Erste Anzeichen einer Arthrose im Großzeh machen sich durch eine eingeschränkte, schmerzhafte Abrollbewegung des betroffenen Fußes bemerkbar. Später kommen Fehlstellungen und eine Versteifung im Großzehengrundgelenk hinzu. Die Arthrose im Grundgelenk des großen Zehs trägt in der Fachsprache den Namen Hallux rigidus. Es handelt sich um die häufigste Form einer Zehenarthrose. Deutlich seltener sind Gelenke in den kleinen Zehen von einer Arthrose betroffen.
Der große Zeh liegt an der Innenseite des Fußes und zeichnet sich durch ein besonders bewegliches Grundgelenk aus. Er ist der kräftigste Zeh und trägt beim Abrollvorgang die Hauptlast des Körpergewichts.
Das Gelenk besteht aus Knorpelgewebe, welches die Knochenenden überzieht und eine reibungsarme Bewegung ermöglicht. Da die Knorpel keine Blutgefäße besitzen, dient die sogenannte Synovialflüssigkeit in Verbindung mit Bewegung der Versorgung des Knorpels.
Ab dem 50. Lebensjahr sind zwei bis drei Prozent der Bevölkerung von diesem Leiden betroffen.
Häufig hängt die Arthrose mit einer verstärkten Beanspruchung des Gelenks zusammen. Sportarten mit hoher Belastung des Fußes führen die Liste der Verletzungen mit Arthrose als Folge an.
Falsches Schuhwerk und eine dadurch verursachte dauerhafte Fehlstellung der Zehen ist vorwiegend bei Frauen ein häufiger Grund des Hallux rigidus. Die schmerzhafte Verformung des Fußgewölbes mit einer Fehlstellung des Großzehs (Hallux valgus) wird in Verbindung mit einer späteren Arthrose gebracht. Zu einer Fehlstellung mit einer möglichen Arthrose als Folge führt ebenso ein verlängerter erster Zehenstrahl.
Erworbene oder erblich bedingte Stoffwechselstörungen wie Diabetes oder Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises zählen ebenso zu den Ursachen einer Arthrose des Großzehengrundgelenkes.
Übergewicht belastet den großen Zeh auf mehrfache Weise. Zum einen muss das Gelenk bei der Abrollbewegung zusätzliches Gewicht ausgleichen. Zudem setzen die Fettzellen bestimmte Stoffe mit dem Namen Adiponektine frei. Diese können für die Entstehung von Entzündungen und folglich einer Arthrose zuständig sein.
Im Anfangsstadium berichten die Patienten über eine zunehmend schmerzhafte und teils gerötete Schwellung im Bereich des Großzehengrundgelenks. Beim Gehen, insbesondere durch die Bewegung des Zehs nach oben, kommt es zu stechenden Schmerzen.
Aufgrund des zurückgehenden Knorpelgewebes beginnt der Körper am Gelenk zusätzliche knöcherne Strukturen zu bilden (Osteophyten). Der Knorpel wird durchlässig, wodurch im Knochen flüssigkeitsgefüllte Hohlräume entstehen können. Die Folge sind Schmerzen und Schonhaltungen. Daraufhin entstehen auch Fehlstellungen anderer Fußgelenke, des Knies und im Hüftgelenk.
Um den Verlauf der Arthrose günstig zu beeinflussen und deren Therapie festzulegen, ist das frühzeitige Erkennen der Symptome wichtig. Die typischen Symptome wie Schmerzen mit Versteifung am Grundgelenk des Großzehs geben dem Arzt einen raschen Anhaltspunkt. Mit den weiteren Untersuchungen ergründet der Arzt die Ursache der Beschwerden.
