Ikterus ist die medizinische Bezeichnung für Gelbsucht. Die Gelbsucht kann unterschiedliche Gründe haben. Kann Gallenflüssigkeit aufgrund einer Blockade in den Gallengängen nicht abfließen, kommt es zu einem Gallenstau, der einen Verschlussikterus zur Folge hat.
Eine Gelbsucht entsteht, wenn der Bilirubinwert im Blut erhöht ist. Bilirubin entsteht beim Abbau von roten Blutkörperchen und wird mit der Galle ausgeschieden. Je nachdem, wie stark der Wert über der Norm liegt, verfärben sich die Lederhaut der Augen und die Haut des Betroffenen gelblich. Eine Gelbsucht kann viele Ursachen haben, eine davon liegt im Bereich der Galle. Normalerweise wird die Gallenflüssigkeit über den Zwölffingerdarm in den Darm und mit dem Stuhl aus dem Körper geleitet. Ein Verschlussikterus ist eine mechanische Abflussbehinderung der Gallenwege mit Rückstau der Galle. Durch den Gallenstau (Cholestase) kommt es zu einem Übermaß an Bilirubin, das zu einer Gelbsucht führen kann.
Ein Verschlussikterus wird auch als posthepatischer Ikterus oder posthepatische Cholestase bezeichnet. „Posthepatisch“ bedeutet, dass die Ursache für die Gelbsucht im Bereich hinter der Leber liegt, also nachdem das Bilirubin die Leber passiert hat. Die häufigste Ursache für eine posthepatische Cholestase sind Gallensteine, die in den Gallenwegen den normalen Abfluss der Gallenflüssigkeit blockieren, weshalb man auch von obstruktiver Cholestase spricht. Frauen sind häufiger betroffen als Männer. Übergewicht erhöht die Wahrscheinlichkeit von Gallensteinen. Gallensteine, die sich nicht lösen, können eine Gallenblasenentzündung (Cholezystitis) oder eine Bauchspeicheldrüsenentzündung (Pankreatitis) auslösen.
Neben den Gallensteinen kann auch eine Verengung der Papilla vateri (Mündungsbereich des Gallen- und Bauchspeicheldrüsengangs in den Darm) oder ein Tumor zum Gallenstau führen. Im Bereich der Bauchspeicheldrüse kann eine chronische Pankreatitis (Bauchspeicheldrüsenentzündung) oder eine Zyste (Veränderung in Form einer flüssigkeitsgefüllten Hohlkammer) an der Bauchspeicheldrüse den Abfluss von Gallenflüssigkeit behindern. Gelegentlich führen auch die Folgen einer Leberzirrhose zu einer Blockade.
Die Symptome einer Gelbsucht sind eindeutig. Das Weiße in den Augen verfärbt sich gelb, später auch die Haut. Der Gallenstau führt zu einem ausgeprägten Juckreiz der Haut. Der Urin färbt sich dunkel, der Stuhl hingegen wird hell. Doch bevor es dazu kommt, können sich die Gallensteine, die Hauptursache einer Cholestase, in Form von Beschwerden zeigen. Betroffene bemerken dann, dass sie fettreiche Nahrung schlecht vertragen, dass ihnen davon übel wird, sie eventuell erbrechen müssen. Kolikartige (heftige krampfhafte) Oberbauchschmerzen, die bis in den Rücken ausstrahlen, gehören ebenfalls zur Symptomatik. Allerdings machen Gallensteine nur bei einem Viertel aller Betroffenen überhaupt Beschwerden. Alle anderen merken nichts davon – oder erst dann, wenn die Steine sich lösen und den Abfluss der Galle blockieren.
Eine Gelbsucht, vor allem wenn sie ohne Schmerzen einhergeht, kann immer Zeichen einer ernsten Erkrankung sein. Ihrer Ursache muss immer auf den Grund gegangen werden.
Ist der Ikterus eingetreten, kann er leicht durch die Gelbfärbung von Lederhaut und Haut diagnostiziert werden. Dann beträgt der Bilirubinwert im Blut bereits über drei Milligramm Bilirubin pro Deziliter Blut. Bei einer Blutuntersuchung kann nicht nur der exakte Bilirubinwert bestimmt werden, sondern auch die LeberwerteGOT und GPT. Mithilfe einer Ultraschalluntersuchung lässt sich sehen, ob die Leber vergrößert ist, ob die Gallenwege erweitert sind, ob Gallensteine den Abfluss behindern. Sollte hier keine ausreichende Diagnostik möglich sein, können Gallenwege, Gallenblase und Pankreasgang (Bauchspeicheldrüsengang) mithilfe eines Kontrastmittels auf dem Röntgenbild dargestellt werden. Dies geschieht im Rahmen einer ERCP (endoskopische retrograde Cholangiopankreatikographie), einer speziellen Spiegelung dieser Gänge.
Eine Gelbsucht wird behandelt, indem man die Grunderkrankung therapiert. Sind Gallensteine die Ursache des Verschlussikterus, werden diese operativ entfernt, durch Stoßwellen (ESWL) zertrümmert oder durch Medikamente aufgelöst. Da die Gallenblase kein lebenswichtiges Organ ist, kann es manchmal sinnvoller sein, die komplette Gallenblase operativ zu entfernen, um weitere Komplikationen zu vermeiden. Dies geschieht unter Vollnarkose im Rahmen einer Bauchspiegelung (Laparoskopie). Blockieren Tumore den Gallenabfluss, müssen Gewebeproben entnommen und untersucht werden, um dann weitere Maßnahmen in die Wege zu leiten.
aktualisiert am 16.11.2023