Ob mit oder ohne chirurgischen Eingriff: Eine Geschlechtsumwandlung kann immer nur unvollständig und in Form einer Anpassung an das gewünschte Geschlecht erfolgen.
Ein entscheidender Schritt zur Anpassung an die Transidentität und auch zur Diagnose-Absicherung ist die Behandlung mit Hormonen. Diese kann schon vor der Pubertät beginnen. Hormone regulieren die Funktion der Fortpflanzungsorgane. Sie beeinflussen aber auch die psychische Verfassung und das äußere Erscheinungsbild eines Menschen. Die Einnahme des entscheidenden Hormons für das jeweils andere Geschlecht ist deshalb möglich, weil alle Menschen über entsprechende Hormon-Rezeptoren verfügen.
So verändert sich unter dem Einfluss von entsprechenden Hormongaben beispielsweise
Zudem lässt sich damit die Fruchtbarkeit reduzieren: Bei biologischen Frauen kommt der Regelzyklus zum Stillstand. Biologische Männer verlieren die Erektions- und Ejakulationsfähigkeit.
Nicht alle hormonell erzeugten Veränderungen sind nach Absetzen einer Hormontherapie wieder rückgängig zu machen.
In der Praxis versuchen Mediziner, den jeweils notwendigen Testosteron- oder Östrogenspiegel im Blut wunschgemäß zu beeinflussen. Erst nach einer operativen Geschlechtsumwandlung ist eine lebenslange Einnahme von Hormonen zur Gesunderhaltung des Patienten unbedingt notwendig. Ihre langfristige Verwendung ist mit Gesundheitsrisiken verbunden.
Das Tempo der körperlichen Veränderungen bei der Geschlechtsanpassung Frau-zu-Mann wird von der verfügbaren Anzahl der Androgenrezeptoren (Bindungsstellen für männliche Geschlechtshormone) bestimmt, nicht von der verabreichten Testosteron-Dosis. Meist werden Depotspritzen mit einer Wirkungsdauer von zwei bis drei Wochen verabreicht, wahlweise die orale Gabe eines Testosteron-Präparates. Die Dosis ist so abzustimmen, dass die Leber des Patienten nicht belastet wird.
Als eine unliebsame Nebenwirkung kann beispielsweise hartnäckige Akne auftreten. Diese kann mit Mitteln wie einem Breitband-Antibiotikum behandelt werden. Wasseransammlungen (Ödeme) wurden ebenfalls beobachtet. Die Ovarien (Eierstöcke) hören auf zu arbeiten, die Regelblutung bleibt aus. Erst über längere Zeiträume hinweg stellt sich ein Stimmbruch ein, zurückzuführen auf ein Anwachsen (Hypertrophie) der Stimmbänder. Die Körperbehaarung nimmt schon recht bald nach Beginn der Hormonbehandlung zu, Bartwuchs stellt sich ein. Auch die Klitoris wächst, allerdings nur selten im gewünschten Maß.
Östrogen-Injektionen, vorzugsweise mit Östradiol, in zweiwöchigem Abstand verabreicht, bringen die Umwandlung vom Mann zur Frau in Gang. Hier bestimmt die Dosis das schnellere oder langsamere Fortschreiten der Veränderung. Auch hier müssen Mediziner genau abwägen, in wieweit die Dosis die Leber in Mitleidenschaft zieht oder das Thromboserisiko erhöht. Eine ganze Reihe von Präparaten kommt für die Injektion in Frage. Auch die gestagen-haltige Pille „Diane“ kommt in Frage. Aktuell wird auch ein Östrogen-Stylus unter die Haut implantiert, der jeweils etwa ein halbes Jahr lang die erwünschte Wirkung zeigt.
Männliche Körperbehaarung kann mittels Gabe eines Antiandrogenes (Mittel gegen männliche Hormone) oder durch Epilation vermindert werden.
In beiden Fällen (Mann-zu-Frau und Frau-zu-Mann) stellt die Hormonbehandlung ein Gesundheitsrisiko dar. Die Veränderung oder gar das Verschwinden der Libido wird von Menschen mit Trans-Identität oft als positiv empfunden. Die Hormone stabilisieren in vielen Fällen die Psyche.
aktualisiert am 28.03.2018