Genitalherpes (Herpes genitalis) ist ein Befall des Geschlechtsbereiches mit Herpesviren. Die meisten Fälle werden durch das Herpes-simplex-Virus Typ 2 ausgelöst, doch auch durch das Herpes-simplex-Virus Typ 1, welches sonst häufiger einen Lippenherpes bedingt, ist eine Genitalherpes-Infektion möglich. Beim Genitalherpes kommt es an der Vagina oder am Penis zu Symptomen wie Juckreiz und Bläschen, die im Krankheitsverlauf aufplatzen und verkrusten. Der Herpes genitalis zählt zu den sexuell übertragbaren Erkrankungen. Wie andere Herpesformen kann er jederzeit im Laufe des Lebens wiederkommen, da die auslösenden Viren dauerhaft im Körper bleiben.
Herpes im Genitalbereich kann durch zwei unterschiedliche Viren hervorgerufen werden:
Für einen großen Teil der Genitalherpes-Fälle ist das Herpes-simplex-Virus Typ 2 verantwortlich. Dieses Virus löst gewöhnlicherweise im Geschlechtsbereich Herpes aus, kann aber auch andere Körperregionen befallen. Manchmal kommt es auch zu genitalem Herpes durch Herpes-simplex-Viren vom Typ 1, die bei vielen Menschen sonst Lippenherpes auslösen. Diese Viren können ebenfalls an den verschiedensten Körperregionen zu einer Herpeserkrankung führen.
Das Vorkommen der Herpes-simplex-Viren vom Typ 1 und 2 beschränkt sich auf den Menschen. Mit Herpes simplex Typ 2 sind ungefähr 15 Prozent der Bevölkerung in Deutschland infiziert. Herpes simplex Typ 1 ist bei bis zu 90 Prozent der Bevölkerung im Körper vorhanden. Die meiste Zeit ist das Virus aber nicht aktiviert und hält sich verborgen in Nervenzellen auf.
Die Herpesviren können beim sexuellen Kontakt übertragen werden. Dies kann nicht nur beim Vaginalverkehr, sondern auch beim Analverkehr oder beim Oralverkehr passieren. Aus diesem Grund kommt es nicht nur mit dem üblichen Erreger, dem Herpes-simplex-Virus Typ 2, zu genitalen Herpesinfektionen. Inzwischen werden gut 20 Prozent der Fälle durch das Herpes-simplex-Virus Typ 1 ausgelöst, das dann meist von einem Lippenherpesbefall aus auf den Intimbereich übertragen wird.
Besonders ansteckend sind Patienten, bei denen zu dem Zeitpunkt Krankheitserscheinungen von Herpes vorliegen. Insbesondere der Inhalt von aufgegangenen Bläschen enthält viele Viren, die beim Körperkontakt weitergegeben werden können. In Körpersekreten finden sich ebenfalls Viren, die über eine Schmierinfektion übertragen werden können. Wenn keine Herpesbeschwerden bestehen, heißt das jedoch nicht, dass eine Übertragung ausgeschlossen werden kann. Es kann zu der Zeit eine sogenannte latente Infektion bestehen und Betroffene können unwissend Sexualpartner anstecken.
Die Herpesviren können über die Schleimhäute oder über kleine Hautwunden in den menschlichen Körper gelangen. Weil sie auch bei ausreichend feuchten Bedingungen höchstens 48 Stunden außerhalb des Körpers intakt bleiben, ist eine Übertragung mittels verschiedener Gegenstände (Sexspielzeug, Handtuch) möglich, aber selten.
Die Inkubationszeit (Zeitspanne zwischen Ansteckung und merklicher Erkrankung) kann zwischen zwei Tagen und mehreren Wochen betragen.
Üblicherweise sind die Erscheinungen durch den Genitalherpes nach zwei bis vier Wochen wieder verschwunden. Herpes-simplex-Viren bleiben jedoch nach einer einmal erfolgten Ansteckung im Körper des Betroffenen. Sie befinden sich den größten Teil der Zeit in Nervenknoten (Ganglien). Zu einem erneuten Krankheitsausbruch kann es dann kommen, wenn die Viren aufgrund verschiedener Faktoren wieder reaktiviert werden. Eine solche Reaktivierung des Genitalherpes kann beispielsweise hervorgerufen werden durch
Mitunter kann Genitalherpes dadurch mehrmals im Jahr zurückkehren. Die Erkrankung durch reaktivierten Herpes dauert meist weniger lange als eine Erkrankung bei frischer Infektion, typisch sind dann ein bis zwei Wochen.
Die Dauer der Ansteckungsfähigkeit erstreckt sich im Allgemeinen über die Zeit, an der die Symptome des Intimherpes vorhanden sind. Sind die Bläschen weg, dann ist der Betroffene im Regelfall nicht mehr infektiös. Es besteht jedoch auch die Gefahr einer latenten (symptomlosen) Infektion und damit einer Übertragung von Viren, auch wenn keine Erkrankung vermutet wird.
Eine Übertragung durch Gegenstände kann bei ungünstigen Bedingungen bis zu 48 Stunden nach dem Kontakt mit dem erkrankten Bereich erfolgen.
Herpes an den Genitalien kann verschieden stark ausgeprägt sein. Im Allgemeinen verläuft eine Erstinfektion schwerer als eine Erkrankung bei Reaktivierung. Häufig haben Patienten mit Genitalherpes nur geringe Beschwerden oder die Symptome fehlen ganz. Charakteristisch für eine stärker verlaufende Erkrankung sind Bläschen, die sich an der Haut und Schleimhaut entwickeln. Sie können grüppchenweise, aber auch vereinzelt auftreten. Im betroffenen Bereich juckt oder brennt es. Im weiteren Verlauf gehen die Bläschen auf und die offenen Stellen können verkrusten.
