Ein geschwollenes, rotes Augenlid mit Juckreiz könnte ein erstes Anzeichen für ein Gerstenkorn (Hordeolum) sein. Nach etwa einem Tag bildet sich ein mit Eiter gefüllter Pickel unterschiedlicher Größe. Dieser erzeugt einen dumpfen Schmerz. Vor allem bei einem Gerstenkorn an der Innenseite des Lides kommt ein Fremdkörpergefühl hinzu. Treten Anzeichen eines Gerstenkorns auf, kann die Anwendung von Hausmitteln sinnvoll sein.
Verantwortlich für das entstandene Gerstenkorn sind vor allem Bakterien der Art Staphylococcus aureus oder wesentlich seltener Streptokokken. Gelangen die Bakterien in kleine Drüsen des Augenlides hinein, finden sie in den fett- und eiweißhaltigen Absonderungen einen idealen Nährboden. Das Immunsystem reagiert, indem es versucht, die Keime abzutöten. Eiter bildet sich. Verstopfen die Ausgänge der Drüsen zusätzlich, staut sich der Eiter an.
In den meisten Fällen heilt das Gerstenkorn innerhalb weniger Tage von selbst ab. In diesem Fall platzt der Pickel, wobei sich der Eiter entleert. Dieser Moment im Heilungsprozess muss als kritisch angesehen werden, da die Keime im Eiter auf die Bindehaut oder das andere Auge streuen können. So kann es sinnvoll erscheinen, den Vorgang der Entleerung mit entsprechenden Maßnahmen zu begleiten, um den Heilungsvorgang zu beschleunigen. In der Schulmedizin kann dies durch die Eröffnung des Gerstenkornes mit einem Skalpell oder unter Verabreichung von Antibiotika erreicht werden. Diese Maßnahmen sind jedoch in den meisten weniger ausgeprägten Formen des Hordeolums nicht notwendig. Gerade bei Erkrankungen im Bereich der Haut ist aus der Vergangenheit eine Vielzahl bewährter Hausmittel überliefert.
Auch wenn es sich bei einem Gerstenkorn in den meisten Fällen um eine harmlose Erkrankung handelt, können die hierfür verantwortlichen Bakterien zu gefährlichen gesundheitlichen Schäden führen. Wenn keine Klarheit darüber besteht, ob es sich um ein Gerstenkorn handelt, beziehungsweise sich nach einer Woche keine Besserung einstellt, sollte ein Arzt hinzugezogen werden.
Mit dem Einsatz von Hausmitteln kann schon beim Auftreten der ersten Symptome begonnen werden. Zu verwenden ist stets sauberes, am besten steriles Material. Hierzu zählen
Sofern es sich nicht um ein Gerstenkorn am inneren Lidrand handelt, sollten beide Augen während der Anwendung gut geschlossen gehalten werden.
Trockene Wärme hat insbesondere am Auge den Vorteil, dass keine das Auge irritierenden Substanzen die Bindehaut angreifen können. So verspricht die Verwendung einer Rotlichtlampe eine angenehme Verbesserung der Beschwerden. Die therapeutisch wirksame Wärme entsteht dabei durch das Eindringen der Strahlung bis wenige Millimeter unter die Haut. Die Augen sollten während der Anwendung geschlossen sein. Ein positiver Effekt wird durch eine zwei- bis dreimalige tägliche Bestrahlung für fünf bis zehn Minuten erreicht.
Unterstützend kann eine sanfte Massage des Lidrandes vorgenommen werden. Mittel zur Benetzung von Hornhaut und Bindehaut (Tränenersatzmittel) können die Abwehrfunktion des Auges zusätzlich verbessern und sind somit hilfreich bei der Behandlung.
Unter einer Kompresse wird ein gefaltetes, meist aus Baumwolle bestehendes Tuch verstanden, welches direkt auf eine Wunde oder erkrankte Stellen gelegt wird. Im Allgemeinen wird von dem Aufbringen von feuchten Kompressen abgeraten. Viele Quellen stellen den Nutzen von warmen feuchten Kompressen infrage. Die Haut weicht auf und es besteht die Gefahr, dass die Bakterien sich weiter ausbreiten.
Jedoch scheinen Rezepturen mit unterschiedlichen Inhaltsstoffen durchaus zu einer Linderung und einer schnelleren Beschwerdefreiheit zu führen. Darüber hinaus können feuchtwarme Kompressen Verkrustungen lösen und die Öffnungen der Drüsen auf diesem Weg für eine Entleerung des Eiters vorbereiten. Bewährt hat sich hierfür eine Emulsion aus lauwarmen Wasser und Olivenöl. Diese wird auf eine Kompresse oder ein Wattestäbchen aufgetragen und mehrere Minuten auf die Verkrustung aufgelegt. Zur Säuberung des Auges kann ein mildes Shampoo oder eine Spülung mit Kamillentee verwendet werden.
