Da das Gelenk bei einer Arthrose im Laufe der Jahre zunehmend leidet, ist die Unterscheidung verschiedener Grade oder Stadien der Krankheit sinnvoll. Dabei gilt, dass ein höherer Grad der Arthrose mit schwereren Schäden am Gelenk verbunden ist. Bei voranschreitenden Stadien ist immer weniger schützender Knorpel innerhalb des Gelenks vorhanden. Neben der Stadieneinteilung wird zwischen verschiedenen Formen der Arthrose unterschieden. Vor allem zu Therapiezwecken sind diese Einteilungen von großer Bedeutung.
Die Einteilung der verschiedenen Arten von Arthrose kann nach dem Befallsmuster oder anhand der Ursache erfolgen. Ersteres bedeutet, dass zwischen einer Monarthrose und einer Polyarthrose zu unterscheiden ist. Bei einer Monarthrose handelt es sich um eine Arthrose, die nur an einem einzelnen Gelenk auftritt. Leiden die Patienten hingegen an einer Polyarthrose, dann sind mehrere Gelenke betroffen. Wenn sich die Erkrankung an besonders vielen Gelenken über den Körper verteilt ausprägt, ist von einer generalisierten Arthrose die Rede.
Wird die Ursache zur Klassifizierung der verschiedenen Formen von Arthrosen genutzt, führt dies zu der Unterscheidung zwischen der primären und der sekundären Form des Krankheitsbildes. Eine primäre Arthrose ist als idiopathische Arthrose bekannt. Ein exakter Grund kann dabei nicht bestimmt werden. Der Auslöser dieses Leidens ist in dem Missverhältnis zwischen dem Grad, zu dem das Gelenk belastbar ist, und der tatsächlichen Belastung zu finden. Übergewicht, zu starke Belastungen bei der Arbeit oder zum Beispiel beim Sport sowie angeborene Gelenkfehlbildungen und Fehlstellungen können eine primäre Arthrose erklären.
Die sekundäre Arthrose hat hingegen folgende Ursachen:
Bei der sekundären Form der Arthrose lässt sich die Ursache für das Krankheitsbild somit genau benennen. Dies ist bei der primären Arthrose nicht der Fall. Die Ursache einer primären Arthrose wirkt diffus, da Fehlbelastungen über viele Jahre hinweg nach und nach zu dem Krankheitsbild geführt haben.
Die klassische Einteilung dieses Krankheitsbilds sieht vier Stadien vor. Sind noch keine direkten Veränderungen durch Arthrose vorhanden, aber die Voraussetzungen gegeben, dass im Laufe der Zeit der Knorpel in Mitleidenschaft gezogen werden dürfte, spricht man von einer Präarthrose.
Wenn eine Arthrose entsteht, gestaltet sich der Prozess der Gelenkschädigung wie folgt:
Das erste Stadium bezeichnet anfängliche Veränderungen im Gelenk durch die Arthrose. Beschwerden plagen die Patienten in diesem Stadium noch nicht und auch die Knorpeloberfläche hat noch keinen oder nur einen sehr geringen Schaden genommen. Vielmehr beginnt die Knorpelschicht im ersten Stadium, dünner, rauer und weniger widerstandsfähig zu werden. Wenn Veränderungen durch eine Arthrose vorhanden sind, aber keine Symptome auftreten, ist dies als latente oder stumme Arthrose zu bezeichnen. Durch gezielte Untersuchungen ließe sich die Arthrose bereits zu diesem Zeitpunkt nachweisen. Aufgrund der weitgehenden Beschwerdefreiheit der Patienten finden solche Untersuchungen nur in sehr seltenen Fällen statt.
