Welches sind die häufigsten Arten von Gelenkschmerzen?
Prof. Ostermeier: Mehr als 20 Millionen Deutsche leiden Schätzungen zufolge unter
Gelenkschmerzen (
Arthralgien). In der Altersgruppe der 40 bis 49-Jährigen sind es laut einer Studie der Ruhr Universität Bochum bereits zwei von fünf Personen.
Meist sind Verschleißerkrankungen die Ursache für Gelenkschmerzen. Insbesondere im weit fortgeschrittenen Zustand führen Knorpelabbau und Verlust von Gelenkschmiere zu erheblichen Beschwerden. So ist
Arthrose beispielsweise die häufigste Ursache für Schmerzen und Bewegungseinschränkungen im Hüftgelenk. Der Grund dafür: Durch das eigene Körpergewicht sind vor allem die Gelenke der unteren Extremitäten permanent einer hohen Last ausgesetzt. Das Tückische daran ist: In der Regel verläuft der Krankheitsprozess über Jahre hinweg schleichend und unbemerkt. Treten erste Symptome auf, so ist die Knorpelschicht meist bereits stark geschädigt. Das Gelenk wird unbeweglich, schmerzhaft und steif.
Meist sind Verschleißerkrankungen die Ursache für Gelenkschmerzen.
In welchen Körperregionen treten sie besonders häufig auf?
Prof. Ostermeier: Gerade die Knie sind häufig von Gelenkschmerzen betroffen. Ca. 7 bis 10 Millionen Menschen leiden in Deutschland unter einer
Gonarthrose, so die medizinische Bezeichnung für Knie-Arthrose. Warum Frauen etwa zweimal so häufig betroffen sind wie Männer, ist weitgehend unklar. Wahrscheinlich spielen verschiedene Faktoren eine Rolle. Es kann unter anderem an häufigeren Fehlstellungen (z.B. X-Beinen) liegen. Ein weiterer Grund ist sicherlich auch das schwächere Bindegewebe. Darüber hinaus scheint Knorpel bei Frauen generell weniger belastbar zu sein.
Ob Hüfte, Knie oder andere Gelenke - vielfach kommt es jetzt im Winter zu starken Schmerzschüben. Ursache dafür ist der „heruntergefahrene“ Stoffwechsel. Die daraus resultierende schlechtere Durchblutung führt zu vermehrten Reibungsschmerzen in den Gelenken. Dennoch ist es fatal, den Schongang einzulegen. Denn da der Gelenkknorpel keine Blutgefäße besitzt, kann er nur bei regelmäßiger Bewegung über die Gelenkflüssigkeit mit wichtigen Nährstoffen versorgt und somit am Leben erhalten werden.
Welche Krankheiten sind die Hauptauslöser von Gelenkschmerzen und wie unterscheiden sich ihre Symptome?
Prof. Ostermeier: In den meisten Fällen steckt hinter starken Gelenkschmerzen eine Arthrose, gefolgt von Arthritis. Schätzungsweise etwa 800.000 Menschen leiden hierzulande an einer
rheumatoiden Arthritis, ca. fünf Millionen an Arthrose.
Bei der Arthrose kommt es durch den Abbau der Knorpelschicht zu Gelenkschmerzen, die schleichend zunehmen. Betroffen sind häufig Knie oder Hüfte, aber auch Hände, Schultern, Wirbelsäule und Sprunggelenke. Die frühzeitige Diagnose ist schwierig. Denn in der Anfangsphase ist diese Erkrankung häufig vollkommen beschwerdefrei. Oft verursachen Knorpelabbau und Verlust von Gelenkschmiere erst im weit fortgeschrittenen Zustand Schmerzen. Die Knochen reiben aufgrund der fehlenden „Dämpfung“ aneinander und die Gelenke versteifen. Als Ursachen gelten altersbedingte Abnutzung, Bewegungsmangel sowie erbliche Veranlagung. Eine wesentliche Rolle bei der Entstehung dieser degenerativen Erkrankung spielen zudem Fehlstellungen der Gelenke sowie Überlastung, etwa durch Sport oder
Übergewicht.