Um die Beweglichkeit feststellen zu können, stehen eine Reihe leicht durchzuführender Funktionstests zur Verfügung. Schon beim Weg von der Tür zum Behandlungsplatz fallen dem Arzt Fehlstellungen oder ein verändertes Gangbild auf. Durch vergleichendes Abtasten beider Gelenke kann eine Schwellung erkannt werden. Fällt der Druck auf das Gelenk schmerzhaft aus, erhärtet sich der Verdacht auf eine Großzehenarthrose. Leichtes Knirschen im Gelenk kündigt ein fortgeschrittenes Stadium der Arthrose an. Dann finden sich auch Verformungen des Großzehs oder eine vollständige Steifheit.
Die Beurteilung anhand eines Röntgenbildes bildet die Basis der bildgebenden Diagnostik. Sind eine Verringerung des Gelenkspaltes sowie knöcherne Verdickungen (Osteophyten) nachweisbar, ergänzt dies die vorhandene Annahme.
Im Röntgenbild kann es zu einer Verzerrung der Darstellung von Veränderungen am Knorpel kommen, sodass mit einer computergestützten Bildgebung (CT, MRT) eine bessere Einschätzung erfolgen kann.
Die Podometrie stellt ein Verfahren zur Funktionsuntersuchung dar, mit welchem der Arzt das Verhalten beim Abrollen des Fußes sowie die Belastung des Gelenks ermitteln kann.
Das Auftreten der verschiedenen Krankheitsstadien kann durch eine frühzeitig beginnende Therapie deutlich hinausgezögert werden.
Ziel einer gelenkerhaltenden Therapie ist es, eine möglichst lange, schmerzfreie Beweglichkeit zu erreichen. Krankengymnastische Übungen erhalten die Funktion des Gelenks aufrecht und unterstützen die entsprechende Muskulatur und die Sehnen.
Schmerzmittel helfen nicht nur, akute Schmerzzustände zu lindern, sondern dienen auch der schmerzfreien Durchführung der verordneten Übungseinheiten. Die Verschreibung von Ibuprofen und ähnlichen Wirkstoffen bringt auch einen entzündungshemmenden Effekt mit sich.
Dem gleichen Zweck dienen Spritzen direkt in das betroffene Gelenk. Hyaluronsäure kann zudem in Kombination mit entzündungshemmenden Medikamenten (Cortison) verabreicht werden. Sie soll den Knorpel schmieren und unterstützt damit eine effektive Linderung der Beschwerden.
Ob Kälte- oder Wärmetherapie vom Patienten als wohltuend empfunden werden, hängt vom Einzelfall ab. Vorlieben sollten mit dem Arzt zwingend abgesprochen werden.
Einen wichtigen Pfeiler der konservativen Therapie stellt die professionelle Versorgung des Fußes mit Einlagen dar. Welche Maßnahme ergriffen wird, entscheidet der Arzt oder Orthopädiemechaniker. Wesentlich dabei sind eine Entlastung beim Abrollen am Fußballen sowie eine Verhinderung der Beugung des Zehs nach oben, zum Beispiel durch eine sogenannte Ballenrolle.
Die richtige Ernährung ist ein bedeutsames Thema. Bei deutlichem Übergewicht empfiehlt sich eine gewichtsreduzierende Diät. Ein besonderer Blick soll auf die Meidung von Alkohol und Nikotin sowie die Reduzierung fettreicher, tierischer Speisen gelegt werden.
Vor allem bei hoher physischer Belastung im Alltag und Beruf sind die Möglichkeiten konservativer Therapien rasch erschöpft. Dennoch kann bei der Notwendigkeit eines chirurgischen Eingriffs oft auf gelenkerhaltende Operationen zurückgegriffen werden.
Hierbei entfernt der Chirurg keilförmig einen Teil des Knochens unter der Gelenkfläche. Im Rahmen desselben Eingriffs können störende Bruchstücke des Knorpels sowie Osteophyten (Knochenwucherungen) entfernt werden. Die Cheilektomie kann bei Patienten mit noch gut erhaltenem Knorpel eine Linderung für mehrere Jahre bewirken.
