Der Fettstuhl bezeichnet die krankhaft vermehrte Ausscheidung von nicht verdauten Fetten aus den zugeführten Nahrungsmitteln. In der medizinischen Fachsprache wird dies mit dem Begriff Steatorrhoe bezeichnet. Das typische Aussehen und der Geruch des Fettstuhls können gemeinsam mit dem Auftreten von Beschwerden des Magen-Darm-Traktes ein Hinweis auf eine ernstzunehmende Erkrankung darstellen.
Von einem Fettstuhl kann dann gesprochen werden, wenn der Stuhl diese Leitmerkmale erfüllt
Charakteristisch für die Steatorrhoe ist Fett, das sowohl in großen Mengen im Stuhl als auch ungebunden vorhanden ist. In seiner Konsistenz erscheint ein Fettstuhl weich und klebrig, wobei nicht selten eine Schaumbildung zu erkennen ist. Typisch sind ebenfalls das fettig-glänzende und voluminöse Aussehen und das schmierige Verhalten in der Toilette. Nicht im Stuhl gebundenes Fett bildet bisweilen ölige Pfützen. Neben diesen optischen Kennzeichen besteht bei der Steatorrhoe ein fauliger bis saurer Geruch, der äußerst unangenehm auffällt.
Die genannten Anzeichen müssen nicht zwingend auf eine schwere Erkrankung hindeuten. Allerdings sollten diese sorgsam beobachtet werden. Wenn die Symptome über mehrere Tage bis Wochen anhalten, sollte ein Arzt die Ursache abklären.
Ein Fettstuhl an sich bereitet keine körperlichen Beschwerden. Jedoch kommt es je nach Ursache zu unterschiedlichen zusätzlichen gesundheitlichen Problemen.
An erster Stelle liegen hier Symptome des Magen-Darm-Traktes. Schmerzen im Bereich des Oberbauches, Blähungen, Durchfälle, Appetitlosigkeit und Gewichtsabnahme sind auf jeden Fall ein Grund für eine Abklärung. Eine Gelbfärbung der Haut oder der Augen sind indes drängende Anzeichen einer ernsthaften Erkrankung, die zum Beispiel die Leber, die Galle oder die Bauchspeicheldrüse betreffen kann.
Der Verdauungstrakt erfüllt die für einen gesunden Organismus entscheidende Aufgabe, unsere Nahrung zu verdauen. Hierfür müssen die aufgenommenen Lebensmittel in kleinste Bestandteile zerlegt werden, damit diese durch die Darmwand hindurch in die Blutbahn aufgenommen werden können.
Für die Aufspaltung von aufgenommenen Fetten sind vor allem die Lipase und die Gallensäuren verantwortlich. Die Lipase ist ein Enzym, welches überwiegend von der Bauchspeicheldrüse bereitgestellt wird. Währenddessen wird die Galle in der Leber produziert und bleibt bis zur Verwendung in der Gallenblase gespeichert.
Treten im Laufe des komplexen Verdauungsvorganges Störungen auf, werden lebenswichtige Bestandteile der Fette nicht an den Blutkreislauf abgegeben. Stattdessen werden die unverdauten Fette weiter in den Dickdarm transportiert und schließlich mit dem Stuhlgang ausgeschieden.
Verantwortlich zeigen sich zwei wesentliche Mechanismen, die bei Erkrankungen im Verdauungstrakt bestehen können: die Maldigestion und die Malabsorption.
Bei der Maldigestion ist der Darm nicht in der Lage, die Fette in gewohnter Weise aufzuspalten. Dem können unterschiedliche Ursachen zugrunde liegen.
Bei einem Mangel des Enzyms Lipase muss als Erstes an eine anhaltend (chronisch) entzündliche Erkrankung der Bauchspeicheldrüse (Pankreatitis) gedacht werden. Ebenso müssen mögliche Tumore abgeklärt werden. Diese können sowohl zu einer Verminderung der Lipaseproduktion führen als auch den Abfluss der Enzyme in den Zwölffingerdarm behindern.
Ähnlich verhält es sich bei einem Mangel an Gallensäuren. Dies ist der Fall, wenn der Gang von der Galle zum Darm durch Gallensteine oder eine Krebserkrankung verschlossen ist. Fehlt es an Gallensäure, sind die durch die Lipase aufgespaltenen Fette nicht mehr in der Lage, in die Blutbahn überzutreten.
Eine seltene Variante stellt das Zollinger-Ellison-Syndrom dar. Es handelt sich um einen Tumor, der Magensäure (Gastrin) im Überschuss produziert und auf diese Weise die Wirkung der Lipase und der Gallensäure verhindert.
Infolge operativer Eingriffe am Magen kommt es nicht selten zu einer unvollständigen Verdauung der Nahrung. Ursächlich ist hier ein zu schneller Transport des Nahrungsbreis durch die Segmente des Darms, welche für die Fettverdauung zuständig sind. Bisweilen wird eine vollständige oder teilweise Entfernung des Magens im Rahmen einer Krebserkrankung notwendig.
Das Auftreten von Fettstühlen kann ebenfalls beim sogenannten Magen-Bypass ein typisches Symptom darstellen. Bei dieser Operation wird eine Verkleinerung des Magens bei ausgeprägtem Übergewicht vorgenommen.
Eine Fehlbesiedelung der Darmflora wird gleichermaßen als möglicher Grund für die Ausbildung von Fettstühlen diskutiert.
Im Gegensatz zur unzureichenden Aufspaltung der Nahrung ist bei der Malabsorption (auch Malresorption) die Aufnahme der Nährstoffe in das Blut gestört.
