Als Gelenkerguss wird eine vermehrte Flüssigkeitsansammlung in einem Gelenkspalt bezeichnet. Der Erguss tritt oft im Kniegelenk, aber auch an anderen Gelenken auf. Diese Flüssigkeitsvermehrung kann mehrere Ursachen haben, nämlich verschiedene Erkrankungen oder Verletzungen. Es kommt je nach dem Ursprung zu einer Ansammlung von klarer oder trüber Flüssigkeit, von Eiter oder von Blut.
Der Gelenkerguss kann zu Beschwerden (vor allem Schmerzen) und Folgeschäden (Überdehnung, Gelenkinstabilität) führen. Deshalb muss er rechtzeitig festgestellt und behandelt werden. In erster Linie kann ein Einstich in das Gelenk mit einer Hohlnadel sinnvoll sein (Punktion), um den Druck zu entlasten. Weiterhin werden Medikamente gegeben und einfache Behandlungsmaßnahmen durchgeführt.
Die Gründe für einen Gelenkerguss sind vielfältig. Zunächst lässt sich unterscheiden, ob es sich um Gewebsflüssigkeit oder um Blut handelt. Eine Blutansammlung im Gelenk nennt der Mediziner ein Hämarthros.
Wässrige Flüssigkeit im Gelenk - ohne Blutbeteiligung - wird als Hydrops bezeichnet und kann durch diverse Erkrankungen verursacht werden. Nicht selten bleibt die Ursache aber verborgen. Zu den möglichen Ursachen zählen Entzündungen und Infektionen im Gelenk (Arthritis), Gelenkverschleiß (Arthrose), Gelenkrheuma (Rheumatoide Arthristis), Gicht und weitere Störungen. Häufig sind es im Kniegelenk auch Kreuzbandrisse oder Meniskusverletzungen, die zu einem Erguss führen. Freie Gelenkkörper, also abgelöste Knorpel- oder Knochenstückchen in einem Gelenk, können neben einer Blockade der Beweglichkeit auch zu einem Erguss führen.
Manche Infektionen können zu einem eitrigen Erguss, also einer Gelenkvereiterung (Pyarthros, Gelenkempyem), führen.
Der blutige Gelenkerguss (Hämarthros) kann vor allem durch Verletzungen zustande kommen. Eine beispielsweise unfallbedingte Beschädigung des Gelenks (Bänder, Kapsel, Knorpel) kann zur Einblutung führen. Hochgradige Störungen der Blutgerinnung können auch ohne einen bemerkbaren Anlass zu einer Einblutung führen, beispielsweise eine Bluter-Krankheit oder aber eine Behandlung mit gerinnungshemmenden Mitteln.
Gelenkergüsse können sich praktisch an jedem Gelenk des Körpers finden. Zu den häufigen Gelenkergüssen gehört der Kniegelenkserguss, sie kommen allerdings auch im Hüftgelenk, im Schultergelenk und vielen anderen Gelenken vor.
Für den Patienten ist ein Gelenkerguss ab einem gewissen Ausmaß schmerzhaft. Betroffene Gelenke sind häufig merkbar angeschwollen und verdickt. Die Bewegung kann vermindert sein. Am Knie kann die Kniescheibe (Patella) nicht mehr so deutlich hervortreten wie bei einem gesunden Gelenk, sie kann typischerweise auf dem Flüssigkeitspolster „tanzen".
Wenn ein Gelenkerguss eine längere Zeit bestehen bleibt, dann besteht die Gefahr, dass es zu Schäden kommt. Für Eiter und Blut im Gelenk gilt dies im noch stärkeren Maße als für Gewebsflüssigkeit. Die Nährstoffversorgung des Gelenkknorpels ist eingeschränkt, so dass der Knorpel irgendwann geschädigt wird. Der Druck durch zu viel Gelenkinhalt kann zu einer übermäßigen Dehnung der Gelenkkapsel und der Bänder führen. Das kann das Gelenk instabil machen und sogar eine Muskelschwäche an den beteiligten Muskeln herbeiführen.
