Eine Operation zur Geschlechtsumwandlung wird korrekterweise als geschlechtsangleichende Operation (GAOP) bezeichnet. Die Geschlechtsangleichung kann in Betracht gezogen werden, wenn ein Mensch sich dem anderen als seinem körperlichen Geschlecht zugehörig fühlt. Die Maßnahmen sind unter bestimmten Voraussetzungen von der Frau zum Mann und umgekehrt möglich. Bei der Geschlechtsumwandlung von der Frau zum Mann können unter anderem Penis und Hoden operativ nachgebildet werden, die inneren Geschlechtsorgane entfernt und die Brüste reduziert werden. Zusätzlich erfolgt eine Behandlung mit Hormonen, damit sich einige weitere Geschlechtsmerkmale wie z. B. der Bartwuchs angleichen.
Eine geschlechtsangleichende Operation muss sehr genau überlegt sein, denn der Ausgangszustand lässt sich später nicht mehr erreichen. Der Eingriff kommt in Frage, wenn das biologische Geschlecht im Widerspruch zur eigenen Geschlechtswahrnehmung steht. Eine Person, die sich als Mann fühlt, ist gewissermaßen im Körper einer Frau „gefangen". Ist dies seit langem der Fall, kann eine Geschlechtsumwandlung unter gründlicher Prüfung der Gegebenheiten in Erwägung gezogen werden.
Dabei gibt es mehrere Begriffe, die den Sachverhalt umschreiben. Zum einen besagt der Ausdruck Intersexualität, dass das Geschlecht nicht eindeutig festgelegt werden kann. Am Körper finden sich sowohl weibliche als auch männliche Geschlechtsmerkmale. Betroffene werden auch Hermaphroditen oder Zwitter genannt. Zum anderen bedeutet Transsexualität, dass ein Mensch sich dem anderen als seinem körperlich ausgeprägten Geschlecht zugehörig fühlt. Es besteht der Wunsch, dass das andere Geschlecht auch körperlich vorhanden ist. Transgender ist ein allgemeiner Ausdruck, der darstellt, dass eine Person sich nicht oder nur teilweise mit seiner Geschlechterrolle identifizieren kann.
Die Operation zur Geschlechtsangleichung Frau zu Mann ist also prinzipiell bei intersexuellen Personen und bei Transmännern (Frau-zu-Mann-Transsexuellen) möglich. Im Übrigen kann eine Operation mit ähnlichen Prinzipien durchgeführt werden, wenn Geschlechtsorgane nach Unfällen oder Erkrankungen zerstört sind.
Bei der geschlechtsangleichenden Operation werden die Geschlechtsorgane und die Körpermerkmale an das Zielgeschlecht (hier: Mann) angepasst. Neben dem Aussehen soll auch eine möglichst gute Funktion der Organe erreicht werden. Die eigentliche genitalangleichende Operation geschieht an den Geschlechtsorganen. Um die Ästhetik anzupassen, erfolgen weitere Operationen sowie Behandlungen. Eine Hormonbehandlung zur Geschlechtsumwandlung wird durchgeführt und ist mit verschiedenen Substanzen möglich. Sie hat das Ziel, das Ausbleiben der Monatsblutung, den Wuchs der Körper- und Barthaare, die Vergrößerung der Klitoris sowie einen Stimmbruch zu bewirken. Im geringen Maße kann auch das Gewebe umverteilt werden.
Der Begriff Geschlechtsumwandlung ist nicht ganz korrekt, denn die Chromosomen (Erbinformation, die auch das Geschlecht beinhaltet) ändern sich schließlich nicht.
Nicht immer beginnt die Behandlung von einer biologisch vollständig entwickelten Frau als Ausgangspunkt, sondern von einem intersexuellen Menschen oder einem Patienten mit Genitalverletzung oder -erkrankung. Die Eingriffe werden daran angepasst.
Einige Operationen sind Bestandteile der geschlechtsangleichenden Maßnahmen von Frau zu Mann:
Nicht alle Transmänner lassen alle Eingriffe vornehmen. Die meisten Betroffenen lassen eine Brustoperation und eine Entfernung der inneren Geschlechtsorgane durchführen. Wegen der Risiken erfolgt ein Penisaufbau dagegen seltener.
Eine geschlechtsangleichende Operation ist keine notwendige Voraussetzung dafür, dass der Personenstand geändert werden kann.
Patienten haben zu dem Zeitpunkt der Operation meist bereits viele Termine bei Ärzten und Psychologen hinter sich. Am wichtigsten sind Gespräche zwischen dem Personal und dem Patienten. Dabei wird auch ein psychologisches Gutachten erstellt. Der Arzt sollte genau auf die Wünsche des Patienten eingehen. Neben den Gesprächen erfolgen körperliche Untersuchungen. Zur Operationsvorbereitung erfolgt eine Reihe von Untersuchungen wie z. B. Blutanalyse, EKG (Elektrokardiogramm), Blutdruckmessung und weitere Maßnahmen.
