Arthrose (Gelenkverschleiß) ist eine fortschreitende Erkrankung, bei der sich der Gelenkknorpel abbaut. Im betroffenen Gelenk kommt es zu Schmerzen, die sich auf verschiedene Arten lindern lassen. Da Nebenwirkungen oder Wechselwirkungen mit Medikamenten möglich sind, sollten die folgenden schmerzlindernden Maßnahmen immer in Absprache mit einem Arzt erfolgen.
Arthrose kann sehr schmerzhaft sein. Medikamente, die den Schmerz ausschalten und entzündungshemmend wirken, können für Betroffene eine große Hilfe sein. Gängige Wirkstoffe sind zum Beispiel Ibuprofen oder Diclofenac, die als Tabletten eingenommen werden können oder auch in Form von Gel auf die Gelenke aufgetragen werden können.
Eine weitere Möglichkeit der schnellen Schmerzlinderung besteht in einer Cortison-Injektion in das kranke Gelenk. Das Cortison kann die Schmerzen für mehrere Wochen lindern und reduziert ebenso die Entzündung.
Zur dauerhaften Anwendung sind diese Medikamente nicht geeignet.
Hyaluronsäure ist Hauptbestandteil der Gelenkflüssigkeit (Synovia) und wirkt als natürliches Schmiermittel zwischen den Gelenken. Wird der Gelenkknorpel weniger und lässt die Beweglichkeit nach, kann Hyaluronsäure injiziert werden.
Man unterscheidet zwischen niedermolekularer und hochmolekularer Hyaluronsäure. Niedermolekulare Hyaluronsäure wird bei einer aktivierten Arthrose gespritzt, die mit Entzündungszeichen und akuten Schmerzen einhergeht. Hochmolekulare Hyaluronsäure hingegen ist geeignet zur Langzeitbehandlung, wenn die akute Reizung abgeklungen ist. Vier oder fünf Mal wird in wöchentlichem Abstand Hyaluron in den betroffenen Gelenkspalt gespritzt. Bei Arthrose in einem frühen Stadium können Hyaluron-Injektionen ins Gelenk die Beweglichkeit verbessern und Schmerzen lindern. Die Wirkung von Hyaluronsäure ist jedoch nicht dauerhaft, sondern hält etwa ein halbes bis ein Jahr an.
Bei akuten Schmerzen helfen Kühlpads oder kühlende Umschläge. Die Kälte lässt Schwellungen zurückgehen und wirkt entzündungshemmend. Wärme hingegen hilft vor allem gegen die chronischen Arthrosebeschwerden. Eine warme Dusche oder ein Bad am Morgen lindert die Anlaufschmerzen. Eine Heizdecke oder eine Wärmflasche halten nachts das Gelenk warm, denn wer fröstelt, neigt dazu, sich zu verspannen. Muskelverspannungen wiederum sind nicht nur unangenehm, sondern wirken sich auch auf die Gelenke aus. Wärmepflaster oder wärmende Salben können tagsüber für warme Gelenke sorgen. Ist die Hand betroffen, können Pulswärmer oder fingerlose Handschuhe die erkrankten Gelenke warm halten. Im Bereich des Rückens und der Hüfte hilft wärmende Angorawäsche.
Um die Beschwerden von Arthrose zu lindern, ist es wichtig, Entzündungsreaktionen langfristig zu vermeiden. Verschiedene Heilpflanzen haben sich hier bewährt. Dazu gehört Brennnesseltee. Um seine Wirkung zu entfalten, sollten täglich zwei Tassen über mehrere Wochen lang getrunken werden. Brennnessel wirkt nicht nur harntreibend, die enthaltenen Flavonoide wirken auch schmerzlindernd und entzündungshemmend.
Teufelskralle und Weidenrinde sind weitere Mittel der Pflanzenheilkunde (Phytotherapie), die vor allem bei akuten Arthroseschmerzen helfen können. Von der aus Afrika stammenden Teufelskralle werden Wurzelextrakte verwendet. Da der Tee sehr bitter ist und die Konzentration nicht hoch genug, ist es besser, die Wurzelextrakte in Form von Tabletten oder Kapseln einzunehmen. Dasselbe gilt für Weidenrinde. Der Tee ist wenig schmackhaft, weshalb Fertigpräparate für eine längere Einnahme besser geeignet sind.