Anfangs wird der Patient durch den Arzt befragt (Anamnese), damit dieser Hinweise auf die Erkrankung bekommt. Der Arzt testet unter anderem die Beweglichkeit des Gelenks (z. B. Knie) und mögliche Schmerzen auf Druck und Bewegung. Mit den Händen kann er nicht selten den Erguss erfühlen. Am Knie beurteilt er, ob die Patella (Kniescheibe) „tanzt".
Der Gelenkerguss lässt sich oftmals im Ultraschall gut darstellen. Die Ultraschalluntersuchung wird vor allem eingesetzt an Gelenken, bei denen die üblichen einfachen Tests nicht gut möglich sind (z. B. Hüfte). Eine Röntgenuntersuchung kann einen Gelenkerguss aufdecken. Sogar eine Kernspintomographie (MRT, Magnetresonanztomographie) kann in Frage kommen.
Um die Art und den Ursprung des Ergusses festzustellen, kann eine Punktion des Gelenks erfolgen. Dies ist ein Einstechen in den Gelenkraum mit einer Hohlnadel, um die freie Flüssigkeit („Wasser", Eiter, Blut) abzuziehen und beurteilen zu können. Im Labor kann eine genauere Analyse der Flüssigkeit erfolgen.
Eine Reihe von Krankheiten, die nicht mit einem Gelenkerguss einhergehen, führen zu ähnlichen Symptomen. Darunter fallen beispielsweise Arthrosen (Verschleißerscheinungen) oder Rheuma sowie Verletzungen, bei denen sich keine übermäßige Flüssigkeit im Gelenk angesammelt hat. Eine Schwellung im Gelenkbereich kann sich - neben der Gelenkentzündung - unter anderem auch bei Gewebewucherungen oder Zysten (Gewebehöhlenbildung mit enthaltener Flüssigkeit) finden.
Die Behandlung eines Gelenkergusses richtet sich zunächst nach der zugrunde liegenden Erkrankung oder Verletzung. Hier können ganz unterschiedliche Behandlungsmethoden durchgeführt werden. Um die Symptome des Ergusses erst einmal zu lindern, wird das Gelenk entlastet und ruhiggestellt. Ein Verband, der ein wenig Druck auf das Gelenk ausübt (Kompressionsverband), kann den Erguss reduzieren. In manchen Fällen kann bei diesem Verband aber auch eine gewisse Bewegung sinnvoll sein. Ebenfalls kommt eine behutsame Kühlung in Frage.
Medikamente können der Bekämpfung der Symptome und Ursachen dienlich sein. Vor allem werden bei Gelenkergüssen Mittel aus der Gruppe der NSAR (nichtsteroidale Rheumamedikamente) gegeben, wie beispielsweise Ibuprofen oder Diclofenac. Sie lindern Schmerzen und hemmen entzündliche Vorgänge.
Die Gelenkpunktion ist eine der wichtigsten Maßnahmen beim Gelenkerguss. Sie kann sowohl zur Diagnostik als auch zur Behandlung des Ergusses angewendet werden. Die Gelenkpunktion geschieht mit einer Hohlnadel, die unter Einhaltung einer äußerst gewissenhaften Desinfektion und Hygiene in das Gelenk eingeführt wird. Die Gelenkflüssigkeit wird mit einer Spritze abgezogen. Der Gelenkdruck sinkt damit erheblich, das Gelenk ist nicht mehr belastet. Dann kann die Nadel wieder herausgezogen werden und die Stichstelle mit einem Druckverband versorgt werden.
Die Prognose eines Ergusses im Gelenk hängt vor allem von der Ursache und von der richtigen Behandlung ab. Wird eine Punktion (Flüssigkeitsentfernung per Einstich) durchgeführt, wird der Druck entlastet. Die Beschwerden gehen zurück und die Gefahr für Folgeschäden wird stark reduziert. Die Punktion beinhaltet allerdings gewisse Risiken wie z. B. eine unter Umständen mögliche Infektion, wenn entgegen aller hygienischen Maßnahmen Keime in das Gelenk eindringen. Ein Gelenkerguss kann außerdem wiederholt auftreten (Rezidiv). So muss eine Punktion oft wiederholt werden. Wichtig ist eine Ausschaltung der jeweiligen Ursache, um weitere Gelenkergüsse zu verhindern.
aktualisiert am 15.12.2020