Bei einer rheumatoiden Arthritis, umgangssprachlich auch als Rheuma bezeichnet, ist eine chronische Erkrankung des Immunsystems Ursache der schmerzhaften Gelenkentzündung. Erste spürbare Symptome sind meist Schmerzen und Schwellungen der kleinen Gelenke von Fingern und Händen. Im späteren Verlauf greifen die Beschwerden dann auch auf die großen Gelenke wie Schultern, Knie oder auch Teile der Wirbelsäule über. Die Bewegungseinschränkungen werden immer drastischer. Nicht selten ist Arbeitsunfähigkeit die Folge des chronischen Verlaufs. Schlimmstenfalls verformen oder versteifen sich die Gelenke und werden schließlich ganz zerstört.
In manchen Fällen sind aber auch
Borreliose,
Morbus Bechterew,
Gicht oder etwa Infektionskrankheiten Auslöser von Gelenkschmerzen. Hier kann nur der Facharzt für Klärung sorgen.
In den meisten Fällen steckt hinter starken Gelenkschmerzen eine Arthrose, gefolgt von Arthritis.
Gibt es bestimmte Berufsgruppen oder Tätigkeiten, bei denen ein erhöhtes Risiko für Gelenkschmerzen besteht?
Prof. Ostermeier: Als typische Ursachen für Gelenkschmerzen gelten Fehlstellungen, Verletzungen der Gelenke sowie Übergewicht. Hinzu kommt permanente Überlastung – insbesondere durch harte körperliche oder monotone Arbeit. Wer stets schwere Lasten hebt oder stundenlang hinter der Verkaufstheke steht, der strapaziert natürlich auch seine Gelenke übermäßig. Vor allem unsere Knie verschleißen sehr häufig durch tägliche Überanstrengung im Job. So gehören bekanntlich Maler und Gärtner, Dachdecker und Fliesenleger, Bauarbeiter und Verkäufer zu den besonders gefährdeten Berufsgruppen, um nur einige zu nennen.
Doch nicht nur bei der Arbeit, sondern auch beim Sport leiden unsere Gelenke oftmals übermäßig. Auf bis zu 80 Prozent steigt das Arthrose-Risiko bei leidenschaftlichen Freizeit-Sportlern, schätzen Experten. Dabei ist Bewegung grundsätzlich eigentlich Balsam für die Gelenke – ein moderates Training vorausgesetzt. Neben den Knien sind die Sprunggelenke bei fitnessbegeisterten Menschen besonders für eine spätere Arthrose gefährdet. Kein anderes Gelenk wird beim Sport so sehr strapaziert wie diese Verbindung zwischen Unterschenkel und Fuß. Kein Wunder, dass da Schmerzen oft schon in jungen Jahren programmiert sind - entgegen üblicher Arthrose-Verläufe: Das Durchschnittsalter eines Patienten liegt bei 68 Jahren.
Damit kein Missverständnis entsteht: Der Gelenkknorpel darf und soll belastet werden, aber auf die richtige Weise: Ungünstig sind harte, unvermittelte Stoßbelastungen wie beispielsweise bei Hand- und Fußball, Hockey und Tennis. Wer bereits Arthrose oder andere Gelenkschädigungen hat, sollte sich Sportarten aussuchen, bei denen repetitive, wenig belastende Bewegungen ausgeführt werden. Das Paradebeispiel für gelenkschonenden Sport ist Schwimmen. Es verringert das eigene Körpergewicht, entlastet also die Gelenke.
Unter welchen Umständen können Gelenkschmerzen chronisch werden und was sind die langfristigen Folgen?
Prof. Ostermeier: Wie bereits erläutert, sind Gelenkschmerzen meist Symptome einer fortgeschrittenen Arthrose oder Arthritis. Mögliche Folgen sind zunehmende Gelenkschmerzen bei Belastung, sodass sich der Bewegungsradius deutlich einschränkt. Insbesondere die schmerzfreien Gehstrecken, zunächst nur beim Treppen- oder Bergauf- und -abgehen sowie später beim Gehen auf der Ebene, nehmen signifikant ab. Irgendwann ist kein Schritt mehr schmerzfrei. Außerdem verringert sich die Beweglichkeit des Gelenkes, es wird zunehmend steif. Im fortgeschrittenen Zustand stellen sich Streck- und Beugedefizite ein.
