Sexualität, Empfindungsfähigkeit und Libido enden nicht mit der hormonellen oder chirurgischen Geschlechtsanpassung. Gleichwohl stehen sie für viele Personen mit Transgender-Hintergrund nicht an erster Stelle.
Die körperlichen Veränderungen, die Selbstwahrnehmung, die Auswirkungen der Hormonbehandlung und die eigenen Erwartungen an das Ergebnis des Geschlechtsrollenwechsels wirken sich zweifellos auf die Sexualität und die Libido aus. Die "technischen Möglichkeiten" sind individuell verschieden, abhängig von der jeweils durchgeführten Anpassung.
Bei der Geschlechtsanpassung Mann-zu-Frau wird auf chirurgischem Wege das Gewebe von Hoden und Penis für die Herstellung einer Neo-Vagina verwendet. Haut, Nerven und Blutgefäße bleiben dabei nach Möglichkeit unversehrt erhalten. Dazu sind mehrere komplexe Eingriffe notwendig. Moderne chirurgische Verfahren führen zu hervorragenden Ergebnissen. Normaler Geschlechtsverkehr ist nach dem Ausheilen selbstverständlich möglich, ebenso wie die Orgasmus-Fähigkeit.
Die Geschlechtsumwandlung Frau-zu-Mann ist anatomisch schwerer zu erreichen. Die Hormonbehandlung vor einem chirurgischen Eingriff lässt die Klitoris bereits um mehrere Zentimeter anwachsen. Wird ein weiterer Schritt gewünscht, nimmt der Chirurg eine Mobilisierung und Streckung der Klitoris vor. Zusätzlich verlängert er die Harnröhre bis zur Spitze der Klitoris, wobei er Gewebe aus den kleinen Schamlippen verwendet. Geschlechtsverkehr ist auf diese Weise bedingt möglich.
Möglich, aber nicht zwingend, ist eine Kolpektomie. Dabei wird die Scheidenhaut entfernt und die Vagina verschlossen.
Zur Bildung eines Neo-Penis oder Penoids rollt der Chirurg Haut vom Oberarm oder der Innenseite des Oberschenkels ab und bildet dabei zugleich eine verlängerte Harnröhre. Nerven und Blutgefäße bleiben dabei intakt.
In einem letzten Schritt kann eine Penisprothese gebildet werden. Diese ist entweder semiflexibel oder vollständig flexibel. Ein hydraulischer Pumpmechanismus kann dabei in einer der beiden Hodenprothesen eingesetzt werden. Nach einer Einheilungszeit von ungefähr sechs Wochen sollte Geschlechtsverkehr möglich sein.
Hautsensibilität und sexuelle Empfindungsfähigkeit am Penoid sind gegeben. Die Klitoris kann als erogene Zone an verschiedener Stelle am Penoid implantiert werden.
Welche chirurgischen Schritte der Patient wünscht und inwieweit er seine Sexualität neu erlebt, ist individuell stark unterschiedlich.
aktualisiert am 09.02.2017