Oft sind Eichel, Vorhaut oder Schamlippen von dem Herpes genitalis betroffen. Am After kann es ebenfalls zu einer solchen Herpeserkrankung kommen. Im Zuge der genitalen Herpeserkrankung können auch die Lymphknoten im Bereich der Leiste geschwollen sein. Möglich sind weitere Krankheitssymptome wie Fieber oder Kopfschmerzen.
Vorboten der Herpesbläschen können ein Kribbeln, eine Rötung und Schwellung sein.
Im Normalfall ist die Erkrankung nicht gefährlich und heilt problemlos wieder ab. Komplikationen und besonders schwerwiegende Verläufe sind aber nicht auszuschließen. Sie können vor allem bei Patienten auftreten, deren Immunsystem nicht richtig funktioniert (zum Beispiel HIV-Patienten). Herpes kann sich über große Bereiche des Körpers ausbreiten und innere Organe, Gehirn und Hirnhaut befallen.
Bei werdenden Müttern besteht die Gefahr, Herpes-simplex-Viren auf das Baby zu übertragen. Das ist während der Geburt und in einzelnen Fällen sogar vor der Geburt möglich. Beim Neugeborenen droht eine gefährliche Herpeserkrankung (Neugeborenenherpes), die zu schweren Schäden von Organen wie Gehirn und Augen führen kann. Für einige Säuglinge kann Herpes tödlich enden. Aufgrund dieser Risiken muss bei einem genitalen Herpes in der Schwangerschaft der Arzt informiert werden. Am höchsten ist die Gefahr für das Kind, wenn sich die Mutter kurz vor der Geburt erst neu mit Genitalherpes ansteckt. Gegebenenfalls kann die Entscheidung zu einem Kaiserschnitt statt einer gewöhnlichen Geburt sinnvoll sein, um den Kontakt des Babys mit dem Herpes zu vermeiden.
Bei einem Verdacht auf Genitalherpes ist es ratsam, sich vom Arzt untersuchen zu lassen, um die Infektionskrankheit zweifelsfrei zu diagnostizieren. Der Anblick gibt dem Arzt oft schon einen Hinweis darauf, dass ein Genitalherpes vorliegt. Meist ist der Befund aber nicht eindeutig. Weitere Hinweise können sich beim Gespräch (Anamnese) durch die Symptome und die gesundheitliche und sexuelle Vorgeschichte ergeben. Die Diagnose lässt sich durch einen Abstrichmit anschließender Laboruntersuchung sichern.
Geschlechtspartner des Erkrankten sollten nach Möglichkeit ebenso vom Arzt untersucht und, falls erforderlich, behandelt werden.
Durch die Behandlung des Genitalherpes können die Viren nicht beseitigt werden. Die Herpesviren bleiben weiterhin im Körper und es kann immer wieder zu einer erneuten Erkrankung kommen (Rezidiv). Ziel der Therapie ist es deshalb, die Symptome zu lindern.
Wirkstoffe gegen die Viren (Virostatika) können als Salbe zum Auftragen angewendet werden, besser sind aber Tabletten zum Einnehmen. Wichtige Wirkstoffe gegen Herpes im Geschlechtsbereich sind Aciclovir, Valaciclovir und Famciclovir. Mit den Mitteln kann die Heilungsdauer verkürzt werden, ebenso können die Krankheitssymptome reduziert werden. Damit die Medikamente effektiv den Krankheitsverlauf bessern, ist allerdings eine frühzeitige Anwendung wichtig. Im Idealfall erfolgt die Anwendung bereits dann, wenn noch keine Beschwerden vorhanden sind. Die Wirkung ist geringer, wenn die Erkrankung bereits voll aufgeblüht ist.
Um die Erkrankung etwas weniger unangenehm zu machen, können Betroffene verschiedene einfache Methoden und Hausmittel anwenden. Helfen können Salben gegen Schmerzen (zum Beispiel mit örtlichem Betäubungsmittel) oder auch Zinksalben. Warme Sitzbäder mit Kamille oder milden Lotionen oder warmes Abduschen sind oft wohltuend. Lockere Bekleidung, am besten aus Baumwolle, verhindert eine weitere Reizung der betroffenen Region.
Herpes genitalis wird bei sexuellen Aktivitäten leicht übertragen. Wer ein Kondom verwendet, beugt einer Infektion vor. Ein vollständiger Schutz gegen Genitalherpes besteht damit allerdings nicht, weil eine Ansteckung über die Haut in der Umgebung denkbar ist. Gerade bei einem derzeit aktiven Genitalherpes ist es am besten, ganz auf Sex zu verzichten, um den Partner nicht zu infizieren. Von der gemeinsamen Verwendung von Gegenständen wie Handtüchern ist abzuraten. Nach dem Berühren des Herpes sollten die Hände gewaschen werden, auch damit es nicht zu einer Infektion anderer Körperstellen kommt (dies ist sogar am Finger möglich).
Viele Betroffene haben immer wieder mit den Ausbrüchen der genitalen Herpesbläschen zu tun. Um die Viruserkrankung nicht erneut aufflammen zu lassen, ist es empfehlenswert, Stress abzubauen und das Immunsystem stark zu halten. Hierbei sind Maßnahmen wie eine ausgewogene Ernährung, ausreichend körperliche Bewegung und genügend Schlaf wichtig.
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aktualisiert am 31.01.2020