Kann ein Arzt anhand der Schmerzcharakteristik auf eine spezifische Ursache schließen?
Prof. Ostermeier: Bei einer Arthrose, der häufigsten Ursache für Gelenkschmerzen, ist der
Anlaufschmerz ganz typisch. Dieser tritt nach längerer Ruhe auf oder morgens beim Aufstehen bei der ersten Belastung eines Gelenks. Wenn sich das Gelenk “warmgelaufen” hat, kann dieser Schmerz wieder verschwinden. Später kommt der
Belastungsschmerz hinzu: Bei Belastung wird das Gelenk schmerzempfindlicher und zeigt länger als das gesunde Gelenk einen schmerzhaften Gelenkkater. Während bei einer Arthrose morgendliche Anlaufschmerzen im Knie oder in der Hüfte typisch sind, nehmen die Beschwerden bei einer Arthritis meist im Laufe des Tages zu und erreichen abends ihren Höhepunkt.
Bei einer Arthrose, der häufigsten Ursache für Gelenkschmerzen, ist der Anlaufschmerz ganz typisch.
Ab wann sollte man bei Gelenkschmerzen einen Arzt aufsuchen und an wen sollte man sich wenden?
Prof. Ostermeier: Spätestens nach drei Tagen sollte der Orthopäde konsultiert werden, wenn folgende Symptome anhalten oder sich verschlimmern (bzw. sich zudem auf andere Gelenke ausdehnen):
- bewegungseinschränkende Schmerzen
- Fieber
- Rötung der Hautoberfläche um das Gelenk
- Schwellung des Gelenks
Der Arzttermin sollte nicht auf die lange Bank geschoben werden – ansonsten drohen schwerwiegende Folgen für die Gelenkgesundheit.
Generell gilt: Halten Gelenk-Schmerzen länger als zwei Wochen an oder kehren sie immer wieder, so sollte der Arzt konsultiert werden.
Welche Behandlungsmöglichkeiten stehen bei Gelenkschmerzen zur Verfügung?
Prof. Ostermeier: In erster Linie sind Wärmeanwendungen empfehlenswert. Diese regen die Durchblutung und somit den Stoffwechsel an. Das Gelenk wird beweglicher, die Muskulatur lockerer. Wärmflaschen sind ein Klassiker im Kampf gegen Gelenkschmerzen. Dank verschiedener Wärmestufen lassen sie sich gut den persönlichen Bedürfnissen anpassen. Temperaturen von 40 Grad und mehr können aber bei langem Gebrauch schädlich sein. Der Einsatz über Nacht sollte deshalb vermieden werden. Grundsätzlich ist bei Wärmeanwendungen wegen der Gefahr von Verbrühungen oder Verbrennungen Vorsicht geboten. Wer auf Nummer sicher gehen möchte, der sollte zuvor den Arzt befragen.
Eine gute Alternative zur Wärmflasche sind unter anderem Wärmepflaster. Diese regen dank ihres Cayennepfeffer-Extraktes die Durchblutung der Haut an und wirken schmerzstillend. Auch Kirschkern- oder Dinkelkissen können Linderung bringen. Sie werden zuvor in der Mikrowelle oder im Backofen erwärmt.
Medikamente können Schmerzen in der Regel nicht heilen. Sie stellen meist eine Symptom- und keine Ursachenbehandlung dar. Es ist so, als würde man im Auto die rote Systemwarnlampe ausschalten, ohne den Motorschaden zu reparieren. Liegen also etwa ein Gelenkverschleiß oder eine Verletzung vor, so muss dem Körper Zeit gegeben werden, den Strukturschaden zu heilen. Bis dieser Schaden „kuriert“ ist, bzw. durch Physiotherapie ausgeglichen oder operativ versorgt wurde, sind Schmerzmedikamente eine wirksame Übergangshilfe.
Medikamente können Schmerzen in der Regel nicht heilen.
In welchen Fällen müssen Gelenkschmerzen operativ behandelt werden?
