Genitalherpes (Herpes genitalis) wird durch eine Infektion mit bestimmten Herpesviren verursacht. In den meisten Fällen ist das Herpes-simplex-Virus Typ 2 (HSV-2) verantwortlich. Selten entsteht ein Genitalherpes durch eine Infektion mit dem Herpes-simplex-Virus Typ 1 (HSV-1), das ansonsten meist Lippenherpes auslöst. Die Viren sind in der Bevölkerung weit verbreitet: Bis zu 15 Prozent der Menschen in Deutschland sind mit HSV-2 infiziert, bis zu 90 Prozent tragen HSV-1 in sich.
Beim Genitalherpes erfolgt die Übertragung der Viren über sexuellen Kontakt. Herpesviren können über die Schleimhäute in den menschlichen Körper eindringen. Eine weitere Eintrittspforte können Verletzungen der Haut bieten, wofür bereits kleine, oft nicht einmal bemerkte Kratzer ausreichen. Sowohl beim vaginalen als auch beim analen Kontakt kann es zu einer Ansteckung kommen.
Durch Oralverkehr können Herpesviren ebenfalls übertragen werden und vom Mund zu den Genitalien von Geschlechtspartnern übergehen. Daher kann manchmal Herpes simplex Typ 1 für Genitalherpes verantwortlich sein, welches der typische Erreger von Lippenherpes ist.
Die Viren befinden sich bei den Betroffenen in wunden Stellen der Schleimhaut, in den Herpesbläschen, in Körpersekreten der Genitalien, im Speichel oder auf der Haut. Beim Kontakt zu anderen Personen können sie leicht übertragen werden.
Die Herpesviren sind außerhalb des menschlichen Körpers nicht lange stabil und gehen rasch zugrunde. Sie können 48 Stunden infektiös bleiben, brauchen dazu allerdings Feuchtigkeit. Daher ist eine Übertragung über eine verunreinigte Toilettenbrille unwahrscheinlich. Gleiches gilt für Bettwäsche oder Handtücher, auch wenn bei letzteren eine gemeinsame Benutzung bei einer Herpeserkrankung zur Sicherheit vermieden werden sollte. Hinsichtlich einer Ansteckung über Gegenstände werden die Viren am ehesten über verwendete Sexspielzeuge übertragen.
Viele Infizierte wissen noch nicht einmal, dass sie die Herpesviren in sich tragen. Daher kann eine Übertragung auf andere Personen unbemerkt geschehen. Zwar ist bei aktuell bestehenden Herpes-Symptomen die Wahrscheinlichkeit höher, dass Kontaktpersonen angesteckt werden, doch auch ohne Beschwerden können die Viren verbreitet werden. Hier kann eine sogenannte latente Infektion vorliegen, bei der die Viren aktiv sind und zur Ansteckung anderer Menschen führen können, aber keine merklichen Symptome auslösen.
Ist eine werdende Mutter von Genitalherpes betroffen, dann kann sie in seltenen Fällen beim Geburtsvorgang Viren auf ihr Kind übertragen. Wenn Symptome eines Herpes genitalis bei der Mutter bestehen und die Entbindung bevorsteht, kann es sinnvoll sein, einen Kaiserschnitt durchzuführen. Kommt es zur Infektion des Babys, kann diese lebensbedrohlich verlaufen und zu bleibenden Schäden führen. In Ausnahmefällen kann es sogar bereits vor der Geburt zu einer Übertragung auf das Kind kommen.
Kurz nach der Ansteckung können Symptome von Genitalherpes auftreten, oft findet die Infektion aber zunächst unbemerkt statt. Im Anschluss werden die Herpesviren nicht vollständig von der Immunabwehr beseitigt. Einige Viren bleiben ein Leben lang im Körper. Sie ziehen sich in Nervenzellen zurück und überdauern in Nervenknoten, den Ganglien. Sie können dort beliebig lange verweilen, bis sie wieder in einen aktiven Zustand übergehen.
Eine solche Reaktivierung führt dann zu erneuten Symptomen von Herpes mit Bläschenbildung im Genitalbereich, Spannungsgefühl, Juckreiz und Schmerzen. Die Reaktivierung findet bei Herpes simplex Typ 2 (das meist für Genitalherpes verantwortlich ist) im Allgemeinen häufiger statt als bei Herpes simplex Typ 1. Die Herpeserkrankung kann mehrmals im Jahr erneut ausbrechen. Faktoren wie Stress (psychisch oder physisch), eine geschwächte Immunabwehr, Erkältungskrankheiten, Verletzungen, andere genitale Infektionen oder die Monatsblutung können der Auslöser für eine Reaktivierung von Genitalherpes sein. Einige Medikamente können ebenfalls eine Rolle spielen.
Ein hohes Risiko, sich mit Herpes in der Genitalregion anzustecken, haben Menschen, die häufig wechselnde Geschlechtspartner haben. Das gilt im Besonderen für ungeschützten Sex. Zudem kommt es bei Frauen eher zu einer Ansteckung mit Genitalherpes als bei Männern. Die Viren werden mit höherer Wahrscheinlichkeit von Mann zu Frau übertragen als umgekehrt.
CDC – Genital Herpes Facts & Brochures: https://www.cdc.gov/std/herpes/facts-brochures.htm (online, letzter Abruf: 11.12.2019)
MayoClinic – Genital herpes: https://www.mayoclinic.org/diseases-conditions/genital-herpes/symptoms-causes/syc-20356161 (online, letzter Abruf: 11.12.2019)
Gesundheitsinformationen.de – Genitalherpes: https://www.gesundheitsinformation.de/genitalherpes.2568.de.html (online, letzter Abruf: 11.12.2019)
Apotheken Umschau, Dr. Martina Melzer – Herpes genitalis: Ansteckung, Symptome, Behandlung: https://www.apotheken-umschau.de/herpes-genitalis (online, letzter Abruf: 11.12.2019)
WHO – Herpes simplex virus: https://www.who.int/news-room/fact-sheets/detail/herpes-simplex-virus (online, letzter Abruf: 11.12.2019)
aktualisiert am 24.04.2020