Arthrose bedeutet übersetzt Gelenkerkrankung. In der Medizin wird als Arthrose ein zunehmender, auch altersabhängiger Knorpelabrieb der Gelenke bezeichnet.
Häufig wird der Verschleiß durch Fehlbelastungen verursacht, aber auch Verletzungen oder angeborene Knorpeldefekte können diese Krankheit auslösen. Der Abbau des Knorpels kann entweder schleichend erfolgen, welches als latente Arthrose bezeichnet wird, oder aber sie geht in eine schmerzhafte Erkrankung über, die aktivierte Arthrose genannt wird.
Arthrose kann prinzipiell alle Gelenke im Körper betreffen. Zunächst beginnt die Erkrankung mit einem Abbau des Gelenkknorpels, anschließend kommt es zu Umbauprozessen mit Zerstörung der Gelenkfläche und der umgebenden Strukturen. Die Arthrose wird im Gegensatz zu Arthritis nicht zwangsläufig durch entzündliche Prozesse ausgelöst, auch wenn diese eine Rolle spielen können.
Als Begriffserklärungen sind im Folgenden einige bedeutsame Formen von Arthrose aufgeführt:
Insgesamt leiden Frauen häufiger an einer Arthose als Männer. Insbesondere neigen Frauen nicht selten zu Hüftgelenksarthrosen und Kniegelenksarthrosen. Die Erkrankung beginnt meist schleichend, und das Risiko, an Arthrose zu erkranken, wächst mit zunehmendem Alter. Meist tritt sie nach dem 50. Lebensjahr auf, kann am Anfang noch symptomlos bleiben, aber später zum Teil sehr starke Schmerzen auslösen. Ab einem entsprechenden Alter lassen sich bei vielen Menschen an den meisten Gelenken arthrotische Veränderungen (Gelenkverschleiß) nachweisen.
Besteht ein Ungleichgewicht zwischen der Belastungsfähigkeit und der tatsächlichen Beanspruchung eines Gelenkes, so kann sich eine Arthrose entwickeln. Von der Entstehung her kann eine primäre und eine sekundäre Arthrose auftreten.
Die Versorgung des Gelenkknorpels wird durch die Gelenkflüssigkeit und durch die Gefäße der Knochen gewährleistet, da der Knorpel selbst keine Blutgefäße enthält. Dadurch sind auch die allgemein schlechten Heilungsprozesse des Gelenkknorpels zu erklären.
Grundsätzlich kommen folgende Ursachen für eine Arthrose in Frage:
Meistens kann aber keine Ursache für die Entstehung der Erkrankung gefunden werden, so dass der Mediziner hier von einer idiopatischen Arthrose spricht.
Die ersten Beschwerden einer Arthrose machen sich in der Regel durch Spannungsgefühle und Steifigkeit in den Gelenken bemerkbar. Mit der Zeit treten dann immer stärker werdende, in sehr ausgeprägten Fällen unerträgliche Schmerzen auf.
Typische Symptome der Arthrose sind folgende:
Die Diagnose einer Arthrose kann bereits nach Erhebung der Krankengeschichte (Anamnese) und der klinischen Untersuchung gestellt werden. Unter anderem werden zur Diagnosestellung noch bildgebende Verfahren mit eingesetzt. Bei dem Erstgespräch sind für den Arzt besonders wichtig: das Alter des Patienten, der Beruf und sportliche Tätigkeit sowie das familiäre Vorkommen von Arthrosen und bestimmten anderen Erkrankungen. Zudem wird der Arzt nach der Art und dem Auftreten der Schmerzen fragen.
Im nächsten Schritt erfolgt dann die körperliche Untersuchung, hier fallen dem Arzt meist typische Schwellungen sowie Hautveränderungen mit druckschmerzhaften Punkten ins Auge. Anschließend wird ein Röntgen durchgeführt. Der Knorpelabrieb lässt sich im Röntgenbild nicht darstellen, da das Knorpelgewebe für Röntgenstrahlen strahlendurchlässig ist. Dennoch kann anhand der weiteren Arthroseveränderungen der Schweregrad festgestellt werden. Im Röntgenbild macht sich dies durch Verengungen des Gelenkspaltes bemerkbar sowie dadurch, dass sich zusätzlich Überlastungserscheinungen des Knochens (Verdichtung, Kammern/Zysten, Knochenanbauten) zeigen und Formänderungen an den Gelenken zu sehen sind.
Mit der Kernspintomographie (MRT) können schon frühzeitig Knorpelveränderungen diagnostiziert werden, auch wenn das Röntgenbild zu dem Zeitpunkt noch unauffällig sein kann. Doch spielt das MRT bei der Arthrosediagnostik kaum eine Rolle, da derartig frühe Knorpelschäden klinisch nicht bedeutsam sind.
Alternativ kann eine Arthroskopie (Untersuchung von Gelenken mit einem optischen Spezialgerät, Gelenkspiegelung) durchgeführt werden, um den Knorpel direkt beurteilen zu können. Hierbei handelt es sich um eine sehr genaue Darstellung der Knorpelverhältnisse. Außerdem hat die Arthroskopie den Nutzen, dass ein Knorpelschaden oft direkt im selben Eingriff behandelt werden kann.