Prof. Ostermeier: Chirurgische Eingriffe stehen bei Arthrose-Patienten grundsätzlich am Ende der Behandlungskette. Das bedeutet aber nicht, dass ein chirurgischer Eingriff in jedem Fall hinausgezögert werden sollte. In bestimmten Fällen ist eine frühzeitige Operation die beste Voraussetzung für ein langfristig gutes Ergebnis. Dabei ist Operation nicht gleich Operation. Im Anfangsstadium genügt häufig eine minimalinvasive Gelenkspiegelung (
Arthroskopie), die das Gewebe schont und kaum Narben hinterlässt. Dies ist für eine schnelle Wiederherstellung und Rehabilitation eine wesentliche Voraussetzung.
An einer operativen Behandlung geht in der Regel kein Weg vorbei, wenn die Arthrose den vierten und höchsten Grad erreicht hat. Die Knorpelschicht ist in diesem Fall bis hin zum Knochen abgetragen, quasi ungeschützt und vielfach bereits geschädigt. Die Folge sind stechende Gelenkschmerzen, ähnlich heftig wie bei einer akuten Prellung oder Verstauchung. Diese treten oft auch im Ruhezustand oder nachts beim Schlafen auf. Charakteristisch ist auch der Belastungsschmerz, der nicht selten zwei Tage und länger anhalten kann. Darüber hinaus leiden Betroffene zunehmend unter Schwellungen und Einschränkungen der Beweglichkeit. Die Gehstrecken werden immer kürzer.
In diesem Stadium bleibt bei einer flächigen Abnutzung der Knorpelschicht eigentlich nur die Operation, also der künstliche Gelenkersatz. Üblich ist der Einsatz von Teilendoprothesen. Diese ersetzen lediglich den Teil der Gelenkoberfläche, der stark verschlissen ist.
Hat die Arthrose den Knorpel bereits großflächig in verschiedenen Teilen des Gelenks zerstört, so ist eine Totalendoprothese erforderlich. Nicht nur für Schulter, Hüfte oder Knie, sondern auch für Daumen, Sprunggelenk und Zehen gibt es inzwischen einen passenden Gelenkersatz. Dieser ist heutzutage sehr zuverlässig und haltbar – ein Eingriff durch einen spezialisierten Facharzt ist vorausgesetzt.
Doch auch bei fachgerechter Implantation sind in manchen Fällen Kraftdefizite, Druckgefühle, eingeschränkte Beweglichkeit sowie Schmerzen in Muskulatur, Bändern und Gelenkkapsel möglich. Viele Patienten schieben die notwendige Prothesenoperation jedoch (zu) lange hinaus. Das Problem hierbei: Durch Schmerzen, deren Behandlung sowie die erzwungene Unbeweglichkeit werden die übrigen Gelenke zusätzlich angegriffen.
Gibt es natürliche Heilmittel oder Hausmittel, die bei Gelenkschmerzen helfen können?
Prof. Ostermeier: Vor allem im Anfangsstadium sind Arzneimittel pflanzlicher Herkunft eine gute, aber leider oft vernachlässigte Alternative bei der Schmerzbehandlung. Dass beispielsweise Extrakte der durchblutungssteigernden Brennessel die entzündungsfördernden Botenstoffe in den Gelenkkapseln (Zytokine) beeinflussen, belegen Laborversuche. Wirksamer als Tees ist mit Sicherheit die Einnahme höherer Konzentrationen in Form von Dragees oder Tabletten.
Bei leichten Arthrose-Schmerzen hat sich auch der Extrakt der Weidenrinde (Salicis Cortex) bewährt. Bei arthrose-bedingten
Knieschmerzen wirkt die afrikanische Teufelskrallen-Wurzel nach kurmäßiger Anwendung nachhaltig schmerzlindernd, wie klinische Studien belegen. Die Kombination aus Pappelblättern, Pappel- und Eschenrinde und Goldrutenkraut ist in der Volksmedizin seit langem als Mittel gegen Gelenkschmerzen überliefert.
Zur Linderung akuter Gelenkschmerzen haben sich auch Quarkwickel bewährt. Mein Anwendungs-Tipp: Geben Sie Magerquark aus dem Kühlschrank auf ein Baumwolltuch und umwickeln Sie damit das schmerzende Gelenk. Die Kühlung trägt zur Reduktion der Gelenkschmerzen bei. Auch bei Pfefferminzöl ist dieser Effekt zu beobachten. Das enthaltene Menthol wirkt auf die Kälterezeptoren der Haut. Verwenden Sie das Öl aber sparsam, da es durch die ätherischen Dämpfe zu Reizungen der Augen und Schleimhäute kommen kann. Einige Tropfen genügen bereits.