Gerade bei Arthrose in den unteren Körperregionen wirkt sich Übergewicht ungünstig aus. Es erhöht den Druck auf die ohnehin schon geschädigten Gelenke und damit auch die Schmerzen. Zu viele Pfunde sollten langsam und dauerhaft abgebaut werden. Ein Faktor, der das Abnehmen unterstützt und gleichzeitig gut gegen die Arthrose ist, ist Bewegung. Zu empfehlen sind vor allem gelenkschonende Sportarten wie Radfahren, Schwimmen oder Skilanglauf.
Schonung ist nur in akuten Schmerzphasen eine Option, ansonsten ist körperliche Aktivität gut für die Gelenke. Dabei wird die Durchblutung angeregt, der Knorpel durchgeknetet und über die Gelenkflüssigkeit mit Nährstoffen versorgt. Mit Bewegung lässt sich das Fortschreiten von Arthrose langfristig aufhalten. Arthrosegruppen, die es fast in jeder Stadt gibt, helfen dabei, sich zum Sport zu motivieren. Dort lernen Betroffene auch Dehnübungen und Entlastungsübungen, die sie zwischendurch zu Hause durchführen können. Langfristig werden so Muskeln aufgebaut, die den Druck auf den Knorpel entlasten und Schmerzen lindern.
So wichtig wie Bewegung ist auch Entspannung. Wissenschaftliche Studien haben gezeigt, dass Meditieren Schmerzen lindern kann – eine Wirkung, die sogar mithilfe eines Kernspintomografen im Gehirn sichtbar gemacht werden kann. Um sich diese schmerzlindernde Wirkung zunutze zu machen, bedarf es keiner lebenslangen Übung. Bereits nach wenigen Tagen Achtsamkeits- und Atemmeditation zeigt sich die entspannende, stressmindernde und schmerzlindernde Wirkung. Bei einigen Probanden konnte die Meditation Schmerzen so effektiv lindern wie eine Tablette.
Link zur wissenschaftlichen Studie "Brain Mechanisms Supporting the Modulation of Pain by Mindfulness Meditation": https://www.jneurosci.org/content/31/14/5540
Eine spezielle Diät ist bei Arthrose nicht notwendig. Es empfiehlt sich eine ausgewogene, gesunde Mischkost mit geringem Fleischanteil. Fleisch und Wurst können entzündungsfördernd wirken. Daher sollten davon nicht mehr als 600 Gramm pro Woche verzehrt werden. Auf Schweinefleisch sollte komplett verzichtet werden. Fischsorten wie Hering und Makrele sind zwar fetthaltig, liefern aber gesunde Omega-3-Fettsäuren und sollten daher auch ein bis zwei Mal die Woche auf den Speiseplan gehören. Bei Gemüse und Obst kann man kräftig zugreifen. Bei den Lebensmitteln, die viele Kohlenhydrate liefern, ist es besser, die ballaststoffreichen Varianten wie Vollkornbrot oder Naturreis zu bevorzugen.
Jeder hat sie schon gesehen, die bunten Klebebänder, die auf verschiedene Körperteile geklebt werden. Das Tapen, ein Trend, der ursprünglich aus Japan kommt, kann sich auch bei Arthrose schmerzlindernd auswirken. Die Pflaster werden straff und mit Zug aufgeklebt. Schmerzhafte Bewegungen werden durch den Zug des Tapes eingeschränkt, das Gelenk entlastet. Wenn Schwellungen vorhanden sind, muss anders geklebt werden als bei einem nicht geschwollenen Gelenk. Damit die Tapes korrekt aufgebracht werden und ihre Wirkung entfalten können, sollte man sich die erste Anwendung von einem Orthopäden oder einem Physiotherapeuten zeigen lassen.
Die Traditionelle Chinesische Medizin setzt Akupunktur bereits seit vielen Jahrhunderten ein – häufig zur Schmerzbekämpfung. Basis ist die Lebensenergie Qi, die laut dieser Lehre in Meridianen durch den Körper fließt. Krankheiten blockieren diesen Qi-Fluss. Durch das Einbringen von Akupunkturnadeln an bestimmten Reflexpunkten sollen die Blockaden beseitigt werden. Die Schmerzen können damit gelindert werden. Akupunktur erfordert einen erfahrenen Fachmann und hohe Präzision. Richtig gesetzte Nadeln können manchmal sofortige Wirkung zeigen und schmerzende Gelenke wieder beweglich machen. Die Kosten für eine Akupunkturbehandlung bei Arthrose werden in vielen Fällen von den Krankenkassen übernommen.
