin geschlossen werden. Die Hauptsymptomatik zeigt sich in diesem Fall am Mund.
Der Arzt erhält eine erste Vermutung auf eine Fazialisparese anhand des Erscheinungsbildes des Gesichtes. In der Folge muss abgeklärt werden, um welche Form der Gesichtslähmung es sich handelt. Im Arzt-Patienten-Gespräch klärt sich, ob kürzlich eine Infektion durchgemacht oder eine Operation durchgeführt wurde. Zusätzlich wird nach vorliegenden Grunderkrankungen wie Diabetes mellitus oder Tumorerkrankungen gefragt. Um eine periphere von einer zentralen Fazialisparese zu unterscheiden, können einfache Tests helfen. Um die Gesichtsmuskulatur zu prüfen, wird der Betroffene aufgefordert,
Weitere Tests für einzelne Körperfunktionen sind möglich:
Bei einer Gesichtslähmung muss untersucht werden, ob es eine bestimmte Ursache dafür gibt oder ob es sich um eine sogenannte idiopathische Parese (Bell-Lähmung) handelt. Genauer muss bei der Ursachenforschung geschaut werden, ob es sich um eine zentrale oder periphere Form handelt und was zu dem Nervenausfall geführt hat.
Die Therapie der Fazialisparese richtet sich nach der Ursache. Idiopathische Fazialisparesen (solche ohne feststellbare Ursache) werden in der Regel mit Cortison behandelt. Sind Bakterien, zum Beispiel im Rahmen eine Borreliose-Erkrankung die Ursache, werden Antibiotika verordnet. Eine Herpes-Zoster-Infektion wird mit Medikamenten gegen Viren, sogenannten Virostatika, behandelt. Gleiches gilt für einige andere virale Erkrankungen. Ein Tumor an der Ohrspeicheldrüse oder Knochenbrüche müssen zum großen Teil operativ behandelt werden. Bei Tumoren im Gehirn kommen Bestrahlungen und/oder eine Operation in Frage. Wenn Schlaganfälle der Auslöser der Gesichtslähmung sind, steht zunächst die Behandlung der Durchblutungsstörung oder Blutung im Gehirn im Vordergrund.
Auch die Gabe von Vitamin-B-Präparaten ist zur Unterstützung der Nervenheilung möglich. Bei Schmerzen können schmerzlindernde Medikamente wie Ibuprofen oder Diclofenac verordnet werden.
Zur Linderung der Symptome einer Gesichtslähmung sind außerdem folgende Maßnahmen geeignet:
Wurde der Nerv durch Verletzung oder Operation durchtrennt, kann eine Nervennaht (Nervenrekonstruktion) durchgeführt werden. Bei ausgeprägten bleibenden Lähmungen kann versucht werden, benachbarte Nerven mit dem Fazialisnerv zu verbinden, um einen Ersatz der ausgefallenen Nervenfunktion zu erlangen. Bestenfalls kann danach mit dem gesunden Nerv die ausgefallene Muskulatur wieder aktiviert werden. Auch Nerventransplantationen von entfernten Körperregionen sind denkbar. Bleibt der fehlende Lidschluss des Auges dauerhaft bestehen, kann über die Implantation von Gewichten aus Gold oder Platin nachgedacht werden.
Da für den größten Teil der peripheren Fazialisparesen die Ursache nicht bekannt ist, kann diesen Fällen auch nicht vorgebeugt werden. Bei vorliegender Mittelohrentzündung oder einer Gürtelrose (Erkrankung mit dem Herpes-Zoster-Virus) ist es wichtig, die Grunderkrankung frühzeitig zu behandelt, um Komplikationen wie eine Gesichtslähmung zu vermeiden. Ebenso sollten eine Zuckerkrankheit oder ein erhöhter Blutdruck medikamentös gut eingestellt sein.
Zur Vorbeugung einer zentralen Fazialisparese sind alle Maßnahmen hilfreich, die einen Schlaganfall verhindern. Hierzu zählen Normalgewicht, niedrige Blutfette, niedriger beziehungsweise normaler Blutdruck, ausreichend Bewegung, Vermeiden von Alkohol und Nikotin sowie eine gesunde und ausgewogene Ernährung.
Die Prognose ist abhängig von der Ursache und vom Ausmaß der Symptome innerhalb der ersten Woche. Die beste Chance auf eine vollständige Heilung besteht bei der idiopathischen Gesichtslähmung. Beim Großteil der Betroffenen bilden sich die Symptome innerhalb von drei Wochen bis vier Monaten vollständig zurück. Bei manchen bleiben geringe Restsymptome erhalten. Hierzu können eine Schwäche der betroffenen Muskulatur, aber auch das Auftreten von Tränenfluss bei der Nahrungsaufnahme (auch „Krokodilstränen“ genannt) oder unbeabsichtigte Muskelzuckungen (Synkinesien) gehören. Bei Synkinesien kommt es zu Bewegungen in Muskeln, die beim Gesunden nicht an der jeweiligen Bewegung beteiligt sind. Die Ursache hierfür ist eine fehlerhafte Verschaltung, die im Rahmen der Heilung des Fazialisnerven auftritt und die dann benachbarte Muskeln mit aktiviert. Für die Entstehung der „Krokodilstränen“ sind hingegen neu gebildete Verschaltungen zwischen Tränendrüse und den Geschmacksnerven verantwortlich.
Bei den anderen peripheren Gesichtslähmungen hängt die Prognose davon ab, wie gut die auslösende Ursache behandelt werden kann und wie stark der Nerv geschädigt wurde. Liegt die Ursache im Gehirn, ist die Regeneration der Funktionen davon abhängig, wie stark das betroffene Hirnareal geschädigt ist.
HNO-Ärzte im Netz – Gesichtslähmung – Definition und Häufigkeit: https://www.hno-aerzte-im-netz.de/krankheiten/gesichtslaehmung/definition-und-haeufigkeit.html (online, letzter Abruf: 04.11.2022)
Universitätsspital Zürich – Fazialisparese (Gesichtslähmung): https://www.usz.ch/krankheit/fazialisparese/ (online, letzter Abruf: 04.11.2022)
Universitätsklinikum Freiburg – Die Lähmung des Gesichtsnerven (Fazialisparese): https://www.uniklinik-freiburg.de/plastischechirurgie/leistungen/wiederherstellende-chirurgie/therapie-der-fazialislaehmung.html (online, letzter Abruf: 04.11.2022)
aktualisiert am 04.11.2022