Ein altbewährtes Hausmittel sind - wie zuvor genannt - Wärmeanwendungen. Darüber hinaus können auch alternative Methoden wie die chinesische Akupunktur und Yoga-Gymnastik eine Linderung bringen, wie zuverlässige Studien belegen.
Welchen Einfluss haben Ernährung und Lebensstil auf Gelenkschmerzen?
Prof. Ostermeier: Einen günstigen Einfluss auf Arthrose haben generell Obst, Salate, Gemüse und Kartoffeln. Kaltwasserfische sind wegen ihres knochenstärkenden und Gelenkverschleiß-entgegenwirkenden Vitamin-D-Gehalts sehr empfehlenswert. In einer vergleichenden Zwillingsstudie englischer Forscher erwies sich ein hoher Anteil vegetarischer Ernährung mit vielen Früchten und Gemüse nachweislich als knorpelschützend – und das unabhängig vom Körpergewicht.
Es gibt Berichte, dass Nahrungsergänzungsmittel wie Chondroitinsulfat oder Glucosamin Arthrose-Symptome günstig beeinflussen. Dieser Aspekt ist aber wissenschaftlich bislang noch nicht zufriedenstellend belegt. Ungünstig bei Arthrose sind (Schweine-)Fleisch, Kaffee, Alkohol sowie generell Nahrungsmittel mit einem hohen Anteil gesättigter Fettsäuren. In Maßen genießen sollten Arthrose-Patienten deshalb auch Käse.
Gesunde, fettarme und ballaststoffeiche Kost kommt darüber hinaus auch unserer Figur zugute – und damit wiederum den Gelenken. Denn Übergewicht belastet diese erheblich und fördert deren Verschleiß. Unzweifelhaft besteht ein Zusammenhang zwischen dem zunehmenden Übergewicht in der Bevölkerung und der ebenso ansteigenden Rate an Arthrose-Erkrankungen.
Wer sich bewusst ernährt, Genussgifte und Übergewicht meidet, sich viel bewegt und zudem seine Muskeln moderat trainiert, der hat gute Chancen von Gelenkschmerzen verschont zu bleiben.
Einen günstigen Einfluss auf Arthrose haben generell Obst, Salate, Gemüse und Kartoffeln.
Können Sie uns einen Einblick in die aktuelle Forschung geben? Was sind Forschungsthemen rund um die Gelenke?
Prof. Ostermeier: Dazu zählt in erster Linie die Stammzellenforschung. Durch die Verwendung körpereigener Stammzellen ist in der Zukunft ein besseres Regenerationspotential zu erwarten. Doch bis dahin wird es noch etwas dauern, schließlich gibt es bisher kaum Erfahrungswerte und keine Langzeitstudien. Zudem existieren noch erhebliche zulassungsrechtliche Probleme bei dem ungeprüften Gebrauch von Zellen, die man aus einem nicht dem Gelenk zugehörigen Gewebe (z.B. Knochenmark, Fettzellen) entnimmt, verarbeitet und dann in das Gelenk einbringt. Dies alles erfordert durchweg sehr hohe Zulassungsschritte, die noch von keinem Verfahren erfüllt werden.
Ein weiteres Feld, auf dem viel passiert, sind die sogenannten Scaffolds. Dabei handelt es sich um ein künstliches Knorpel-Gerüst, eine Nachbildung der Kollagenfasern, aus denen natürlicher Knorpel besteht. Sie können bei gelenkerhaltenden OPs eingesetzt werden, um geschädigte Stellen auszubessern. Hier wird an neuen Materialen geforscht, die der Körper noch besser annimmt. Außerdem werden immer bessere „maßgeschneiderte“ Kunstgelenke entwickelt. Dies alles dürfte Arthrose-Patienten künftig auch bei fortgeschrittener Erkrankung ein Leben mit noch weniger Beeinträchtigungen und Schmerzen ermöglichen.
Danke für das Interview!