Wenn alle konservativen Behandlungsmethoden nicht mehr greifen und die Lebensqualität des Betroffenen durch die Arthrose stark leidet, dann kann eine Operation helfen. Viele Arthroseerkrankungen lassen sich heutzutage minimal-invasiv operieren, in der Regel als Gelenkspiegelung (Arthroskopie). Der Vorteil einer OP liegt darin, dass die meisten Patienten anschließend langfristig schmerzfrei sind. Dennoch gibt es einen Nachteil: Jede Operation birgt Risiken. Auch wenn die Wahrscheinlichkeit gering ist, kann es anschließend zu Problemen wie Wundheilungsstörungen, Gelenkfehlstellungen oder nach einer Versteifung zu einer abnormen Beweglichkeit (Pseudarthrose) kommen. Falls künstliche Gelenke implantiert werden, müssen diese nach zehn bis fünfzehn Jahren ausgetauscht werden.
Apotheken Umschau, Jörg Jovy – Video: Leben mit Arthrose – vorbeugen und Schmerzen lindern: https://www.apotheken-umschau.de/Arthrose/Video-Leben-mit-Arthrose--vorbeugen-und-Schmerzen-lindern-50798.html (online, letzter Abruf: 13.02.2020)
Healthline, Mary Ellen Ellis – Natural Relief From Arthritis Pain: https://www.healthline.com/health/osteoarthritis/arthritis-natural-relief (online, letzter Abruf: 13.02.2020)
Deutsche ApothekerZeitung, Prof. Dr. Oliver Werz – Pflanzliche Antirheumatika - Was Rheumatiker von Phytopharmaka erwarten können: https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/daz-az/2012/daz-7-2012/pflanzliche-antirheumatika (online, letzter Abruf: 13.02.2020)
Apotheken Umschau, Dr. Martina Melzer – Heilpflanzen-Lexikon: Teufelskralle: https://www.apotheken-umschau.de/heilpflanzen/teufelskralle (online, letzter Abruf: 13.02.2020)
my life – Wundermittel bei Arthrose - Wärme: https://www.mylife.de/magazin/krankheiten/arthrose/wundermittel-bei-arthrose-waerme-3241 (online, letzter Abruf: 13.02.2020)
Dr-Gumpert.de – Tapen des Knies: https://www.dr-gumpert.de/html/knie_tapen.html (online, letzter Abruf: 13.02.2020)
Gelenk-Klinik, Prof. Dr. Sven Ostermeier; PD Dr. med. habil. Bastian Marquaß – Hyaluronsäure bei Arthrose und Gelenkentzündung: https://gelenk-klinik.de/konservativ/hyaluronsaeureinjektionen-bei-arthrose.html (online, letzter Abruf: 13.02.2020)
SPIEGEL Wissenschaft, Hristio Boychev – Meditation lindert Schmerzen so gut wie Arznei: https://www.spiegel.de/wissenschaft/medizin/hirnforschung-meditation-lindert-schmerzen-so-gut-wie-arznei-a-756573.html (online, letzter Abruf: 13.02.2020)
JNeurosci, http://www.jneurosci.org/content/31/14/5540.abstract (online, letzter Abruf: 13.02.2020)
– Brain Mechanisms Supporting the Modulation of Pain by Mindfulness Meditation:Arthrose.behandeln.de – Ernährung bei Arthrose: Die besten Tipps: https://arthrose.behandeln.de/arthrose-ernaehrung.html?gclsrc=aw.ds&&gclid=CjwKCAiAxMLvBRBNEiwAKhr-nLcj-w4HNEEsdmATpW9ujxX0h5NVt7IghDGP1g-WdYZ0ae90OhuKBBoC-80QAvD_BwE (online, letzter Abruf: 13.02.2020)
Ärzteblatt.de, Barbara Nickolaus – Fermentative Hyaluronsäure: Basistherapeutikum bei Arthrose: https://www.aerzteblatt.de/archiv/30310/Fermentative-Hyaluronsaeure-Basistherapeutikum-bei-Arthrose (online, letzter Abruf: 13.02.2020)
aktualisiert am 13.02.2020