Ein Zusammenstoß mit dem Gegenspieler beim Fußball oder ein Sturz mit dem Fahrrad – Ursachen für Kopfverletzungen mit der Folge einer Gehirnerschütterung gibt es zahlreiche. Doch nicht jeder klagt über die Symptome einer Gehirnerschütterung. Das muss nicht heißen, dass das Gehirn unversehrt ist. Die Anzeichen wie Kopfschmerzen, Übelkeit oder Schwindel treten bei einigen Menschen erst sechs bis zwölf Stunden nach dem Unfall auf. Einige dieser Symptome können sich auch erst nach Tagen zeigen. Auf eine Gehirnerschütterung können auch eine Bewusstlosigkeit von wenigen Sekunden und eine Gedächtnislücke für die Zeit vor und nach dem Unfall hindeuten. Wichtig ist deswegen: Bei jeder Kopfverletzung sollte ein Arzt aufgesucht werden oder sogar der Notarzt gerufen werden, um ernste Folgeerkrankungen zu vermeiden.
Eine Gehirnerschütterung gilt als leichtes Schädel-Hirn-Trauma und wird in der Fachsprache als Commotio cerebri bezeichnet. Das Gehirn schwimmt geschützt zwischen den harten Schädelknochen in einer Hirnflüssigkeit. Durch plötzliche Krafteinwirkung auf den Kopf kann es jedoch passieren, dass das Gehirn gegen die Knochen prallt. Das ist bei Verkehrsunfällen, Zusammenstößen im Sport oder durch einen dumpfen Schlag auf den Kopf der Fall. Das Gehirn wird entweder aus dem ruhenden Zustand gegen die Schädelwand geschlagen oder in der Bewegung abrupt aufgehalten und trifft gegen den harten Knochen. Je nach Intensität der Verletzung verliert das Gehirn kurzzeitig seine Funktion. Damit lassen sich spätere Erinnerungslücken sowie der Verlust des Bewusstseins erklären. Der Aufprall hat zur Folge, dass eine Überreizung des Nervengewebes und eine Schwellung im Gehirn entsteht. Diese ist für die typischen Anzeichen einer Commotio cerebri verantwortlich, die sich wie folgt äußern:
Solche Beschwerden kommen nicht nur direkt nach dem Ereignis vor, sondern können auch erst nach Stunden verspätet einsetzen.
Wenn der Schlag oder Stoß auf den Kopf eher schwach ausgeprägt war, berichten vor allem junge Menschen anfangs von keinerlei Beeinträchtigungen. Insbesondere Kleinkinder zeigen erst mehrere Stunden nach dem Unfall erste Anzeichen. Der Grund hierfür ist in erster Linie die Schwellung, die sich erst im Laufe der Zeit ausbildet. Doch je stärker ausgeprägt sich die Schwellung entwickelt, desto mehr werden die Nerven des Gehirns beeinträchtigt. Außerdem nimmt der Druck im Kopf zu und bestimmte Gehirnregionen können mitunter nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt werden. Die betroffenen Regionen verlieren ihre Funktion. In einzelnen Fällen werden die jeweiligen Areale sogar irreparabel geschädigt.
Je nach Ausprägung der Gehirnerschütterung können sich die klassischen Symptome dadurch erst sechs bis 24 Stunden später bemerkbar machen. Weil sich die Anzeichen einer Commotio cerebri gerade bei Kindern vielfach spät zeigen, sollten Eltern nach Stürzen oder Stößen besonders aufmerksam sein. Kleinkinder können ihr Befinden oftmals auch noch nicht in Worte fassen. Die Eltern müssen achtsam beobachten, ob das Kind möglicherweise an einer Gehirnerschütterung leidet. Sollte es in der Folge taumelig wirken, besonders viel schlafen oder aufgrund der Kopfschmerzen ununterbrochen schreien, steckt wahrscheinlich ein Schädel-Hirn-Trauma hinter den Beschwerden. Um dieses gezielt und fachmännisch zu behandeln, sollte rasch ein Arzt aufgesucht werden. Dieser wird den Nachwuchs körperlich untersuchen und bei Verdacht auf ernste Hirnverletzungen bildgebende Verfahren nutzen. Hinter einer vermeintlich harmlosen Gehirnerschütterung kann auch eine gefährliche Hirnblutung stecken, die ausgeschlossen werden muss.