Hier ist insbesondere die Zöliakie (Sprue) als Auslöser zu benennen. Die Zöliakie ist gekennzeichnet durch eine Unverträglichkeit des Weizenbestandteiles Gluten. Dieses Klebeeiweiß bedingt bei den Betroffenen eine drastische Verkleinerung der Darmoberfläche und infolgedessen eine verminderte Aufnahme von Nährstoffen.
Gleichfalls können Entzündungen im Darm, wie sie bei Morbus Crohn auftreten, eine ausreichende Resorption von Nahrungsmolekülen verhindern. Bei mehr als 30 Prozent der an Morbus Crohn erkrankten Patienten ist mit dem Auftreten von Fettstühlen zu rechnen.
Mit Fettstühlen muss zudem bei Krankheitsbildern wie der Mukoviszidose (einer Erbkrankheit mit zähflüssiger Schleimbildung), dem Reizdarmsyndrom und bei Diabetes mellitus gerechnet werden. Im Zusammenhang mit einem Kurzdarmsyndrom (Verlust größerer Darmabschnitte) kann ebenfalls neben einer Vielzahl anderer Symptome eine Steatorrhö hinzukommen.
Ein Fettstuhl wird anhand des typischen Erscheinungsbildes meist von den Betroffenen selbst als besorgniserregend beurteilt. Der Arzt wird in einem ausführlichen Gespräch mögliche Vorerkrankungen und zusätzliche Beschwerden erfragen (Anamnese).
Ein erfahrener Mediziner kann vielfach anhand der Farbe und Beschaffenheit des Fettstuhles eine erste Einordnung hinsichtlich der Ursache vornehmen.
Eine Untersuchung der Blutwerte von Leber- und Bauchspeicheldrüse wird den Verdacht in eine erste Richtung lenken. Im Hinblick auf eine mögliche Mangelernährung durch die verringerte Aufnahme von Nährstoffen kann die Untersuchung auf bestimmte Vitamine (Vitamin A, D, B12 sowie Folsäure) einen wertvollen Aufschluss bieten.
Eine Übersicht bietet auch der sogenannte D-Xylose-Resorptionstest. Er wird beim Verdacht auf eine Malabsorption eingesetzt und ist zusätzlich in der Lage, eine erste Trennung zwischen den unterschiedlichen Ursachen aufzuzeigen.
Für die Überprüfung der Bauchspeichelfunktion stehen eine Reihe sensibler Funktionstests zur Verfügung. Neben Methoden, welche durch den Einsatz einer Sonde funktionieren, kann die Leistung der Bauchspeicheldrüse auch durch indirekte Funktionstests überprüft werden. Insbesondere die Bestimmung von Chymotrypsin und Elastase im Stuhl zählen hier zu den gängigen Verfahren.
Die quantitative Stuhlfettbestimmung hat an Bedeutung verloren, zumal sie aufwendig und für das Pflege- und Laborpersonal belastend ist. Lediglich beim Scheitern aller anderen Diagnosemöglichkeiten kommt sie heute noch zum Tragen.
Hingegen treten bildgebende Verfahren immer weiter in den Vordergrund. Diese werden insbesondere zur Erkennung der ursächlichen Erkrankung herangezogen. Die Untersuchung von Bauchspeicheldrüsengängen und Gallengängen mittels der ERCP (endoskopisch retrograde Cholangio-Pankreatikografie) gilt in vielen Fällen als das Mittel der Wahl. Dabei werden die Gallenblase sowie die Gänge der Bauchspeicheldrüse und Galle mit einem Röntgenkontrastmittel auf dem Röntgenbild sichtbar gemacht. Ein spezielles Endoskop (eingeführte Sonde) kann zugleich eine mögliche Beeinträchtigung in diesem Gangsystem darstellen.
Vor Beginn einer Therapie muss die Ursache eines Fettstuhles diagnostiziert werden. Behandlungsbedürftige Störungen der Funktion der Bauchspeicheldrüse können medikamentös unterstützt werden.
Sind Gallensteine die Ursache, sollten diese mit geeigneten Maßnahmen (wie Operation, Endoskopie, Zertrümmerung mit Stoßwellen) entfernt werden.
Jedoch gibt es Krankheiten mit einem sehr schweren Verlauf, die einer aufwendigen und langen Therapie bedürfen.
Eine gewissenhafte Mitarbeit des Patienten ist ein wichtiger Bestandteil einer jeden Behandlungsmaßnahme. Sie unterstützt nicht nur den Arzt in seinen Bemühungen, sondern ist insbesondere der eigenen Genesung förderlich.
Ein wesentlicher Baustein der Therapie liegt unter anderem in einer angepassten Ernährung. Fettarme Nahrungsmittel sollten selbstverständlich sein. Der Verzicht auf Alkoholkonsum und auf Rauchen ist ein Muss.
Indes sollte auf eine leicht verdauliche Ernährung Wert gelegt werden. Viele Gewürze und Heilkräuter (wie Kümmel, Ingwer, Rosmarin) sind in der Lage, die Verdauung anzuregen, und können so den Heilungsprozess unterstützen.
Vornehmlich bei der Zöliakie kann eine strikte Diät zu einer völligen Beschwerdefreiheit führen. Glutenfreie Produkte sind mittlerweile in den meisten Lebensmittelläden erhältlich und können somit ein häufig unbeschwertes Leben ermöglichen.
medizin kompakt: https://www.medizin-kompakt.de/steatorrhoe (online, letzter Abruf: 10.09.2019)
DocMedicus Gesundheitslexikon: http://www.gesundheits-lexikon.com/Speiseroehre-Magen-Darm/Fettstuhl-Steatorrhoe/ (online, letzter Abruf: 10.09.2019)
MedLexi.de: https://medlexi.de/Steatorrh%C3%B6_(Fettstuhl) (online, letzter Abruf: 10.09.2019)
aktualisiert am 12.09.2019