Das anschließende zweite Stadium bereitet den Patienten oftmals ebenso keine Schmerzen oder das Gelenk schmerzt bei Belastungen. Viele Patienten stellen sich dennoch in diesem Stadium zum ersten Mal wegen Gelenkbeschwerden wie Anlaufschmerzen und Steifigkeit beim Arzt vor. Der Knorpel wird dünner und es bilden sich Risse. Minderwertiger Faserknorpel tritt an die Stelle des zuvor gesunden Knorpels. Die Flächen der Gelenke sind in diesem Stadium von immer mehr Unebenheiten gekennzeichnet. Das begünstigt die Entstehung weiterer Schäden. Außerdem wird der Gelenkspalt zunehmend schmaler. Der Gelenkknochen kann bereits Löcher (Zysten) aufweisen, die sich mit kleinen Gewebestücken und Flüssigkeit füllen.
Im dritten Stadium einer Arthrose sind tiefe Krater im Knorpel möglich, die bis zum Knochen reichen können. Der Gelenkspalt ist bereits stark verengt. Gleichzeitig kommt es an den Rändern zu der Bildung von Knochenvorsprüngen, den sogenannten Osteophyten. Der Knorpelschaden in diesem Stadium führt üblicherweise zu Schmerzen bei Bewegungen und zu einer Steife des betroffenen Gelenks, vor allem beim Beginn der Bewegung nach einer längeren Ruhepause. Betroffene klagen häufig über geschwollene, stark schmerzende, entzündete Gelenke. In diesem Fall ist von der aktivierten Arthrose die Rede. Auch ein Gelenkerguss ist möglich. Selbst wenn die Patienten ruhen, werden sie vielfach von starken Gelenkschmerzen geplagt.
Beim vierten und letzten Stadium handelt es sich um eine schwere Arthrose. Da der Gelenkknorpel mittlerweile vollkommen verschlissen ist, liegt der Gelenkknochen in diesem Stadium frei. Daher ist manchmal von einer „Knochenglatze“ die Rede. Der Gelenkspalt ist auf einem Röntgenbild fast nicht mehr zu erkennen. Die Enden der beiden gegenüberliegenden Knochen reiben schmerzhaft gegeneinander. Dies führt zu einer zunehmenden Verbreiterung und Deformierung des Gelenks, was Dauerschmerzen nach sich zieht. Die Bewegung ist stark eingeschränkt oder das Gelenk steif.
Im Folgenden sind die vier Grade der Arthrose kurz und bündig zusammengefasst. Die auf dem Röntgenbild sichtbaren Veränderungen entsprechen dabei der gängigsten Klassifikation für Arthrose, dem Kellgren-Lawrence-Score:
Das aktuelle Ausmaß des Knorpelschadens korrekt zu bestimmen und somit die passende Gradeinteilung vorzunehmen, ist zu Therapiezwecken ausgesprochen wichtig. Denn nur wenn die Ärzte genau wissen, von welchem Grad der Arthrose ihre Patienten betroffen sind, können sie ihnen eine geeignete Therapie verordnen, um ihr Leiden nach Möglichkeit zu mindern und den Verlauf der Krankheit zu verlangsamen.
Sollte eine Arthrose bereits im ersten Stadium festgestellt werden, handelt es sich meist um einen Zufallsbefund. Im zweiten oder spätestens im dritten Stadium treten viele Patienten den Gang zum Arzt angesichts der zunehmenden Schmerzen hingegen von sich aus an. Wie lange es dauert, bis die eigene Arthrose von einem Stadium ins nächste übergeht, ist von Fall zu Fall verschieden. Je stärker die Belastungen, die auf das Gelenk einwirken, ausfallen, desto eher schreitet die Krankheit meist ins nächste Stadium voran. Dennoch ist bei Arthrose eine regelmäßige, genügende Bewegung des Gelenks notwendig, weshalb die Physiotherapie eine so wichtige Maßnahme bei der Behandlung darstellt.
NCBI, Mark D. Kohn, BA; Adam A. Sassoon, MD; Navin D. Fernando, MD – Classifications in Brief: Kellgren-Lawrence Classification of Osteoarthritis: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4925407/ (online, letzter Abruf: 14.02.2020)
healthline, Kimberly Holland – Stages of Osteoarthritis of the Knee: https://www.healthline.com/health/osteoarthritis-stages-of-oa-of-the-knee (online, letzter Abruf: 14.02.2020)
aktualisiert am 14.02.2020