Für Kompressen geeignet sind ausschließlich Substanzen, welche die Augen nicht reizen und auf diesem Weg zu einer zusätzlichen gesundheitlichen Belastung führen könnten. Aufgüsse aus Kamillenblüten (diese können jedoch rasch Allergien auslösen), Fenchel oder Ringelblumen sind leicht herzustellen. Ebenso verhält es sich mit grünem Tee (Sencha, Karigane, Gyokuro). Die entzündungshemmende Wirkung der Zaubernuss (Hamamelis) wird sowohl in der Homöopathie als auch in der Pflanzenheilkunde gepriesen. Sie kann in Form von getrockneten Blättern sowie als wässriger Extrakt erworben werden.
Darüber hinaus findet sich eine Vielzahl an Möglichkeiten, deren Wirkung im Einzelfall förderlich sein kann. Die praktische Anwendung und den Nutzen von Kaffee, Quark, Butter oder Kartoffeln als Kompresse am Auge muss jeder für sich persönlich austesten.
Läuft bei feuchten Anwendungen Flüssigkeit in die Augen, fangen diese zu brennen an oder sind auf sonstige Wiese irritiert, muss man die Prozedur abbrechen und im Zweifelsfall einen Arzt aufsuchen.
Zur Behandlung hartnäckiger und größerer Gerstenkörner eignen sich Substanzen mit einer antibakteriellen Wirkung. Hier sind vor allem ätherische Öle des Teebaumes oder des Niembaumes zu nennen. Ölauszügen der Wacholderpflanze oder des Wolllavendels wird eine entzündungshemmende Eigenschaft nachgesagt. Ätherische Öle dürfen keinesfalls unverdünnt am oder gar im Auge zur Anwendung kommen. Es empfiehlt sich, auf entsprechende Salben oder Tinkturen zurückzugreifen, welche speziell für die Anwendung am Auge zugelassen sind.
Infektionen am Auge sollten stets mit großer Umsicht behandelt werden, da die Keime sich ausbreiten können. Zudem kann ein wiederholt auftretendes Hordeolum auf eine ernste Vorerkrankung wie Diabetes hinweisen. Hausmittel haben den Vorteil, dass die heilenden Substanzen häufig vorrätig beziehungsweise leicht zu beschaffen sind. Dies darf jedoch nicht über mögliche Risiken bei der Anwendung hinwegtäuschen. Außerdem darf nicht auf Behandlungen verzichtet werden, die eventuell notwendig sind, wie die Gabe von Antibiotika oder die Eröffnung des Gerstenkorns verzichtet werden. Wenn man sich nicht sicher ist, sollte man den Hausarzt oder Heilpraktiker zurate ziehen.
Staphylokokken und Streptokokken, die ein Gerstenkorn verursachen können, können Bestandteil der eigenen Hautflora oder der unserer Mitmenschen sein. Somit werden sie als Schmierinfektion, beispielsweise von der Nase in die Augen oder einer Kontaktinfektion über andere Menschen oder über gemeinsam berührte Gegenstände übertragen. Vorsicht ist geboten, wenn unser Abwehrsystem durch bereits bestehende Infektionen oder Vorerkrankungen, wie Diabetes mellitus geschwächt ist. Dies erleichtert es den Bakterien, sich rasch zu vermehren.
Das Einhalten eines Mindestmaßes an Hygieneregeln kann in vielen Fällen ein Gerstenkorn verhindern. Inwiefern eine Umsetzung im Alltag durchführbar ist, kann vom Alter, der häuslichen und sozialen Umgebung und vielen anderen Faktoren abhängen.
Als Kind wurde man ermahnt, die Hände zu waschen, sowie man vom Spielen nach Hause kam. In der Tat lässt sich mit Wasser und Seife die Anzahl der Keime auf den Händen stark vermindern. Zudem ist nach dem Niesen oder Husten ein regelmäßiges Reinigen der Hände sinnvoll.
„Lang dir nicht in dein Gesicht!“ Angesichts der Tatsache, dass wir uns täglich mehrere hundert Male teils unbewusst, teils aufgrund eines Reizes in das Gesicht fassen, wird diese Maßgabe nur schwer einzuhalten sein. Bei einem vorhandenen Gerstenkorn kann diese Regel indes ein Streuen der Keime auf die Bindehaut oder das noch gesunde Auge verhindern.
Von einem flächendeckenden Einsatz von Desinfektionsmitteln sollte man Abstand nehmen. Im Normalfall genügen im eigenen Haushalt die üblichen Reinigungsmittel, um einen sinnvollen Hygienestandard zu erreichen. Entwickelt sich bei einem Familienmitglied ein Hordeolum, sollte auf ein gemeinsames Verwenden von Kosmetika oder Handtüchern verzichtet werden. Hier kann eine Desinfektion von gemeinsam benutzten Oberflächen mit einem geeigneten Desinfektionsmittel von Nutzen sein.
GERSTENKORN.NET, Dr. Jörg Schweikart – Ursache für Gerstenkorn: https://www.gerstenkorn.net/ursache/ (online, letzter Abruf: 28.05.2020)
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Medizin Aspekte – Die Auswirkungen von Rotlicht – gesund oder nutzlos?: https://medizin-aspekte.de/die-auswirkungen-von-rotlicht-gesund-oder-nutzlos-62698/ (online, letzter Abruf: 28.05.2020)
aktualisiert am 28.05.2020