Im Gegensatz zu vielen anderen Gelenken ist ein kompletter Ersatz (Totalendoprothese) des Großzehengrundgelenks nicht möglich. Zu hoch sind die Belastungen, welche auf dieses kleine Gelenk einwirken. Heute ist daher die Prothese aus elastischem Knorpelersatzmaterial die Methode der Wahl. Bei diesem Eingriff bleibt die Gelenkpfanne am Zehenknochen erhalten, während der andere Teil des Gelenks, der Gelenkkopf am Mittelfußknochen, mit dem elastischen Material überzogen wird.
In fortgeschrittenem Stadium verbleibt vielfach die Versteifung durch das Verschrauben der vorderen Zehenknochen. Verläuft die Operation und die anschließende Heilungsphase optimal, ist eine dauerhafte Belastung möglich und die Stabilität des Fußes gewährleistet. In ungünstigen Fällen wächst der durch Schrauben versteifte Zeh nicht durch eine knöcherne Struktur zusammen. In der Folge bildet sich eine sogenannte Pseudarthrose, die zu weiteren Schmerzen führen kann.
Vor allem zu kleine Schuhe in Kombination mit hohen Absätzen verstärken die Belastung des Großzehengrundgelenks beim Abrollen. Ebenso sollten Sportler auf qualitativ hochwertige und an die Sportart angepasste Schuhe achten. Extreme Belastungen der Fußballen sollten vor allem dann vermieden werden, wenn zusätzlich Fehlstellungen im Fuß (Hallux valgus) oder den Beinen bekannt sind.
Bei bereits bestehender Arthrose ist die konsequente Durchführung krankengymnastischer Übungen entscheidend. Nur eine ausreichende Bewegung der Gelenke kann den Knorpel mit Nährstoffen versorgen.
Nützliche Informationen zum Thema Arthrose finden Sie auf den Webseiten der Deutsche Arthrose-Hilfe e.V. (Eingetragener gemeinnütziger Verein Hilfe für gelenkkranke Menschen): https://www.arthrose.de/home und der Deutschen Rheumaliga: https://www.rheuma-liga.de/
Ärzteblatt, Ingo Arnold – Arthrose: Was gibt es Neues?: https://www.aerzteblatt.de/archiv/183365/Arthrose-Was-gibt-es-Neues (online, letzter Abruf: 11.02.2020)
Bundesverband für Ambulantes Operieren e.V. (BAO) – Gelenkspiegelung mit Operationen: https://www.operieren.de/e3224/e10/e451/e456/e6701/ (online, letzter Abruf: 11.02.2020)
ROBERT KOCH INSTITUT Statistisches Bundesamt, Martina Rabenberg – Arthrose: http://www.rki.de/DE/Content/Gesundheitsmonitoring/Gesundheitsberichterstattung/GBEDownloadsT/arthrose.pdf?__blob=publicationFile (online, letzter Abruf: 11.02.2020)
Deutsche Rheuma-Liga – Arthrose: https://www.rheuma-liga.de/rheuma/krankheitsbilder/arthrose (online, letzter Abruf: 11.02.2020)
Ärzteblatt, Nikolaus Wülker; Falk Mittag – Therapie des Hallux valgus: https://www.aerzteblatt.de/archiv/133154/Therapie-des-Hallux-valgus (online, letzter Abruf: 11.02.2020)
Gelenk-Klinik, Dr. med. Thomas Schneider; Dr. Martin Rinio – Bei Hallux rigidus (Arthrose des Großzehengelenks) beweglich erhalten oder versteifen?: https://gelenk-klinik.de/fuss/hallux-rigidus-gross-zehen-arthrose.html (online, letzter Abruf: 11.02.2020)
Einlagen-Info, Ida Wildner – Die dynamische Fussdruckmessung und andere Messtechniken: https://www.einlagen-info.de/orthopaedische-schuheinlagen/dynamische-fussdruckmessung/ (online, letzter Abruf: 11.02.2020)
aktualisiert am 11.02.2020