Normalerweise ist ein Gutachten notwendig, um eine solche Operation durchführen zu können. Die Kostenfrage muss vor einem Eingriff geklärt werden. Unter bestimmten Voraussetzungen ist eine Kostenübernahme durch die Krankenversicherung möglich. Vor einem Eingriff müssen Medikamente, z. B. Gerinnungshemmer wie ASS, in Absprache mit dem Ärzteteam abgesetzt werden. Vor der genitalangleichenden Operation muss der Darm gereinigt werden, indem eine bestimmte Menge einer Flüssigkeit getrunken wird.
Die so genannte Geschlechtsumwandlung findet in mehreren Operationen statt, von denen einige Eingriffe nicht immer bei allen Patienten durchgeführt werden.
Die Entfernung der Gebärmutter (Hysterektomie) sowie der Eierstöcke und Eileiter wird in Vollnarkose oder Regionalanästhesie (Betäubung größerer Körperareale) vorgenommen. Die Organe werden in einer Operation durch die Scheide oder in einer Bauchspiegelung (Laparoskopie) herausgenommen, bei welcher teilweise ebenfalls Maßnahmen durch die Scheide erfolgen. Die Aufhängung der Gebärmutter und Eierstöcken wird durchtrennt und die Organe von den umliegenden Strukturen abgeschnitten.
Die Konstruktion eines Penis erfolgt in Narkose und ist mit mehreren Methoden möglich.
Bei allen diesen Methoden wird oftmals aus den großen Schamlippen ein künstlicher Hodensack erzeugt. Hier können sogar zwei Silikon-Implantate eingebracht werden, damit es sich später wie ein Hoden anfühlt.
Auch die Brustoperation gibt es in mehreren Varianten. Erfahrene Ärzte wählen die Operationsmethode nach dem Ausgangsbefund. Bei sehr kleinen Brüsten ist es möglich, lediglich das Fett aus der Brust abzusaugen. Die Gewebeentfernung ist ebenso über einen Schnitt möglich. Bei größeren Brüsten muss meist auch die Brustwarze (Mamille) verkleinert werden. Oft muss die Brustwarze dann in einer anderen Position wieder angenäht werden. Manchmal wird die Brustwarze auf andere Weise rekonstruiert.
Bei den Operationen können in unterschiedlichem Ausmaß Komplikationen auftreten. Immer kann es zu Blutungen und Nachblutungen, Blutergüssen, Wundheilungsstörungen und Narben kommen. Ein Taubheitsgefühl an der Brust beziehungsweise am Penis/Penoid kann sich einstellen. Es ist nicht auszuschließen, dass das Penoid oder die Brustwarze abstirbt. Bei der Entnahmestelle für das Gewebe, aus dem ein Penoid geformt wird (also Rücken, Arm oder Bein), können große Narben entstehen und weitere Komplikationen auftreten. Nicht immer kann bei einer geschlechtsangleichenden Operation das ästhetische Wunschergebnis erreicht werden. Bei der Gebärmutterentfernung kann es unter Umständen zu einer Verletzung von Bauchorganen kommen. Eine Bauchfellentzündung (Peritonitis, gefährliche Entzündung im Bauchraum) ist möglich. Nach den Operationen ist eine Rückkehr zum Ausgangszustand nicht mehr möglich.
Die Verhaltenshinweise sind unterschiedlich und werden im Einzelnen vom Ärzteteam gegeben. Die Termine für Nachuntersuchungen sollten eingehalten werden. Die Medikamente müssen gewissenhaft eingenommen werden.
Mit den modernen Möglichkeiten ist eine immer bessere Angleichung der Geschlechtsorgane und -merkmale an das männliche Geschlecht möglich. Eine Zeugungsfähigkeit kann selbstverständlich nicht erreicht werden, nach der Gebärmutter- und Eierstockentfernung geht auch die weibliche Zeugungsfähigkeit verloren. Harnlassen ist meist über den neuen Penis (Penoid) möglich. Je nach der Operation ist das Penoid klein und sieht recht natürlich aus (Metaidoioplastik) oder größer und etwas weniger originalgetreu nachgebildet (Rekonstruktion aus überführtem Gewebe). Ein Gefühl ist meist da, doch vor allem bei der größeren Rekonstruktion kommt meist kein zufriedenstellender Orgasmus mehr zustande. Eine Erektion lässt sich mit der umgeformten Klitoris oder z. B. mit einem Implantat erreichen. Die Lebensqualität steigt bei vielen Betroffenen, die sich der Operation unterzogen haben. Dies ist jedoch nicht bei allen Betroffenen der Fall, und manche von ihnen bereuen die Operation sogar.
Viele Transmänner lassen lediglich die Hormonbehandlung oder zusätzlich die Brustoperation vornehmen, ohne dass z. B. ein Penis konstruiert wird. Penoid-Operation und Brustoperation sind medizinisch nicht notwendig.
aktualisiert am 16.11.2023