Eine Gelenkpunktion ist der Einstich in ein Gelenk mit einer Kanüle. Über diese kann Gelenkflüssigkeit entnommen werden, aber auch die Einspritzung von Medikamenten ist möglich. Die aus dem Gelenk gezogene Flüssigkeit kann vom Arzt betrachtet werden, um einen Hinweis auf eine bestimmte Erkrankung zu bekommen, sowie im Labor einer genauen Untersuchung unterzogen werden.
Häufig stellt ein Gelenkerguss den Grund für eine Gelenkpunktion dar. Dabei handelt es sich um eine Flüssigkeitsvermehrung innerhalb der Gelenkhöhle. Es gibt für den Gelenkerguss mehrere mögliche Ursachen, beispielsweise Infektionen des Gelenks, Arthrose (Gelenkverschleiß), Rheumaerkrankungen oder Gicht. Zu einer Gelenkeinblutung (blutiger Gelenkerguss, Hämarthros) kommt es durch Verletzungen mit Einbeziehung von Knorpel, Kapsel oder Bändern, oder aber auch durch die Bluter-Krankheit.
Die Gelenkpunktion kann an allen größeren Gelenken erfolgen. Am häufigsten wird sie allerdings am Knie oder am Schultergelenk vorgenommen.
Zur Gelenkpunktion wird eine Kanüle in die Gelenkhöhle eingestochen. Dies ähnelt einer Blutentnahme, bei der eine Vene mit einer Kanüle punktiert (angestochen) wird. Bei der Gelenkpunktion kann durch die Kanüle Flüssigkeit herausgezogen werden. Neben der Möglichkeit der Beurteilung der Flüssigkeit hat dies auch den Zweck, einen erhöhten Druck im Gelenk abzulassen und so die Schmerzen für den Patienten zu vermindern.
Die Gelenkflüssigkeit (Gelenkpunktat) kann bereits dadurch beurteilt werden, dass der Arzt sie genau betrachtet. Er kann Rückschlüsse auf die Ursache des Ergusses ziehen. Bei einem gesunden Gelenk ist die Flüssigkeit ungetrübt. Ebenfalls klar ist sie meistens bei einer Arthrose (Verschleißerscheinungen im Gelenk). Unter anderem bei Gelenkrheuma, Gichtbefall oder einer Entzündung durch Bakterien kann die Flüssigkeit jedoch getrübt sein. Blut als Erguss im Gelenk deutet in den meisten Fällen auf eine Verletzung hin.
Im Labor wird die gewonnene Flüssigkeit weiter analysiert. Es können sich beispielsweise bei Gicht charakteristische Kristalle in der Flüssigkeit zeigen, oder bei entzündlichen Gelenkerkrankungen verschiedene Arten weißer Blutkörperchen.
Durch die Hohlnadel im Gelenk können auch verschiedene Medikamente gegeben werden, die direkt im Gelenk wirken können. Dazu gehören z. B. Cortison, Schmerzmedikamente oder Wirkstoffe, die den Knorpel aufbauen können.
Manchmal müssen gerinnungshemmende Medikamente, beispielsweise Marcumar® oder Aspirin®, vor einer Punktion abgesetzt werden. Dazu ist immer die Besprechung mit dem Arzt nötig. Ansonsten gibt es meist keine Besonderheiten zu beachten.
Eine Betäubung ist vor der Gelenkpunktion meist nicht notwendig. Bisweilen wird eine örtliche Betäubung, in sehr seltenen Fällen auch eine Allgemeinnarkose gegeben. Es erfolgt eine Desinfektion der Haut im Gelenkbereich. Dann wird eine Hohlnadel eingestochen und bis in die Gelenkhöhle vorgeschoben, eventuell unter Ultraschallkontrolle. Mit einem Probenröhrchen kann Gelenkflüssigkeit aus dem Gelenk herausbefördert werden. Danach kann bei Bedarf ein Medikament über dieselbe Kanüle gespritzt werden. Im Anschluss kann die Nadel wieder herausgezogen werden, auf den Hauteinstich kann ein Pflaster oder ein Verband gesetzt werden.
Die Gelenkflüssigkeit wird durch den Arzt betrachtet und meist auch an ein Labor weitergegeben. Dort erfolgt die weitere Analyse, dessen Ergebnis der Arzt zugesendet bekommt.
Am Stichkanal kann es zu Blutungen (in die Gelenkhöhle hinein oder nach außen) kommen sowie auch zu Nachblutungen und Blutergüssen. Es kann zu Infektionen im Gelenk kommen. Der Gelenkerguss kann sich erneut bilden. Wundheilungsstörungen und kleine Narben bilden sich sehr selten. Wird ein Mittel eingespritzt, so ist eine allergische Reaktion darauf möglich. Je nach dem Medikament sind auch bestimmte Nebenwirkungen möglich.
An Gelenken lassen sich unterschiedliche Untersuchungen durchführen. Zur Diagnose können die körperliche Untersuchung mit speziellen Handgriffen oder bildgebende Verfahren wie beispielsweise Röntgen, Ultraschall, Computertomographie (CT) oder Kernspintomographie (MRT) beisteuern. Sinnvoll kann eine Gelenkspiegelung (Arthroskopie) sein, zu der ein optisches Instrument in die Gelenkhöhle geschoben wird, um den Gelenkinhalt beurteilen zu können. Einige Erkrankungen lassen sich auch durch eine Blutuntersuchung nachweisen.
aktualisiert am 11.12.2020