Nicht nur bei Kindern können sich die Symptome einer Gehirnerschütterung verspätet zeigen. Unter einer verzögerten Gehirnerschütterung können ebenfalls erwachsene Menschen leiden. Selbst wenn man sich direkt nach dem Unfall fit und unbeschadet fühlt, kann es zu Hause zu starken Kopfschmerzen, Schwindelgefühlen oder Übelkeit kommen. Das kann nach Stunden oder manchmal noch nach Tagen eintreten. Je nachdem, wie stark die Symptome ausgeprägt sind, kann es sinnvoll sein, einen Arzt aufzusuchen. Bei leichten Kopfschmerzen sollte die Einnahme von geeigneten Schmerzmitteln für Besserung sorgen. Zudem versprechen Bettruhe und vollständige Schonung des Körpers eine schnelle Besserung des Leidens. Sobald der Patient allerdings das Bewusstsein verliert oder sich mehrmals erbricht, muss ein Notarzt gerufen werden. Gefährliche Folgeerkrankungen bis hin zur Hirnblutung beziehungsweise zum Schlaganfall könnten dahinter stecken.
Selbst wenn man der Meinung ist, der Schlag auf den Kopf oder der erlebte Sturz hätte keine weitreichenden Folgen, raten Ärzte zu einem Arztbesuch. Bei vielen Menschen treten die Symptome einer Gehirnerschütterung erst Stunden später auf. Wer seinen Körper jetzt überschätzt und das Leiden nicht ernst nimmt, riskiert schwere Auswirkungen: Einerseits kann man durch starke körperliche Belastung die Schwellung vergrößern, andererseits kann eine nicht behandelte Gehirnerschütterung zu chronischen Beschwerden führen. In 10 bis 20 Prozent der Fälle erkranken Betroffene an dem postkommotionellen Syndrom. Symptome wie Übelkeit, Kopfweh und Schwindel begleiten die Menschen hier über Wochen und Monate hinweg. Einzelne Personen berichten sogar von mehreren Jahren, in denen sie unter dem Syndrom leiden. Ein Arzt wird sich die Verletzung genauer ansehen und gegebenenfalls anhand einer Bewertungsskala (Glasgow-Coma-Scale) herausfinden, wie ausgeprägt das Schädel-Hirn-Trauma ist.
Allein um ernstere Erkrankungen wie eine Hirnblutung oder einen Schädelbasis-Bruch auszuschließen, sollte man nach einer Kopfverletzung einen Arzt aufsuchen. In vielen Fällen empfiehlt sich eine Beobachtung des Betroffenen im Krankenhaus über 24 Stunden, um bei möglichen schweren Auswirkungen wie Hirnblutungen schnell reagieren zu können.
AWMF - Deutsche Gesellschaft für Neurochirurgie - R. Firsching, et al., Leitlinie Schädel-Hirn-Trauma im Erwachsenenalter: https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/008-001 (online, letzter Abruf: 12.12.2019)
AWMF - Leitlinie - Das Schädel-Hirn-Trauma im Kindesalter: https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/024-018l_S2k_Schaedel-Hirn-Trauma_im_Kindesalter-2011-abgelaufen.pdf (online, letzter Abruf: 12.12.2019)
Neurologen und Psychiater im Netz - Gehirnerschütterung: Beschwerden können erst Stunden später auftreten: https://www.neurologen-und-psychiater-im-netz.org/neurologie/ratgeber-archiv/meldungen/article/gehirnerschuetterung-beschwerden-koennen-erst-stunden-spaeter-auftreten/ (online, letzter Abruf: 12.12.2019)
McCrea H, Perrine K, Niogi S, Härtl R (2013) Concussion in sports. Sports Health 5:160–164: https://journals.sagepub.com/doi/10.1177/1941738112462203 (online, letzter Abruf: 12.12.2019)
aktualisiert am 12.12.2019