Die Unterscheidung der Arthrose zu anderen Erkrankungen gelingt anhand der Symptome und der bildgebenden Verfahren normalerweise rasch. Vor allem muss die Arthrose von einer Arthritis, ganz besonders der rheumatoiden Arthritis (Gelenkrheuma), abgegrenzt werden. Auch muss festgestellt werden, ob es eine ganz bestimmte Ursache für den Gelenkverschleiß gibt, um dann die eigentliche Grunderkrankung therapieren zu können.
Eine die Ursache behebende Therapie der Arthrose gibt es leider nicht. Der Knorpel kann nicht erneut aufgebaut werden. Zwar sind auf dem Markt viele "Knorpelaufbaupräparate" erhältlich, deren Richtigkeit aber bisher nicht wissenschaftlich belegt ist. Auch ist nicht sicher nachweisbar, ob das Voranschreiten eines Knorpelverlustes durch diese Präparate verhindert werden kann. Aufgrund der mangelnden Studien sind leider noch viele Fragen offen, und es ist dem Arzt und dem Patienten selbst überlassen, ob solche Therapieversuche in Erwägung gezogen werden. Die meisten angebotenen Präparate sind relativ unschädlich.
Verschiedene Maßnahmen können aber die Beschwerden bei einer Arthrose dämpfen.
Häufig ist eine konservative (nichtchirurgische) Arthrosetherapie nicht erfolgreich und die Schmerzen können nicht mehr effektiv behandelt werden, so dass ein operativer Eingriff erforderlich wird.
Bei der Operation wird das abgenutzte Gelenk durch eine Endoprothese ersetzt. Meistens handelt es sich um eine Totalendoprothese (TEP), dass heißt einen komplett künstlichen Gelenkersatz. Das künstliche Gelenk wird am häufigsten im Bereich des Hüftgelenks (künstliches Hüftgelenk, Hüftprothese) und des Kniegelenks (Knieprothese, künstliches Kniegelenk) eingesetzt. Aber auch das Schultergelenk (künstliches Schultergelenk), Ellebogengelenk, Sprunggelenk oder die Großzehengelenke (Prothese Großzehengelenk) können durch Prothesen ersetzt werden. In einigen Fällen werden auch Prothesen als Gelenkersatz im Bereich der kleinen Gelenke implantiert.
Während der Operation wird zuerst das abgenutzte Gelenk entfernt und durch ein künstliches, aus hochwertigem Metall und Kunststoff bestehendes Gelenk ersetzt. Der Patient muss nach der Operation für die nächsten zwei Wochen im Krankenhaus verbleiben. Nach Entlassung folgt dann ein physiotherapeutisches Trainingsprogramm. Hier werden die Muskeln wieder langsam belastet und erneut aufgebaut. Die Patienten lernen außerdem den Umgang mit dem neuen Gelenk. Das künstliche Gelenk hat in der Regel eine Haltbarkeit von zwanzig Jahren oder etwas länger. Danach ist meist ein Austausch erforderlich, der in der Regel durch ein etwas größeres Modell durchgeführt wird, da der Knochen mittlerweile geweitet ist und sich nur durch diese Maßnahme eine erneute Verankerung ermöglicht. Es wird versucht, den Zeitpunkt für eine Erstimplantation soweit wie möglich hinauszuzögern, da eine Wechseloperation im hohen Alter viel schwieriger ist als die Erstimplantation.
Wann der richtige Zeitpunkt für einen künstlichen Gelenkersatz bei Arthrose gekommen ist, ist nicht immer von vornherein zu sagen. Zum einen sind hier mitentscheidend die Schmerzen der Patienten, zum anderen natürlich auch das Ausmaß der degenerativen Veränderungen auf dem Röntgenbild.
Außerdem besteht die Möglichkeit einer so genannten Bioprothese. Dazu wird der Knorpel im Gelenk abgetragen, bis es zu Blutungen kommt. Dies regt längerfristig die Bildung eines Ersatzknorpels an.
Die Medizin hat in den letzten Jahren in der Biotechnologie große Fortschritte gemacht. Insbesondere im Bereich der künstlichen Gewebeanzucht (tissue engineering) wurden große Erfolge erzielt, hier wird aus körpereigenen Zellen neues Knorpelgewebe angezüchtet und den Patienten implantiert. Dadurch wird der weitere Abbauprozess am Knochen verhindert und die Schädigung frühzeitig gestoppt. In Zukunft sind, besonders am Kniegelenk, große Erfolge zu erwarten, da diese Therapieoption vielversprechend ist und bislang erfolgreich verläuft.
Leider kann bislang eine Arthrose, die mit starken Schäden und Verformungen an der Knochensubstanz einhergeht, nicht wieder in den Ursprungszustand gebracht werden. Versucht wird aber, das schnelle Fortschreiten der Erkrankung zu verhindern und gleichzeitig die Symptome zu lindern. Daher ist die Prognose bei einer Arthrose an sich eher ungünstig, da keine Heilung erreichbar ist. Dies ist aber wiederum kein Grund, nicht alle möglichen therapeutischen Maßnahmen auszuschöpfen. Es gibt viele Methoden, die dem Patienten eine erhebliche Besserung seiner Leistungsfähigkeit und Lebensqualität verschaffen.
Zur Vorbeugung einer Arthrose gelten unter anderem folgende Empfehlungen:
aktualisiert am 30.11.2023